DREADLORDS - Im Keller eines Bestattungsunternehmens


Was harmlos anfängt, kann böse enden. Schon das Debütalbum „Death Angel“ des New Yorker Trios bricht völlig aus. Von allen bekannten Spielarten des extremen Metals, und Dreadlords sind definitiv extrem, mag Black Metal in seinem Ausdruck am ehesten zutreffend sein, wenn man die Wurzeln ihrer Musik sucht. Dabei setzen sie auf einfachere Mittel als alle viele andere Extremisten, ihre Ideen umzusetzen. So auch Schlagwerkerin Samantha Viola, die von einem gewöhnlichen Drumkit wenig Hilfe bekommt, ihren Beitrag für Dreadlords leisten zu können. Im Interview zeigte sie sich als freudige und intelligente Gesprächspartnerin mit festen eigenen Vorstellungen von Spirit und Musik, wie im Laufe des Interviews immer deutlicher wird.

logoJoxe: Hallo Samantha! Wann hast Du mit Musikmachen angefangen, und welches Erlebnis war der Auslöser dafür?

Samantha: Mein Großvater war Pianist und Dirigent bei Radio City, und meine Mutter war Opernsängerin, also wuchs ich mit Musik umgeben auf. Mir wurde die Geschichte erzählt, dass ich mit drei oder vier Jahren auf das Piano meines Großvaters geklettert bin und irgendetwas spielte, was mir grad einfiel. Mein Großvater dachte es würde ein Erwachsener spielen, weil es wie ein echtes Lied klang. Dann riet er meinen Eltern, dass ich Pianounterricht bekomme, und so begann mein Musikleben dort.

Joxe: Hast du auch Schlagzeug- oder Percussionunterricht  bekommen, oder hast Du Dir das selbst beigebracht?

Samantha: Nein, solche Stunden hatte ich nie. Ich hatte vor etwa zehn Jahren ein Drumkit, an dem ich mir zu Spielen beibrachte, aber ich hing daran nicht lang. Ich wurde gefragt wieder zu Trommeln, um für Dreadlords Percussions und für T.O.M.B. (Black Metal Noise Projekt aus New York, Anm. d. Verf.) etwas einzuspielen. Ich habe verschiedene Instrumente gespielt, und dann wieder nicht mehr, auch Gitarre. Und die nahm ich grad wieder in die Hand für meine neue Rolle als Gitarristin bei T.O.M.B., und ich spiele wieder Piano für neues Dreadlords Material. Jedes Instrument das ich spielen wollte, konnte ich mir selbst beibringen, um damit Musik zu kreieren … bin ich ein Geist der Musik vielleicht? Aber ich schweife ab. Ich mag Schlagzeugspielen mehr als mit jedem anderen Instrument. Meine Percussions sind sehr rituell und natürlich, und entsprechen mir mehr als alles andere. Ich kann mich darin selbst verlieren wie in einer Art schamanistischer Trance, während ich einen Rhythmus halte. Ich benutze Drums immer mit meiner Klangschale, die ich auch in unserer Musik verwende, um einen veränderten Bewusstseinszustand für Rituale zu bekommen, oder bevor wir eine Show spielen, welches auch immer ein Ritual für sich ist. Ihr seht mich dann die Räucherstäbchen anzünden, mich setzen, meine Klangschalen spielen während ich auf den Altar schaue, den wir auf der Bühne haben, und wie ich dann die Energie aufbringe, einen anderen Bewusstseinszustand zu erreichen.

samanthaJoxe: Welches waren Deine ersten Erfahrungen in einer Band, wann stiegst Du bei Dreadlords ein?

Samantha: Dreadlords ist tatsächlich die erste Band, in die ich einstieg. Ich kreierte meine eigene Musik, aber ich war vor Dreadlords nie in einer Band involviert. Ich kam im Juli 2013 dazu, kurz vor der Tour mit King Dude. Wir spielten in Manhattan, D.C. und Brooklyn, und sogar mal mit Saint Vitus. Innerhalb kürzester Zeit war ich auf einmal in zwei Bands, Dreadlords und T.O.M.B.. Ich habe unglaubliche Erfahrungen gemacht, worauf andere Leute Jahre warten. Ich glaube wenn Du den Drive hast, die Magie, den “Spirit Of The Ancient Ones”, und die Werkzeuge sie frei zu lassen, können großartige Dinge passieren.

Joxe: Gibt es einen bekannten Drumpart, denn du gerne spielst, oder hast du ein Drum-Idol?

