UNIVERSE - Immer qualitativ hochwertig


Schon wieder Universe? Jawohl! Und das hat zwei Gründe: Erstens ist das erste Universe-Interview nur zufällig ein solches geworden, weil es ein Retro-Axe Victims-Interview werden sollte und sich erst darin herausgestellt hatte, dass beide Bands eigentlich ein und dieselbe sind (was ich vorher gar nicht wusste!). Zweitens waren sie als Universe zu dem Zeitpunkt gar nicht wirklich aktiv. Jetzt jedoch schon! Seit November 2014 ist das neue Album „Mission Rock“ fertig. Offiziell erscheinen wird es im März 2015. Seit dem letzten Album hat sich viel im Lager der Wuppertaler getan. Und lag der Schwerpunkt beim letzten Mal noch auf Axe Victims, kauen wir dieses Mal nur Universe durch, denn auch das haben Bassist Holger George und Gitarrist George Dallino (also bitte keine Irritationen bei den unten stehen Namen vor den Antworten!) doch einiges zu erzählen!

logoDaniel: Hi Holger! Lass uns mal ganz von vorne anfangen: Wie kam es zum Ende Deiner Ex-Band Axe Victims? Und wie kam der Stein für Universe ins Rollen? Waren das zwei verschiedene Bands oder im Prinzip noch dieselbe Band nur mit Namenswechsel?

Holger: Es war die gleiche Band. Wir hatten die zweite LP aufgenommen und wurden mit Black- und Thrash Metal-Bands in einen Topf geworfen und entschlossen uns, den Namen zu ändern.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Es fällt ja schon auf, dass Axe Victims, die mehr im klassischen Heavy Metal zu Hause waren, und Universe, die eher traditionellen Hard Rock spielen, sich musikalisch ganz gravierend voneinander unterscheiden... 

Holger: Damals gab es nicht so viele Metal-Bands, die man sich als Vorbild nehmen konnte. Black Sabbath waren eine große Nummer, Judas Priest waren am Start und es kamen die neuen Bands wie Iron Maiden, Demon, Def Leppard aus England, die wir klasse fanden, aber natürlich auch Bands wie AC/DC, Led Zeppelin und Deep Purple. In Deutschland gab es die Scorpions und Accept, die aus Wuppertal/Solingen kamen, auch öfter mal in unserer Gegend spielten und die wir auch kannten. Deswegen waren die Einflüsse weit gestreut.

Daniel: Lass uns mal die Band-Geschichte durchforsten! Ihr habt 1988 die 7“-Single „IWant You“ in Osteuropa veröffentlicht. Warum nur dort? Und wie kam es überhaupt dazu?

Holger: Wir hatten das Angebot, in Polen eine kleine Tour zu machen und wollten unbedingt eine Platte mitnehmen, wo Universe drauf stand.

Daniel: Auch Euer Debüt „Bad Child“ bringt Euch mit Osteuropa in Verbindung, denn Ihr habt es in Tschechien aufgenommen. Auch hier: Warum dort? Gab es in Deutschland keine geeigneten Studios, die Euch gut genug waren?

Holger: Wir hatten damals mit Frank Bornemann vom Horus Studio in Hannover einen Verlagsdeal, der mit seinem Metromania/Warner Musikverlag abgeschlossen wurde. Wir wollten die Aufnahmen bezahlen, er den Mix im Horus. Da wir vorher einen Gig mit Citron hatten und den Drummer, dem das Studio in Ostrava gehörte kennenlernten und Frank Bornemann Ihn kannte, entschlossen wir uns, mit Ralf Krause aus Berlin, der kurz vorher mit Rage eine Platte aufgenommen hatte, im Citron Studio aufzunehmen, denn das war für uns bezahlbar!

Daniel: Stimmt es, dass Ihr die Aufnahmen im Citron Studio gemacht habt? Citron sind die wohl dienstälteste tschechische Metal-Band überhaupt. Die gibt es sogar heute noch! Ich bin ein großer Fan der Band und habe ihre alten Alben und ein paar Vinyl-Singles von ihnen! Kennst und magst Du ihre Musik ebenfalls? Oder hat Euch das damals nicht interessiert?

Holger: Wir haben sie, wie gesagt, vorher kennengelernt; nette Jungens, die auch spielen konnten.

Daniel: Wie seid Ihr an den Plattenvertrag mit Solid Rock Records gekommen, bei denen „Bad Child“ rauskam? Das Axe Victims-Album erschien ja noch auf Mausoleum...

Holger: Durch Frank Bornemann, in dessen Studio damals viele Hard´n´Heavy-Platten aufgenommen wurden. Solid Rock gibt´s nicht mehr... Sie heißen heute Massacre Records und vertreiben nur noch die härtere Gangart.

Daniel: Sind eigentlich auch noch Songs vom zweiten, immer noch unveröffentlichten Axe Victims-Album „Hypnotized“, das ursprünglich 1985 erscheinen sollte, auf „Bad Child“ vertreten? Oder hattet Ihr nach der Umbenennung alles alte Material komplett über Bord geworfen?

Holger: Es sind nur neue Songs auf „Bad Child“ gekommen, das zusammen mit „Waiting for…“ demnächst durch Avenue Of Allies wiederveröffentlicht wird.

Daniel: 1992 wart Ihr dann auf US Tour. Mit wem seid Ihr dort getourt? Und wart Ihr als Headliner oder als Support Act unterwegs?

Holger: Wir waren 1992 in L.A. und Umgebung und haben einige Gigs in angesagten Clubs gespielt, haben vorher in den SIR Studios geprobt und dann unter anderem Im Whisky A Go Go gespielt. Es ist da so, dass immer drei bis fünf Bands am Abend spielen. War echt klasse!

Daniel: 1993 erschien die EP „Waiting For...“, die Ihr mit Uli Pösselt produziert habt, den ich vor allem als Rage und Axel Rudi Pell-Produzent in den Neunzigern her kenne. Wie kam der Kontakt damals zustande?

Holger: Wir haben Ihn, glaube ich, irgendwo getroffen und fanden ihn nett. Als wir kurzfristig die Aufnahmen für „Waiting for…“ machen wollten, hatte er Zeit.

Daniel: 1998 sollt Ihr schon mit den Aufnahmen zum zweiten Album „Is There Something?“ begonnen haben, 2003 erschien dies aber erst. Warum strich damals so viel Zeit ins Land? Was hattet Ihr überhaupt in der langen Zwischenzeit so getrieben?

George: Du kannst dich vielleicht an den Nirvana-Schock erinnern. Bis Mitte der Neunziger war mit unserer Musik absolut kein Blumentopf zu gewinnen. Und einen der vielen Versuche, auf den Grunge-Zug aufzuspringen, wollten wir uns gerne ersparen. Vor dem Hintergrund der Erkrankung unseres Sängers ist die Produktion eigentlich recht zügig abgelaufen, da wir ja in unserem eigenen kleinen Studio aufgenommen haben und Songwriting und Aufnahmen parallel gelaufen sind. Charly Bauerfeind, der die CD mixte, hatte eine große Produktion mit Blind Guardian vor sich und hatte immer mal für uns Zeit. Sonst hätten wir ihn vielleicht nicht bezahlen können. Die lange Pause nach den Aufnahmen entstand durch den zu verarbeitenden Verlust und die Suche nach einem neuen Sänger. Wir wollten schließlich zur Veröffentlichung eine komplette, einsatzfähige Band am Start haben.

universeDaniel: 2000 ist Euer alter Sänger Frank DiSanto an Krebs gestorben. 2003 stieg der neue Sänger A. H. Son ein, der auch heute noch in der Band ist. Er war letztendlich auch auf „Is There Something?“ zu hören. Hattet Ihr nicht überlegt, die Gesangspuren von Frank auf dem Album zu lassen, quasi als Tribut an einen guten alten Weggefährten? Oder kam es schon gar nicht mehr zu seinen Gesangsaufnahmen? Gibt es vielleicht noch alte Demoversionen mit Frank am Gesang, die Ihr eines Tages veröffentlichen werdet?

George: Da handelt es sich um ein Missverständnis, das wohl durch einige Reviews von „Is There Something“ entstanden ist, weil A. H. ja schon vor Veröffentlichung Bandmitglied war und auch auf dem Cover erscheint. Fakt ist, dass ausschließlich Frank auf dem Album zu hören ist. Wir wären niemals auf die Idee gekommen, seine letzten Gesangsspuren nicht auf dem Album zu lassen!

Daniel: Zwischen 2008 und 2010 lag die Band auf Eis wegen einer Handverletzung Eures Gitarristen George Dallino. Was hatte er denn genau, dass es so lange dauerte? Und hattet Ihr nicht überlegt, zumindest für die Zeit seines Ausfalls, einen Ersatz zu finden, bis er wieder fit ist, um die Band aufrecht zu erhalten?

George: Das war ein Strecksehnenabriss am Ringfinger durch einen ungeschickten Ballkontakt. Im Ergebnis hängt dann das letzte Fingerglied einfach runter. Echt gespenstisch, wenn man versuch, den Finger zu strecken und nichts passiert. Der Finger wird dann mit einer Schiene für ungefähr vier Monate ruhig gestellt, bis die Sehne wieder zusammengewachsen ist. Dann kriegt man den Finger zwar wieder gerade, aber wegen des inzwischen steif gewordenen Gelenks nicht gebeugt, was locker nochmal so lange dauert. Inzwischen bauen sich alle Muskeln ab, die man zum Spielen braucht. Bis man wieder richtig fit ist, ist nochmal ein halbes Jahr vorbei. Sehr nervig, aber jetzt ist alles wie früher!

Holger: Erstmal sind wir erstmal nicht davon ausgegangen, dass das Ganze so lange dauert. Außerdem ist George mit seiner Art, Soli zu spielen und auch als Songwriter schon Stil prägend für Universe, so dass eine Vertretung keinen Sinn gemacht hätte. Mal ganz abgesehen von der Zumutung, der eigenen Band aus dem Publikum zuschauen zu müssen. Da haben wir eben abgewartet.

Daniel: Ihr seid viel live unterwegs gewesen, unter anderem im Vorprogramm von Running Wild, Uriah Heep, Axel Rudi Pell, Krokus und Kingdom Come, UFO und Crystal Ball. Alles große Namen! Warum seid Ihr denn nie aus dem Underground-Status herausgekommen?

George: Da fragst Du die Falschen, zumal wir gerade bei den genannten Support-Gigs gefühlt eigentlich immer auf Augenhöhe unterwegs waren. Nicht nur unserer Meinung nach sind wir eine der am stärksten unterbewerteten Bands westlich des Urals...

Daniel: Nun erscheint endlich Euer drittes Album „Mission Rock“. Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

George: Konkret angefangen haben wir Ende 2011. Mit dem aktuellen, durch Stanley Sparrow als Gitarrist komplettierten Line-Up, haben wir zuerst das vorhandene Material ausgiebig geprobt, um ein Gefühl für den neu entstehenden Band-Sound zu bekommen. Im Gegensatz zum Vorgänger „Is There Something?“ ergab sich im Proberaum automatisch ein deutlich traditionelleres, Hard Rock orientierteres Band-Feeling, das sich in Form von hauptsächlich Song- und Melodie orientierten, gradlinigen Arrangements auf dem Album niederschlägt. Ziel war es hierbei, den Live-Sound der Band möglichst authentisch zu konservieren. In der ersten Phase wurde bereits vorhandenes Songmaterial passend zu dieser Attitüde umgearbeitet und in einer ersten Recording-Session Mitte 2012 aufgenommen. Beim Songwriting für das weitere Material sind viele Ideen nach dem Motto „…netter Song, aber nicht gut genug für Universe“ auf der Strecke geblieben, so dass wir ungefähr ein Dreivierteljahr gebraucht haben. Die Aufnahmen hierfür waren dann im Herbst 2013 im Kasten. Anschießend haben wir noch die im Wesentlichen im Studio entstandene Akustikballade und den Abschlusssong ergänzt, was bis Anfang 2014 gedauert hat. Das Material haben wir dann unterschiedliche Leute testweise mischen lassen und uns dann für Michael Voss entschieden, so dass das Album etwa Mitte 2014 fertig war. Für Labelsuche, Artwork usw. ging dann nochmal ein halbes Jahr in Land, als Veröffentlichungstermin haben wir uns dann gemeinsam mit unserem Label für den 20. März entschieden.

Daniel: Ich finde das Cover von „Mission Rock“ schön! Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen? Kanntet Ihr bereits alte Arbeiten von ihm?

George: Vielen Dank. Den Kontakt zu Arnaud Leger, den wir vorher nicht kannten, hat unser Label hergestellt. Das Artwork passt perfekt zu uns. Wir sind sehr zufrieden damit!

Daniel: Wie seid Ihr an den Plattenvertrag mit Avenue Of Allies Records gekommen? Ich muss gestehen, dass ich noch nie zuvor von ihnen gehört habe! Hatten sie schon Alben veröffentlicht, die Ihr kanntet?

George: Wir haben unser Album als fertiges Produkt natürlich unterschiedlichen Labels angeboten. Wir hatten mehrere Angebote. Fakt ist, dass Gregor Klee von Avenue Of Allies einfach den größten Bock auf unsere Musik hatte und sich am stärksten engagiert hat, den Deal zu bekommen. Das zahlt sich dann in der weiteren Zusammenarbeit einfach aus.

universeDaniel: Wird es auch eine Vinylversion von „Mission Rock“ geben? Das Cover eignet sich da perfekt dafür. Gibt es da schon gezielte Planungen?

George: Da bringst du uns auf eine gute Idee! Das werden wir schnellstens mal mit Gregor besprechen!

Daniel: Es fällt auf, dass Ihr immer elf Jahre braucht, um ein neues Album zu machen! Bad Child“ erschien 1992, „Is There Something?“ 2003 und „Mission Rock“ wurde 2014 fertig gestellt! Ist Universe demnach nur ein Projekt für zwischendurch? Wie viel Zeit investiert Ihr wirklich in Universe? Und warum dauert es immer geschlagene elf Jahre, bis bei Euch endlich mal etwas passiert?

George: Also, da steckt zumindest keine Strategie dahinter (glaube ich jedenfalls...)! Wie schon gesagt: In der Vergangenheit haben sich eben immer Zwangspausen ergeben. Wir gehen mal davon aus, dass das in Zukunft besser wird. Trotzdem werden wir unsere Zeit brauchen, weil ein Universe-Album immer qualitativ hochwertig sein muss.

Daniel: Mal etwas Anderes: Bei Metal Archives war bis vor ein paar Wochen zu lesen, dass Eurer Schlagzeuger HH identisch sei mit ex-Rage- und ex-Axxis-Drummer André Hilgers. Hast Du eine Ahnung, wie es zu dieser Verwechslung kam? Hat André Hilgers tatsächlich mal kurz bei Universe getrommelt?

Holger: Nein, Andre hat nie bei uns gespielt. Wir kennen ihn aber ganz gut, da er aus Remscheid stammt und hier in der Gegend bei einigen Bands gespielt hat.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Universe aus? Und müssen wir erneut elfweitere Jahre auf Album Nummer Vier warten? Werdet Ihr wieder mehr live unterwegs sein? Wird es endlich eine posthume Veröffentlichung des zweiten Axe Victims-Albums „Hypnotized“ geben? Wird „Bad Child“ endlich auf CD wiederveröffentlicht und die „I Want You“ 7“ von 1988 und die „Waiting For...“ EP-Tracks von 1993 als Bonus enthalten, die man in Deutschland absolut nicht bekommen kann, obwohl Ihr eine deutsche Band seid? Was kommt alles noch demnächst auf uns zu? Bitte klär uns auf!

George: Da haben wir gute Nachrichten für Dich: „Bad Child“ ist neu gemastert, wird wohl im April 2015 wiederveröffentlicht und als Bonus sämtliche Tracks der „Waiting For…“ EP enthalten! Für die nächste CD schreiben wir schon fleißig Songs und sind vorsichtig optimistisch, dieses Mal etwas schneller zu sein. Spaß beiseite! Die ersten Reviews von „Mission Rock“ sind sehr positiv. Da wollen wir natürlich zügig nachlegen, werden aber auf keinen Fall unseren Anspruch herunter schrauben. Und Du hast ja schon gehört, was Universe-Songs angeht sind wir echt pingelig…

Daniel: Alles klar, Holger! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Holger: Die Resonanz auf „Mission Rock“ ist bis jetzt sehr positiv. Ich hoffe, das hält so an! Wir werden eine Tour und einige Festivals spielen und hoffentlich viele Fans dazu gewinnen und gesund bleiben!

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Autor: Daniel Müller