Ich hatte lange überlegt, mal ein Classic Review von Sarcofago zu schreiben. Das hat sich jetzt durch diesen Re-Release spontan erübrigt. Sarcofago aus Brasilien sind schon eine halbe Ewigkeit eine meiner absoluten Lieblingsbands. Heute zählen sie zu den Black Metal-Urvätern, obwohl sie sehr thrashig klangen und sich selber in den Achtzigern als Brutal Death Metal-Band bezeichnet hatten. Sie waren von 1985 bis 2000 aktiv und veröffentlichten in dieser Zeit vier Demos, drei EPs, vier Studioalben und eine Compilation. Moment mal: nur vier Alben, aber dafür drei EPs? Jawohl! Denn “Rotting” von 1989, der Nachfolger ihres legendären Underground-Klassikers “I.N.R.I.” von 1987, ist fälschlicherweise immer als zweites Album deklariert worden. Laut Frontmann “Wagner” Antichrist in einer Folge von “MTV´s Headbangers Ball” handelte es sich bei “Rotting” lediglich um eine Mini-LP. Das Cover, auf dem Jesus zu sehen ist, der von hinten vom Sensenmann in Kapuze eingelullt wird, ist nach wie vor Kult. Überhaupt haben Sarcofago ihr blasphemisches Image im katholischen Brasilien niemals abgelegt. Wenn es auf dieser Mini-LP (vom Coverartwork mal abgesehen) aber auch Ausnahmen gibt. Einige ihrer Texte waren auch übertrieben pervers, so wie hier auch das Intro “The Lust”. Sie spielten aber auch mit den typischen Rock´n´Roll-Klischees, wie “Alcoholic Coma” und “Sex, Drinks & Metal” beweisen. Mit dem fast neunminütigen “Tracy” nimmt man ungewohnt epische Ausmaße an. Die beiden bekannten Klassiker “Rotting” und “Nightmare” sind hier ebenfalls enthalten und dauern mit knapp sieben Minuten ungewöhnlich lange. Was geblieben ist, ist die ungestüme, schön am Klick vorbeigespielte, primitive Brutalität und die dünne Schepper-Produktion, zwei Markenzeichen, die die Band bis zum Schluss ausgemacht haben. Bonustracks gibt es keine. Das Mini-Album erschien im Original nur über Cogumelo Records aus Brasilien und war in Europa nur über teuren Import erhältlich. Das ändert sich hiermit nun. Geil, dass dieses kultige Teil jetzt auch endlich hier offiziell erhältlich ist!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller

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