DEAF FOREVER - Lieber taub, als auf laute Musik verzichten!


In der Vergangenheit lag in unserer Rubrik der Interviews der Schwerpunkt auf Bands und Musiker. Weil die Leser von CROSSFIRE jedoch einen kleinen Newsbericht über das neue Printmagazin Deaf Forever sehr häufig anklickten, in dem wir das Magazin und seine Schreiber kurz vorstellten, sahen wir uns auch in der Pflicht, ihren Chefredakteur Götz Kühnemund zu Wort kommen zu lassen, Euch mit seinen eigenen Worten etwas zum gerade debütierenden Deaf Forever zu sagen.

logoJoxe: Hallo Götz, im Januar diesen Jahres gab es einen großen Knall in Eurer Dortmunder Redaktion, dessen Druckwelle weltweit wahrgenommen wurde. Wie kam es zur Absplitterung einer ganzen Gruppe Redakteure?

Götz: Es gab - wie in einer langjährigen Ehe - größere Meinungsverschiedenheiten, die zur einvernehmlichen Trennung geführt haben. Das Team hat sich dann sozusagen in der Mitte geteilt, und jetzt macht eben die eine Hälfte Rock Hard und die andere Deaf Forever...

Joxe: Sehr viele Metaller verbinden einfach einen Namen wie Götz Kühnemund mit dem Rock Hard, wie Lemmy mit Motörhead. Wie empfandet ihr die ersten Reaktionen der Fans auf den Split?

Götz: Natürlich ist es toll, wenn man so viel Support aus der Szene bekommt! Und damit meinen wir nicht nur diejenigen, die das Heft blind abonniert oder vorbestellt haben, sondern auch viele Musiker (vom Underground bis hin zu den Scorpions), Festivalveranstalter und Plattenfirmen. Viele haben von uns verlangt, mit einem eigenen Heft weiterzumachen. Das freut uns alle tierisch, und dafür sind wir sehr dankbar!

Joxe: Und wie waren die Reaktionen der anderen Redakteure im Vergleich zu heute, haben sich die Wogen inzwischen geglättet?

Götz: Mit einigen verbindet mich eine langjährige Freundschaft, die natürlich bestehen bleibt. Die Entscheidungen, die zur Trennung geführt haben, wurden ja auch nur von denjenigen getroffen, die direkt davon betroffen waren.

götzJoxe: Ihr hattet zunächst gar keine Idee, wie es für Euch weitergehen soll. Kann man daher sagen, dass Deaf Forever quasi total bei Null startete?

Götz: Ja, so war es. Wir haben unsere Entscheidung "aus dem Bauch heraus" getroffen, ohne zu wissen, wohin es uns beruflich treiben würde. Ich habe mir auch viele Angebote angehört - aber der Druck, ein eigenes Heft mit diesem Team zu starten, war einfach zu massiv. Und natürlich wollen wir auch gar nichts anderes!

Joxe: Seit dem Knall bis zum 13.08.2014, dem Erscheinungsdatum der ersten Ausgabe von "Deaf Forever", ist einige Zeit vergangen. Was habt ihr in der Zeit getan, waren die erforderlichen Behördengänge so lang?

Götz: Da gab es wahnsinnig viel zu tun! Eine eigene Firma gründen, das Geld zusammenkriegen, die Infrastruktur aufbauen, ein Büro anmieten, Vertrieb und Druckerei suchen, Rechtsberatung suchen, die Leute in neue Tätigkeitsbereiche einweisen - das alles kostet Zeit und Nerven und musste innerhalb von drei Monaten erledigt sein. Wir sind ziemlich k.o., aber auch sehr stolz darauf, das mit einem verhältnismäßig kleinen Team geschafft zu haben.

Joxe: Es ist naheliegend, dass Du als Fan von Motörhead einen Namen wie Deaf Forever blind unterschreibst. Aber wie ist das tatsächlich gewesen, dass diese zwei Worte nun oben auf der Titelseite prangen?

Götz: Wir haben alles Mögliche ausprobiert und diskutiert. Vieles war rein rechtlich heikel. Und Deaf Forever gefiel auf Anhieb allen, weil es einen gewissen Witz hat. Lieber taub, als auf laute Musik verzichten! Außerdem sind die Rocker ja für den "Rest" der Gesellschaft taube Nüsse ohne Geschmack. Es liegt auch ein bisschen Selbstironie im Namen, die englischsprachige Fans und Musiker auch sofort verstehen.

titelbild der ersten ausgabeJoxe: Da sind ja nun einige namhafte Schreiber unter Eurem Dach. Habt Ihr eigentlich eine Wahl zum Chefredakteur gehabt, oder war das irgendwie allen sowieso klar, dass Du das wieder sein musst?

Götz: Ich habe es einfach gemacht, weil sich in der Kürze der Zeit nichts anderes anbot. Ich bin ja zusammen mit Wolf-Rüdiger Mühlmann Herausgeber des Deaf Forever, somit ist das "meine eigene" Firma. Es wäre aber auch denkbar, irgendwann mal einen anderen Chefredakteur zu installieren; dann wäre ich nur noch Herausgeber. Das  Heft wird ja sowieso im Team zusammengestellt, und an meinem "Titel" klebe ich nicht.

Joxe: Wie würdest Du den inhaltlichen Unterschied zu Eurem alten Magazin beschreiben? Wäre sicher zu platt, einfach die Behauptung aufzustellen, dass bloß Black und Death, sowie Retro Rock heller beleuchtet wird. Welchen Stellenwert wird klassischer Heavy Metal im Deaf Forever haben?

Götz: Musikalisch werden wir alles Relevante - vom Hardrock bis zum Black Metal - abdecken. Die Bandbreite ist also dieselbe wie beim Rock Hard. Allerdings verzichten wir auf alles, was uns persönlich nicht wirklich berührt oder was uns verzichtbar erscheint. Das bedeutet automatisch, dass es mehr "echten" Metal gibt. Wir sind Fans und machen genau das Heft, ohne Kompromisse, das wir selbst kaufen würden.

Joxe: Viele Rubriken im Deaf Forever sind ja schon bekannt, und selbst dein Icon von Jowita Kaminska auf Seite 3 strahlt schon Gewohnheit aus. Insgesamt habt ihr 130 Farbseiten fett gefüllt, und die erste Titelstory mit King Diamond drängte sich ja förmlich auf. Gibt es noch irgendwelche Drähte zur alten Redaktion, die Deaf Forever im Hintergrund mitbestimmen?

Götz: Nein, zur alten Redaktion nicht. Dass es gewisse Rubriken im Deaf Forever (unter anderem Namen) gibt, die einem bekannt vorkommen, liegt daran, dass wir sie als unser geistiges Eigentum betrachten. Wir hatten ja auch schon in der Vergangenheit Ideen, und nicht alle waren schlecht!

wolf & götzJoxe: Du warst bei den Pfingstfestivals im Gelsenkirchener Amphitheater die treibende Kraft, sogar noch für dieses Jahr 2014. Obwohl Du dann dort gar nicht mehr vor Ort warst, hat Dir ein Tom Warrior den Auftritt gewidmet. Sicher brodeln in Dir doch Ideen für ein Deaf Forever Festival, die sich finanziell bald umsetzen lassen könnten, oder?

Götz: Ja, Ideen gäbe es genügend - und irgendwann werden sie sich hoffentlich auch realisieren lassen. Wir wollen aber auf dem Teppich bleiben und den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen. Erst mal muss sich das Heft etablieren - und dazu werden wir alle Energie, die uns zur Verfügung steht, brauchen!

Joxe: Wie soll die Zukunft für das Deaf Forever aussehen? Ihr plant ja schon eine monatliche Erscheinungsweise, aber soll es auch Heftbeilagen geben? Bobby und Gerre sind ja schon wieder aufgetaucht...

Götz: Hahaha, mal abwarten... Wir haben die zweimonatige Erscheinungsweise als Einstieg gewählt, um die bestmöglichen Hefte machen zu können. Halbgare Schnellschüsse braucht ja schließlich niemand. Im Moment ist alles perfekt, an Änderungen denken wir noch nicht.

Joxe: Okay, Vielen Dank für das Interview, und viel Erfolg mit Deaf Forever! Die letzten Worte gehören Dir!

Götz: Tausend Dank an alle, die uns blind vertraut und in jeder Hinsicht unterstützt haben! Es gibt eine Metalszene, die zusammenhält! Danke, Joxe!!!



Autor: Joxe Schaefer