MICHAEL SCHENKER’S TEMPLE OF ROCK, MAXXWELL

Bochum, Zeche, 03.11.2014

Michael Schenker hat sich 2011 die beiden alten Scorpions-Haudegen Francis Buchholz und Herman Rarebell geschnappt und eine neue Band gegründet, die eigentlich nur eine einmalige Sache werden sollte. Das kam jedoch so gut bei den Fans an, dass sie dazu animiert wurden, weiter zu machen. Mittlerweile gibt es neben einer Live-DVD auch endlich das erste Studioalbum „Bridge The Gap“ unter diesem neuen Bandamen. MSG haben dagegen seit 2010 Stillstand. Jedenfalls geht es nun auf große Welttournee. Zwischenstopp im Ruhrpott war die gute alte Zeche Bochum.

maxxwellDen Anfang machten jedoch die Schweizer Maxxwell, die mit bislang völlig unbekannt waren, jedoch schon vier Alben veröffentlicht haben. Und sie klingen tatsächlich auch so, wie man es von Schweizer Hardrockern auch erwartet, denn es gab melodischen Hard Rock im Stil von Krokus und härteren Gotthard zu hören. Die erste Hälfte inklusive der Ballade in der Mitte plätscherten noch etwas dahin. Danach waren sie aber warm gespielt, hauten ein paar zum Kopfnicken führende Riffs raus und gaben sich mit ein paar Snarefiguren auch mal leicht progressiv. Sänger Gilbi Meléndez, der ein bisschen aussah wie eine blasse Version von Detlef D. Soost, wurde zum Schluss auch stimmlich besser und haute ein paar einprägsame Melodien raus. Auch seine sympathischen Ansagen sorgten dafür, dass das Publikum in der zweiten Hälfte etwas mehr mitmachte. Das Zusammenspiel der Band war gut, und auch die Stimmung innerhalb der Band war sehr gut, wie man bei der Kommunikation auf der Bühne, sogar während der Songs, gut erkennen konnte. Hat Laune gemacht!

 

michael schenker's temple of rockDann ertönte ein majestätisches Intro und Michael Schenker´s Temple Of Rock betraten die Bühne. Und majestätisch sollte es bis zum Schluss bleiben! Der Sound war laut, fett und glasklar und die Band in ungemeiner Spiellaune. Für mich als alten Scorpions-Fan war es natürlich toll, als zu spät Geborener doch noch einmal Francis Buchholz und Herman Rarebell zusammen auf der Bühne zu erleben. Francis Buchholz scheint überhaupt nicht gealtert zu sein. Er sieht eher aus wie Ende Vierzig und nicht wie sechzig. Seine Basslinien rollten wie Sau. Herman Rarebell sah sehr instabil aus, halb schräg sitzend und mit seltsamen Beckenanschlägen und ganz viel Gesichtsmimik, meisterte seine Sache aber ordentlich. Vor allem bei „Let It Roll“ überraschte er mit permanenter triolischer Doublebass und den exakten Beckenbetonungen einer Progrock Band. Neuzugang Wayne Findley, der mit seiner Lockenmähne und dem Bart wie ein richtiger Metaller aussah, lieferte ein Brett ab und schaffte es, vor allem bei den UFO-Songs nicht selten, Gitarre und Keyboard gleichzeitig zu spielen; beides jeweils mit einer Hand! Irre! Sänger Dougie White trifft auch heute noch jeden Ton, auch in höheren Gefilden und schaffte es spielend, das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Und der Meister selbst? Tja, was soll ich sagen? Ich hatte mich zunächst erschrocken, als er die Bühne betrat. Spindeldürr und abgemagert, sieht man ihm seine frühere Drogenkarriere auch heute noch deutlich an. Er sieht auf jeden Fall sehr viel älter aus, als sein eigentlich älterer Bruder Rudolf. Apropos Rudolf Schenker: Dieses urtypische, geduckte hin und her rennen auf der Bühne und das Gepose haben sie beide drauf.

 

michael schenker's temple of rockAber entgegen seines Aussehens war Michael fit wie ein Turnschuh! Was der Saitenmagier hier zauberte, war nicht von dieser Welt. Mit einer Leichtigkeit schüttelte er sich Riffs und Soli für die Ewigkeit raus. Trotz seiner ständigen Solofrickelei schaffte er es, dem Zuschauer und Zuhörer damit nie auf den Sack zu gehen! Im Gegenteil: Er spielte nicht einfach nur Gitarre, er erzählte dabei geradezu Geschichten. Die Soloteile wurden lang und länger, die Songs schienen immer weiter zu wachsen. Vor allem bei „Rock Bottom“ war dies der Fall. Apropos „Rock Bottom“: Da wurde mir erst mal bewusst, dass UFO mit diesem Song eigentlich die New Wave Of British Heavy Metal zu dem gemacht hat, was sie eigentlich ist. Denn allein in diesem Song steckt so viel Diamond Head und Tygers Of Pan Tang! Warum ist mir das früher nur nie aufgefallen? Da lag Magie in der Luft! Was Michael Schenker mit einer Hand spielte, kann so mancher anerkannter Gitarrengott noch nicht einmal mit beiden Händen. Auch Axel Rudi Pell, der sich an diesem Abend im Publikum befand, wird dies bestätigen können. Und sichtlich gut gelaunt war Michael auch. Was die Setlist anging, wurde natürlich sehr viel in der Vergangenheit der beteiligten Musiker gewühlt. So gab es neben fünf eigenen, neuen Songs der Band („Before The Devil Knows You´re Dead“ übrigens ihren verstorbenen Freunden Ronnie James Dio und Jon Lord gewidmet!) viele Klassiker ihrer Ex-Bands, sei es UFO („Doctor, Doctor“, „Natural Thing“, „Let It Roll“, „Shoot Shoot“, „Too Hot To Handle“, „Rock Bottom“ und „Lights Out“), MSG („Armed And Ready“, „Victim Of Illusion“ und „Into The Arena“) oder eben die Scorpions („Lovedrive“, „Coast To Coast“, „Rock You Like A Hurricane“ und „Blackout“). Hier war für jeden etwas dabei. Natürlich fehlen bei solchen Konzerten immer mal Klassiker, die man auch gerne gehört hätte, z. B. den MSG-Klassiker „Attack Of The Mad Axeman“, aber das ist Motzen auf höchstem Niveau. Wenn Michael Schenker´s Temple Of Rock so weiter machen, werden Hard Rock Fans live noch lange Spaß haben!

Setlist Michael Schenker´s Temple Of Rock:
Intro (D-Tone)
Doctor, Doctor
Where The Wild Winds Blow
Armed And Ready
Natural Thing
Victim Of Illusion
Rock´n´Roll Symphony
Lovedrive
Coast To Coast
Before The Devil Knows You´re Dead
Lord Of The Lost And Lonely
Let It Roll
Shoot Shoot
Into The Arena
Vigilante Man
Too Hot To Handle
Rock You Like A Hurricane
Rock Bottom
---
Lights Out
Blackout

 



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller