THANATOS - Weiterführung des Unvollendeten


Viele alte holländische Death Metal-Bands sind heute immer noch aktiv. Und viele dieser Bands haben gleich mehrere Bands parallel; gerade im Asphyx-Umfeld wären da noch Hail Of Bullets, Grand Supreme Blood Court, neuerdings auch wieder Soulburn. Da überrascht es auch nicht, dass sich mit Thanatos auch die wohl dienstälteste Death Metal-Band Hollands wieder zurückmeldet und mit „Global Purifications“ eines der besten Alben des Jahres 2014 hinlegt. Als ich die Chance bekam, Band-Urgestein Stephan Gebédi zu interviewen, konnte ich als alter Holland Death Metal-Fanataiker das Angebot natürlich nicht ausschlagen!

logoDaniel: Hey Stephan! Na, alles klar? Bitte erzähl uns doch etwas über die Entstehung der Band im Jahr 1984, wie alles begann!

Stephan: Nun ja, ich denke, dass ist schon hinreichend dokumentiert worden. Aber generell war es erstmal so, dass ich mit zwei Schulkollegen die Band gegründet habe. Dazu kam es wegen unserer Vorliebe zu Bands wie Venom und Slayer, und weil sonst niemand zu der Zeit solche Musik in Holland spielte. Deshalb haben wir damit angefangen.

Daniel: Was bedeutet der Name Thanatos eigentlich? Und wo habt Ihr ihn aufgegriffen?

Stephan: Der Name bedeutet `Tod‘ oder auch `Gott des Todes` in der Griechischen Mythologie. Wir suchten damals einen Namen, der mit dem Tod zu tun hat, wollten aber nicht direkt das Wort ´Tod´ verwenden.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?

Stephan: Nein, haben sie nicht. Unsere Haupteinflüsse waren und sind Bands wie Possessed, Death, Dark Angel, Slayer, Venom, Celtic Frost usw.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der üblichen Death Metal-Klischees oder steckt auch eine Kernaussage dahinter?

Stephan: Unsere Texte sind in all unseren Alben abgedruckt. Es geht mit Sicherheit nicht nur um die üblichen Death Metal-Klischees, sondern um den Zerfall der Gesellschaft, religiösen Fanatismus und die Art, wie die Menschheit seine Welt und sich selbst zerstört. Die Texte sind hart und direkt und handeln meistens vom dem alltäglichen Horror um uns herum, auch wenn wir gelegentlich auch mal hier und da blutige Horrortexte haben.

Daniel: Zwischen 1984 und 1989 habt Ihr fünf Demos und ein Livetape veröffentlicht, bevor es endlich zum Debütalbum „Emerging From The Netherworlds“ kam. Warum hat das so lange gedauert? Wart Ihr an keiner Plattenfirma interessiert? Oder war es umgekehrt? Wart Ihr vielleicht damals noch zu extrem für ein größeres Publikum?

Stephan: Haha, ich glaube, dass uns einfach niemand unter Vertrag haben wollte! Wir waren vielleicht zu extrem und wollten ja auch keinem Trend folgen! Ich denke, dass war unser größtes Problem...

Daniel: Wie seid Ihr denn damals an Euren Plattenvertrag mit Shark Records gekommen? Und wart Ihr damals zufrieden mit ihnen?

Stephan: Sie mochten eines unserer Demotapes und hatten uns einen Vertrag angeboten. Und nein, wir waren überhaupt nicht zufrieden mit ihnen, weil sie sich als eine völlig unzuverlässige Plattenfirma entpuppt hatten...

thanatosDaniel: Warum hatten sich Thanatos denn überhaupt nach dem zweiten Album „Realm Of Ecstasy“ aufgelöst? Und was habt Ihr daraufhin in der Zwischenzeit gemacht?

Stephan: Da gab es eine Menge Probleme; vor allem mit der Plattenfirma, aber auch innerhalb der Band, und eine Menge Pech. 1992 hat es dann richtig gekracht zwischen uns. Ich habe mich dann einige Zeit komplett aus dem Underground zurückgezogen und mich auf andere Dinge konzentriert. Ich habe zwar immer noch Metal gehört, war aber nicht mehr im Underground aktiv, weil es mich schnell langweilte...

Daniel: Und wie kam es schließlich dazu, dass Du Thanatos acht Jahre später wieder zurück ins Leben gerufen hast? Und warum waren nicht mehr alle Urmitglieder mit dabei? Hast Du heute noch zu ihnen Kontakt?

