MYSTIC PROPHECY, CRYSTAL TEARS, FIREFORCE

Rheine, Hypothalamus, 19.10.2014

Im Zuge der Killhammer Tour 2014 mit insgesamt 10 Gigs, die am 15. Oktober in der legendären Rockfabrik in Nürnberg startete, zweimal in Belgien (Mechelen) stationierte, am 23. Oktober auch in Wien vorbeischaute und am 25. Oktober beim Börsencrash Festival in Wuppertal mit zudem Iron Fire, The Mystery und dem Co-Headliner Circle II Circle ihr Finale fand, gastierte das metallische Dreierpackage auch in Rheine. Die Stadt, in der ich meine Jugend- und Schulzeit verbracht habe, liegt irgendwie im metallischen Niemandsland zwischen der EMP-Zentrale Lingen im Norden und der knapp 40 Kilometer entfernten Metalhochburg Osnabrück im Osten. Ins südliche Ruhrgebiet sind es knapp 100 Kilometer. Einzig der metallischen Gesinnung des sympathischen Clubinhabers John Scholten ist es daher zu verdanken, dass auch die Hörer im nördlichen Münsterland ab und zu mal in den Genuss metallischer Klänge kommen. So gastierten hier noch vor wenigen Monaten die britischen Progmetaller Threshold während ihrer Promotour und schienen von der Atmosphäre und dem mit etwa 300 - 400 zahlenden Gästen ausverkauften Haus so begeistert, dass sie auf ihrer "For The Journey - Tour" den Rheinensern am 14. November wieder einen Besuch abstatten. Am 5. Dezember gibt es zudem von Motorjesus mit Gun Barrel & Gloombal was auf die Ohren. John Scholten hat die altehrwürdigen Räume des alten und inmitten der City liegenden Tholi-Theaters zu einem modernen, hell gestalteten Live Club für Konzerte, Comedy, Theater, Tagungen und private Feiern umgestaltet. Rheine und das nahe Schöppingen sind dabei insbesondere für ihre Bluesszene bekannt. Gute Parkmöglichkeiten, moderate Getränkepreise und die abgetreppte Gestaltung der heiligen Halle mit einem erhöhten Tresenbereich, einem hierzu abgesetzten Sitz- und Stehbereich sowie dem Floor, unmittelbar vor der ausreichend großen Bühne, sorgen zusammen mit dem guten Sound für eine tolle Clubatmosphäre.

fireforcePünktlich um 19:00 Uhr wurde der metallische Reigen von den aus Antwerpen (Belgien) stammenden Fireforce eröffnet. Das Set dauerte etwa 35 Minuten. Nach dem schon genre-gängig melodischen Intro ging es gleich voll los mit "Coastal Battery", auch dem Opener von der ersten CD "March On" aus dem Jahre 2011. Die Belgier spielen einen rasanten, echten "Old-School -Heavy Metal" mit leicht rotzig-punkigen Attitüden, so nach dem Motto rasanter Powermetal trifft räudige NWoBHM. Fragt man die Bandgründer Erwin Suitens (Rhythmusgitarre) und Filip Lemmens ("Flype", Vokals) so stufen Sie sich selbst als Combat Metal ein, deren gleichnamiger Song im Juni 2013 auf dem zweiten Album "Deathbringer" veröffentlicht wurde, auch als eine Art Bandhymne zu verstehen ist. Nicht von ungefähr sind der Sänger und die Axtfront ausnahmslos kurzhaarig und performten in Tarnanzügen, auch die weiteren dargebotenen Songs des Sets mit Namen "Deathbringer", "Thunder Will Roll" und das schon erwähnte "Combat Metal", gaben eine klare Richtung vor. Bei gutem Sound und zumindest in der mittleren Etage und am Tresen auch einer erträglichen Lautstärke, bei leider aber nur ein paar armseligen, roten Funzeln, waren die Antwerpener der perfekte Anheizer für die nur sehr magere, zahlende Gästeschar von vielleicht 20 - 30 Kuttenträgern. Nichtsdestotrotz gaben Fireforce, wie auch im übrigen die beiden nachfolgenden Bands, wirklich alles. Bei der Bandhymne lief Flype durch das gesamte Publikum und ließ wirklich jeden einmal "Metal" ins Mikro schreien.

Setlist:
Intro
Coastal Battery
The Only Way
Deathbringer
Thunder Will Roll
Horus
Combat Metal
Words Of Hatred
Born To Play Meta 


In der sehr angenehmen Raucherlounge mit Monitor des Bühnengeschehens, angeordnet zwischen dem Eingangsbereich und den Duschen / Umkleiden für die Bands, fachsimpelte ich zusammen mit den klitschnassen Fireforce, und kurze Zeit später mit dem Schlagzeuger Tristan von Mystic Prophecy, über die erstaunlich geringen Zuschauerzahlen. Wir waren uns einig, dass es keinesfalls an der Promotion, dem geringen Eintrittspreis von knapp 20 Euro oder gar an der Location gelegen hat, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einfach an dem momentanen Überangebot an Konzerten. So spielten in Berlin z B. Accept zeitgleich, nur wenige Meter entfernt vom K17.

crystal tearsNach einer zwanzigminütigen Umbaupause enterten Crystal Tears die Bühne. Die Griechen aus dem Urlaubsort Thessaloniki mit dem bereits dritten Sänger, Soren Adamsen aus Dänemark, gibt es mit zigfachen Memberwechseln bereits seit 1997. Sie haben in 2014 ihr drittes Album "Hellmade" auf den Markt gebracht. Nicht nur wegen der griechischen Abstammung des Mystic Prophecy Sängers Roberto Dimitri Liapakis, sondern weil selbiger auch das zuvor genannte Album ebenso wie die CDs von Fireforce produziert hat, schließt sich hier der Kreis. Eine weitere Verbindung zwischen R. D. Liapakis und den kristallenen Tränen ist in dem Kontakt zum Gitarristen Lakai Ragazas zu finden, der seines Zeichens heute bei Mystic Prophecy die Gitarre spielt und mit dem Liapakis die bereits mit dem Debüt erfolgreichen Devil's Train gründete. Crystal Tears spielen kräftigen Powermetal mit leicht speedigem Touch und catchigen Melodien. Mit dem Opener "The Skies Are Bleeding", "Resurrection Suicide", "Ever Alone" und "Psycho Pollution" gab es gleich vier Songs vom aktuellen Album. In dem bombastischen, melodiösen Sound der Gitarristen Kostas Sotos, Mate Nagy und dem Basser Alex Chamalides verlor sich allerdings die klasse Stimme des Dänen etwas. Auch er versuchte jedoch das magere Publikum immer wieder anzuheizen und mischte sich, wie zuvor schon Filip von Fireforce, unter das Volk. Wieder musste allerdings das nur spärliche Rotlicht bemängelt werden. Und warum bei einer nur vierzigminütigen Setlist gleich zwei Coverversionen, nämlich "Beds Are Burning" von Midnight Oil und "Highway To Hell" in die Tracklist eingebaut wurden, ist für mich ebenfalls ein Rätsel. Immerhin wagten sich bei dem AC/DC-Klassiker einige Headbanger auf die unteren, der Bühne nahen Dancebereiche.

Setlist:
The Skies Are Bleeding
Megas Alexandros
Resurrection Suicide
Rock Survivors
Nightmare Serenade
Highway To Hell (AC/DC-Cover)
Rock Until We Fall
Ever Alone
Beds Are Burning (Midnight Oil Cover)
Psycho Pollution
Out Of The Shadows

 

mystic prophecyKommen wir zum Headliner des Abends. Die deutschen Powermetaller Mystic Prophecy gaben zwischen 21:00 und 22:15 Uhr eine Setlist aus insgesamt vierzehn Songs zum Besten, die bei bestem Sound und nun auch klasse Licht keine Wünsche offen ließen. Bereits im Oktober 2013 wurde das im gleichen Jahr erschienene Hammeralbum "Killhammer" auf einer Tour zusammen mit Masterplan promotet. Dabei ist das Album noch mal eine Spur härter als die beiden Vorgänger "Ravenlord" von 2011 und dem Chartstürmer "Fireangel" aus 2009. Mystic Prophecy spielen Powermetal amerikanischen Stils mit einem kräftigen Touch "Thrash", und setzen sich allein dadurch von den unzähligen Powermetalkapellen mit den meist bewusst zu kommerziellen Zwecken eingesetzten Weichspülereffekten ab. Zudem wird der begnadete Sänger R. D. Liapakis und, wie schon erwähnt, ein auch in der Szene anerkannter Produzent, von begnadeten Sechssaitern, nämlich dem Griechen Laki Ragazas (Devil's Train, vormals auch Crystal Tears) und dem Deutschen Markus Pohl (u. a. Souldrinker) begleitet. Connie Andreszka am Bass und der junge Tristan Maiwurm an den Drums, der sich wie ein Schneekönig über das Engagement gefreut hat und darauf schwor, dass dies nun die dauerhafte Besetzung darstellen wird, runden die Personalien ab. Auch Mystic Prophecy, 2001 gegründet durch Liapakis und dem Bassist Martin Albrecht, haben schon zahlreiche Bandwechsel hinter sich. Unter anderem spielte der heutige Ozzy-Gitarrist Gus G. in den Anfangszeiten mit.

mystic prophecyMit vier Songs von "Killhammer", nämlich dem heavy Opener "Kill The Beast", später klar "Killhammer" und dann noch "Hate Black" und "To Hell And Back", allesamt Mitgeh- und Bangtreffer, war das letzte Album auch am meisten bei der diesjährigen Setlist vertreten. "Hollow" und die bandinterne Hymne "Ravenlord", und dabei "…lord" und nicht "…load" ausgesprochen, wie R.D. in seinem süddeutschen Dialekt mehrfach betonte, gabs vom gleichnamigen Album. Mit etwa zehn Leuten und damit dem etwa halben Publikum war auch nun der untere Saalbereich "zum Bersten" gefüllt. Trinkfreudige, bangende und die Fäuste in die Luft schwingende Holländer machten dabei ordentlich Stimmung und ließen dabei auch das ein oder andere Glas zu Bruch gehen. Immer wieder animierte Liapakis, mit Schlapphut und voller Selbstbewusstsein tragender Brille, das Publikum, witzelte, quatschte teils die Zuschauer persönlich an und mischte sich, wie schon seine Vorgänger, unter selbiges. Zwischen "Eyes Of The Debil" und "Endless Fire" gab es ein Drumsolo von Tristan und das, mit parallelem Keyboardsound vom Band, wirklich klasse arrangiert. Die Gitarristen taten, was sie tun sollten, nämlich in Perfektion reißende Riffs und perfekte Soli abziehen und sich den Allerwertesten abspielen bis dorthinaus. Einfach geil. Als Zugaben gab es dann "Paranoid" und "Evil Empires" vom "Savage Souls" Album aus 2006. Auf das auf der Setlist noch vertretene "Satanic Curses" wurde wegen späterer Uhrzeit, wir sind mitten in der City mit angrenzenden Wohnhäusern, verzichtet.

Setlist:
Kill The Beast
Savage Souls
Sacrifice Me
Killhammer
Lords Of Pain
Hate Black
We Kill You Die
To Hell And Back
Eyes Of The Devil
Drumsolo
Endless Fire
Hollow
Ravenlord
Paranoid (Black Sabbath Cover)
Evil Empires

Fazit: Ein toller, absolut überzeugender Gig von Mystic Prophecy, und mit den Supports Fireforce und Crystal Tears ein insgesamt klasse Package des Powermetal mit einem kräftigen Schuss "Thrash", das keine Wünsche offen ließ. Mein Glück, dass ich alle drei Bands, exakt eine Woche später auf dem Börsencrash in Wuppertal noch mal sehen durfte.

 

 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey