Joxe: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album. Habt Ihr tatsächlich sechs Jahre benötigt, um es fertig zu stellen?
Page: Danke schön! Wir sind sehr froh und stolz auf das neue Vore-Album! Wir hatten die Absicht, so schnell wie möglich ein neues Album zu machen. Wir wollen immer etwa alle zwei Jahre etwas Neues herausbringen. Aber das hat leider nie so geklappt. Dafür gibt es keinen bestimmten Grund. Es scheint immer finanzielle, persönliche oder organisatorische Probleme zu geben, die sich der Band in den Weg stellen. Und immer geht bei den Aufnahmen etwas schief. Jedes Mal funktioniert etwas nicht, was nicht in unserer Macht steht. So war es jedes Mal seit der “Dead Kings Eyes”-EP. Es scheint wie ein Fluch auf uns zu liegen. Das neue Album hieß bei uns deshalb nur noch “Curse Of The Gravehammer”.
Joxe: Im Jahre 2007 stieg Gitarrist John Voelker aus, und Ihr habt keinen Ersatz. Warum habt Ihr seinen Posten nicht neu besetzt?
Page: Hauptsächlich war es so, dass wir auf Johns Rückkehr in die Band gewartet haben. Wir wollten damals nicht, dass ein völlig neues Mitglied etwas an unserem Songwriting verändert. John Voelker hatte viele persönliche Probleme, die dem Bandklima seit der Veröffentlichung von “Maleficus” geschadet haben. Wir haben viel mit ihm geredet und versucht, das Beste aus ihm heraus zu holen. Aber 2007 haben wir beschlossen, dass es wohl das Beste wäre, ihm eine Pause zu gönnen, um erst einmal mit sich selbst klarzukommen. Sobald es ihm besser ginge, sollte er aber auf jeden Fall wiederkommen. Wir dachten, dass es nur sechs bis acht Wochen oder so dauern würde und haben deshalb vorerst nur zu dritt weitergemacht. Ich habe dann meinen Gitarrensound verändert, damit wir live fetter klingen. Wir sind immer noch gute Freunde, und John hilft uns, wo er nur kann. Aber ich bezweifle, dass er jemals zur Band zurückkehren wird, da sich das jetzt schon etwa fünf Jahre hinzieht. Vielleicht werden wir in Zukunft wieder einen zweiten Gitarristen suchen. Aber zur Zeit ist das kein Thema für uns. Ich denke, dass wir zu dritt um einiges tighter spielen als zu viert, weil Du mit zwei Gitarristen auf viel mehr Feinheiten achten musst. Wir haben bislang aber viel Lob dafür bekommen, dass wir auch als Trio ganz gut funktionieren.
Joxe: Wie hat sich der Ausstieg von John auf Euren Songwriting-Prozess ausgewirkt?
Page: Das hatte eigentlich keinen sonderlichen Einfluss auf uns. John hat über die Jahre hinweg immer weniger zum Songwriting beigetragen. Ich habe immer das meiste geschrieben, sei es Musik oder Texte. Auf dem neuen Album merkt man höchstens an den Solo-Passagen, dass John nicht mehr mitgewirkt hat. Er sollte noch ein paar Sachen einspielen. Dazu kam es aber nicht. Meine Soli sind im Vergleich zu seinen aber viel melodischer und abwechslungsreicher ausgefallen.
Joxe: Euer Death Metal ist teils behäbig und schleppend bis doomig. In wie weit seid Ihr Fans von Doom Metal?
Page: Wir mögen einige ältere Sachen, wie z. B. Cirith Ungol und Candlemass. Wir werden oft mit Doommetal-Bands verglichen, aber ich denke, nur wegen des Tempos. Wir sind eindeutig eher im Deathmetal-Bereich zu Hause. Es scheint so, dass wir für Deathmetal-Fans zu doomig und zu brutal für Doommetal-Fans sind, hehe! Was aber bei uns Doommetal-typisch ist, ist die Tatsache, dass wir mit unseren Songs eine düstere Atmosphäre einfangen wollen. Bei Vore geht es immer um harte und schwere Riffs.
Joxe: Wie steht der Albumtitel „Gravehammer“ im Kontext zu Euren Songs, und was bedeutet er?
Page: Es klingt einfach sehr heavy! Der Name hat sich eines Tages in meinem Gehirn festgesetzt. Ein Hammer ist ein vernichtendes Werkzeug, und ein Grab hat immer einen negativen Beigeschmack. Der Titel passt perfekt zu unseren neuen Songs und unserem Erscheinungsbild.
Joxe: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat das Album produziert?
Page: Wir haben das Album mit einem langjährigen Freund namens Doug Horton in einem lokalen Studio, den „Ozark Film And Video Productions“, aufgenommen. Das Studio wird hauptsächlich für Videoaufnahmen genutzt. Es gibt dort aber auch ein Tonstudio, in dem man vernünftig aufnehmen und abmischen kann. Doug produziert nur Bands, die er wirklich mag. Und er hat ein enormes Wissen über Aufnahmen und Metal. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit ihm zusammen zu arbeiten. Und ich hoffe, dass wir das bald wieder tun werden! Da war noch ein netter Kerl dabei, der Jeff Feast heißt, der noch etwas am Schlagzeug-Sound gefeilt hat, der meiner Meinung nach sehr fett geworden ist. Das Album wurde dann anschließend noch von Colin Davis (von der Band Vile) gemastered.
Joxe: „Gravehammer“ hat ein amtliches Cover erhalten. Verantwortlich dafür war Cover-Artist Daarken. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Page: Wir wollten ein Cover haben, das sofort ins Auge sticht. Wir sind im Internet auf Daarken gestoßen, mochten seinen Stil sehr und hatten den Eindruck, dass es gut das widerspiegelt, was wir mit Vore machen. Wir gaben ihm eine Grundidee, und er hat dann den Rest gemacht. Es war sein allererstes Album-Cover, und wir sind sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Das ist das erste, was uns die Leute sagen, und das wollten wir auch damit erreichen. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, in der man noch Alben blind nach Cover gekauft hat, ohne vorher reinzuhören. Durch das digitale Zeitalter macht das heute im Prinzip keiner mehr. Niemand geht heute mehr in einen Plattenladen und kauft ein Album blind.
Joxe: Wieder einmal habt Ihr die Produktion selbst bezahlt. Sind die Labels alle taub?
Page: Wir haben Jahre lang darüber gegrübelt, ob sie alle blind und taub sind! Aber weißt Du, Vore haben es nie darauf abgesehen, irgendwo einen Plattenvertrag zu bekommen. Wir haben in erster Linie immer alles für uns selbst gemacht. Wir haben alle bisherigen Kosten für Aufnahmen, Presse, Werbung und Merchandise immer selbst übernommen. Wir wollten zwar ein Label haben, das mehr Möglichkeiten hat als wir, unsere Musik in der Welt zu verbreiten. Aber selbst, wenn das nicht passiert, werden wir trotzdem immer weiter machen, weil wir hundert-prozentig hinter dem stehen, was wir tun. Vore und Metal allgemein sind unsere Leidenschaft!
Joxe: In Arkansas habt Ihr bereits einige Auszeichnungen erhalten. Erzähl uns doch einmal etwas darüber!
Page: Wir haben bei den North Arkansas Music Awards vor einigen Jahren eine Auszeichnung für unser Lebenswerk bekommen! Das ist ein regionaler Preis, aber es war es eine große Sache für unsere Heimatstadt, weil viele Leute keinen Metal hören, wo wir leben, sondern hauptsächlich Country, Blues oder alternatives Zeug. Viele Leute hier hassen unsere Musik richtig, aber sie erkennen uns trotzdem an, was ich persönlich sehr geil finde. Wir haben Jahre lang gegen den Mainstream angekämpft, und wir wurden mit dieser Auszeichnung im Prinzip sogar dafür belohnt! Unser Video zu “Throne To The Wolves” wurde übrigens ebenfalls in dem besagten Studio gedreht, wo wir auch das Album aufgenommen haben, obwohl wir zu dem Zeitpunkt gar nicht dort waren. Wir haben vor einer Menge Leute gespielt und sie zum Ausrasten gebracht, was uns immer Spaß macht.
Joxe: Wie groß ist die Chance, dass Ihr in Deutschland die Bühnen unsicher macht?
Page: Wir würden echt liebend gerne bei euch spielen. Es wäre ein Traum für uns, mal eine Tour in Deutschland oder generell in Europa zu absolvieren. Ich weiß nicht, ob das schon in diesem Jahr klappt. Aber ich hoffe, dass das eines Tages passieren wird! Ich möchte mich sehr für Dein Interview bedanken! Wir freuen uns sehr darüber, dass ihr uns die Gelegenheit gebt, uns den Lesern von „Crossfire Metal“ vorzustellen! Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, klickt auf unsere Seite http://www.vore.org und hört in unsere Musik rein!
Stay metal!
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http://www.vore.org
http://www.myspace.com/vorefare
review der scheibe hier:
http://www.crossfire-metal.de/cd-reviews/vore-gravehammer/