ERIC GALES - THE BOOKENDS

Label: | PROVOGUE |
Jahr: | 2019 |
Running Time: | 53:12 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Eric Gales, Gitarren Wunderkind der frühen 1990er Jahre, hat mit der Eric Gales Band 1991 und 1993 („Picture Of A Thousand Faces“) zwei brillante Alben vorgelegt, die den Begriff Blues, unter dem sie vermarktet wurden, sehr sehr weit ausgelegt haben, ihm Infusionen aus vielerlei Stilistiken eingeimpft hat und ihm damit eine Frischzellenkur verpasst hat. Rockig, progressiv und mit einer Vorliebe für ungewöhnliche Chorgesänge à la King’s X hat Mister Gales schon damals niemand vorschreiben können, sich als Gralshüter der reinen Lehre zu positionieren. Zum Glück! Was ist davon geblieben? Nun, eine Menge! Der Wille zu experimentieren, die reine Lehre zu ignorieren und sich mehr auf Authentizität zu fokussieren und stilvollen Crossover zu zelebrieren. War das anno dazumal eher Hardrock, mit dem Eric geliebäugelt hat und vielleicht noch breitwandiger Progressive Rock, ist es heute mehr harter Funk Rock, der an Mother’s Finest oder TM Stevens grandioses Solo Album „Boom“ erinnert und der auch, wie zum Beispiel in „Watcha Gon‘ Do“ etwas an Budgie in den 1970ern erinnert. Als Kontrast serviert er im schlicht „Intro“ benannten Instrumental, das das Album eröffnet eine extrem dynamische Kreuzung aus 1970er Progressive Rock und hartem Blues. Um dann in „Something’s Gotta Give“ (feat. B. Slade), den Funk Hammer kreisen zu lassen.
Die eher klassische Blues Ballade „Southpaw Serenade“ (feat. Doyle Bramhall II) ist fabulös gelungen und steigert sich, wider Erwarten am Ende in ein gitarristisches Finale Furioso. Mein persönlicher Tipp auf dem Album ist allerdings „Somebody Lied“, inhaltlich eine Abrechnung mit dem leider noch allzu real existierenden Rassismus. Dazu passt die extreme stilistische Vielfalt, Progressive-Reggea-Funk-Bluesrock? Sowas bekommt man so süffig und homogen nur vor Eric Gales serviert, „Chapeau“, wie der Franzose sagt. Im Vorfeld habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich wirklich die x-te Version des Beatles Klassikers „With A Little Help From My Friends“ hören möchte…Ja, möchte ich! Mit solch einer fetten Schippe Dreck entkitscht und gekrönt, mit der Stimme der unfassbaren Beth Heart, hat diese Version mehr als nur eine Daseinsberechtigung. Das Album leistet sich nicht eine Schwäche, punktet mit einem warmen und gleichzeitig fett-dreckigen Sound, bergeweise Spielfreude und authentischem Crossover, ist abwechslungsreich und trotzdem in sich schlüssig, rockt und bewegt. Ein fettes Statement, Herr Gales! Mit Ihnen ist wieder zu rechnen. Und wisst ihr was? Zum Glück!
Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß