DEAD END - Es wird ein neues Album geben!


Alle, die mich kennen wissen, dass ich eine große Vorliebe für alten, holländischen Death Metal habe. Ich habe auch schon in den Neunzigern dort tief im Underground gewühlt. Und trotzdem werden einem Sammler wie mir manchmal immer noch die Grenzen aufgezeigt. Dead End kannte ich zum Beispiel noch nicht. Woher auch? Eine CD gab es nie, nur zwei Demos und eine 7“ EP. Das war´s! Danach war lange Schluss, bis vor kurzem! Ich dachte erst, die neue Compilation „Forever Is Not Eternal“, die alle (!) alten Aufnahmen auf einer CD vereint, sei posthum einfach nur so erschienen. Aber nein: Dead End sind tatsächlich wieder aktiv, treten bald wieder live auf und arbeiten sogar endlich an ihrem offiziellen Debüt! Mehr dazu hier:

logoDaniel: Hi Alwin! Lass uns mal zunächst mit der Discographie von Dead End anfangen: Zähl mal eben alle Eure Veröffentlichungen auf!

Alwin: Nun ja, alle unsere Veröffentlichungen sind jetzt vereint auf der neuen Compilation „Forever Is Not Eternal“ vertreten, haha! Das wären die beiden Demos „Tales...“ (1991) und „Purity“ (1992), die drei Songs der EP „Wartime In Eden“ (1993) und ein unveröffentlichter Samplertrack auf einer Compilation vom DSFA Label. Außerdem sind auch noch drei Live-Versionen als Bonus enthalten.

Daniel: Welche Bands waren Eure Haupteinflüsse?

Alwin: Ich unterscheide da immer zwischen zwei Stilen: die Doom-Einflüsse von Candlemass, Anathema und Paradise Lost sowie die Death Metal-Schlagseite von Entombed, Obituary und Master. Ich schätze, das war so die Mischung aus beiden Lagern.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Und ging es nur um die Erfüllung der typischen Death Metal-Klischees? Oder wolltest Ihr damit auch etwas Bestimmtes aussagen?

Alwin: Micha hat früher unsere Texte geschrieben. Sie waren immer etwas „schwammig“ und nicht immer eindeutig zu interpretieren. Aber es ging da mehr um Emotionen und dem Geisteszustand. Im Moment schreibe ich ein paar Texte für das neue Album, werde dabei aber darauf achten, dass sie im typischen Dead End-Stil gehalten sein werden. Kann sein, dass unser neuer Sänger in Zukunft auch neue Texte schreibt. Aber auch sie werden sich nicht völlig von den bisherigen unterscheiden.

Daniel: Ihr hattet damals nur zwei Demos und eine 7“ EP veröffentlicht. Zu einem Album hat es nie gereicht. Warum nicht? Und warum hattet Ihr Euch 1993 schon wieder aufgelöst? Was ging schief?

Alwin: Wir hatten schon an einem Album gearbeitet, aber wir hatten einige Probleme.  Wir hatten Angebote von Plattenfirmen wie Nuclear Blast und Century Media, wenn ich mich richtig erinnere. Wir schrieben also Songs, haben dann aber schnell gemerkt, dass wir mit einem Deal auch einige Verpflichtungen haben würden, einen strikten Tourplan usw. Und weil drei von uns gerade erst mit ihrem Studium angefangen hatten, waren wir uns darüber im Klaren, dass wir das leider nicht in der Form durchziehen konnten. Und seltsamerweise haben wir uns dann auch direkt aufgelöst. Es gab keinerlei Streit innerhalb der Band oder Ähnliches! Wir sagten einfach, das war´s und veröffentlichten zum Abschied noch schnell die 7“ EP „Wartime In Eden“. Ich war immer sehr unglücklich mit dieser Entscheidung...

Daniel: Nach der Auflösung hast Du mit Micha noch in einer Gothic Metal-Band namens Wish gespielt, die ein Album („Monochrome“, 1995) veröffentlicht haben. Wo lagen genau die Unterschiede zwischen Dead End und Wish, musikalisch wie auch textlich?

Alwin: Da gab es tonnenweise Unterschiede! Ich denke, es wäre einfacher zu sagen, dass beide Bands lediglich das Feeling, die Emotionen und die dunkle Seite der Seele gemeinsam hatten, wenn man überhaupt eine Verbindung zu Dead End aufnehmen wollte.

Daniel: Wird es vielleicht auch eine Wiederveröffentlichung von dem ganzen Wish-Zeug geben? Soweit ich weiß, gab es ja neben dem Album auch nur drei Demos. Es wurde also, genau wie bei Dead End, eigentlich alles auf eine CD passen. Gibt es konkrete Pläne dafür?

Alwin: Keine Ahnung, denn nach dem Debüt „Monochrome“ bin ich da rausgeflogen, haha! Danach sind wir alle getrennte Wege gegangen. Sie änderten ihren Stil und ich bin bei Morthicia eingestiegen. Ich glaube aber nicht, dass es so etwas wie eine Wiederveröffentlichung geben wird. Bart ist mit vielen anderen Dingen beschäftigt und Micha macht auch gar keine Musik mehr. Als ich in gefragt habe, ob er wieder bei Dead End einsteigen wollte, meinte er nur, dass er nach nur zwei Minuten Singen tot umfallen würde, haha! Nein, er macht selbst keine Musik mehr. Er verfolgt zwar noch unseren weiteren Werdegang, das war´s aber auch schon...

Daniel: Was haben denn die anderen Mitmusiker von Dead End in der Zwischenzeit von 1993 bis 2014 so gemacht? Weißt Du das?

Alwin: Gunther, der Schlagzeuger, hat nicht mehr viel gemacht, soweit ich weiß. Er hatte zwischendurch auch mal ganz mit Musik aufgehört und nur so vor sich hin geklimpert. Jeroen und Eef haben Feeler gegründet und sich später in My Favorite Scar umbenannt. Das lief eine Weile ganz gut, aber der große Durchbruch blieb aus. Kurz vor der Veröffentlichung der Dead End Compilation hatten sie auch die Schnauze voll und haben sich kurzfristig aufgelöst.

dead endDaniel: Wie kam es denn überhaupt dazu, dass Ihr Dead End nach so langer Zeit wieder ins Leben gerufen habt? Und ist Dead End heute immer noch dieselbe Band wie damals?

Alwin: Na ja, eigentlich kam der Stein erst dadurch ins Rollen, dass Roel von Vic Records nach unseren alten Aufnahmen gefragt hat, weil er eine Wiederveröffentlichung plante. Wir fanden das eigentlich ziemlich cool, aber kurze Zeit später kamen auch schon die ersten Angebote für Live-Auftritte. Vorher war davon überhaupt nicht die Rede, aber ich hatte sofort wieder Bock darauf! Die Anderen hatten zunächst irgendwie keine große Lust, und so rief ich Dead End mit meinem Kumpel Jeroen Gijsbers, mit dem ich auch bei Fullbeat spiele, wieder ins Leben. Nachdem wir das Album mit 23 Jahren dann mal wieder gehört hatten, bekamen unser alter Gitarrist, der auch Jeroen heißt, und auch Schlagzeuger Gunther wieder Bock auf Dead End. Und so kam es schließlich zur Wiedervereinigung.

Daniel: Wie kam denn der Kontakt mit Vic Records zustande?

Alwin: Roel hatte uns zuvor schon einmal kontaktiert, uns dann aber irgendwie vergessen, weil er noch so viele andere Veröffentlichungen geplant hatte. Später hat ihn dann Wannes von Pentacle wieder daran erinnert, hehe! Wir akzeptierten alle seine Entschuldigungen und machten weiter mit seinem ursprünglichen Plan, und dann klappte alles sehr gut!

Daniel: Wie sieht es denn mit einem neuen Album aus? Gibt es schon irgendwelche Anstrengungen diesbezüglich? Und wie werden die neuen Songs klingen: genauso wie früher oder komplett anders? Wird es eine große Weiterentwicklung nach so vielen Jahren Pause geben? Oder werdet Ihr die pure Retroschiene fahren?

Alwin: Wir arbeiten gerade daran, dass die alten Songs wieder Gestalt annehmen. Wir haben zwei neue Leute in der Band und sie müssen so einiges aufholen, haha! Als ich beschloss, wieder mit Dead End weiterzumachen, stieg mein Kumpel Jeroen G zunächst mit ein. Und in den ersten drei Wochen hatten wir bereits neue Songs geschrieben. Ich habe auch schon geregelt, dass das neue Album ebenfalls bei Vic Records erscheinen wird. Ich war ziemlich überrascht, was dabei herauskam! Jeroen ist ein paar Jahre jünger als ich. Und sein musikalischer Background ist auch ein ganz anderer als der von Dead End. Ich hatte also mit einigen Reibereien zwischen ihm und mir gerechnet. Aber das war überhaupt nicht der Fall! Als er mit ein paar coolen Ideen für Riffs und Leadgitarren daherkam, klang es am Ende genauso, wie ich es mir erhofft hatte! Und so entwickelte sich alles zum Guten für Dead End. Die ersten Ideen mit unserem alten Gitarristen Jeroen van Riet und Schlagzeuger Gunther waren ebenfalls gut und nahmen Form an. Aber um Deine Frage zu beantworten: Ja, es wird ein neues Dead End-Album geben! Es wird „Reborn From The Ancient Grave“ heißen und genau dort anknüpfen, wo wir damals aufgehört haben. Wir werden uns nicht nur stumpf wiederholen, aber es wird auch keine großen Unterschiede geben. Gunthers typischer Schlagzeug-Stil wird genauso wiedererkennbar sein, genau wie der ganze Sound und die Emotionen. Es wird letztendlich typisch Dead End sein! Auch mit dem neuen Sänger Bas werden wir genau das machen können, was uns damals vorschwebte.

Daniel: Werdet Ihr auch wieder live auftreten? Und habt Ihr auch schon Konzerte in Deutschland geplant?

Alwin: Au ja, auf jeden Fall! Live spielen ist das Beste überhaupt, vor allem, wenn man gute Resonanzen bekommt! Ich suche noch jemanden in Deutschland, der gute Kontakte zu Veranstaltern hat. Im Moment sind schon vier Konzerte in Holland und in Belgien spruchreif, unter anderem die VicFest Auftritte. Am letzten Mai-Wochenende werden wir in Gouda, Uden und wahrscheinlich in Zwolle spielen, zusammen mit Phlebotomized, Eternal Solstice und dem schwedischen Special Guest Sinners Burn. Und wir spielen ein VicFest in Belgien im Club B52 am 4. Juli. Wir arbeiten gerade an einem Bühnenbild. Alles, Bühnenshow und Spezial-Effekte, sollen toll aussehen und optisch wirken; die Musik natürlich auch. Man soll alles in guter Erinnerung behalten!

Daniel: Lass uns mal ein bisschen über die Death Metal-Szene in Holland reden, okay? Ich bin nämlich ein Riesen-Fan von Kultbands wie Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Thanatos, Sinister, Supreme Pain, Gorefest, Altar, Etherial Winds, Carnal Leftovers, I Chaos, Delirium, Sempiternal Deathreign, Eternal Solstice usw. Bist Du in Kontakt mit einigen dieser Bands? Und wie ist die holländische Szene so? Unterstützen sich Bands gengenseitig, wenn es zum Beispiel um die Organisation von Konzerten geht?

Alwin: Haha, na ja, ich habe die Frage ja gerade schon mehr oder weniger beantwortet, oder? Ja, die Szene ist heute immer noch in sehr guter Verfassung, wie mir scheint. Ich bin zwar eine Weile raus gewesen, aber als es mit Dead End wieder losging, bin ich schnell mit den Leuten von damals in Kontakt gekommen. Mich wundert übrigens, dass Du nicht auch Pentacle mit aufgelistet hast! Natürlich haben wir mit Wannes von Pentacle auch noch Kontakt. Mit Ramon von Eternal Solstice, die es ja auch wieder gibt, habe ich damals meinen Wehrdienst geleistet. Ich habe auch noch Kontakt zu anderen Leuten von damals, zum Beispiel mit Jordy und Gerben von Phlebotomized, Pim von Officium Triste, Vinny von Dissect, Corrinne von Achrostichon usw. Wir haben wieder mit ihnen zu tun und ich denke, wir haben alle dasselbe Ziel. Es wird also viel gegenseitige Unterstützung und keinen Konkurrenzkampf untereinander geben! Es ist schön, wieder da zu sein!

dead endDaniel: Gibt es noch andere holländische Death Metal-Bands, die Du uns empfehlen kannst, egal ob alte oder neue?  

Alwin: Ja, hör Dir mal Severe Torture und Centurion an. Das sind geile Bands!

Daniel: Wie sehen denn nun genau Eure Zukunftspläne mit Dead End aus?

Alwin: Wir wollen noch gar nicht so weit in die Zukunft sehen. Wir freuen uns gerade an unseren alten Songs und den positiven Kritiken und Reaktionen auf „Forever Is Not Eternal“. Und natürlich freuen wir uns darauf, Songs für das neue Album zu schreiben, das wir dann wieder mit Roel und Vic Records zusammen machen werden, und darauf, bald endlich wieder auf die Bühne zu gehen.

Daniel: OK, Alwin! Danke für das Interview! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Alwin: Ein großes Dankeschön an alle Leute, die uns unterstützt, die an uns geglaubt, und natürlich die uns nie vergessen haben, haha! Es ist schön, wieder da zu sein und wir werden wieder Vollgas geben! Ich hoffe, wir treffen uns mal irgendwo auf der Tour! Cheers!

https://www.facebook.com/DeadEndHolland

 



Autor: Daniel Müller