THE TEA PARTY - THE OCEAN AT THE END


Label:INSIDEOUT
Jahr:2014
Running Time:56:42
Kategorie: Neuerscheinung
 

Neo-Prog... viele Große Namen, erfolgreiche Bands und vieles klingt sehr ähnlich. The Tea Party haben hier schon immer einen Sonderstatus inne gehabt, was Sound und Komplexität angeht. Nicht so anstrengend wie vieles von Transatlantic, aber auch nicht so süßlich wie Spock's Beard. Eher Sonderlinge mit ganz eigenem Sound wie King's X oder Saigon Kick, nur eben nochmal ganz anders. Orientieren sich die meisten Protagonisten dieses Genres an den glorreichen Tagen und Bands der 1970er Jahre, so klangen The Tea Party schon immer mehr nach den 60ern, als Einflüsse waren immer eher die Doors als Yes herauszuhören, mehr die Aggressivität früher Led Zeppelin als wabernde Klangteppiche á la Genesis zu vernehmen, Captain Beyond standen deutlicher Pate als die viel zitierten Gentle Giant gewürzt wurde das Ganze dann mit den orientalischen Elementen der ganz frühen Raibow. Kurz: die Band klang schon immer sympathisch anders, kauzig, knarzig und düster. Daran hat sich zum Glück nichts geändert, ganz im Gegenteil: Eigenständigkeit bleibt Trumpf, aber man hat die ganz schweren, langen Passagen der Finsternis gegen ein wenig mehr Zugänglichkeit und kohärentere Songstrukturen getausch, und das tut dem Ergebnis hörbar gut. Ich gebe zu, aufgrund der teilweisen Trägheit der Musik kein großer Fan der ersten Veröffentlichungen des kanadischen Trios gewesen zu sein. Das hat sich erst mit dem Soloalbum von Sänger und Gitarrist Jeff Martin geändert, das den Schritt in Richtung höherer Melodiedichte schon vorweggenommen hat. Das Beste daran ist: Durch die Straffung der Songs hat das mystische Element genauso wenig gelitten wie die Faszination, die jede einzelne Nummer dieses Albums versprüht, das kann man kaum besser machen. Eine längere Aufwärmphase ist mit dem neuen Silbertaler absolut nicht notwendig, der spacige Trip in die Welt von The Tea Party geht sofort unmittelbar los. Natürlich könnte ich Euch jetzt erzählen, dass „The L.o.c.“ ein Einstieg nach Maß ist, „Brazil“ eine genial folkloristisch angehauchte Nummer nach dem Motto Black Sabbath meets Samba, aber das würde alles zu kurz greifen, denn hier ist dankbarerweise eine Albumband am Werke, und so ist es auch das Beste, sich dieses Werk in einem Rutsch zu Gemüte zu führen. Ausfälle sind wirklich keine zu verzeichnen, das schreit nach Bestnote! Und die gibt es auch, denn auch der Sound von The Ocean At The End ist warm, fett und transparent, wie es sich für ein kleines Meisterwerk gehört, Volltreffer, definitiv eines der Alben des Jahres. Zeitlos, wertvoll und auf allerhöchstem Niveau.

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß


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