AMBER ASYLUM - SIN EATER

Label: | PROPHECY |
Jahr: | 2015 |
Running Time: | 62:46 |
Kategorie: |
Neuerscheinung |
Seit Dezember 2015 ist mit "Sin Eater" das siebte Full-Length des Neoklassik-Projektes Amber Asylum erhältlich und lange hat das kalifornische Megatalent Kris Force, tätig als Komponistin, Sängerin, Cellistin und Geigerin, für dieses opulente Werk gebraucht. So stammt ihr letztes Album "Bitter River" aus dem Jahre 2009. Bereits der Titel des Albums lässt erahnen, welche dunkle, melancholische und höchst schmerzvolle Klänge uns da erwarten werden. "Sin Eater" kann sowohl als Sündenträger übersetzt werden, einem Ritual ohne die Beteiligung der Kirche, in dem alle Sünden auf den Träger übertragen werden und der Tote so von seinen Sünden befreit wird. Die andere Übersetzung und nach dem Cover und den Texteilen wohl zutreffend lautet Sündenessen, einem ebenfalls sehr alten Bestattungsritual, bei dem über den Körper des Toten ein Mahl gereicht wird und die Verzehrenden dabei durch das Essen die Sünden des Verstorben aufnehmen und ihn so von den weltlichen Lasten befreien.
Das Intro, hier "Prelude", setzt auf tief intonierte Streicher voller Melancholie und Leid, welches fast nahtlos in das noch traurigere "Perfect Calm" mit weiblichen, ganz langgezogenen Gesang übergeht. So bedrückend, und auch die sanfte Percussion fügt sich beinahe nahtlos in diese Trauer ein. Wahrlich herzergreifend, die pure Verzweiflung fast spürbar machend und mit ganz langen instrumentalen Parts. "Beast Part" wirkt noch verlorener mit einfach bewegenden, ja engelsgleichen Stimmen. "Tot" deprimiert mit seinen gesetzten Drums und seiner elegischen Violine anfangs noch mehr. Schmerzlichste Demut und da wieder diese sanften, ja fast zitternden Elfenklänge. Ganz langsam wird nun zusehends die Spannung aufgebaut mit lauteren, bestimmenderen Streichern und wieder dieser abrupte Abfall in die betonte, ja doomige Langsamkeit und wieder unsere engelsgleichen Elfen, ehe dann Percussion, dunkle Celli und endlich mal metallische Sechsaiter das Zepter an sich reißen und kraftvollste, ja fast dramatische Akzente setzen, ohne die deprimierte Grundstimmung zu verlassen. "Harvester" setzt ganz langsam mit minimalistischsten Ansätzen ein. Die Stimmen scheinen ganz weit weg, aber wie Sonnenstrahlen durchbrechen sie die dichten Nebelwände und gewinnen zusehends an Kraft. Und hier die die so traurigen, tief bewegenden Streicher ehe ab etwa Mitte des Tracks zusehends ein stampfendes Cello effektvolle, dramatische Akzente setzt. Tief bewegend, aber voller Kraft nur so strotzend. Nun das von verzehrenden Streichern und langsamer Percussion geprägte "Paean", welches mit knapp über drei Minuten recht kurz gehalten ist. "Executioner" beginnt recht modern mit futuristischen, ja fast kreischenden Klängen und dort ein ganz dunkler, langsamster Bass. Bis zum Exzess wird dieses, ja fremdartig daher kommende Klangexperiment getrieben und da erste, leicht orientalisch angehauchte Stimmen. Unweigerlich denkt man an Tod, Trauer, Verwesung, Leichengeruch, dunkle Vögel, die sich am Leibe der Verstorbenen laben. Schwerste Trauer, alptraumhafte Gedanken und ja pure Angst und nach etwa neun Minuten ein Wechsel zu treibenden Drums ohne aber die Furcht und Panik zu verlassen. Zu angstvoll und zu wenig Melancholie, als dass es den Hörer hier zu einem weiteren Durchgang verleitet. Auch der Titeltrack repräsentiert eher eine sehr moderne Kris Force mit fast synthetischen Soundteppichen aber so nihilistisch, dass man die langsam einsetzenden Streicher schon fast als klangliche Erlösung empfindet.
Düstere, dunkelste aber höchst komplexe Arrangements mit verzehrenden Streichern und engelsgleichem Gesang. Für seichtere, ungefestigte Gemüter viel zu schwer und zu melancholisch. Bewegend, berührend und voller Elegie mit seinen sämtlichen Synonymen. Zum Ende allerdings zu modern, zu entrückt und leider die tollen Streicher verlassend für einen technisierten, schrillen Sound. Dennoch eine starke musikalische Umsetzung und Neoklassik in Reinkultur.
Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey