Wacken Open Air Festival - Teil 2

Wacken, 01.08.2014 - 02.08.2014

klich hier für der ersten Teil dieses Berichtes:
http://www.crossfire-metal.de/8046-0-WACKEN-OPEN-AIR-FESTIVAL---Teil-2-Wacken-01082014---02082014.html

Freitag, den 1. August 2014

skid rowSkid Row – True Metal Stage – 11:55 – 12:55 Uhr
Worauf Steel Panther tags zuvor noch parodierten, trat nun in der Mittagszeit die 1987 gegründete Hair Metal / Sleeze Rock Band Skid Row auf, und das, ja so wie ich das sah, ab etwa hälftigem Set nahezu vollem Infield. Die Rockband tritt seit 1999 mit dem Sänger Johnny Sollinger auf (vorher Sebastian Bach), brachte bislang lediglich fünf Alben raus, wobei das bekannteste neben „Skid Row“ insbesondere das zweite Album mit dem Namen „Slave To The Grind“ von 1991 sein dürfte. Auch Skid Row sind, wie Accept, zum ersten Mal auf dem WOA. Wie viele verbliebene Hair Metal Bands aus der damaligen Zeit, haben sich auch Skid Row zu einer echten Rockband weiter entwickelt und das damalige Image und Getue weitestgehend hinten angestellt. Die Show auf dem Wacken war überzeugend mit einem herausragenden, powervollen Sänger. Mir haben insbesondere die mehr bluesigen Einlagen und auch das Bass-Solo von Rachel Bolan gefallen. Highlights waren „We Are The Damned“ und natürlich das von allen mitgegrölte und beklatschte „Slave To The Grind“.

Setlist:
01   Let`s Go
02   Big Guns
03   Makin A Mess
04   Piece Of Me
05   18 And Life
06   Thick Is The Skin
07   Kings Of Demolition
08   Psycho Therapy
09   I Remember You
10   Monkey Business
11   We Are The Damned
12   Slave To The Grind
13   Youth Gone Wild

 

neoperaNeopera – Headbangers Stage – 13:20 – 13:55 Uhr
In der Bullhead-City, dem wohl weltweit größten Konzertzelt, ist rechts die Headbangers Stage und links die WET Stage untergebracht. Weg vom Geschehen auf den Hauptbühnen spielen hier kleinere, weniger bekannte Combos, insbesondere die Gewinner der unterschiedlichen Metal Battles aber auch Bands, die aus irgendwelchen Gründen in das Zelt verbannt wurden. Teils finden sich dort reinste Juwelen, die in der stickigen Atmosphäre clubähnliche Gigs abliefern. Von den größeren Namen traf es dieses Jahr Black Star Riders, die am Freitag parallel zu Kreator und Santiano spielten, und die ich mir als Thin Lizzy Fan daher am Samstag zuvor in der Zeche in Bochum angeschaut habe. Daneben ist Der W zu erwähnen, der Jahre zuvor noch auf der Black Stage war sowie Lacrimas Profundere, die ich mir am Samstag noch auf der WET Stage angeschaut habe. Dem Hörensagen nach soll die Coverband Letz-Zep am Donnerstag auf der Headbangers Stage der Hammer gewesen sein. Auf eine Band, die ich nie zuvor gehört habe, war ich besonders gespannt. In den Vorrecherchen zum WOA 2014 bin ich im Metal Hammer auf Neopera gestoßen. Nur Opera hören und gleichsam Nightwish-ähnliche Arrangements erwartend, konnten mir Knorkator und Endstille gestohlen bleiben und ich machte mich auf Umwegen, auch wissend nur zwei oder drei Mitfotografen neben mir zu haben, zum Zelt. Und es war richtig voll. Die Band stellte ein neues Symphonic Metal-Projekt des Gitarristen Jörn Schubert (Dark Angel) und des Bassisten Dirk Schlächter (Gamma Ray) vor, womit die bekanntestes Akteure bereits genannt sind. Die Mixtur setzt sich aus einem Bariton (Thorsten Schuck) / Sopran (Nina Jiers) - Gesangsduo in Kombination mit metallischen Klängen und zaghaften eingesetzten Growls (Mirko Gluschke) zusammen. An den Drums sitzt Andre Schumann. Das Team hat bislang nur das Erstlingswerk "Destined Way" abgeliefert, und nach Informationen der Schwester und der Mutter von Nina, die ich zufälligerweise kennenlernte, da selbige in der ersten Reihe hinter der Absperrung standen, war dies auch erst der zweite Auftritt der Band, und damit ein echtes Novum. Und ich wurde nicht enttäuscht. Anders als ihre aufgeregte Schwester und Mutter kam die anmutige Ukrainerin Nina mit ihren langen, feuerroten Haaren völlig tough daher und erinnerte mich stimmlich sowas an Tarja, wie nur was. Jörn Schubert, Dirk Schlächter und der zweite Gitarrist hielten sich dezent im Hintergrund, um alle Aufmerksamkeit des Publikums den femininen Vocals zu geben. Nur manchmal wollte es aus der Rampensau Schlächter heraus und schwups, front of Stage. Vielfach erinnerten mich die Arrangements, insbesondere bei Einsetzen der Growls an After Forever mit der damalig hier singenden Floor Jansen. Das Publikum ging klasse mit, Sound super, Lights super, was will man mehr? Halt ein rundum gelungener Gig. Einzig die Bühne könnte beim nächsten Mal etwas größer sein - und ich denke, die Bühnen werden in Zukunft viel größer ... Ach ja der eigentliche Shouter / Growler Mirko Gluschke verweilte während des Gigs in den USA und wurde beim Auftritt durch Bernhard von Aeons Confer ersetzt.

Setlist:
01   Remote
02   Destined Ways
03   The Greed
04   Error
05   Equilibria
06   The Marvel Of Chimera

 

heaven shall burnNach dem Set nahm ich mir eine Auszeit, um meinen Vinylwahn zu frönen und begab mich zum Metalmarket, dabei dummerweise Five Finger Death Punch verpassend unter der Prämisse, das nachfolgend mit „Bring Me The Horizon“ und Heaven Shall Burn zwei Bands auftreten würden, denen ich persönlich gar nix abgewinnen kann und die mir Zeit genug ließen, evtl. ergatterte Vinylschätzte sicher zum Campingplatz zurückzubringen. Wie schon zuvor in den sogenannten Kirmesbereichen festgestellt, gestaltete sich auch das Publikum im Market / Zelt als sehr übersichtlich. Es lohnt sich jedes Jahr mal auf die ansonsten unveröffentlichte Running Order im Eingangsbereiches des Tent nachzuschauen. Letztes Jahr traten hier Jutta Weinhold (Zed Yago) für eine musikalisch untermalte Lesung, Victor Smolski (Rage) für eine Gitarrenlehrstunde und Mr. Lordi für einen Fototermin auf. Gerade bzgl. Vinyl ist der Markt recht gut bestückt, bei relativ annehmbaren Preisen. So gönnte ich mir dieses Jahr das dreifach Vinyl zum Maiden-Gig in Oberhausen 2011, sowie den unglaublich aktuellen Bootleg zum Metallica-Sonisphere in Hamburg am 4. Juni 2014. Das T-Shirt wechselnd, einen eisgekühlten Gin auf Ananas genießend und meine Platten im Zelt versteckend, ich war Mitfahrer und hatte kein Autoschlüssel, zudem wären die Temperaturen für das Vinyl im Auto zu hoch gewesen, und kurz die Ruhe im verwaisten Zelt benötigend, der heutige Abend würde mit W.A.S.P. richtig lang werden, kam ich zum Infield, etwa nach Dreiviertel des Sets von Heaven Shall Burn wieder. Ich kann der deutschen Metal-Core-Band aus Saalfeld / Thüringen um Sänger und den klaren Frontmann Marcus Bischoff nicht viel abgewinnen; Core oder auch geschrabbelter Death Metal ist einfach nicht mein Ding. Vielen anderen offenbar schon. Rammelvoll war es wieder vor der True Stage, aber der Bühenaufbau und die Show waren zugegebermaßen ziemlich geil.

Setlist von Heaven-Shall-Burn:
01   Counterweight
02   Land Of The Upright Ones
03   Combat
04   Godiva
05   Voice Of The Voiceless
06   Hunters Will Be Hunted
07   The Martyrs' Blood
08   Black Tears
09   Endzeit
10   Trespassing The Shores
11   Valhalla (Blind Guardian Cover)

 

santianoSantiano - Party Stage - 18:00 - 19:15 Uhr
Schlagt mich, killt mich, was auch immer, zeitgleich zu Children Of Bodom auf der Black Stage spielten Santiano auf der Party Stage, und das vor richtig vollem Haus. Und ich war dabei und zwar mit Begeisterung. Bekannte von der Full Metal Cruise, die mich unbedingt auf einen Drink (standardmäßig Capt. Morgan Cola) einladen wollten, sagten, bei Santiano war kein Durchkommen mehr. Vorsichtigen Schätzungen nach dürften damit die Flensburger etwa 25.000 - 30.000 Zuschauer mit ihrem Mix aus Pop, Shanty, Folkrock und ja auch Schlager begeistert haben. Der kometenhafte Aufstieg der Band, 2012 kam "Bis Ans Ende Der Welt" heraus, gründete sich auch in Wacken, wo die Mannen um Manager Holger Hübner (siehe Live CD) 2012 und 2013 jeweils auf der Wackinger Stage und 2014 dann auch auf der rechten Hauptbühne auftraten. Meine Neigung zu Santiano ist in zweierlei Hinsicht begründet. Wie schon oben eingangs erwähnt, bin ich absoluter Segelschiff-Fan und damit mag ich auch diese ursprünglichen Shanties, die teils den Stil der Band prägen, oder zumindest Grundlagen darstellen. Ansonsten noch nie einen der Hallengigs der Sympathieträger, auch nicht während der Megatour 2014, genossen, sah ich Santiano zudem an Bord der Mein Schiff 1 auf der FMC I, sprach mit Peter David Sage und verfolge die Aktivitäten von Björn Both auf Facebook, der immer noch voll stolz von jedem Gig berichtet und es immer irgendwie noch nicht ganz fassen kann. Santiano passen auf die Party Stage wie Arsch auf Eimer und daneben gab es auf der Black Stage mit Children Of Bodom das totale Kontrastprogramm. Jedoch gab es soundtechnisch keine Überschneidungen. Zum aller ersten Mal wurden wir im Fotograben wegen der Pyros am Anfang und wahrscheinlich bei "Santiano" oder auch bei "Californio" merklich gewarnt, dass das ziemlich heiß werden könne. Nur bei Santiano war übrigens der schwarze Bühenvorhang mit dem Bandlogo versehen. Unter tausendfachem Jubel, Klatschen und, ja Party pur gings mit "Gott muss ein Seemann sein" los und über "Salz" zügig zum Megasong "Santiano", gefolgt vom Shantie "Blow Boys Blow" zum nächsten Highlight "Californio". Als Anheizer rissen sich Björn Both, Axel Stosberg und der wie ein Derwisch über die Bühne fegender Hans-Timm Hinrichsen den Arsch auf, und Letztgenannter nahezu sprichwörtlich.

Nachfolgend die weitere Setlist:
06   Walhalla
07   Wir sind uns treu
Violinensolo vom Fiddler on the Deck Peter David Sage (vormals tätig für Achim Reichel, Westernhagen und Mike Oldfield) und nachfolgend die immer wieder bemerkenswerte atmosphärische Einlage von Both mit dem elektronisch verstärkten, in Mark und Bein gehenden Didgeridoo, einem australischen Instrument der Ureinwohner.
08   Warten bis der Wind bläst
09   Kaperfahrt
10   Seemann
11   Diggi Liggi Lo
12   Es gibt nur Wasser

 

Danach gabs ein Geburtstagsständchen für das WOA, called "25 Years" mit Saxon - Mann Biff Byford und zum Abschluss, nach einem Drumsolo und einer weiteren Violineneinlage das traditionelle "Irish Rover". Zugegebenermaßen war Biff bei seinem Auftritt ein gewisses Unwohlsein deutlich anzumerken. Schleunigst verschwand er wieder von der Bühne... Ich nahm mit meinen Freunden von der Metal Cruise meinen Drink ein, dazu noch ein paar Bier, lernte dabei zufälligerweise noch einen weiteren Tallshipfahrer kennen und kam dann leider viel zu spät zu Apocalyptica. Mich zuvor nicht informierend, war mir nicht bekannt, dass selbige Cellisten mit einem 25-köpfigen Orchester, meist Violinen, auftreten würden. Apocalyptica spielten zwischen 19:30 - 20:45 Uhr auf der True Stage. Ich bekam leider nur noch das Sepultura - Cover "Inquisition Symphony", das standardmäßige "Nothing Else Matters" sowie "Hall Of The Mountain King" von ehemals Savatage mit. Schade, da auch nur selbiges im Fernsehen ZDF Kultur übertragen wurde.

 

motörheadMotörhead - Black Stage - 21:00 - 22:15 Uhr
"Lemmy Kilmister is back". So müsste wohl die Überschrift zahlreicher Magazine lauten, wollte man dieses Ereignis auch nur annähernd gebührend würdigen. Mächtig erzürnt hat mich ein Bericht in den Westfälischen Nachrichten mit dem Titel "Wacken: Ein Abgesang" Saxon und insbesondere Accept als "abgehalfert" zu bezeichnen ist schon respektlos und untreffend genug. Mit "...schon froh, dass Sänger Lemmy Kilmister den Auftritt unbeschadet übersteht..." beweist der Schreiberling, dass er weder dem Auftritt von Lemmy einer entsprechende Würdigung zu Teil kommen lässt, noch das Festival Wacken und dessen Eigendynamik in sich überhaupt verstanden hat. Aufgrund einer OP und eines Sturzes sagten Motörhead, die mit Alben wie "Overkill", "Bomber" und "Ace Of Spades" stilprägend sind, und mit ihrem Snuggletooth hunderttausende Kutten und Jacken verzieren,  am 2. Juli sämtliche Konzerte für 2013 ab. Einzig beim Wacken 2013 wollten sie auftreten, was leider nach knapp 25 Minuten ein unrühmliches Ende fand. Zu diesem Zeitpunkt wusste damals keiner Bescheid. Lebte er noch?? Sah man ihn jemals wieder??? Anstatt eines Pfeifkonzertes wie z. B. beim Megadeth-Auftritt 2014, Ruhe und betretende Stille. Auch für 2014 wurden nachfolgend sämtliche Konzerte abgesagt - bis auf - ja Wacken. Und er war wieder da, und zwar exakt zum achten Mal, wenn auch ohne den Bomber und das sowohl musikalisch, wie auch bühnentechnisch, und bereits im Vorfeld auf Transparenten begrüßt mit einem liebevollen "don't die". Nuschelnd wie immer und vielleicht etwas ruhiger als sonst gings los mit "We Are Motörhead and we play Rock 'n' Roll", begleitet von Philipp Anthony "Wizzo" Campbell an der Gitarre, mit teils schönem Bluestouch und dem nach Lemmy’s, und auch Meinung vieler anderer, besten Drummer der Welt Mickey Dee, der nicht nochmals bei den späteren King Diamond auftrat, was viele vielleicht dachten, so er denn beim King bis zum Album „Conspiracy“ integriert war. Mit den alten Krachern "Damage Case", "Stay Clean", "Metropolis" startend, einem klasse Guitar-Solo bei "The Chase is Better..." einer bluesigen "Lost Woman...", einem Drum-Solo nach "Doctor Rock" sowie dem im Gegensatz zu Skyline nun verträglichen Auftritt von Frau Pesch bei "Killed By Death" waren wir alle, bis halt auf den "Bomber" bestens bedient. Das Fehlen des metallischen Bombers möchte ich dabei doch mal auf den vielleicht doch ungesicherten Gesundheitszustandes des Meisters zurückführen, der aber ansonsten, wahrscheinlich aufgrund seines Geburtstages an Heiligabend 1945 doch von Gott gesegnet scheint, sich nun langsam weiter erholen wird und nächstes Jahr vielleicht....

Setlist:
01   Damage Case
02   Stay Clean
03   Metropolis
04   Over The Top
05   The Chase Is Better Than The Catch
06   Rock It
07   Lost Woman Blues
08   Doctor Rock
09   Just 'Cos You've Got The Power
10   Going To Brazil
11   Killed By Death
12   Ace Of Spades
13   Overkill

 

slayer  Slayer - True Metal Stage - 22:30 - 23:45 Uhr
Die 1981 vom vor kurzem verstorbenen Jeff Hanneman (RIP) und Kerry King gegründeten Slayer, sind die Thrash-Band schlechthin. Bis zum dritten Album "Reign In Blood" 1986 gab ich vor, Slayer-Fan zu sein und erntete dafür aufgrund der damalig unglaublichen Härte der Band eine gewisse Anerkennung. Danach konnten Sie mir, auch aufgrund ihres brutalen, blutdurchseuchten und an gewisse Ideologien erinnernden Gehabes lange Zeit gestohlen bleiben. Bei Wackengigs in den vergangenen Jahren, meist am Samstagabend, suchte ich regelmäßig das Weite und verstand das ganze Drumherum nicht. Ich sah sie wieder beim Big4 in Gelsenkirchen bei sauschlechtem Sound und vor kurzem als Vorgruppe von Metallica beim Sonisphere in Hamburg im Juni 2014. Mich mit ein paar anderen Hundert in der Snake-Pit befindend, und so Tom Arraya, Kerry King und insbesondere Gary Holt direkt gegenüber stehend, kamen sie mir unglaublich verloren auf dieser riesigen Bühne vor. Überhaupt gewann ich immer mehr den Eindruck, dass die übergroßen Metallica sie so gnädig mitnehmen. Man braucht ja einen Anheizer. Sie so mir anschauend, dem lächelnden Arraya in die Augen sehend, und Holt sich den Arsch abspielend und dann Holt betrachtend, der das voll auf Metallica konzentrierte Publikum animierte doch mitzumachen, dabei unheimlich sympathisch rüberkam und mir letztlich sogar einen Pick in die Hand drückte, sprang der Funke irgendwann wieder über. Da ist nix Brutales und Blutrünstiges mehr, da finden sich richtige Melodien und plötzlich war da auch wieder der Wiedererkennungswert der damals gehörten Songs, kein Einheitsbrei, und ...das Original ist viel besser als die tausendfachen Nachmacher. Slayer auf dem WOA 2014 zeigten mit zwei riesigen Boxentürmen, aufgestellt als umgedrehte Kreuze links und rechts mit der vorherrschenden Farbe Rot und Nebelschwaden, wabernd wie beim Carpenter Film "The Fog - Nebel des Grauens", einen passenden und überzeugenden Bühnenaufbau. Dabei ist Wacken, wie die Jahre zuvor auch, in absoluter Slayer-Hand und die Jungs zeigten die gleiche Spielfreude, wie ein paar Monate zuvor in Hamburg. Nach etwa der Hälfte des Sets ging ich aus den ersten Reihen nach hinten, um die komplette Bühne von der Seite fotografisch festzuhalten. Bei den abschließenden "Raining Blood", und danach den Klassikern "South Of Heaven" und "Angel Of Death", traf der meiner Meinung nach völlig überstrapazierte Begriff "in Schutt und Asche legen" hier voll zu. Das war der Hammer.

Setlist:
01   Hell Awaits
02   The Antichrist
03   Necrophiliac
04   Mandatory Suicide
05   Hate Worldwide
06   War Ensemble
07   Postmortem
08   Captor Of Sin
09   Disciple
10   Seasons In The Abyss
11   Born Of Fire
12   Dead Skin Mask
13   Raining Blood
14   Black Magic
15   South Of Heaven
16   Angel Of Death

 

king diamondKing Diamond - Black Stage - 24:00 - 01:30 Uhr
An King Diamond, bekannt als Mitglied der legendären Merycyful Fate mit den ersten Hammerlaben „Melissa“ (1983) und „Don`t Break The Oath“ (1984), die heute im Originalvinyl ob ihrer nur geringen Auflage Höchstpreise erbringen, und den nachfolgenden Soloalben „Fatal Portrait“, „Abigail“ und „Them“ (1988), danach verlor ich Diamond aus dem Gehör, spalteten sich ob der hohen Falsettstimme sowie des gelebten Satanismus, u. a. stand Diamond mit LaVey - dem Gründer der Church Of Satan in Kontakt, schon immer die Geister. Ich mochte damalig dieses Extreme und das bewusste Hören der ausschließlichen Konzeptalben von ihm. Ihn, wie wahrscheinlich viele andere auch, noch nie live gesehen, konnte man eine Horrorshow mit viel Schminke, umgedrehten Kreuzen satt und möglichst "dunklem" Licht erwarten. Ich durfte bei King Diamond in den sogenannten Fotopit (Fotograben) und was dann mit dem mir noch geläufigen "Candle", dem einzigen Stück vom Fatal - Portrait Album einsetzte, war der fotografische Horror. Bei blauem Licht trugen ein komplett in schwarz gekleideter, nur am weiß-schwarzen Gesicht erkennbarer Diamond und eine gruselige, mind. 250jährige Greisin hinter einem stahlverzinkten Zaun ein "Theaterstück" auf. Auch die Profis mit den hochwertigsten Canons guckten sich verzweifelt an. Überraschung gelungen. Sound- und gesangtechnisch fiel es mir schwer, den einzelnen Stücken zu folgen. Die Bühne blieb im Blau. "Sleepless Nights" ist von „Conspiracy“, "Welcome Home" vom „Them“-Album kannte ich wieder. Erst mit den Mercyful Fate - Covern "Evil" und "Come To The Sabbath" war ich danach songtechnisch wieder einigermaßen drin. Im mittleren Teil, ich glaube es war mit "At The Graves", ich kann mich hier aber auch vertun, wurde irgendeine Person in einen Sarg gesteckt und mit Flämmchen angezündet. Ich konnte der Story nicht ganz folgen - jedenfalls blieb dann irgendwann im Sarg eine verkohlte Leiche zurück. Dazu wurde dann ein Priester (?) gestellt. Ähnliche Mätzchen brachte ein Alice Cooper im vorigen Jahr wesentlich glaubwürdiger rüber. King Diamond, zum anfänglichen Zuschauen geeignet, aber mit der Zeit... Ich glaube es lag auch an der übergroßen Bühne. Sowas kommt in kleinen Clubs besser rüber. Irgendwann wurden mir die mir die düstere Stimmung und die weiterhin dargebotenen Kruzifixe zu viel.

Setlist:
01   The Candle
02   Sleepless Nights
03   Welcome Home
04   Never Ending Hill
05   The Puppet Master
06   At The Graves
07   Tea / To The Morgue / Digging Graves / A Visit From The Dead
08   Evil
09   Come To The Sabbath
10   Shapes Of Black
11   Eye Of The Witch
12   Cremation
13   The Familiy Ghost
14   Black Horsemen

 

w.a.s.p.W.A.S.P. - True Metal Stage - 01:45 - 03:00 Uhr
Zur späten Stunde gings noch mal auf die zentrale Stage, um Blackie Lawless und seine Mannen Doug Blair (Gitarre), Mike Duda (Bass) und dem neueren Drummer Mike Dupke (seit 2006) anzuschauen, und viele andere taten es mir nach. Erst nach dem Ende des Crimson Medley wurden die Felder merklich leerer, so dass man zwanzig Meter vor der Bühne bequemst stehen konnte. Ich hatte die Band, die letztes Jahr ihr 30jähriges Jubiläum gefeiert hatte, schon im Dezember 2012 in einem Club in Osnabrück mit den Vorbands Dark At Dawn und Alpha Tiger gesehen, so dass das Programm in etwa klar war. Schon damals war ich über die Fettleibigkeit und die aufgedunsenen Gesichtszüge mit zutiefst stehenden Augenhöhlen von Blackie geschockt und hatte mich da schon gefragt, wie lange denn der noch macht. Von daher war der Gig auf dem Wacken, letztmalig waren die Mannen 2010 da, Pflichtprogramm. Wie schon zuvor King Diamond, kamen mir W.A.S.P. auf der riesigen Bühne, so ganz ohne irgendwelche Aufbauten, etwas verloren vor. Das machte allerdings die superaktive, hin und her rennende Axtfront sofort wieder wett und auch Blackie war deutlich beweglicher als noch in Osnabrück. Die Songauswahl mit durchweg gutem Sound und aktivem Publikum war, mit Ausnahme des fehlenden "Animal" und "Nasty" völlig okay, zu "Heavens Hung In Black" liefen im Hintergrund Bilder zu der Schlacht in Gettysburg mit Übergängen in die Kriege der heutigen Zeit.

Setlist:
1. On Your Knees
2. The Torture Never Stops
3. The Real Me
4. Love Machine
5. Wild Child
6. Sleeping / Forever Free
7. I Wanna Be Somebody
8. The Crimson Idol Set (The Invisible Boy - The Idol - Chainsaw Charlie)
9. Heavens Hung In Black
10. Blind In Texas

 

Samstag, den 2. August 2014

Völlig kaputt noch vom gestrigen Tag, der bis in die Nacht hineinging, überlegte ich mir morgens darauf, wann ich denn zu den Bühnen gehen würde. Hmm, viel Thrash und Sodom mit Tom Angelripper, die ich ohnehin auf der FMC II sehen würde, und dazu einiges was ich nicht kannte, dabei Hellyeah und Devin Townsend Projekt, dem Hören nach auf Fanwunsch von der Party auf die True Metal Stage verlegt. Okay, erstmal Duschen, ich bin zwar Metal, aber meine Füsse stanken und es zwickte mich an diversen anderen Stellen. Nach der langen Wartezeit bei der Körperreinigung gings dann gegen 11:00 Uhr los. Ich brauchte auch noch die Fotogenehmigungen für den Pit für die heutigen Burner Megadeth, Amon Amarth und insbesondere Avantasia, ach ja und von Van Canto, da soll ne Menge an bekannten Gesichtern dazu kommen. Ob ich mir doch mal die neue Sängerin von Arch Enemy anschaue? Fotopit für Avantasia und Megadeth - nicht den Hauch einer Chance. Amon Amarth und Van Canto klappte hingegen.

 

prongProng - Party Stage - 12:00 - 13:00 / Arch Enemy - Black Stage - 12:00 - 13:00
Die amerikanische Hardcore Punk / Groove Metal Band um den bekannten Sänger und Gitarristen Tommy Victor (Ministry, Danzig, Manson, Rob Zombie) besteht seit 1986 und sagt mir, im Grunde genommen, nur sehr wenig. Das was ich von den drei  Mannen anhand der ekstatischen Gebärden einiger Fans der ersten Reihen mitbekommen haben, schien ganz okay gewesen zu sein. Meine Musik ist es definitiv nicht. Dahinter wurde es merklich leerer, so denn die neue Sängerin von Arch Enemy das übrige Publikum doch wesentlich stärker anzog, was den Reporter des Metal Hammer neben mir zu einer Äußerung über die Anziehungskraft von Frauen im Allgemeinen bei Metalkonzerten hinreißen ließ. Auch soundtechisch hörte ich mehr Arch Enemy als Prong. Okay, dann lassen wir das bei Prong und hüpfen mal zu den schwedischen Trashern rüber. Oh Mann, war das voll und das um diese Zeit. Was sich tags zuvor, zu späterer Stunde zwischen Santiano und Children Of Bodom noch in etwa die Waage hielt, hier wurde es eindeutig. 95% der Augen waren auf Arch Enemy und insbesondere dieses irrwitzig agierende, bangende und die langen, blauen Haare herumschleudernde Biest namens Alissa White-Glaz gerichtet, die exakt zum 17. März 2014, die hier zuvor aktive Angela Glossow ablöste, welche ihrerseits den zuvor männlichen Sänger Johann Liiva in 2001 ersetzte. Sängerinnen im Thrash sind aufgrund der geschlechtstechnisch begründeten höheren Stimmen recht selten. Als Nicht-Thrash-Fan fällt mir dazu eigentlich nur noch Sabina Claasen der deutschen Thrash Legenden Holy Moses ein.