Samantha: Ich bin schon ein Fan von der tiefen Percussion in Darkthrone’s „Under A Funeral Moon“. Das ist ein Grund, warum ich meistens elektronische Drums verwende. Ich mag tiefere Boomingsounds. In unserer Musik ist mein liebster zu spielender Drumpart in „Born In The Arms“. Er ist sehr eingängig (der Song ist  für gewöhnlich der Favorit des Publikums), und ein wenig anders als mein gewöhnlicher ritueller Rhythmus. Ich würde sagen, dass Hellhammer (Drummer von den Norwegern Mayhem, Anm. d. Red.) ein Idol von mir ist, aus Gründen, die ich nicht  wirklich erklären muss. Ich hatte die Ehre, mit ihm für einige Tage etwas Zeit zu verbringen, nachdem wir die erste Show der „Black Metal Warfare Tour“ (mit Mayhem, Watain, Revenge und T.O.M.B. in Nord-Amerika im Januar 2015, Anm. d. Red.) eröffneten.

Joxe: War es Eure ursprüngliche Idee ein Banjo zu verwenden, oder glaubst Du, dass Brian Zimmerman den Spirit auch mit einer Gitarre rüberbringen könnte?

Samantha: Das mit dem Banjo war Brian’s Idee. Bevor wir uns trafen spielte er Blues, und mit unserem Sänger schrieb er damit ein paar dunkle Balladen. Das Banjo ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Projekt, und ich glaube nicht, dass eine Gitarre uns den selben Folksound geben würde, den wir anstreben. Es ist essentiell und wurde traditionell in frühem Folk und Blues verwendet. Unsere Intention ist es, um das Originalkonzept herum zu arbeiten. Das Banjo mit Drums, Glocken, Violine, und anderen Folkinstrumenten wie ein Glockenspiel zu kombinieren, war unsere erste Wahl für „Death Angel“. Wir haben alle individuell andere variierende Formen von Instrumentationen, die wir in unseren anderen Projekten benutzen, dass diese Einflüsse experimentiert und in unseren nächsten Songs verwendet werden.

samanthaJoxe: Man sagt, dass Euer Stil Black Metal sein könnte, oder Noise. Ist es okay für Dich auch im Hinblick auf Euren Sänger J. Gannon, der nahe an einem rauen Elvis singt?

Samantha: Wir sind alle zusammen von Black Metal, Noise und Power-Electronics beeinflusst und damit involviert. Wir hätten bloß eine weitere Black Metal Band sein können,  aber wir entschieden uns den Fokus auf etwas zu richten, das wir noch nicht versucht haben. Wir kreieren eine Form des Black Metal, aber roher, primitiver und im Okkulten und Americana verwurzelt. J. Gannon ist sehr versiert mit den Möglichkeiten seiner Stimme, denn man hat ihn schon mit Johnny Cash und Elvis verglichen, neben Jim Morrison, Glenn Danzig, und Nick Cave. Ohne seinen Vocalstyle glaube ich nicht das tun zu können, was wir machen wollen.

Joxe: Man sagt, ihr habt alle Songs nachts zusammen auf einem Friedhof geschrieben. Stimmt das?

Samantha: Mein anderes Projekt T.O.M.B., das vor über zehn Jahren anfing, ist bekannt dafür, in verlassenen Gebäuden und Orten mit okkulter Bedeutung aufzunehmen. Als Brian Dreadlords ins Leben rief, nahm er auch auf Friedhöfen und in alten verlassenen Gebäuden auf, um die wahre trostlose Energie, die in der Blues Musik gefühlt werden kann, zu verbinden. Wir wollen diese Tradition beibehalten, und proben im Moment im Keller eines Beerdigungsinstitutes.

Joxe: Hast Du Kontakt zu anderen Genrebands in New York, oder speziell zu anderen Drummerinnen?

Samantha: Wir haben nicht nur spezielle Kontakte in New York, sondern verschiedene Kontakte überall. Ich bin sicher es gibt Bands in New York die so sind wie wir, wir müssten sie nur ansprechen. Ich selbst bin nicht in Kontakt mit  Schlagzeugerinnen. Um ehrlich zu sein: ich bin eher reserviert und rede oder sozialisierte mich nicht so sehr.

dreadlordsJoxe: Ihr habt einen Videoclip veröffentlicht, in dem Du in dunklem Licht schwach zu sehen bist. Was steckt dahinter?

Samantha: Wir haben im Moment einige Videos raus.  Die Liveperformance von „Born In The Arms“, unseren Clip für „Alone“, und das Video für „Dreadlords Cometh“, das gerade Premiere hatte. Wir sind in unserer Natur alle ziemlich düster. Das reflektiert sich in unserer Musik, und daher, wie Du schon bemerkt hast, übersetzt sich das in unseren Videos. Unsere Videos sind in ihrem Konzept sehr dunkel. Ich schätze man kann sagen, dass wir im Schatten lauern, und alles gruftig und verschleiert halten. Wir verspüren jedenfalls nicht die Dringlichkeit, uns stolz zu präsentieren.

Joxe: Auf dem Cover befinden sich eine Menge Symbole. Wer war der Künstler und was bedeuten sie?

Samantha: Die Fotographie für das Cover wurde von Ryan Debile gemacht. Es zeigt eine rituell verbrannte Taube, die als Symbol für unser Konzept des toten Engels herhält. Unser Hauptsymbol ist die Rune Anusz, welche wir für ihre Bedeutung der Weissagung und Magie wählten, die in das geschriebene Wort übersetzt wird. Ich beschäftige mich viel mit Runen, und welche wir verwenden, haben wir gut überlegt. Die anderen Symbole auf dem Cover wurden von unserem Sänger ausgesucht, wegen ihrer Zugehörigkeit an das Dunkle oder Böse.

Joxe: Auf vielen Fotos trägst Du schwarze Kleidung und einen Patronengurt. Hörst Du extremeren Metal als Du mit Deiner Band spielst?

Samantha: Ich mag schon eine ordentliche Auswahl an Musik. Black Metal ist das Genre, das ich am meisten höre. I glaube meine Garderobe portraitiert das. Ich könnte schon eine Liste mit meinen favorisierten Bands erstellen, aber ich möchte das einfach halten. Ich habe eine Menge Erlebnisse mit etwas, das ich ‚elitäre Musik’ nenne, aber das würde Euch als Hörer oder Nichthörer spezieller Musik herabsetzen. Also behalte ich mal meinen Geschmack für mich. Für gewöhnlich trage ich interessantere Klamotten während der Shows, meist Tribalsachen mit rituellen Bedeutungen. Aber mein normales Outfit ist meist eine schwarze Hose, irgendein schwarzes Shirt und mein Patronengurt, wie auf den Fotos.

Joxe: Am Ende eines Interviews fragen wir immer gerne nach den fünf Lieblingsalben, die man mit auf die einsame Insel nimmt. Welches sind Deine?

Samantha: Nachdem ich Deine Frage gelesen habe, stellte ich fest, dass ich mir nie über meine absolute Favoritenmusik Gedanken gemacht habe. Abhängig davon wie ich mich gerade fühle, würde meine Antwort möglicherweise immer verschieden sein. Im Moment  lautet meine Antwort: Coldword - „Melancholy“, Venom - „Black Metal“, Wardruna  - „Yggdrasil“, Mayhem - „De Mysteriis Dom Sathanas“ und Nàttsòl - „Stemning“.

samanthaJoxe: Was passiert als nächstes bei Dreadlords, wird es vielleicht Auftritte in Europa geben?

Samantha: Wir arbeiten im Moment an Material für unser nächstes Album, welches noch kein Veröffentlichungsdatum hat. Wir haben noch verschiedene Shows in den Staaten und ein Outdoor Festival im September, aber dazwischen noch nichts. Bis jetzt wurden wir noch nicht gefragt, in Europa zu spielen, obwohl darüber schon gesprochen wurde.  Wir schauen schon dort zu spielen, wir warten nur auf eine Möglichkeit. Idealerweise würde es schon großartig sein, mit Bands von ähnlicher musikalischer Ausrichtung zu spielen. Wir sind jederzeit bereit Shows anzunehmen, um die Blasphemie zu verbreiten.

Joxe: Vielen Dank für das Interview, Samantha. Die letzten Worte gehören Dir!

Samantha: Und ich danke Dir für das Interview. Vor diesem bekam ich selten Interviews, die speziell an mich gerichtet waren, aber ich bin immer gewillt, alle Fragen zu beantworten, und es hat mich gefreut. Wir sind ziemlich glücklich mit „Death Angel“, dem Produkt unserer wilden ritualgetränkten Reise. Alles was ich jetzt  noch zu sagen habe, ist, dass ihr Euch auf ein bösartigeres Ding vorbereiten solltet. Unsere künftige Arbeit verspricht, stärkere und ältere Kräfte hervorzurufen, denn unsere Magie wird tiefer gehen und heißer brennen! Nun muss ich von der Technologie Abstand nehmen und für Vollmondrituale in den Wald gehen. "They are the fires of the pagan dark...they are the spirits of the ancient ones...they are the riders from the valley of death, they will saw you in half when the Dreadlords cometh..."

 



Autor: Joxe Schaefer