THIN LIZZY - THUNDER AND LIGHTNING


Label:VERTIGO
Jahr:1983
Running Time:40:39
Kategorie: Classics
 

Im Plattenladen meines Vertrauens hing 1983 das Cover dieser Scheibe sehr, sehr lange im Schaufenster. Und betrachtet hab ich es jedes Mal, während ich mein Fahrrad abschloss und noch eine qualmte, bevor ich da zum Wühlen rein ging. Thin Lizzy war für mich immer ein Phänomen. Diese Band war zwar in aller Munde, aber so ein wirkliches riesen Favoritenalbum, das man als Fan seiner Band immer angeben kann, hatte von ihren Fans niemand. Dabei gabs doch auf jedem Album reichlich coole Songs, von denen jeder seinen eigenen Charakter besitzt, wie auch dieser Whiskeysong aus 1973, der allerdings seltenst live gespielt, und erst mit zunehmendem Alter bekannt wurde. „Thunder And Lightning“ erschien als letzte reguläre Studioscheibe der Band, und für viele ist es die Beste. Allein das Titelstück aus der Feder von Schlagzeuger Brian Downey und Lynott, das mit ungewohnter Härte für Thin Lizzy daher kam, war ein Spielplatz für die Doppelaxt von John Sykes/Scott Gorham, und gehört nicht nur zu meinen persönlichen besten Songs ever. „This Is The One“ hat diesen unheimlichen Beat zum Niederknien. Ein Song, den Lynott mit Keyboarder Darren Wharton schrieb, genau wie die von purer Einfachheit strotzende Ballade „The Sun Goes Down“. So eine endgeile Rhythmik, wie die von „Holy War“, mit diesem typischen Lynott-Bassläufen, lassen sofort auf Thin Lizzy schliessen. Ein Trademark der Band, das sich als roter Faden durch ihre Karriere zog. Trotz massiver Keyboardeinsätze auf diesem Album brachte Gitarrist John Sykes eine gehörige Portion Heavy Metal ein. Ein ewiger Hit der Band wird „Cold Sweat“ bleiben, welches er zusammen mit Lynott schrieb. Deutlich vernehmbar sind hier auch diese leiseren, fast genuschelten Vocals von Phil, die ich niemals missen möchte. Zusammen mit seinen typischen Posen, der Haltung seines Basses und sein breitbeiniger Stand, wodurch man ihm Beinlängen bis zum Hals attestieren mochte. Davon zeugen alle audiovisuellen Rockpalastaufnahmen, die ich hier mal so ganz nebenbei empfehlen möchte. Auf der etwas schwächeren, zweiten Seite der Platte befinden sich unbekanntere Juwelen, wie das eingängige „Bad Habits“, welches allein schon wegen seinem relaxten Groove gepriesen gehört, aber sträflicherweise kein Hit wurde. Hier gibt es immer noch allerorts zu entdecken, zu welch grossartigem Songwriting Mister Lynott fähig war, der übrigens an allen neun Tracks des Albums mitschrieb. „Thunder And Lightning“ wurde produziert von Thin Lizzy und Klangmeister Chris Tsangarides (u.a. Priests „Painkiller“ und Anvil) in London. Kaum zu glauben, dass die Band nach diesem grossen Album eine Abschiedstour absolvierte, doch die zahlreichen Line-Up-Wechsel der Iren waren daran sicher nicht unschuldig. Sehr schade für einen Musiker, dessen Spirit sich immer noch allergrösster Beliebtheit erfreut. Nicht umsonst steht in Dublin seine Bronzestatue. Ein Freund von mir sagte mal, dass Phil der einzige Musiker sei, der eine Ballade singen kann, ohne dass es peinlich wird. Ein grosses Lob eines Metallers an einen Mann, der fortan grosses leistet, in der Erinnerung derer, die ihn mit seiner Musik weiter leben lassen. Philip Parris „Phil“ Lynott ging am 4. Januar 1986 in Salisbury/England von uns. Wir werden ihn niemals vergessen.

Tracklist Side 1:
01. Thunder And Lightning
02. This Is The One
03. The Sun Goes Down
04. The Holy War

Tracklist Side 2:
01. Cold Sweat
02. Someday She Is Going To Hit Back
03. Baby Please Don’t Go
04. Bad Habits
05. Heart Attack

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Joxe Schaefer


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