arch enemyStimmlich möchte ich mich hier, aufgrund der humorvollen Beschreibung einem Autor des Hamburger Abendblatts anschließen, der die Stimme der Kanadierin auf Gurgeln mit Kieselsteinen und Glasscherben, Jahrzehnte durchzechter Nächte und komplett weggezogener Tabakplantagen zurückführt. Arch Enemy leben von ihrer megaagilen Sängerin, die einen alles andere rundherum vergessen lässt, wobei sich mit den schwedischen Gitarristen Michael Amott und Nick Cordle sowie dem Bassisten Sharlee D'Angelo darum eine Saitenfront aufbaut, deren Spielfreunde an die ebenfalls schwedischen Sabaton erinnert. Um das Line Up zu vervollständigen, erwähne ich noch Daniel Erlandsson an den Drums. Arch Enemy waren mit der neuen Sängerin optisch und actiontechnisch der absolute Knaller. Ach ja, noch eine Anekdote zum Schluss, in der ersten Reihe fotografierend machten mich meine Nebenleute auf einen kleinen Jungen, von vielleicht 5 - 7 Jahren aufmerksam. Eric hieß er. Ich vergass die Mutter namens Corinna nach dem Alter des Jungen zu fragen. Er saß bei ihr die ganze Zeit in der ersten Reihe auf der Schulter; entsprechend war die Mutter vor Anstrengung im Gesicht etwas gefärbt und wollte daher nicht, das ich entsprechendes Foto veröffentliche...Klar bekam der Junge von den Ordnern die dann von mir fotografierte Setlist:

01   Yesterday Is Dead And Gone
02   War Eternal
03   Ravenous
04   My Apocalypse
05   You Will Know My Name
06   Bloodstained Cross
07   As the Pages Burn
08   Dead Eyes See No Future
09   No Gods, No Masters
10   We Will Rise
11   Nemesis
12   Fields Of Desolation (Outro)

 

lacrimas profundereLacrimas Profundere - WET Stage - 16:20 - 17:20 Uhr
Nach kurzem Blick auf Sodom und August Burns Red auf der Party Stage, mit wiederum mächtigen Soundüberlagerungen mit Behemoth auf der Black Stage, ließ ich die Drangsalierung meiner Gehörbahnen sein, fand im Infield meine Bekannten nicht und machte mich dann auf Umwegen wieder zur Bullhead City, wie Tags zuvor auch. Lacrimas sollten auf der Wet-Stage, also diesmal der linken Stage spielen. Kurz zuvor gabs noch einen Blick auf Decapitated einer polnischen Technical-Death-Metal-Band. Der geneigte Leser dürfte allmählich kapiert haben, dass das nix für mich war. Wie schon zuvor war das Zelt allerdings ziemlich voll. Lacrimas Profundere kommen aus Oberbayern und wurden 1993 von dem Gitarristen Oliver Nikolaus Schmid und seinem nicht mehr in der Band aktiven Bruder gegründet. Sie bestehen heute zudem noch aus Roberto Vitacca (Gesang), Tony Berger an der zweiten Gitarre, sowie Dominik Scholz am Schlagzeug und spielen sogenannten Dark-Rock gemixt mit Gothic- und Doom-Metal. Mit insgesamt elf veröffentlichten Werken stufe ich sie dabei mal als besonders fleißig ein. Mit viel Blau im Bühnenlicht und sehr ruhigen Aktionen der Akteure kommt ein mystischer, trauriger, ja fast depressiver Eindruck rüber. Dieser war so prägend, dass er das an sich facettenreiche Programm überdeckte. Ich meinte auch merkliche Waveeinflüsse zu hören. Ich kannte Lacrimas Profundere zuvor nicht wirklich. Ob ich sie mir wieder anhöre, ich verließ nach etwa einer halben Stunde das Set, weiß ich nicht. Leider liegt mir hier auch keine Setlist vor.

 

amon amarthAmon Amarth - True Metal Stage - 19:00 - 20:15 Uhr
Die sich nach dem „Schicksalsberg“ in J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ benannten Amon Amarth, brachten 2013 mit „Deceiver Of The Gods“ ihr neuntes Studioalbum heraus. Die schwedische Death-Metal-Band entwickelte sich 1992 aus der Grindcore-Band Scum heraus, und bekam für „Surtur Rising“ den Metal Hammer Award für das „Beste Album 2011“. Auf die Söhne Odins war ich, nach Ihrem tollen Gig beim WOA 2012, besonders gespannt. Spätestens mit dem etwas eingängigeren Album "Twilight Of The Thunder God" aus 2008 hatten auch sie mich überzeugt. Bei Amon Amarth erwarte ich eine excellente Bühnenshow, viel Feuer, sich duellierende Gitarren der Herren Johann Söderberg und Olavi Mikkonen, eine Doublebass der Marke "ich trete Dir mal gehörig in den Arsch" von Fredrik Andersson und eine powervolle Stimme eines dabei unheimlich sympathisch rüber kommenden Sängers Johann Hegg. Die tiefer gestimmten Gitarren und die o. g. Drumtechnik entbieten jeglicher Diskussionen, ob es sich hier evtl. um Viking Metal handeln könnte, auch wenn Texte, Cover und der Bühnenaufbau klar in diese geschichtliche Richtung gehen. Nein, hier wird Death gespielt und das sehr kraftvoll. Im Wartepit in der Black Stage, ich gehörte zur zweiten Fotografengruppe, waren mir sprichwörtlich die Ohren weggeflogen. Die anderen schauten mich ganz besorgt an. Ich bin da echt hart im Nehmen, aber ohne Ohrenschutz gings hier bei bestem Willen nicht mehr - die Stöpsel flogen mir nur so zu. Und dann kam der Bühenaufbau. Wie 2012 erwartete ich ein Drachenboot im Hintergrund und vorne irgendwas Thronendes, wo sich der Shouter wirksam über das Publikum erheben konnte. Weit gefehlt. Die links und rechts der Bühne aufgebauten, übergroßen Drachenköpfe waren einfach perfekt für diese Monstershow und sie ließen sich durch die Gitarristen während ihrer Duelle besteigen. Einfach geil. Zur gegebenen Zeit spuckten diese Rauschschwaden aus und tauchten die Bühne in geile Nebelfelder, unterstützt durch aufsteigende Flammengeschosse im Vordergrund. Bei dem geschrienen "Fire" bei "Asator" gelang es mir dann auch entsprechende Shots zu machen. Mit dem treibenden "Victorious March", dem neueren "Twilight Of The Thunder God" und dem abschließenden, publikumswirksamen "The Pursuit Of Vikings" ging wieder einmal ein klasse Gig der Normannen zu Ende. Nach Durchsicht der Setlist fiel mir auf, dass das wichtige "Death In Fire" fehlte. Aufgrund der zig Konzerte in den letzten Tagen war ich mir nicht mehr sicher, ob sie Selbiges tatsächlich nicht gespielt haben. Um eine evtl. Korrektur der Liste wäre ich daher dankbar.

Setlist:
01   Father Of The Wolf
02   Deciver Of The Gods
03   As Loke Falls
04   Varyags Of Miklagaard
05   For Victory Or Death
06   Guardians Of Asgaard
07   Cry Of The Black Birds
08   We Shall Destroy
09   Asator
10   War Of The Gods
11   Victorious March
12   Twilight Of The Thunder God
13   The Pursuit Of Vikings

 

megadeth Megadeth - Black Stage - 20:30 - 21:45 Uhr
Auf Megadeth und den all bestimmenden Frontmann Dave Mustaine, der 1983 noch zu den Aufnahmen zu „Kill ' em All“ durch Kirk Hammet bei Metallica ersetzt wurde,  war ich wie viele andere besonders gespannt. Megadeth gehören meiner Meinung eindeutig in die Kategorie Thrash-Metal und sind hier wie Slayer genreprägend. Erstmals fielen sie mir mit dem Album "Peace Sells..." auf. Das nachfolgende "So Far, So Good...So What" aus dem Jahre 1988 mit den genialen Songs "Mary Jane", "In My Darkest Hour" und dem besten „Anarchy In The UK“-Cover der Sex Pistols aller Zeiten habe ich verschlungen. Für mich war Dave damals der wesentlich bessere Gitarrist von Metallica. In meiner konzerttechnischen Laufbahn sind mir Megadeth exakt vier mal über den Weg gelaufen. Auf einem Speedmetal-Festival 1988 in der Essener Grugahalle mit Sanctuary, Nuclear Assault und Testament stand ich bei Dave in der ersten Reihe und staunte nur. Ihn umgab damals eine göttliche Aura, wie ich es heute nur noch bei Tony Iommi erfahre, dessen Bewegungsdrang nicht sehr ausgeprägt ist, bei dem es aber ebenfalls ausreicht, dass er einfach nur da ist. Meine nächste Begegnung sollte dann in Bochum des gleichen Jahres bei den Monsters Of Rock erfolgen, mir waren sie sogar zunächst wichtiger als die Headliner Iron Maiden, aber Megadeth kamen nicht. Gerüchteweise soll Mustaine in London mit einer Menge Heroin im Gepäck festgehalten worden sein. Sie wurden ersetzt durch die damals eher noch weniger bekannten Testament und Iron Maiden lieferten bei Regen bei der "Seventh Son -Tour" das Beste ab, was ich konzerttechnisch jemals in Deutschland gesehen habe, und bühnentechnisch in Oberhausen 2011 wiederholt wurde. Nichtsdestotrotz war ich von Dave enttäuscht und verließ ihn damit für eine lange Zeit, wie er sich auch selbst trotz nachfolgender Charterfolge aufgrund seiner Drogenproblematik selbst verließ. Ich sah ihn wieder beim schon o. g. Big4 in Gelsenkirchen, wo ihn Metallica soundtechnisch so dermaßen abdrehten, dass eine Kritik jeglicher Grundlage entzog. Megadeth auf dem WOA 2014 war eine Mischung aus all dem oben beschriebenen. Der Vorhang fiel, gab den Blick auf die Bühne frei und es passierte ... gar nix. Massivste Soundprobleme, oder war der Strom komplett weg ? Aus dem Publikum kamen einzelne Rufe "Megaflop" . Nach einer gefühlten Ewigkeit gings dann los. Dave Mustaine mit lang gewellten, geblondeten Haaren in der Mitte mit mäßiger Agilität, und zu seiner Linken der gut aufgelegte und immer wieder das Publikum animierende Chris Broderick an der Gitarre und auf der anderen Seite der Mitgründer David Ellefson am Bass. An den treibenden Drums von Herrn Shawn Drawer ging es los mit "Hangar 18" von „Rust In Peace“ und danach weiter mit "Wake Up Dead" vom „Peace Sells…“ - Album. Selbiger Longplayer wurde namentlich dann noch mal am Ende mit dem Titeltrack gewürdigt. Vom Erstlingswerk gabs gar nix - auch nicht der Maskottchen würdigende Song Rattlehead. So haben Megadeth einen Vic Rattlehead, vergleichbar dem Snuggletooth bei Motörhead, oder dem noch bekannteren Eddi bei Iron Maiden. Bei Metallica wäre ein Auslassen von Songs der ersten LP undenkbar - okay dann die LP / CD "so far, so good... so what", denkste, es kam das geniale "In My Darkest Hour", aber das wars dann auch, weder die Single "Mary Jane" noch mein "Anarchy In The UK" - schon mal scheiße, sorry. Hatte ich schon den minderen Bewegungsdrang von Dave erwähnt? Damals noch bewundernd, sah er mit seinen Haaren aus wie ein geblondetes Schaf von hinten. Wieder sorry, aber sein Gesicht zu sehen war echt Zufall und dann, ziemlich miesepetrig. Könnte am schlechteren Sound gelegen haben. Die Saitenfront, auch der Gebärdenreiche Herr Mustaine, gaben sich zwar alle Mühe, aber es war erkennbar, dass hier drei superschnelle, speedige Hexer am Werk waren, aber irgendwie, ...mag vielleicht doch am eingeschränkten Sound gelegen haben. Enttäuschung ist vielleicht zu viel, sagen wir besser der vorherige Hype um Megadeth auf dem WOA und seine möglichen Avancen zum Headliner waren unbegründet.

