WOLF - Balladen überlassen wir den Scorpions


Das Wolfsrudel ist wieder am Start. Nach drei Jahren Wartezeit beglücken uns die Schweden mit einem neuen Album, das bei Metallern gerade derbe einschlägt. Weil wir uns schon lange kennen, war ein Interview mit Niklas "Viper" Stalvind schnell im Kasten und wird den Lesern von CROSSFIRE nicht länger vorenthalten. Lest selbst über den Prozess von "Devil Seed", dem Niederbrennen einer Scheune und einem Dämon auf Abwegen...:

logoJoxe: Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album "Devil Seed", der nächste Schritt in der Wolf Discographie. Euer letztes Album "Legions Of Bastards" stammt noch aus dem Jahr 2011, was habt ihr in der Zeit dazwischen getrieben?

Nik: Wir hatten einen Line-Up Wechsel in der Band mit unserem neuen Gitarristen Simon "Demon" Johansson, ich habe mein Leben nach einer schlechten Gesundheitsperiode neu definiert, und wir starteten mit dem Schreiben am neuen Album. Wir haben natürlich auch Liveshows gespielt, Business as usual.

Joxe: Auf Euren neuesten Livefotos kann jeder sehen, dass Du einige extreme Sportaktivitäten unternommen hast. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Leute nach dem Mädchen aus dem Video "I Will Kill Again" (Nik mit freiem Oberkörper) fragten. Aber ich glaube nicht, dass das der ausschlaggebende Punkt für diesen Sport war?

Nik: Nein, war es nicht, haha. Nach "Legions Of Bastards" war ich total ausgebrannt, und wurde im April 2012 krank. Sieben Jahre des extremen Stresses haben sich an mir bemerkbar gemacht. Eines Tages fiel ich auf den Boden und ich konnte nichts tun außer sitzen, und für zwei Wochen eine Wand anstarren. Ein Erschöpfungssyndrom wurde diagnostiziert, welches normalerweise Jahre benötigt, um davon geheilt zu werden. Ich habe herausgefunden, mich selbst davon zu heilen, dass nämlich sportliche Aktivität die effektivste Medizin für mich war. Also fing ich mit Kettlebells an, und strich alles an Junkfood und ernsthaft auch den Alkohol fort. Ich habe meinen Lebensstil in Kürze komplett geändert, und das Ergebnis ist klar ersichtlich. Ich fühle mich großartig und ich mag meinen neuen Look. Einer der Gründe, warum ich ohne Shirt auftrete, ist den Leuten zu zeigen, wie ich jetzt aussehe, damit ich nie wieder in meine alten Gewohnheiten zurückfallen kann.

Joxe: Ihr habt nun Gitarrist Simon "Demon" Johansson in der Band. Ist der Weg des Songwritings nun anders als er vorher war?

Nik: Ja, es ist ein wenig anders. Simon hat ein Studio und kann produzieren, genau wie ich. Also sitzt er oft mit Anders ("Tornado" Modd, Anm. d. Verf.) in seinem Studio und sie arbeiten an Ideen, die sie mir dann senden. Und wenn er eine Idee bekommt, kann er ein Demo aufnehmen und es uns zeigen, statt mir nur einen Gitarrenpart zu senden, den ich dann als Demo aufnehme. Grundsätzlich ist es das gleiche. Wir sammeln Ideen und machen Songs draus, wie jede andere Songwriting Band auch.

wolfJoxe: Die meisten Songideen kommen von Dir. Wie nehmen Tornado, Demon und Raptor daran teil, einen Song fertig zu stellen?

Nik: Die Riffs und andere Ideen kommen von uns allen, aber für gewöhnlich bin ich es, der alles zusammenfügt, mit den Vocals, Lyrics und den grundsätzlichen Arrangements. Manchmal fühlt es sich so an, dass ein ganzer Song zu mir geflogen kommt, den schreibe ich dann selbst und schaue, ob die anderen ihn mögen. Aber häufiger sitze ich mit einem der anderen zusammen, um den Song fertigzustellen. Und wenn wir komplett zusammen proben, machen wir den Feinschliff und sehen, ob die Songs überhaupt etwas taugen. Einige Parts haben wir direkt beim Proben zusammen geschrieben. Wir würden das öfter tun, wohnten wir nicht so weit auseinander.

Joxe: Der vielleicht aggressivste Song des Albums ist "Shark Attack", für den ihr auch ein Video abgedreht habt. Wo steht das Haus, in dem ihr gefilmt habt? Es muss ein spukender Ort nahe der Hölle sein...

Nik: Diese Scheune steht irgendwo in der Mitte vom Nirgendwo, nicht weit von dem Ort, wo Richard ("Raptor" Holmgren, Drummer, Anm. d. Verf.) geboren wurde. Der Typ, dem die Scheune gehört, sagte es wäre ihm egal, ob wir sie niederbrennen würden. Das mit dem Niederbrennen haben wir nicht geschafft, aber ich glaube wir waren nah dran.

Joxe: In dem sehr hitverdächtigen Song "My Demon" beschreiben die Lyrics nächtliche Treffen mit einer Kreatur aus der Hölle. Ist das eine Bewältigung oder Abrechnung mit etwas Negativen in Deinem Leben?

Nik: Ich sehe ihn als einen erotischen Song. Näher kommen Wolf wohl nicht an einen Lovesong heran. Der Originaltitel war "Backdoor Man", bis das Label schrie, wir sollten es besser ändern, haha.

Joxe: Ja, "Devil Seed“ ist wieder einmal ein Album ohne Ballade. Die Fans begrüßen das. Aber was ist der eigentliche Grund, mögt ihr keine Balladen?

Nik: Ich mag Balladen, wenn sie gut sind. Aber es war noch nie unser Ding welche zu schreiben. Wenn wir jemals eine schreiben würden, dann wäre es eine Powerballade, aber eine Gruselige. Doch wir werden wahrscheinlich keine schreiben, das überlassen wir den Scorpions.

Joxe: Ihr habt aber in der Vergangenheit ziemlich gute Cover aufgenommen, wie zum Beispiel „Methods To Your Madness“ von Metal Church und „A Dangerous Meeting“ von Mercyful Fate. Diesmal fiel die Wahl auf „Rocka Rolla“ von Judas Priest und „Missing In Action“ von Q5. Wer hatte die Idee für diese Songs?

Nik: "Missing in Action" war Simon’s Idee. Ich habe den Song noch nie vorher gehört, aber ich mag ihn sehr. "Rocka Rolla" war die Idee von Anders, aber er wusste nicht, dass wir es in unserer ersten Besetzung live gespielt haben.

nikJoxe: Welches ist Dein Favorit auf dem Album, oder hast Du auch einen persönlichen Song?

Nik: Ich mag das ganze Album sehr. Wenn ich einen Song aussuchen müsste, wäre es das Instrumental "Overture In C Shark", an dem ich sehr hänge. Es gibt zwei sehr persönliche Stücke auf dem Album, "I Am Pain" und "Back From The Grave", welches die Dinge beschreibt, die ich die letzten Jahre durchmachen musste, mit dem Burn Out und mein Weg zurück in ein besseres Leben.

Joxe: Die Produktion ist von Dir selbst und Jens Bogren, der auch mixte. Wird es in Zukunft ein Wolf Album geben, für das Du auch den Mix übernimmst?

Nik: Es ist schon eine pure Jens Bogren Produktion, aber ich habe natürlich meine eigenen Gitarren produziert, die ich in meinen Viper Studios aufgenommen habe. Und ich coproduziere immer bei den Aufnahmen der Drums. Sonst war Jens aber seit dem ersten Tag der Aufnahmen bei jedem Schritt zugegen, und er hat einen großartigen Job abgeliefert.

Joxe: An welcher Stelle siehst Du "Devil Seed"? Steht es gemeinsam mit einem älteren Album auf einer Stufe, oder ist es mehr eine Entwicklung in eine andere Richtung?

Nik: Ich sehe die ersten Drei als die Starter-Alben, wo wir unseren Sound gefunden haben und erst wirklich zu Wolf wurden. Und ich sehe "The Black Flame", "Ravenous" und "Legions Of Bastards" als eine Trilogie - die zweite Ära von Wolf. Und ich sehe "Devil Seed" als einen Start einer neuen Ära. Wolf wird immer Wolf sein, denn wir versuchen nicht etwas Neues zu machen nur um der Sache willen, aber Entwicklung ist ein Muss, wenn du ein Künstler bist. Wenn Du versuchst, immer wieder ein Album zu kopieren, wird Deine Kreativität sterben. Ich bin auch ein Teil der Entwicklung, denn ich bin nicht mehr der Typ von vor zehn Jahren. Deswegen schreibe ich auch nicht mehr die selben Songs, eben weil ich auch nicht mehr die selbe Stimme wie vor zehn Jahren habe. Aber ich werde immer ehrlich zu mir selbst sein und aus meinem Herzen schreiben, und das gilt auch für Wolf.

Joxe: In der Vergangenheit habt ihr oft im vereinigten Königreich getourt, zum Beispiel mit Accept, aber weniger in Deutschland. Habt Ihr eine Menge Freunde dort?

Nik: Ja, wir haben sehr viele Freunde in Großbritannien, und wir sind froh, dort gut aufgenommen worden zu sein, denn der Staat brachte uns unsere Art Heavy Metal. Aber wir wissen, dass wir Deutschland etwas vernachlässigt haben, und wir wollen zurück kommen. Das hat damit zu tun, dass unsere Booking Agentur drüben ansässig ist, und wir hatten für eine Weile den Focus auf das Vereinigte Königreich. Aber wir haben Deutschland oder Kontinentaleuropa nicht vergessen, und wir kommen wieder!

wolfJoxe: Wie war der Kontakt zu den Jungs von Accept, erinnerst Du Dich an eine lustige Geschichte?

Nik: Nicht wirklich an eine lustige Geschichte, aber wir hatten eine großartige Zeit mit Accept. Peter Baltes (Basser bei Accept, Anm. d. Verf.) sagte mir, dass seine Kinder große Fans von Wolf seien. Also hatte ich bei unserem letzten Treffen ein Poster von Wolf dabei, auf dem die Band unterschrieben hatte, zusätzlich mit den Namen seiner Kinder darauf. Er dankte mir sehr dafür, und es fühlte sich gut an einer Band etwas zurück geben zu können, die uns immer sehr inspiriert hat. Accept ist ein großer Teil meiner Jugend.

Joxe: Es gibt viele Liveclips von Wolf auf Youtube. Würdest Du in Zukunft an eine Live-DVD denken?

Nik: Ja, vielleicht schon, das wäre keine schlechte Idee. Bis dahin, kommt und seht uns live!

Joxe: Was werden die nächsten Schritte bei Wolf sein? Es wäre schön, wenn wir eine "Devil Seed-Tour" durch Deutschland erwarten könnten...

Nik: Ja, einige deutsche Dates auf einer Devil Seed Tour sind ein Muss. Ich glaub wir schaffen das Anfang 2015. Stay tuned on http://www.wolf.nu for more info or like our facebook page http://www.facebook.com/officialwolf

Joxe: Das klingt doch schon mal positiv. Vielen Dank für das Interview. Bitte zähle uns zum Schluss einmal Deine fünf Lieblingsplatten für die Ewigkeit auf!

Nik: Alright! Das sind "Don't Break The Oath" von Mercyful Fate, "The Number Of The Beast" von Iron Maiden, "Bark At The Moon" von Ozzy Osbourne, "Sad Wings Of Destiny" und "Killing Machine" von Judas Priest. Metal!

http://www.wolf.nu

http://www.facebook.com/officialwolf

http://www.twitter.com/Nik_Wolf



Autor: Joxe Schaefer