Stephan: Weil mir alles irgendwie „unvollendet“ vorkam. Die anderen Urmitglieder hörten keinen extremen Metal mehr und wollten auch nicht mehr dazugehören. Heute sehe ich den einen oder anderen noch. Und wir haben auch keine Probleme mehr untereinander.

Daniel: Wie bist Du denn mit Deinen neuen Mitstreitern Paul Baayens (1999), Marco De Bruyn und Yuri Rinkel (beide 2001) in Kontakt gekommen?

Stephan: Wir hatten zunächst zwei andere Leute mit an Bord: Aad Kloosterwaard von Sinister und Theo van Eekelen von Hail Of Bullets. Aad hat mir Paul vorgestellt und ein paar Jahre später lernte ich Yuri und Marco kennen, als Aad und Theo die Band verließen.

Daniel: Ich bin ein großer Fan der holländischen Bands Funeral Winds, Liar Of Golgatha und Inferi, wo Marco und Yuri vorher gespielt haben. Kanntest Du diese Bands vorher auch schon?

Stephan: Ja, ich kenne sowohl die Bands, als auch die Leute, die dort spielen; auch damals schon.

Daniel: Na gut, dann kommen wir mal zu Dir! Du hast zwischenzeitlich in einer Death Metal-Band namens Legion gespielt (die sich später in Entity umbenannte), soweit ich weiß, und in der Thrash-/Speed Metal-Band Second Hell. Warum hatten sich die Bands so schnell wieder aufgelöst? Was war da los?

Stephan: Ich habe nie bei Legion gespielt, obwohl das so geplant war und ich auch auf einigen Bandfotos zu sehen bin. Aber ich hatte zu viele anderer Sachen um die Ohren und gehörte nie wirklich dazu. Second Hell war eine Band, die ich vorher schon kannte, und ich hielt es für eine gute Idee, die Band wieder zum Leben zu erwecken und die Songs noch einmal in vernünftiger Form aufzunehmen. Aber irgendwie hat das mit der neuen Besetzung nicht wirklich gut funktioniert... Ich kann Dir aber heute auch nicht mehr sagen, woran das jetzt genau lag.

Daniel: Du bist ja auch noch festes Mitglied bei Hail Of Bullets. Paul Baayens spielt dort auch und ist noch zusätzlich bei Asphyx. Beide Bands haben im Moment sehr viel um die Ohren. Ist Thanatos denn überhaupt eine richtige Band oder nur ein Projekt für zwischendurch? Wie viel Zeit steckt Ihr genau in Thanatos? Du bist doch bei Hail Of Bullets bestimmt auch zeitlich ganz schön eingebunden...

Stephan: Natürlich ist Thanatos eine richtige Band! Sie waren meine allererste Band überhaupt und werden immer ein wichtiger Teil in meinem Leben sein! Im Moment hat Thanatos bei uns oberste Priorität. Aber wenn Hail Of Bullets oder Asphyx ein neues Album machen wollen, wird sich das wieder ändern. Das war bei uns immer schon so. Wer gerade ein neues Album am Start hat, hat gerade oberste Priorität.

thanatosDaniel: Na gut, dann lass uns noch eben über die holländische Death Metal-Szene reden, ja? Ich bin nämlich schon eine halbe Ewigkeit ein großer Fan von Horden wie Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Thanatos, Pestilence, Beyond Belief, AntropomorphiA, Etherial Winds, Orphanage, alte Celestial Season, Sinister, Supreme Pain, Gorefest, Altar, Eternal Solstice, Mourning, WarMaster, Sempiternal Deathreign, Delirium, dem Debütalbum von The Gathering, Bodyfarm, I Chaos usw. Kennst Du alle diese Bands? Und hast Du zu einigen von ihnen Kontakt? Kannst Du uns vielleicht auch jüngere, unbekannte Bands aus Eurem Land empfehlen, die Du besonders magst?

Stephan: Ja, ich kenne die meisten der von Dir aufgelisteten Bands. Die meisten davon mag ich auch. Zu vielen dieser Bands habe ich auch Kontakt. Wenn ich mir Deine Liste so anschaue, gibt es keine neue Band, die dort noch aufgelistet sein müsste...

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Thanatos aus?

Stephan: Wir wollen einfach so viele Konzerte wie möglich in Europa spielen. Wir sind sehr glücklich mit dem neuen Album und die neuen Songs live so gut wie möglich promoten.

Daniel: OK, danke für das Interview! Das Schlusswort gehört Dir!

Stephan: Da Du nicht danach gefragt hast: Wir haben ein neues Album bei Century Media draußen, „Global Glorification“! Hör es Dir mal an! ;-)

http://global.thanatos.info/

https://www.facebook.com/thanatos333



Autor: Daniel Müller