SAINT VITUS, ORANGE GOBLIN

Hamburg, Knust, 12.11.2014

orange goblin: benDas hübsche Knust unweit der Reeperbahn war heute Veranstaltungsort für ein ziemlich cooles Package. Zunächst einmal legten Orange Goblin los, die ihr aktuelles Album "Back From The Abyss" auf die Straße brachten, dabei aber ihre alten Glanztaten, vom ersten Album "Frequencies From Planet Ten" angefangen, nicht außer Acht ließen. Shouter Ben Ward, im Shirt von "The Damned", bedankte sich schon zu Beginn bei den Fans, die den Stoner Groove der vier Londoner mit "Scorpionica" und "Blue Snow" aufsogen. Orange Goblin liefert schon lange den Beweis, dass Stoner nicht automatisch langsam sein muss. So fand sich mitten im Set "Some You Win, Some You Loose" wieder, das zusammen mit dem zügigen Track "The Devil's Whip", ein Song nah an "We Are Motörhead", des neuen Albums für ausgelassene Stimmung in der Audienz sorgte. Nebenbei bemerkt spielten Motörhead mit The Damned zwei Tage später in der Hansestadt. Ben bezeichnete Saint Vitus als die Kings Of Doom, und sagte "Into The Arms Of Morpheus" an, in dem er immer wieder beide Fäuste erhob. Als Freunde der alten Carpenter-Filme durfte "The Fog" nicht fehlen, und die Schlussnummer "Red Tide Rising" brachte die Arme der gut gefüllten Halle bis in die letzte Reihe nach oben. Ein absolut gelungener Auftritt von über satten 65 Minuten ging damit zu Ende.

 

saint vitus: daveBeim Merchandise war eine üppige Auswahl vieler verschiedener Shirts zum Preis von 15 Euro Trumpf. Entschied man sich für Zwei, bekam man sie für 20. Leider waren nicht mehr alle Größen vorrätig, denn der Verkauf lief wie am Schnürchen, und das trotz oder gerade wegen der News über Shouter Wino von Saint Vitus, die am heutigen Konzerttage alles überschatteten. Er wurde vom norwegischen Zoll erwischt, und durch die Behörden von dort nach Hause in die Staaten ausgeliefert. Die Band zog derweil nur mit Basser Mark Evans, Drummer Henry Vasquez und Gitarrist Dave Chandler weiter durch, ihr fünfunddreißigstes Jubiläum zu feiern. Nix da mit cancelled oder sonstigem Fuck, denn es wurde gerockt. Und wie sie das taten. Im Mittelpunkt stand ihr "Born Too Late" Album, wie Dave schon in seiner ersten Ansage erklärte, einige Tracks wie "Dying Inside" vom pinkfarbenen Album, das Purple sein sollte, zuletzt 1986 gespielt zu haben. Er baute seinen Groove aus einer Flying V, und übernahm die Vocals. Diese klangen natürlich etwas dünner und leiser als sonst von der Band gewohnt, doch Dave lieferte einen soliden Doppeljob ab, als hätte er das schon öfters gemacht. Gelegentliche Unterstützung bekam er von Henry, der hinter besonders breiten Becken für zusätzliche Vocals sorgte. Für einen Track kam auch Orange Goblin Shouter Ben auf die Bühne, jetzt im Shirt von Black Sabbath, und verbeugte sich vor der Band. Dave forderte Applaus und bekam ihn mit der Bemerkung "We Do Not Give Up Because You Don't Give Up" in sattem Maße. Es sah schon etwas ungewohnt aus, die Band als Dreier zu sehen, arrangierte sich aber mit dem Umstand, dass auch der sonst zurückhaltende Basser Mark, im Shirt von den Sludge Doomern Sourvein, am vorderen Bühnenrand zu sehen war. Dave Chandler schrubbte den Schluss auf einer schwarzen saint vitusGibson SG mit weißen St. Vitus Applikationen, seiner schraddeligen Soli,  Lärmorgien, Rückkopplungen und einem Bad in der Menge inklusive, neben der Übernahme der Vocals. Trotzdem will man sie demnächst wieder mit Wino sehen, der sich bestimmt grad in den Arsch beißt. Dave verließ zum Setende unter Verbeugungen vor dem Publikum die Bühne. Er war sprachlos über die Fanreaktionen dieses unglücklichen Umstandes, dass die Doomer für die Zugabe "Saint Vitus" noch einmal für eine Zugabe zurück kamen. Das Publikum feierte die Band ab, bei einem Auftritt, den man hoffentlich nur noch für den Rest der Tour in dieser Konstellation erleben wird.

 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer