NINA SIMONE - LIVE AT MONTREUX 1976


Label:EAGLE
Jahr:2011
Running Time:60:33
Kategorie: Non Metal
 

Nina Simone, der Hohepriesterin des Soul, wird ein weiteres Denkmal mit den Aufnahmen „Live At Montreux 1976“ gesetzt. Acht Jahre nach ihrem Tod streiten sich Fans und Experten, ob die amerikanische Pianistin ihre und andere Tracks weniger niveauvoll vorgetragen hat, als zu ihren Glanzjahren in den 60ern. Dem mag so sein, wenn man in Betracht zieht, dass Madame ihre privaten Probleme hat durchklingen lassen. Scheidung und sich im eigenen Umfeld entwurzelt fühlen, nach einem zu Hause zu suchen, kann ich durchaus nachvollziehen. Und darum springe ich nicht auf den Zug der Schlächter auf, die Lady Simone, deren Version und Ausrichtung von Jazz, die einzige ist, die mein Herz berührt, in Diskredit bringen. Ja sicher, ihr Schlagzeuger hat sich während des Auftritts so manches Mal verloren gefühlt, die Songs wirken teilweise ernsthaft gefährdet und entfremdet, aber dem zerbrechlichen und tieftraurigen Timbre von Nina vermag ich mich nicht zu entziehen. Sie lässt ihre Verletztheit und Enttäuschungen in einer dezent, gelangweilten Stimme erklingen, was mancher für Arroganz halten will. Wer sich aber nur „I Wish I Knew (How It Would Feel To Be Free) hört und die Inbrunst des gesungenen Ausdrucks über sich ergehen lässt, kann nur meiner Meinung sein. Meinem Vater ist es zu verdanken, dass ich die einzigartige Stimme zu schätzen lernte und wenn Nina „Stars/Feelings“ interpretiert, sitzt er hier neben mir und lauscht wie früher. So wie ich heute. Wer also darauf besteht, dass Nina schon bluesiger geklungen hat, ihr das Temperament und die Konzentration fehlt, der soll wissen, dass ich den Auftritt, den es übrigens schon als DVD gab, sehr fordernd fand, wie es Madame von ihrem Zuhörer erwartet. Ich hätte alles gegeben, Nina einmal live sehen zu dürfen. Ohren auf!!! Als Bonus-Tracks gibt es zwei Recordings von 1987. Das berühmte Stück „Someone To Watch Over“ von George und Ira Gershwin und zuletzt „My Baby Just Cares For Me“, der ihr ein zweites Mal Weltruhm verschaffte, da Chanel ihn für den No.5-Duft in der TV-Reklame verwendete. So, ich knie voller Demut nieder und höre mir die Stunde eleganter Würde ein weiteres Mal in Ruhe an. Francoise…den Rotwein, bitte!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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