Swordbrothers Festival XIII

Andernach, Juz, 13.09.2014

Zum letzten Mal fand heute das Swordbrothers Festival statt. Die Veranstalter haben sich aus mehrererlei Gründen nach dem zwölften Mal entscheiden, diesen Event zu Grabe zu tragen, sprechen aber im gleichen Atemzug von den weiter existierenden German Swordbrothers Festival in Lünen, sowie dem Bäääm auf Gut-Haarbecke in Kierspe. Hier und heute in Andernach hat sich die Händlermeile in der Halle etwas verlängert, sonst war alles beim Alten. Unter den Gästen weilten auch viele Musiker, wie zum Beispiel von Warrant und Metal Inquisitor. Das Billing zum Finale war nicht das Stärkste, doch immer noch so hochwertig, dass es keine Grund zur Klage gab. So konnten die Spiele beginnen...

steelcladSteelclad hatten die Ehre, pünktlich um 12:30 Uhr das letzte Swordbrothers Festival zu eröffnen, und sie taten dies in würdiger Manier! Generell kann man sagen, dass das diesjährige Billing keine Schwachstelle aufwies, und durchweg Qualitätsware geboten wurde. Die ursprünglich in Italien gegründete, jedoch mittlerweile nach Deutschland dislozierte Band, machte ihre Sache sehr gut, und die teils sehr melodischen Songs wurden einerseits sauber auf der Bühne interpretiert, und andererseits sehr wohlwollend vom Publikum aufgenommen. Die Band wirkte zwar teilweise etwas hüftsteif, was eventuell an den schweren Ketten lag, mit denen man sich umgab. Spieltechnisch wurde jedoch traditioneller Metal auf höchstem Niveau geboten. Zwar kenne ich von Steelclad nur das 2007er Demo „Descending Archangels“, die dargebotene Musik des gesamten Gigs wusste jedoch zu gefallen und überzeugte. Ein sehr guter Start in das dreizehnte Swordbrothers Festival.

 

fireforceMit ihrem aktuellen Longplayer "Deathbringer" im Gepäck, waren als zweites Fireforce aus Antwerpen dran, die Halle zu befeuern. Zuletzt habe ich sie in Holland gesehen, wie sie auf einem kleineren Festival als Co-Headliner eine Show über eine Stunde zockten. An einer handvoll eigener Trademarks waren sie leicht wieder zu erkennen, wie am Armeeoutfit der Gitarreros und an der Sonnenbrille auf Käppie ihres dagegen nicht ganz so stabil gebauten Frontmannes Flype. Oder lag es doch an ihrem riesigen Backdrop? An ihrer mit traditionellem Metal geladenen Uptemposhow mit geilem Acting gab es nichts zu bemängeln, da durfte ein helfender Roadie schon eine Bierlache von den Bühnenbrettern wischen. Leider fanden sich noch nicht sehr viele Besuche direkt vor der Bühne ein, wie das erst zum Abschlusskracher "Born To Play Metal" vom "March On" Album passierte.

 

air raidDer Laden sollte jetzt mal so langsam auftauen, damit die Party in Rollen kommen konnte. Dazu waren Air Raid genau die passenden Zünder, die mit ihrem melodischen Tempozeug alles überrollten. Sie waren die erste Band heute, welche das Publikum bis vor die Bühne holte, und das trotz ein paar kleineren technischer Gitarrenprobleme, die aber schnell behoben wurden. Die Göteborger stehen für klassischen Heavy Metal aus der Speedabteilung, wie er sein sollte. Neushouter Arthur trug seine Hosen zwar recht tief, dass man den Hersteller seiner Unterhose ablesen konnte, passte aber optisch besser ins Gruppenbild als sein Vorgänger, und setzte auch seine tiefere Stimme ein. Und als er alle Hände hoch forderte, machte die ganze Halle mit. Zur Belohnung gab es gegen Ende den Tokyo Blade Klassiker "Night Of The Blade" auf die Omme. Obwohl ihr Album bereits zwei Jahre auf dem Buckel hatte, hätten einige Besucher die Schweden auch gerne weiter hinten Im Programm sehen wollen.

 

heavenwardVon Heavenward gab es mal abgesehen von Re-Releases aus dem Hause Pure Underground das letzte reguläre Album 1992, und das hieß "A Future Worth Talking About?" Ab und an fiel der Name der Band mal, blieb aber weiter im Underground. Um so überraschender war es daher, wie tight die Instrumentenfraktion zusammenspielte, was sich auch im Acting zeigte. Und an dieser Stelle fiel auch ein neues Gesicht unter seinem Bandana im Line-up auf, nämlich der Sänger Giles Lavery (Dragonsclaw), den man auf dem Keep-It-True 2013 noch am Mikrofonständer bei Warlord sehen durfte. Lange bei den alten Power Metallern vom Niederrhein war er offensichtlich noch nicht, las er doch seine Texte von einem Bildschirm ab, der auf einem Ständer rechts von ihm postiert war. Warum sollte er den Posten nicht übernehmen, denn die Stimme dazu hat er ja. An die Stimmung von Air Raid zuvor konnten Heavenward jedoch nicht anschließen, dass vor der Bühne wieder große Lücken im Publikum waren.

 

vortexNun wurde es Zeit für Fledermäuse. Die Niederländer von Vortex sind alte Haudegen, denn sie sind schon seit 1979 unterwegs. Der Auftritt des komplett in Schwarz gekleideten Fünfers um den facegepainteten Shouter Jurjen Tichelaar, natürlich heute wieder mit Stirnband mit Perrücke, war von einem recht statischen Acting geprägt, doch man hatte das Vermögen, sich mit Posen auch ohne viel Action in Szene zu setzen. Zum Titeltrack ihres ersten Albums "Open The Gates" tat Jurjen mal kurz Prücke weg. Ein Song, der mächtig Applaus verursachte, und er bedankte sich für die vielen Vortex-Rufe. Für "With Wiches Help" zog er eine Gummimaske nebst Umhang über, während die Die-Hard Fans vor der Bühne Handfeuerwerk abbrannten, wie auch darauf die Band an ihren Gitarrenhälsen. Die Fontänen  vernebelten die Halle, dass viele draußen nach Luft schnappten, und "Windows Crashin' Bats" schon nicht mehr mitbekamen. Glücklicherweise war es dort wettertechnisch noch angenehm und trocken.

 

battleroarEinen Metalsänger von Rang und Namen durfte mit der nächsten Band begrüßt werden. Gerrit von Sacred Steel ist nun der eidesstattliche Shouter bei den Griechen von Battleroar. Der umtriebige Sänger, heute im Shirt von Bestial Warlust, hat so einige laufenden Bands und Projekte, und heute trat er mit Battleroar an. Die Band selbst war nicht von sehr hohem Bewegungsdrang geprägt, was Gerrit, den man selten statisch erlebt hat, zu kompensieren hatte. Ab dem zweiten Song kam Geiger Axel mit auf die Bühne. der seine sechzehntel Noten und Stakkatos im Bandsound mit unterbrachte. Der Audienz schien es offensichtlich zu gefallen, und spendete langen Applaus, den Gerrit aber regelmäßig mit der nächsten Ansage unterbrach, wie zu "Immortal Chariot". Die Stimmung, die man heute hier zu Air Raid erleben durfte, wurde nicht ganz erreicht, doch das durfte man bei der nächsten Band erwarten.

 

ramWas Ram dann boten, war bei Weitem mehr als „nur“ Ersatzarbeit für Attacker, die den Swordbrothers Gig leider abgesagt hatten. Ram haben in ihrer über zehnjährigen Bandgeschichte mit Sicherheit noch keinen schlechten Gig gespielt. Ihre Bühnenstärke wussten die fünf Schweden auch heute wieder fulminant unter Beweis zu stellen. Es war der erste Gig der Band, den ich mit dem neuen Gitarristen Martin zu sehen bekam, und der neue Mann brachte sich sowohl spielerisch wie stageacting mäßig sehr gut ein, so dass man häufiger ein Fünf-Mann-Synchronbanging bestaunen durfte! Die Songauswahl umfasste einen schönen Querschnitt durch die drei Alben der Band, auch wenn man mit „Soumussalmi (The Few Of Iron)“ einen eher unkonventionellen, da zum Teil sehr ruhigen Track, ausgewählt hat. Im Nachhinein gab selbst Gitarrist Harry Granroth zu, dass dies nicht der beste Schachzug des Abends war! Dieser eher unkonventionelle Einstieg war jedoch der einzige Kritikpunkt am gut einstündigen Gig der schwedischen Dampfwalze, die ansonsten in gewohnter Manier keine Gefangenen machte. Es folgten die treibenden Kracher „Flame Of The Tyrants“ vom 2012er Album „Death“, und „Forced Entry“ vom gleichnamigen 2005er Debüt. Zur Mitte des Gigs wurde dann mit „Savage Machines“ ein neuer Song (die Band ist gerade im Studio um eine Split-EP zusammen mit den Landsmännern von Portrait aufzunehmen) vorgestellt, der nach den teilweise eher progressiveren Songs der letzten beiden Alben wieder stark in Richtung des Debüts tendiert. Daumen hoch für den neuen Song! Nach weiterer fulminanter Bühnenshow, bei der wie gewohnt Sänger Oscar Carlquist im Fokus stand, wurde der tolle Gig standartmäßig durch die beiden Bandklassiker „Machine Invaders“ und „Infuriator“ abgeschlossen. Wer Ram noch nie live gesehen hat, sollte dies bei nächster Gelegenheit unbedingt nachholen. Man wird sicherlich nicht enttäuscht nach Hause gehen und die fünf sympathischen Schweden haben sich einen breiteren Support der Metalgemeinde jedenfalls redlich verdient. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass die nachfolgenden Bands hier noch einen würden drauflegen können. Setlist: Soumussalmi (The Few Of Iron), Flame Of the Tyrants, Forced Entry, Judgement And Punishment, I Am The End, Savage Machines, Awakening The Chimaera, In Victory, Sudden Impact, Under The Scythe, Machine Invaders, Infuriator.

