HONESTLY – MY LIFE AND STRYPER REVEALED - Michael Sweet (mit Dave Rose and Doug van Pelt)


Label:BIG3 RECORDS
Jahr:2014
Running Time:286 Seiten
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ehrlich (honest) ist der gute Michael Sweet in seinem Buch „Honestly“, das schon vor seiner Veröffentlichung für mächtig Wirbel gesorgt hat, das muss man ihm lassen. Mit seinen Seitenhieben auf die Biografie(n) seiner Kollegen Mötley Crüe mit gleichzeitigem Anzweifeln ihres Wahrheitsgehaltes war ihm die Aufmerksamkeit der Rock Community sicher. Wie versprochen, geht er (in der bisher nur auf Englisch erschienenen Ausgabe) anders an das Thema Rockstar sein heran, setzt auch seine Prioritäten anders - wie auch im wahren Leben. Wer hier also nach Nacherzählungen von Exzessen sucht, wird wie in der Einleitung versprochen, nicht fündig. Macht dieser Umstand dieses Buch dafür dann umso wertvoller? Bekommen wir ganz andere, im wahrsten Sinne nüchternere Einblicke in die Glanzzeiten des Rocks? Hier lautet die Antwort leider ganz klar : jein! Stellenweise sind die Schilderungen über den Sweet, der von beiden Seiten, der christlichen Rechten, sowie der Rockfans als Heuchler diskriminiert wird, fesselnd. Sie gewähren einen tiefen Einblick in seine Verletztheit, für seine Mission den Glauben außerhalb christlicher Szenezirkel glaubwürdig in Rock 'n' Roll zu verpacken derart von allen Seiten angefeindet zu werden. Auch die Tatsache, dass er uns an seinen persönlichen Dramen teilhaben lässt ist lebensnah und streckenweise sehr berührend. Alles gut also? Leider nein, denn auch das andere Gesicht des Michael Sweet nimmt einen nicht unerheblichen Teil dieses Buches ein. Der, der im Nachhinein alles begangenen Fehler im punkto Management, Finanzen, Produktion und Touren auflistet, die natürlich alle grundsätzlich von anderen begangen wurden. Nach seiner eigenen Darstellung besteht sein Anteil nur daran, die Last der Konsequenzen mitzutragen. Der, der sich in Gänze unverstanden und nicht genug bejubelt fühlt, der als Frontmann der wichtigsten christlichen Rockband der Welt darüber jammert, dass er nicht genug Aufmerksamkeit für sein Gitarrenspiel bekommt. Dieser Michael Sweet ist ziemlich unsympathisch und auf dem Ego-Trip. Sicher, man muss seinen Anteil an den großartigen Alben von Stryper anerkennen und schätzen. Dafür aber in schriftlicher Form den Applaus einzufordern und die Beteiligung der restlichen Bandmitglieder gleichzeitig herabzusetzen ist mehr als fragwürdig bis egomanisch. Auch das Abkanzeln fast der kompletten restlichen christlichen Bands dieser Dekade als einfallslose Kopisten lässt dem Leser nicht gerade warm ums Herz werden. Teils fühlt man sich geneigt, an den Wertvorstellungen des Autors aufgrund solcher teils sehr harten und unversöhnlichen Worte zu zweifeln, vor allem, da er von sich stets als 'pretty regular guy' (ziemlich normaler Typ) spricht. Hat man den Mann einmal mit seiner Band live gesehen, fallen einem die Diskrepanzen zwischen der sympathischen Rampensau und Frontmann auf der Bühne und der egozentrischen Diva im Buch umso mehr auf. Persönliche Empfehlung: Das sauer verdiente Geld besser in ein Konzertticket investieren und sich einen Mann und seine Band anschauen, der seine Musik lebt und glaubwürdig, sympathisch und mit viel Herz und Energie herüber bringt. Das Buch sei denjenigen Fans der Band trotzdem ans Herz gelegt, die sich für die Geschichte der Band und deren verbriefte Sonderstellung in der Szene interessieren und die zeitweiligen Egotiraden ausblenden können.

ISBN 978-0-9960418-0-5

Note: Keine Wertung
Autor: Tammo Krauß


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