HEINO - SCHWARZ BLÜHT DER ENZIAN


Label:STARWATCH ENTERTAINMENT
Jahr:2015
Running Time:42:51
Kategorie: Neuerscheinung
 

Über das Für und Wieder von Heino`s aktuellsten Ergüssen zu diskutieren, will ich mir in großer Form sparen. Nur so viel, ehrlich sollte man sein! Wer in meiner Generation unserem elterlichem, musikalischen Vorbild (na gut, von meinen Eltern nicht gerade) frönte, war gleich ein Loser. Das ging mal gar nicht, den heimatlichen und volkstümlichen Liedern zu schmachten, die wir teilweise in der katholischen Kirchengruppe schon auf dem Wandertag schmettern mussten. Verarsche gab es für unseren blonden Barden genug, und irgendwann drehte der ehemalige Kaffeehausbesitzer den Spieß um und gab Metallisches und Rockiges von sich. Da flogen erst die Fetzen, aber weil man schließlich Geld verdienen will, gingen beleidigte Nasen wie Rammstein letztendlich mit Heino auf die Bühne, wie zum Beispiel in Wacken. Nun hat Heino mit einem weiteren Album nachgezogen! Volkslieder und Klassiker seiner Karriere goes Rammstein!!! Ihr kennt sie, zumindest jene unter euch, die mehr als dreißig Lenze zählen, alle: „Die Schwarze Barbara“, „Komm In Meinen Wigwam“, „La Paloma“ und „Rosamunde“ oder die restlichen der insgesamt dreizehn Tracks. Außer vielleicht den Mini-Song „Jetzt Erst Recht“. Und es funktioniert! Zumindest die meiste Zeit und zumindest für mich. Respekt…echt, Mega-Respekt!!! Diesen Wandel hätte ich niemanden und schon gar nicht Heino in diesem Alter zugetraut. Das ist nicht nur Marketing, sondern echter Mut. Denn nicht viele in unserer Szene werden den Schritt gut finden und die älteren Fans gehen gerade auf Crash-Kurs.

Wie dem auch sei, die Bariton-Stimme des Sängers war selten ein Grund, um zu mäkeln. Aufgepeppt mit den brachialen Gitarren der Neuen Deutschen Härte und den female Vocals, die teilweise zum Einsatz kommen, geraten Songs wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ und „Schwarz Blüht der Enzian“ zum echten Mitgröl-Kracher. Da kann jeder meckern wie er will. Wenn irgendeine bekannte Band des Genre einen dieser Beiträge als Cover-Version auf einem Festival gebracht hätte, würden wahrscheinlich mehr abfeiern. Hier herrscht oftmals das Prinzip. Natürlich gibt es leicht rockige Stücke, die nicht ganz so dramatisch umgesetzt sind wie „Ja Ja die Katja Hat Ja“. Da lukt eher Wolfgang Petry um die Ecke. Und „Die Schwarze Barbara“ könnte auch von PUR intoniert worden sein. Na ja und „Einer Von Uns“ wird mit Sicherheit der alte/neue Schlager für den hiesigen Karneval. Und dennoch, schmachtende Hits wie „La Paloma“ (das mich stets an meinen viel zu früh gestorbenen Vater erinnert und das mit einem Bon Jovi Beat beginnt), der Überhammer und härteste Track „Wir Lagen Vor Madagaskar“ und mein absoluter Favorit „Jenseits Des Tales“, sind dermaßen geil, das ich meinen Hut ziehe. Hier rulen Fernweh, Sehnsucht,  Pathos und pure Emotionen!

Übrigens, wer auch immer „Jenseits Des Tales“ umgeschrieben hat, der sollte sich mal den Track „On The Other Side“ von meiner alten Band Sentimental Voyage anhören und mir beizeiten, bei einem Bier, die komischen Parallelen erklären. Egal! Ich bin live dabei, in der Herz Jesu Kirche zu Neumühl in Dusiburg.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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