MOTÖRHEAD - 1916


Label:EPIC
Jahr:1991
Running Time:39:27
Kategorie: Classics
 

Tja, wie beschreibt man seine absolute Lieblingsplatte am besten? Und wieso ist ausgerechnet das relativ wenig erwähnte „1916“ gerade Lieblings-Album? Nicht nur von Motörhead, sondern überhaupt? Dafür muss ich etwas weiter ausholen: Ich sah in einem CD-Verleih (ja, so etwas gab es damals noch!), dieses Cover, das mich völlig faszinierte. Warum das so war, kann ich heute nicht mehr sagen. Es ist genau 20 Jahre her. Und ich war damals noch einmal ganz 13 Jährchen jung. „1916“ war gerade brandaktuell und stand dort zum Verkauf für 9 DM! Das sind heute knapp 4,50 €?! Ich wollte gar nicht erst in die CD reinhören. Ich nahm sie sofort mit. Damals gab es noch keine MP3s. Und damals war es in der Metal-Szene durchaus üblich, CDs einfach so nur nach Cover zu kaufen. Und dabei wurden schon so manche Schätze entdeckt. Ich muss für mich persönlich auf jeden Fall Motörhead an erster Stelle setzen; und zwar in jeder Hinsicht! Meine allererste CD (von heute über 3000) war „1916“; ebenso war mein erstes T-Shirt, das ich mir von meinen lausigen 25 DM Taschengeld selber drucken ließ, weil man für EMP-Bestellungen die Unterschrift der Eltern brauchte (die ich aber natürlich nicht bekam). Und auch mein erstes Konzert war ein Motörhead-Konzert (am 16.06.1993 in der Dortmunder Westfalenhalle 2 mit Terrorvision im Vorprogramm). Bis heute habe ich Motörhead ca. 20 Male live erlebt. Seit 2003 ist es mir wichtig, sie zumindest ein Mal im Jahr live zu sehen, was auch bislang immer geklappt hat! Mit ihnen hat bei mir jedenfalls alles angefangen! Das Schlagzeug-Intro von „The One To Sing The Blues“ brachte mich damals dazu, richtig Schlagzeug spielen zu lernen. Das Intro des Openers knallte im meinem Kinderzimmer durch die Boxen. Ich konnte es nicht fassen! Meine Eltern auch nicht! Der Weg des Schlagzeug spielenden Die-Hard-Metallers war von nun an auf ewig besiegelt! Und für Motörhead-Verhältnisse war das Album echt abwechslungsreich und läutete ihre Experimentierphase ein (obwohl man ihnen immer noch nachsagt, alles würde seit 35 Jahren gleich klingen; es stimmt einfach nicht!). Neben den üblichen Schandtaten wie der bereits erwähnte Opener „The One To Sing The Blues“, das treibende „I´m So Bad (Baby I Don´t Care)“, die unsterbliche Ohrwurm-Hymne „No Voices In The Sky“, dem immer noch im Live-Set enthaltenen „Going To Brazil“ oder den flotten Volltreffern „Make My Day“ und „Shut You Down“ gab es hier auch eine melancholische Ballade („Nightmare / The Dreamtime“), eine Halbballade („Love Me Forever“), Posaunen im Refrain („Angel City“), einen Tribute-Song an die Punk-Legende Ramones (zu einer Zeit, wo alle vier Mitglieder sogar noch am Leben waren!) und sogar eine schöne Cello-Ballade („1916“) zu bestaunen, bei der Lemmy es ganz nebenbei geschafft hat, mal eben den besten Text der Metal-Geschichte zu schreiben! Er schildert als Ich-Erzähler die Situation eines 16jährigen Jugendlichen, der zwei Jahre zu seinem Alter hinzuaddieren musste, um im Krieg zu dienen. In einer Schlacht überlebt er. Sein Kamerad direkt neben ihm wird aber von einer Kugel getroffen und stirbt in seinen Armen. Hat man in der Metal-Szene jemals etwas derart Emotionales gelesen? Wohl kaum! Auch 20 Jahre nach der Veröffentlichung dieser Platte hat sie nichts an Hit-Potential oder Produktionsqualität eingebüßt. Zudem ist „1916“ auch die letzte Platte mit Philthy „Animal“ Taylor an der Schießbude gewesen. Von wegen Motörhead sind nicht kreativ!!! Eine Hammerplatte!!! 

Tracklist:
Seite 1:
The One To Sing The Blues
I´m So Bad (Baby I Don´t Care)
No Voices In The Sky
Going To Brazil
Nightmare/The Dreamtime
 
Seite 2:
Love Me Forever
Angel City
Make My Day
R.A.M.O.N.E.S.
Shut You Down
1916
 
Line-Up:
Ian Fraser "Lemmy" Kilmister (R.I.P. 2015!) - Bass & Vocals
Phil "Wizzö" Campbell - Rhythm Guitar
Michael "Würzel" Burston (R.I.P. 2011!) - Lead Guitar
Philip John "Philthy Animal" Taylor (R.I.P. 2015!) - Drums
 

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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