Markus: Hi! Zunächst einmal Glückwunsch zu Eurem neuen Album „Secret Garden“. Woher kam diese Kreativität nach so vielen Jahren Pause?
Fabio: Wir haben jetzt neue Bandmitglieder und ein gutes neues Gefühl innerhalb der Band. Gut war auch, dass wir uns alle dazu entschlossen hatten, alles auf dem neuen Album frisch, modern, härter und doch progressiv werden zu lassen. Wir haben tolle Songs geschrieben und hatten mit Jens Bogren einen guten Produzenten dabei, der ebenfalls sehr gute Arbeit ablieferte. Wenn ich mir das Album jetzt anhöre, so finde ich doch, dass jedes einzelne Bandmitglied sich selbst gut mit eingebracht hat, als es um das Songwriting ging.
Markus: Auf dieses Album mussten Eure Fans viele Jahre lang warten! Warum? Was war da los?
Fabio: Na ja, es gab halt einige Streitigkeiten innerhalb der Band um unseren Ex-Sänger Edu. Wir haben ohne Sänger dann eben nicht mehr viel gemacht. Das letzte Angra-Album „Aqua“ erschien 2010! Jetzt haben wir aber eine neue Platte draußen, auf die wir sehr stolz sind. Die Band bekam eine Anfrage, auf dem 70.000 Tons Of Metal zu spielen, und so hatten sie mich gefragt, ob ich ihnen bei dieser Show aushelfen könnte. Die Resonanzen darauf von Publikum und Presse waren so gut, dass wir beschlossen hatten, so weiter zu machen. Wir haben daraufhin eine Tour gemacht, auf der wir das komplette Debütalbum „Angels Cry“ bei unserer letzten Show in Sao Paulo spielten, wo wir dann auch die Live-DVD dazu aufgenommen haben. Wir fühlen uns seitdem als Band stärker und sind motivierter und haben richtig Bock, viel live zu spielen, um die neue Platte zu promoten.
Markus: Ich kannte Dich bislang nur als Sänger von Rhapsody Of Fire und Athena. Wie ist die Band mit Dir und dem neuen Schlagzeuger Bruno Valverde, der ebenfalls großartig ist, in Kontakt gekommen?
Fabio: Na ja... Bruno spielte mit Kiko bei dessen Instrumental-Projekt. Er ist sehr jung und talentiert. Und ich denke, dass er auf dem neuen Album eine tolle Leistung abgeliefert hat! Ich bin schon lange mit der Band befreundet. Deshalb hat die Band, die damals ohne Sänger war, zu ihm Kontakt aufgenommen. Ich kann nur sagen, dass ich mein bestes für die Jungs gegeben habe bei den Melodien und Gesangslinien. Und ich denke, dass wir eine gute Platte am Start haben, die abwechslungsreich und modern ist.
Markus: Was waren denn die Gründe für die Trennung von Eduardo
Falaschi und Ricardo Confessori? Was ist da schief gelaufen?
Fabio: Wahrscheinlich war Edu nach vielen arbeitsreichen Jahren einfach ausgebrannt... Er hatte viele Probleme mit seiner Stimme. Und bei Angra zu singen ist nicht der leichteste Job. Er wollte sich lieber in seiner eigenen Band ausleben und dort weiter machen. Wir sind immer noch Freunde und wünschen ihm alles Gute. Aber ehrlich gesagt war es nicht mehr möglich, so wie früher mit ihm weiter zu machen. Ihm fehlte zum Schluss die Motivation und er fühlte sich bei uns nicht mehr richtig wohl. Deshalb entschloss er sich auch, die Band schließlich zu verlassen. Was Ricardo angeht denke ich, waren es ähnliche Beweggründe. Er war ja schon vor Edu in der Band gewesen. Er hat eine Familie, arbeitet als Lehrer und hatte viele andere Dinge um die Ohren. Wahrscheinlich hatte er es satt, ständig mit der Band unterwegs zu sein und schmiss deshalb das Handtuch. Er ist ein toller Schlagzeuger und ein sehr netter Mensch und für mich persönlich auch ein guter Freund!
Markus: Woher kam die Idee, sich auf „Secret Garden“ textlich mit dem Unterbewusstsein zu beschäftigen?
Fabio: Rafael hatte die Grundidee dafür. Ich habe schöne Erinnerungen daran, wie wir uns für zwei Wochen auf einer Insel Brasiliens befanden, um Songs zu schreiben und Ideen auszutauschen, um das Konzept des neuen Albums auszuarbeiten. Ich finde die Geschichte hinter dem Album sehr interessant, die auf eine Art auch modern erzählt ist. Sie handelt von einem Mann, einem Wissenschaftler, der nach religiösen Pfaden sucht. Der Hauptteil der Story erzählt von einem Doktor, der seine Frau bei einem Autounfall verloren hat. Und in jedem einzelnen Song kann man seine depressiven Gedanken spüren. Am Ende wird er, dank seiner Religion, seinen inneren Frieden finden, seinen „Geheimen Garten“ so zu sagen, und er wird dort auf wundersame Weise wieder mit seiner Frau und mit den Engeln kommunizieren. Ich mag die Geschichte sehr!
Markus: Mit „Synchronicity II" ist sogar eine sehr eigenständige Coverversion von The Police auf dem Album vertreten. Wie seid Ihr denn auf die Idee gekommen?
Fabio: Ich hatte die Idee dazu auf der Insel Ilhabela, die zu Brasilien gehört, und ich schlug den Song der Band vor. Das war der erste Song überhaupt, den ich von The Police kannte, und ich war richtig glücklich darüber, dass die Band ihn auch spielen wollte! Das war toll! Ich glaube nicht, dass jemand einen solchen Coversong von Angra erwartet hätte. Aber wir haben daraus eine richtig coole Version gemacht! Er ist viel härter als das Original und ich kann mir gut vorstellen, dass wir ihn in Zukunft auch live spielen werden!
Markus: Es sind auch zwei Gastsängerinnen auf dem Album vertreten: Simone Simons von Epica und Doro Pesch. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?
Fabio: Nun ja, ich bin gut mit Simone befreundet. Ich habe viel während der gemeinsamen Tour mit Kamelot 2011 mit ihr zusammen gesungen. Ich war richtig glücklich, dass sie auf dem neuen Album mitwirken wollte. Sie singt bei dem Titelsong mit und spielt dort den Charakter der Ehefrau. Doro ist schon lange mit der Band befreundet. Sie ist ein toller Mensch und eine gute Sängerin. Ich finde das Duett von Rafael und ihr in dem Song „Crushing Room“ mehr als gelungen! Ihre Stimmen passen hervorragend zusammen. Und es würde mich sehr freuen, wenn wir den Song eines Tages mit ihr zusammen auf der Bühne spielen würden!
Markus: Meine persönlichen Favoriten auf dem Album sind „Black Hearted Soul“ und das schnelle „Perfect Symmetry“ mit seinen tollen Power Metal-Riffs. Welcher ist am wichtigsten für Dich?
Fabio: „Storm Of Emotion“, „Newborn Me“ und „Upper Levels“. Ich denke, dass diese Songs die Band heute am besten repräsentieren. Sie sind moderner, frisch, progressiv und unterscheiden sich alle voneinander. Natürlich finde ich die zwei Power Metal-Songs auch toll, und wahrscheinlich ist das auch der typische Angra-Stil auf der Platte. Aber ich denke, dass die Band auch nach 23 Jahren immer noch viel zu sagen hat und neue Ideen verwirklichen kann, ohne an Seele und dem eigenen Stil einzubüßen!
Markus: Wie kam es zu der Gestaltung mit den schönen Traumlandschaften im neuen Videoclip zu „Newborn Me“?
Fabio: Das hat ein Freund der Band gemacht, Bruno. Er folgt der Band in Brasilien, so oft er kann. Er kümmert sich um die Fotos, die Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Videoclips usw. Er hat bei diesem Song sehr gute Arbeit geleistet.
Markus: Wird Euch die Tour zum zwanzigsten Jubiläum auch nach Europa und speziell auch nach Deutschland führen, um das neue Album zu promoten?
Fabio: Ja klar! Wir werden im August in Wacken auftreten und danach noch ein paar Shows quer durch Europa spielen. Wir stecken gerade mitten in den Planungen, um die Promotion für das neue Album im Jahr 2015 anzukurbeln.
Markus: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Habt Ihr schon wieder weitere Ideen für neues Material?
Fabio: Zunächst einmal hat die Band im Moment viel zu tun und plant eine große Tour durch Japan, die USA, Europa und Latein-Amerika. Danach werden wir auch sicher wieder etwas veröffentlichen; vielleicht eine Akustik-CD mit Orchester oder so etwas. Wir sind uns da noch nicht ganz schlüssig. Wir werden sehen!
Markus: Das Schlusswort soll Dir gehören! Gibt es etwas, was Du Euren deutschen Fans mitteilen möchtest?
Fabio: Wir sehen uns in Wacken! Und danke für all die Unterstützung der Band! Wir wünschen Euch allen ein schönes Jahr 2015! Hört euch gute Musik an! Ciao! Danke für das schöne Interview!