 

ostrogothWas sollte nach dem Auftritt von Ram noch kommen? Der Blitz im roten Kreis, nämlich die Belgier von Ostrogoth, und es wurde gut. Dafür dass der Fünfer schon seit gefühlten Äonen keine Platte mehr veröffentlich hat, waren ihre Nummern wie "Screamer", "Too Hot", "Ecstasy And Danger" dem Publikum aber sehr wohl bekannt. Da hingen sie gleich zwei gleiche Backdrops hinter ihrem Drummer auf. Ein Sänger namens Josey Hindrix, ein Typ mit Charisma, hält schon seit ein paar Jahren den Mikrofonständer bei Ostrogoth. Und auf der Bühne ging gut die Post ab. Es wurde viel zu Twin Guitar Attacken gebangt, und oft griff sich Josey seinen Basser für Volltouchposen. Die Energie griff ins Publikum über, dass zu "Clouds" ein Fan die Bühne enterte und sich von dort gar nicht mehr trennen wollte. Josey zählte die in der Halle aufgehangenen Nationalflaggen der Länder auf, wo die Bands diesem letzten Swordbrothers beheimatet sind, nannte das 'One Metal Nation" und sagte "Samurai" an. Nach der Pflichtnummer "Full Moons Eyes" wurde die Überraschung kundgetan, dass im nächsten Jahr doch ein neues Album erscheinen würde.

 

jack starr's burning starrNach der Absage von Attacker, den ursprünglichen Headlinern des Festivals, rutschten die Schweden von Ram ins Billing, und Jack Starr's Burning Starr auf den Headlinerposten. Ihren ersten Song noch als Soundcheck deklariert, konnten sie aber trotzdem schon gut Feuer machen, denn jetzt war es Zeit für hochmelodische Leads und Soli von Mister Jack Starr und seinen nicht unbekannten Mitstreitern. Martha, die Stimme von Crystal Viper, spielte heute einer schneeweißen Gibson SG, und ließ die Flying V vom letztjährigen Keep-It-True Festival diesmal zu Hause. Jacks langjähriger Mitstreiter Ned Meloni (Reverence, ex-Pentagram) gab am Bass das Tiefbrett ab und mit nur einer Bassdrum auf seiner rechten Seite sah ex-Manowar Drummer Rhino auf seiner Linken etwas nackt aus. Todd Michael Hall, den nicht nur Auskenner als aktuellen Riot Sänger zu schätzen wissen, war bester Sänger des Festivals, denn er lieferte gewohnt perfekte Vocals, die bis in höchste Höhen treffsicher saßen. Er stellte aber fest, dass er die Töne nicht so lange halten könne wie Jack auf seiner Fender mit unübersehbarer Namensgravur. Nachdem sich Todd und Jack wiederholt gegenseitig Lobhuldigungen über ihre musikalischen Fähigkeiten zugeworfen hatten, durfte die Musik wieder im Vordergrund stehen. Die coole Setlist beinhaltete fast zwanzig Titel, darunter "False Messiah", "Go Down Fighting", "Land Of The Dead" und auch "Children Of The Storm" vom ersten Album von Virgin Steele, wo Jack einst spielte. Trotz vieler kleiner Defekte und Ausfälle, die schnell behoben werden konnten, zeigten die Vollprofis einen würdigen Headlinergig, den sie mit einer Coverversion beendeten, nämlich "Metal Warriors" aus der Manowar Phase ihres Drummers. Nicht ganz überraschend, verfehlte aber ihren Zweck nicht und beendete würdig das letzte Swordbrothers ever.



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann