KISS - DESTROYER


Label:CASABLANCA
Jahr:1976
Running Time:33:57
Kategorie: Classics
 

Destroyer war die vierte Studioplatte von Kiss, und die hob sich deutlich von den ersten drei Alben, dem Selbstbetitelten Debüt, „Dressed To Kill“ und “Hotter Than Hell” ab. Das hatte gleich mehrere Gründe. Zuerst Abwechslungsreichtum. Kiss wurden vielseitiger. Bislang lieferte die Band riffbetonte Rocker ab, nun geben sich auf „Destroyer“ Hits und Hymnen die Klinke in die Hand. Ein weiterer Grund war sicherlich auch die Zusammenarbeit mit Fremdschreibern. Produzent und Songwriter Bob Ezrin kam auf dieser Scheibe gleich beider seiner Tätigkeiten nach, und dürfte wohl wesentlichen Anteil am Hitvermögen der Songs gehabt haben. Daher ist der Opener „Detroit Rock City“ auch über jeden Zweifel erhaben. Der wahrscheinlich amtlichste Kiss Song sorgt auch heute noch auf jeder Party für zusätzlichen Schub. Dieser unter Musikliebhabern wohl bekannteste Carcrash, der den Übergang zum Paul Stanley-Song „King Of The Night Time World“ bildet, hab ich mir in jüngeren Jahren oft einzeln angehört, und zum Nachvertonen von selbstgedrehten Filmen verwendet, wo etwas kaputt ging oder explodierte. Ansonsten besteht der Song aus maximaler Anzahl grosser Melodien, Soli und Snarewirbeln. Paul Stanley war es auch, der die Fähigkeit besass, Unmengen von Düsterheit in einen eingängigen Kisstrack zu packen. Gesungen wurde er jedoch von Gene, von dessen Stimme man in diesem „God Of Thunder“ nie genug bekommen kann, wie von den Drumbeats, die sicher nicht nur Gene's Schminkspiegel erzittern liessen. Ein Statement von ungewohnter Finsternis bei Kiss, auf die sich sogar viele Extremmucker noch Jahre später berufen haben. Kiss gehören einfach in jede gute Kinderstube einer aufstrebenden Metalband. Gene erklärt in “Great Expectations”, was in den Köpfen der Die-Hard-Kissfans vorgeht, wenn sie eine Platte ihrer Helden auflegen. Die zuckersüssen Chöre erheben den Track zu einer Kisshymne, wie auch der eingängige Refrain vom Stanleystück “Flaming Youth” zu Beginn der zweiten Seite, für das Gitarrist Ace Frehley ebenfalls Credits erhielt, seine einzigen auf dieser Platte. Aus der Feder von Gene stammt „Sweet Pain“, welches auf diesem starken Album zwar nicht abfällt, aber den Anschluss zu den restlichen acht grossartigen Tracks nicht findet. Dann folgt der Riesenhit von „Shout It Out Loud“ zu dem kein Wort mehr verloren werden muss, und welcher auch grosse Berücksichtigung im ersten Kiss-Movie „Kiss Meets The Phantom Of The Park“ findet. Die Ballade „Beth“ wird von Peter Criss vorgetragen. Wir haben dazu alle das oft gesehene Bild vor Augen, auf dem er es demütig im Scheinwerferkegel, auf einem Barhocker sitzend, vorträgt. Auf der Basis alter Rock ‚n’ Roll Songs kommt der Abschlusstrack „Do You Love Me“, welcher wiederum von Paul vorgetragen wird. Paul, der damals nicht nur mein Held der Band war, erschien mir in allen Belangen immer einen Tick weiter voraus. Zu guter Letzt noch ein Wort zum genialen Artwort. Künstler Ken Kelly, der für seine phantastischen Cover bekannt ist, hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Keine Ahnung, wie oft ich vor diesem Bild der Gruppe stand, die auf den Trümmern tanzt. Auf jeden Fall ist dies die grossartigste Verpackung, die je ein Kissvinyl umgeben durfte. Wohl dem, der die grössere Vinylverpackung besitzt. Die Band mit vier Sängern setzte mit diesem Album ein grosses Ausrufezeichen, überraschte die Fanwelt und zementierte ihren Status als aufstrebende Rockband gleichermassen. Ein sicheres Fundament als Ausgangspunkt für die Sternstunden, die noch folgen sollten.

Tracklist Seite 1:
„Detroit Rock City“
„King Of The Night Time World“
“God Of Thunder”
“Great Expectations”

Tracklist Seite 2:
“Flaming Youth”
“Sweet Pain”
“Shout It Out Loud”
“Beth”
“Do You Love Me”

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Joxe Schaefer


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