BLIZZEN - Vernünftig Headbangen!


Auch ohne den Namen der süddeutschen Stallion zu nennen, die vor einem Jahr einen Raketenstart im traditionellen Metal hinlegten, erkennt jeder Metaller, dass Blizzen gerade dabei sind, ähnlich rasant aus dem Underground hervorzuschießen. Als sie 2014 ihre ersten Songs zum freien Download anboten, einigten wir uns mit Gitarrist Andi auf ein Interview, das wir zum Release der anstehenden EP führen wollten. Etwa einen Monat vor Release von "Time Machine", und die EP ist ein Kracher geworden, zeigte ein grandioser Blizzen-Gig in Lünen, wie reif die Zeit nun dafür war. Und wie ihr Bandname bereits andeutet, kamen die Antworten auf die Interviewfragen schon nach paar Stunden zurück, im Blizztempo eben…

logoJoxe: Hallo Andi! Wie seid ihr als Band zusammen gekommen, seid ihr alle aus Weilburg? Bitte stell die Band mit ihren Members doch einmal vor!

Andi: Servus! Daniel (Bass, Vocals) und ich (Gitarre) haben schon einige Jahre zusammen in einer Thrash Metal Band gespielt, welche sich aufgelöst hat. Wir hatten aber während der Zeit schon einige Ideen gehabt, die nicht in die Band passten, da sie klassischer Heavy Metal-Natur waren. Nach der Auflösung hatten wir dann Bock, was aus den Ideen zu machen. Unser langjähriger Freund Marvin (Gitarre) kam dann dazu, er hatte auch schon passende Ideen und wir spielten dann zwei Demosongs zusammen auf nem Drumcomputer ein. Damit hatten wir dann was zum Vorzeigen, was Gereon (Drums) gefiel und so als Drummer einstieg. Daniel, Marvin und ich stammen aus der Weilburger Umgebung, Gereon kommt aus Neu-Anspach, das liegt bei Bad Homburg vor Frankfurt und ist ca. ne halbe Autostunde von Weilburg entfernt. Wir kannten ihn aber schon länger, da in seiner Heimatstadt ein cooler Jugendclub ist, in dem oft Metalkonzerte stattfinden, wir haben mit der alten Band beispielsweise unzählige Male dort gespielt.

Joxe: Wo habt Ihr musikalische Erfahrungen gesammelt, in welchen Bands habt ihr vor Blizzen gespielt?

Andi: Daniel und ich waren vorher bei Thrashtanica, der besagten Thrashband. Der Eine oder Andere kennt die vielleicht, aber wir haben nie etwas veröffentlicht. Marvin hatte schon mal mit seinem Bruder (Bassist bei der Limburger Death Metal Band Eraserhead) in jungen Jahren ne Band, die ein paar Auftritte in unserer Region spielte. Gereon macht schon lange Musik, er hat schon als Kind mit dem Schlagzeugspielen angefangen. Was er aber so für Bands und Projekte hatte, weiß ich gar nicht. Er spielt aber noch neben Blizzen in einer Jazz- oder Bigband.

Joxe. Wie ist Euer Bandname entstanden, wer von Euch hatte die Idee, oder stammt er tatsächlich aus einer Blitzidee?

Andi: Ja, ist ne Art Blizzidee. Daniel kam er Einfall irgendwie beim Autofahren oder so. Der Name ist kurz, knackig und klingt energiegeladen, so wie das für ne Heavy Metal-Band sein muss. Man kann mit dem Namen, nicht ganz klischeefrei, natürlich schön mit Gewitter/Donner/Blitzsymbolik spielen. Und darauf stehen wir!

Joxe: Ihr habt das German Swordbrothers Festival in Lünen eröffnet. Dort war es schon zu Anfang sehr voll und beim ersten Song sah man schon im Publikum die ersten gereckten Arme. Wie erlebt Ihr derzeit die Resonanzen Eurer Auftritte?

Andi: Ja, das Swordbrothers war sehr geil. Wir hatten auf der Bühne auch einen extrem geilen Sound und viel Platz, was immer gute Voraussetzungen für nen geilen Gig sind. Anfangs dachten wir nicht, dass bei uns schon viel los sein würde, und als das Intro fertig war, wir uns zum Spielen umdrehten und die volle Halle sahen, war das schon ziemlich überraschend und auch sehr geil. Wir haben eigentlich bisher nur gute Kritiken und Resonanzen unserer Auftritte bekommen, was uns weiter anspornt und uns darin bestätigt, was wir tun. Es ist auch immer wieder überwältigend, wenn die Leute schon die Texte aus den bei Youtube veröffentlichten Demosongs bzw. dem EP-Titeltrack mitsingen können. Ein Hammergefühl!

blizzen andiJoxe: Ähnlich wie der Start bei Stallion seid Ihr in der Szene schon ziemlich angesagt. Obwohl es von Euch bis jetzt nur drei downloadbare Songs gab, standet Ihr jetzt schon auf für die Szene wichtigen Bühnen. Eure EP erscheint erst Mitte April 2015. Meinst Du, dass der freie Download mitverantwortlich für das Interesse der Fans an Blizzen ist?

Andi: Das hoffe ich, deswegen haben wir auch die Songs hochgeladen! Das Internet ist heutzutage in der Promotion nicht wegzudenken, du kannst quasi direkt aus dem Proberaum deine Musik der ganzen Welt zugänglich machen. Da die ersten Demosongs auch selbst von mir aufgenommen, mit programmierten Drums versehen und gemixt wurden, hätten wir auch niemals daraus einen offiziellen Release gemacht. Die Songs wurden zu dem Zeitpunkt ja teilweise ohne Drummer nur von Marvin, Daniel und mir geschrieben und produziert. Eigentlich wollten wir wirklich nur was zum Vorzeigen für die Drummersuche machen!

Joxe: Euer Sound ist so unverfälscht, wie damals die New Wave Of British Heavy Metal klang. Ihr mögt Jaguar und covert das Anthem von Iron Maiden. Seid ihr alle vier Liebhaber dieses Sounds?

Andi: Na klar. Ich selbst, aber ich denke auch alle anderen, haben mit NWoBHM-Bands angefangen, Metal zu hören. Die großen Namen wie Iron Maiden, Motörhead und Judas Priest findet man einfach als erstes, wenn man sich als Kiddie für Metal interessiert. Eine meiner ersten Lieblingsbands war Maiden, und das ist sie bis heute!

Joxe: Im Moment wird von jungen Bands wieder gerne der Begriff 'Speed Metal' aufgegriffen, auch wenn sie sonst eher traditionellen Heavy Metal spielen. Nun seid Ihr ja auch nicht gerade reine Midtempoverfechter, wie wichtig ist Euch Tempo für Eure Songs?

Andi: Sehr wichtig, irgendein Tempo muss ein Song ja haben. Haha. Naja, wir wollen jetzt aber nicht die Allerschnellsten sein, auch nicht die Allerlangsamsten. Das kommt beim Songwriting einfach. Klar, Heavy Metal ist (hauptsächlich) schnelle Musik, weswegen auch unsere Songs schnell sind. Jedoch nicht schnell im Sinne von Thrash oder gar Death-Uptemposongs, aber man muss ja auch vernünftig Headbangen können! Die Demo- und EP-Songs sind zwar fast alle relativ schnell, aber wir haben von Beginn auch einen eher im Midtempo angesiedelten Song im Liveset und haben auch noch einen in Arbeit. Um auf die eigentliche Frage zu kommen: Speed Metal spielen wir sicher nicht. Glauben wir jedenfalls.

Joxe: Wie schreibt Ihr Eure Songs, einzeln zu Hause oder entstehen sie gemeinsam im Proberaum? So einen kompakten Song wie der Titeltrack "Time Machine" habt Ihr mit seinem Slowpart doch sicher gemeinsam geschrieben?

Andi: Jap, haben wir so im Proberaum gemacht. Marvin kam da mit dem Mainriff bzw. dem Vers, dann ist der ganze Rest so drum herum beim Basteln im Proberaum entstanden. So war es eigentlich bei allen Songs, irgendeiner kommt mit nem Riff oder einer Grundidee, manchmal auch schon fast komplett ausgearbeitet, und durch Jammen im Proberaum kommt man dann auf die Teile, die noch ergänzt oder abgeändert werden müssen. Die Texte bzw. Gesangslinien erarbeitet Daniel aber alleine, denn er muss es ja passend auf seine Stimmlage und sein Bassspiel entsprechend schreiben.

Joxe: Auf Eurer EP befinden sich auch die drei starken Songs des Demos noch einmal. Wolltet Ihr sie erneut in Szene setzen, oder habt Ihr vor, weiteres neues Material noch für ein Debütalbum zurückzuhalten?

Andi: Der Grund ist ein viel einfacherer, wir haben im September 2014 schon die EP eingespielt und hatten nicht viel mehr Songs zu dem Zeitpunkt! Außerdem waren die Demosongs wie gesagt selbstproduziert in schlechter Qualität und mit Drumcomputer, was man so ja nicht lassen kann. Außerdem dachten wir nicht, dass sich die Demosongs so krass verbreiten!! Zudem klingen die Songs auf der EP noch wesentlich besser jetzt!

Joxe: Wo habt Ihr Eure EP "Time Machine" aufgenommen, und wer hat produziert?

Andi: Das haben wir im Airstream Studio in Koblenz gemacht, auf Empfehlung vom Preacher von Steelpreacher, die dort soviel ich weiß ihr „Hellraiser“ aufgenommen haben. Während den Vocalaufnahmen hat uns der Preacher besucht und bei den Backingvocals unterstützt, was das Ganze noch ziemlich aufwertet. Er kann einfach gut singen/schreien/shouten! An dieser Stelle nochmal ein riesen Dankeschön an ihn. Das Studio gehört dem Markus Nöhten, der auch der Produzent war. Das Master für die endgültige CD- und LP-Fassung hat dann noch jemand vom Temple Of Disharmony-Studio gemacht, vermittelt durch High Roller Records.

blizzenJoxe: Wie ist Euer Deal mit High Roller Records unter Dach und Fach gekommen? Seid Ihr auf sie zu gegangen, oder kamen sie zu Euch?

Andi: Nachdem wir die Demos und die Vorabversion von „Time Machine“ im Netz und den Manilla Road-Festivalgig gespielt hatten, hat uns unser jetziger Verleger Wolf Mühlmann kontaktiert und Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Das haben wir angenommen, und er hat uns dann als passendes Label HRR vorgeschlagen. Das war natürlich schon mal ein Hammer, und dem Steffen von HRR hat unser Kram dann wohl auch gefallen, sodass die Zusammenarbeit letztendlich zustande kam. Ihm hat natürlich super gepasst, dass wir schon eine komplett eingespielte EP in der Schublade hatten.

Joxe: Werdet Ihr auf Tour gehen, die EP zu promoten? Habt Ihr eine favorisierte Band, für die Ihr eröffnen wollt?

Andi: Nein, ne Tour ist nicht geplant. Aber wir spielen im Frühjahr und Sommer einige Festivals und andere coole Gigs, wo wir die EP natürlich dabei haben werden! Also, ich würde gern mal für Maiden eröffnen. Klar, das wird nicht passieren, aber über sowas hab ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht.

Joxe: Welches sind Deine fünf Lieblingsplatten aller Zeiten?

Andi: Da nenne ich irgendwie immer andere, das kann ich eigentlich nicht absolut festlegen. Ich mach einfach mal drauflos: Iron Maiden - „The Number Of The Beast“,
Judas Priest - „Defenders Of The Faith“, Slayer - „Reign In Blood“, Entombed - „Left Hand Path“ und AC/DC - „Let There Be Rock“.

Joxe: Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören Dir!

Andi: Ich danke Dir für das Interesse an uns und hoffe, wir sehen uns mal irgendwo bei ner Show! Stay Heavy!



Autor: Joxe Schaefer