Setlist:
01   Hangar 18
02   Wake Up Dead
03   In My Darkest Hour
04   Skin O' My Teath
05   Sweating Bullets
06   Tornado Of Souls
07   Poison Was The Cure
08   She-Wolf
09   Trust
10   Kingmaker
11   Cold Sweat (Thin Lizzy Cover)
12   Symphony Of Destruction
13   Peace Sells
14   Holy Wars

 

van cantoVan Canto - Party Stage - 00:15 - 01:30 Uhr
Die A Cappella Band Van Canto mit der attraktiven Sängerin Inga Scharf, die parallel zu Kreator auf der Black Stage die Party Stage unsicher machten, und auf exakt diese Bühne gehören wie zuvor Santiano, Russkaja oder auch J.B.O., waren für mich Pflichtprogramm. So konnte man doch diverseste Prominenz bei den einzelnen Coversongs erwarten. Entsprechend voll war es vor, und mit zahlreichem Background auch auf der Bühne. Den Auftritt von Chris Boltendahl von Grave Digger bei "Rebellion“ konnte man noch erwarten. Selbiger trat später nochmal bei Schandmaul auf. Zumindest habe ich im Zelt Weisen von Grave Digger vernommen. Sicher eine Überraschung war dann der Auftritt von Victor Smolskys (Rage) und spätestens das Drum-Duell zwischen Bastian Emig und Jörg Michael (ex-Stratovarius, ex-Running Wild, ex-Rage, ex-Saxon, ex-Grave Digger, ex-Mekong Delta, etc.) war dann der absolute Hammer. Die Kits waren hell angestrahlt, links und rechtsseitig eine, na ja, vielleicht doch überflüssige Gogotänzerin (die Rechte war viel erotischer, ich stand dummerweise links) und in geeigneten Momenten schossen dann meterhohe Flammen aus den Drum-Maschinen - das war der Hammer. Ich hatte es gehofft und Sie kam. Tarja sang ihren Song "Anteroom Of Death" und dann kam "Wishmaster", womit dann auch schon alles gesagt wäre, was dann abging. Mit dem Metallica - Cover und dem abschließenden "Fear Of The Dark" erschienen noch mal alle Protagonisten auf der Bühne...

Setlist:
01   Fight For Your Live
02   Badaboom
03   Carry On
04   To Sing A Metal Song
05   Rebellion
06   One To Ten
07   Steelbraeker
08   Drum Solo (Bastian Emig und Jörg Michael)
09   To The Mountains
10   Anteroom Of Death
11   Wishmaster
12   If I Die In Battle
13   The Mission / Master Of Puppets
14   Fear Of The Dark



Nach dem Gig ging ich zur nahen Schädelbar, nahm die letzten Alster zu mir und sortierte und verstaute mein Fotoequipment auf dem eigens für mich frisch gewischten Tresen (Danke an die wieder einmal super nette Bedienung). Im Hintergrund hörte ich Schandmaul, die das Wacken Open Air 2014 auf der True Metal Stage beendeten. Sinnierend und schon jetzt mit ein bischen Wehmut kam ich mal wieder zum Schluss, dass dieses Festival einfach geil ist. Mit dieser Meinung bei weitem nicht alleine stehend, kam es am 4. August 2014 zu einem neuen Rekord in dieser einmaligen Geschichte des Open Air. 75.000 Karten waren nach knapp 12 Stunden sold out und ich bin mit meinen Jungs wieder dabei, Rain Or Shine.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey