NIRVANA – DER AUFSTIEG - Gilian G. Gaar


Label:NICOLE SCHMENK VERLAG
Jahr:2014
Running Time:288 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Für mich sind immer die ersten Kapitel einer Künstlerbiografie am interessantesten. Wie ging es denn eigentlich los bei Mötley Crüe, Phil Lynott, Clapton, Niedecken, Mustaine, Roth und Co? Was hat sie angetrieben, wie haben sie die Startschwierigkeiten überwunden etc.? Also fand ich die Idee über ein Buch über die Anfänge einer so wichtigen und stilprägenden Band wie Nirvana spannend, auch wenn ich nicht gerade ihr größter Fan bin. Also munter losgeschmökert und tatsächlich anfänglich über viel Interessantes gestolpert. Zu Zeiten des Urknalls der Grunge Bewegung waren die Lager Metal/Grunge gar nicht so verfeindet, wie  man in der Rückschau meinen möchte, haben sich Metal Legenden wie Kurdt Vanderhoof (Metal Church) und die Kopfsockenträger tatsächlich miteinander ausgetauscht und respektiert. Nun, das sollte sich im Laufe der Zeit ja noch kräftig ändern, wie wir alle wissen.

Aber auch der Zugang zum Text von Frau Gaar änderte sich schnell, denn die anfängliche Neugier wich schnell einer herzhaften Langeweile angesichts der aufgetürmten Fakten. Diese reiht sie fein säuberlich aneinander, lässt Zeitzeugen zu Worte kommen, zitiert Unmengen von Quellen - und genau hier liegt das Problem: Die schiere Masse an Zitaten, Fakten und Wortmeldungen macht den Textfluss unendlich zäh und anstrengend zu lesen. Ich frage mich: Will ich wirklich wissen, welchen Aufdruck das T-Shirt von Kurt Cobain geziert hat, bei welcher Fotosession und warum? Bringt es mich wirklich weiter, zu wissen, dass die Bandmaschine, auf der er seine ersten musikalischen Gehversuche verewigt hat von TEAC war, und was sie gekostet hat? Ich persönlich kann diese Frage nur mit einem klaren 'Nicht Unbedingt' beantworten und habe mich durch den Rest des Buches eher gequält als locker hindurch gelesen. Das kann natürlich einem Leser mit anderem Erwartungshorizont ganz anders gehen. Wer also wirklich alles wissen will, jedes noch so kleine Kellerdemo aufgelistet und besprochen haben möchte, in die Tiefen von Cobains Modebewusstseins eintauchen will, der liegt hier absolut richtig. Unstreitig interessant sind die Wortmeldungen der Zeitzeugen, alles Andere ist für mich indes ein wenig des Guten zu viel.

Ans Herz legen kann ich dieses faktenschwangere Buch wirklich nur eingefleischten Fans der Band,   die jede Information für wichtig halten. Davon gibt es hier zu Hauf, wohl geordnet und sauber zitiert, aber eben auch eher mit dem Spannungsfaktor des Jahresabschlusses eines mittelständischen Unternehmens (zumindest für den Normal-Leser). Eher mit dem Charakter eines Nachschlagewerkes als einer spannenden Lektüre.

Note: Keine Wertung
Autor: Tammo Krauß


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