FISH

Krefeld, Kulturfabrik, 06.11.2014

Fish und nur Fish, den ehemaligen Marillion-Fronter, sollten wir heuer live zu Krefeld erleben. Nach dem Interview mussten wir noch zwei Stunden „killen“, bekamen sogar Gratis-Kaffee, aber ein Venue vor dem Gig ist so spannend wie Staubsaugen. Deshalb ab zum lokalen Kentucky Fried Chicken, was wir wieder nach dem ersten aber diesmal sicherlich letzten Bissen bereuten. Noch kurz vor dem Auftritt war keine Menschenseele zu sehen. Ich hatte bereits Befürchtungen, dass dieser Gig in Sachen Besucherzahlen baden gehen würde, da tanzten sie fünfzehn Minuten vor der regulären Eintrittszeit aus allen Löchern. Wenn das der Veranstalter das mitbekommen hätte, verschob sich die Öffnung der Pforten um Einiges.

fishFish trommelt derweil ein bunt gemischtes Publikum von Alt und Jung zusammen. Von ehemaligen Marillion-Anhängern bis zu seinen echten Solo-Alben-Fans. Von Männern, die seine Musik cool finden, bis Frauen, die ihn am liebsten heiraten würden. So verstand ich zumindest das Buch über „glückliche Ehen“, was meine Nachbarin schüchtern auf die Bühne schob. Nun ja, Fish ist frisch getrennt und lässt jeden im Publikum an seinem Privatleben über unendlich lange Geschichten teilhaben. Da kann so etwas schon mal vorkommen. Auch dieses Mal sollte es nicht anders sein. Zwischen den altbekannten Marillion-Evergreens und seinen Klassikern der Solo-Alben kommen Stories zur Geltung, die so intensiv und lang waren, dass man sich wundert, ob Fish als zweiten Beruf den Geschichtenerzähler gewählt hat. Und das kann über jedes Thema gehen. Von Privaterlebnissen bis hin zu den Kriegstagen seines Großvaters. Die meisten mochten es wohl, obschon mir locker drei Lieder mehr besser gefallen hätten. Die Musiker und die Aktion waren selbstredend spröde und Fish ist wahrlich kein Bewegungskünstler vor dem Herrn. Zumindest fand meine Begleitung seine „Moves“ witzig. Dafür konnte man sich an den vielen Backdrop-FISH index LIVE 2015Bildern begeistern, die ein schieres Kaleidoskop an Farben explodieren ließen. Und der Sound war einfach phänomenal. Und das bis in die letzte Ecke. „A Feast Of Consequences“ sollte heute das Ohrenmerk bekommen, das aktuelle Album des Barden, der es sich aber nicht nehmen ließ bei über zwei Stunden Spielzeit den „Fishheads“, wie sich die Ultra-Fans liebevoll nennen, ein wenig aus der Marillion Vergangenheit zu servieren. Da gab es „Incubus“ vom Meilenstein „Fugazi“ und „Heart Of Lothian“ vom Chartbreaker „Misplaced Childhood“. Seinen größten Erfolg (Platz 2 der britischen Charts 1985) „Kayleigh“, mussten wir alle missen. Das ist wohl ein Prinzip. Nichtsdestotrotz ein geiler etwas ruhigerer Abend mit einem der angenehmsten Fronter der Welt, der sogar ein Bad in der Menge nahm, um seinen Fans hautnah zu kommen.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak