Daniel: Hi Frank! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Anfänge von Outrage! Wie kam der Stein 1983 ins Rollen?
Frank: Hi Daniel! Über die Anfänge von Outrage zu sprechen, fällt mir mit meinem alten Gehirn doch etwas schwer, aber okay. Udo und ich hatten einen gemeinsamen Bekannten. Da Udo eine Band gründen wollte, erzählte der ihm von einem Sänger, den er kennt. Wir hatten uns dann getroffen und kurz ausgelotet, was wir eigentlich machen wollen, und der Rest ging dann ganz schnell. Wir suchten dann per Zeitung einen Drummer, der auch schnell gefunden war. Einige Proben später hatte unser Drummer Andi einen Kumpel mitgebracht, der wurde dann Bassist bei Outrage. Leider ist er später bei einem Autounfall ums Leben gekommen und wir machten erst einmal eine Zeit lang ohne Bassist weiter. Zu den Proben kamen immer wieder einige Freunde von uns und halfen auch bei Konzerten Backstage mit. Irgendwann war es dann soweit, dass Reini als Basser bei uns einstieg. Er blieb dann auch bis 1988. So war das ungefähr; nichts Spektakuläres.
Daniel: Ihr wart im Süden Deutschlands geographisch ja schon etwas abgeschlagen, wenn man bedenkt, wie groß die Thrashszene im Ruhrpott war. Hattet Ihr Kontakt zu Bands wie Destruction oder Poison? Oder wart Ihr eher auf Euch allein gestellt?
Frank: Na ja, abgeschlagen waren wir im Süden eigentlich nicht. Die Szene da unten war und ist schon ganz ordentlich. Mit Destruction hatten wir keinen Kontakt, leider, aber mit Poison. Mit denen spielten wir in Pforzheim unseren ersten Gig, das war echt fett! Im Ruhrpott hätten wir gerne mal gespielt, aber es kam nie dazu. Der Pott war und ist schon eine wichtige Szene! Wenn, dann haben die Bands bei uns im Süden gespielt, z. B. Kreator. Das Konzert mit denen in Pforzheim war der Knaller! Mit dabei waren auch Tankard. Einfach geil.
Daniel: Welche Bands sind Eure Haupteinflüsse? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren geändert?
Frank: Die Einflüsse haben sich eigentlich nicht groß verändert. Wir klingen vielleicht ähnlich wie Sodom, Venom, Celtic Frost oder Hellhammer, aber orientiert haben wir uns nie an denen. Das hat sich so ergeben, da wir diese Bands gut finden. Eines muss ich mal klarstellen: Ich weiß gar nicht, warum die Leute immer Hellhammer als Gegenbeispiel nennen. Ich finde, wir klingen überhaupt nicht wie Hellhammer. Trotzdem war die Band für mich extrem wegweisend und ich finde sie klasse.
Daniel: Ihr habt in den Achtzigern vier Demos aufgenommen: „Outrage I“, „Outrage II“ (beide 1985), „From Nightmares And Myths“ (1986) und „The Book Of The Seven Seals“ (1987). Warum habt Ihr es nie auf ein Studioalben gebracht?
Frank: Das lag einmal am Geld und an der Tatsache, dass wir uns einfach zu wenig um eine richtige Platte gekümmert haben. Ich ärgere mich heute noch, dass wir das nicht anders durchgezogen hatten. Aber was soll`s...
Daniel: Werden wir eigentlich einmal die Chance erhalten, alle vier Demos als Re-Release zu bekommen, vielleicht als Doppel-CD oder Doppel-LP? Könntest Du Dir das vorstellen? Oder ist das Kapitel nun abgeschlossen?
Frank: Vorstellen kann ich mir das schon. Aber ganz ehrlich: Der Sound auf den Demos ist ja schon Kacke. Aber es gibt doch noch sehr viele Leute, die das gerade geil finden. Es war damals eben unser Ding, mit einfachsten Mitteln die Songs aufzunehmen. Solange die Leute das wollen, bieten wir ihnen das dann auch an. Aber wann wieder eines der alten Demos als CD oder LP erscheint, kann ich nicht sagen.
Daniel: Warum kam es 1988 zur vorzeitigen Auflösung?
Frank: Udo, Andi und ich waren in der Zeit bei der Bundeswehr und wir trafen uns kaum noch. Reini spielte in der Zeit zusätzlich bei einer Hardcoreband und wollte dann auch nicht mehr bei Outrage weitermachen. Wir haben dann entschieden, Outrage zu begraben. Wir hätten weiter machen können, aber uns fehlte irgendwie die Energie.
Daniel: Bis 2004 war dann erstmal Schluss. Was habt Ihr in der Zwischenzeit so getrieben? Wart Ihr noch aktiv?
Frank: Udo und ich hatten noch ein paar Studioprojekte laufen, die aber mit Outrage nichts zu tun hatten. Für eine kurze Zeit hatten wir sogar dann wieder eine Band gegründet, die aber nie live aufgetreten ist. Der Musikstil war auch ein ganz anderer, sogar mit cleanem Gesang. Na ja…
Daniel: Warum waren bei der Reunion nicht mehr die anderen Mitglieder aus den Achtzigern dabei? Und war es Euch von Anfang an klar, dass die Band weiterhin als Outrage aktiv sein würde?
Frank: Wir hatten schon darüber nachgedacht, die alten Kumpels zu reaktivieren. Aber Andi wollte nicht mehr, und Reini konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitmachen. Es war auch ganz gut für Outrage, zwei neue Mitglieder rein zu nehmen. Das gab neue Impulse. Für uns gab es keine Alternative zu Outrage. Außerdem hatten wir uns in den Achtzigern im Underground einen Namen gemacht. Das sahen wir als Fundament für einen Neuanfang.
Daniel: Ungefähr zur Zeit Eurer Reunion formierte sich auch eine Thrash-/Metalcore Band namens Outrage im Saarland. Kam es da jemals zu Verwechslungen?
Frank: Den Bandnamen Outrage gibt es doch oft. Zu Verwechslungen kam es nie. Die Leute können schon Outrage von Outrage unterscheiden, denke ich.
Daniel: Ihr habt nach der Reunion eine ganze Reihe CD-Rs aufgenommen: „Back For Attack“ (2004), „A Mute Reminder“ (2005), „7 Is 1 Take One“, die „Tales Of Counted Sorrows“ EP (beide 2006) erschienen als beklebte CD-Rs, „Order In The Court“ (2008) als bedruckte CD-R. Die beiden 2006er Releases, „7 Is 1 Take One“ und „Tales Of Counted Sorrows“, sind beide zusammen auf einem Tape wiederveröffentlicht worden. Wird das mit den anderen CD-Rs auch passieren? Das Problem bei beklebten CD-Rs ist nämlich, dass sie irgendwann tierisch anfangen zu schleifen und das den Hörgenuss doch erheblich stört...
Frank: Wie ich ja schon sagte: Es gibt immer noch viele Leute, die Tapes oder LPs gut finden. Es kann durchaus sein, dass die ein oder andere CD-R auf Tape veröffentlicht wird. Bei diesen Veröffentlichungen halte ich mich weitestgehend raus. Da bin ich ganz entspannt.
Daniel: Alle Eure CD-R-Cover sahen schön „self-made“ aus. Habt Ihr sie tatsächlich alle selbst entworfen? Oder wer hatte die Ideen dazu?
Frank: Selbst entworfen haben wir die nicht. Wir hatten den Zeichner, der für unser Logo und Cover in den Achtzigern verantwortlich war, reaktiviert, und er hat dann auch die neueren Cover gezeichnet und nach unseren Vorgaben entworfen. Ich persönlich finde die meisten der CD-R –Cover eigentlich Scheiße. Aber mir sind Cover eigentlich nicht so wichtig.
Daniel: Auf dem 2008er Album gab es sogar Euren einzigen deutschsprachigen Song, nämlich „Kennwort ´Undertow´“. Wie kam es zu diesem einzigartigen Experiment? Und kannst Du Dir vorstellen, so etwas eines Tages noch einmal zu wiederholen?
Frank: Na ja, auf „A Mute Reminder“ z. B. hatten wir einen Song mit mehreren deutschen Textpassagen. Auch auf der „Back For Attack“ haben wir einen Titel mit deutschem Text: „Damals, als ich starb“. Wir hatten immer wieder einmal über einen deutschen Text nachgedacht und wollten das dann auch realisieren. So entstand dann eben „Kennwort Undertow“. Der Song wurde zwar für mich geschrieben, aber wie man weiß, stieg ich kurz vor den Aufnahmen aus und mein damaliger Nachfolger Frank S. sang die CD ein! Ich glaube nicht, dass wir noch einmal einen Song mit deutschem Text machen, aber wer weiß…
Daniel: „Conspiritor“ (2010) war dann eine in Eigenregie gepresste CD. Wie kam es dazu, dass Ihr vom CD-R-Konzept abgewichen seid? War die Pressung nicht voll teuer? Wie viele habt Ihr davon überhaupt pressen lassen?
Frank: Zu der CD kann ich nicht viel sagen, da war ich nicht dabei. Aber die Jungs haben sich schon gedacht, weg von den selbst gedruckten Sachen hin zu einem professionelleren Konzept.
Daniel: 2011 habt Ihr Euren Einstand bei Metal On Metal Records gefeiert. Wie seid Ihr mit ihnen in Kontakt gekommen?
Frank: Das ist eine kuriose Geschichte: Jowita von Metal on Metal Records hatte Ende der Achtziger Jahre ein Demo von uns über Umwege gekauft. 2011 hatte sie Udo per Mail angeschrieben, ob es noch die restlichen Demos zu kaufen gibt, da die in ihrer Sammlung fehlten. Er sagte ihr, es gäbe die noch, Outrage wäre auch noch aktiv, wolle sich aber endgültig auflösen. Jowita meinte dann, sie hätte ein Label, das Old School Bands eine Plattform bietet, und ob wir denn kein Interesse an einen Deal hätten, natürlich vorausgesetzt, Outrage lösen sich nicht auf. Da zu der Zeit mein Nachfolger Frank S. noch zu Outrage gehörte, gab es aber von Jowita eine kleine Bedingung: Sie wollte nur einen Deal mit Outrage abschließen, wenn „The Voice Of Hell“ dabei ist! Udo erzählte mir das und fragte mich, ob ich noch Lust hätte. Meine Antwort kann sich ja wohl jeder denken.
Daniel: Im selben Jahr habt Ihr „Go To Hell“ veröffentlicht, das ausschließlich alte Songs aus den Achtzigern neu eingespielt enthielt. Gleichzeitig gab es auch eine Kassette, die bis auf „Astaroth“, das hier fehlte, das komplette „Go To Hell“-Album enthielt, allerdings in den alten Originalversionen aus den Achtzigern! Wie kam es dazu? Wolltet Ihr Euren Fans den Vergleich bieten, wie die alten Klassiker in der neuen Besetzung klingen? Oder gab es vielleicht auch andere Gründe dafür?
Frank: Natürlich wollten wir den Fans einen Vergleich bieten und zeigen, wie Outrage mit neuer Besetzung die alten Songs rüberbringt. Aber der Hauptgrund war auch, dass ich gerne die Klassiker neu und gut eingespielt auf CD haben wollte. Wichtig ist auch, dass wir unsere Konzerte und den weiteren Weg von Outrage auf diese alten Songs ausrichten!
Daniel: Ihr spielt mittlerweile wieder häufiger live. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen, und nicht nur einigermaßen regelmäßig neue Alben aufzunehmen?
Frank: Ganz ehrlich? Sehr wichtig! CDs oder LPs zu machen ist das Eine, live auf der Bühne zu stehen, ist aber das Wichtigste für jede Band. Und es macht sehr viel Spaß, auch wenn das Publikum heute schon anders ist als damals.
Daniel: Wie wichtig ist es Euch, live eine Bühnenshow zu bieten? Ihr habt ja immer auch Kunstblut, Mönchskutten und Euren Thron mit dabei. Und wie ernst nehmt Ihr das Ganze? Oder dient all das allein zum Entertainment?
Frank: Die Bühnenshow ist für mich sehr sehr wichtig! Sie gehört einfach zu Outrage dazu. Das war auch einer meiner Bedingungen für den Wiedereinstieg bei Outrage, da das Thema in der Vergangenheit nicht von allen Bandmitgliedern so gesehen wurde. Ich sage immer: Hätte Outrage keine Bühnenshow, würden wir komplett in der Masse untergehen. So haben die Leute was zu sehen und es kommt eigentlich immer sehr gut an. Ich persönlich nehme das sehr ernst, da bin ich Perfektionist. Aber nur auf der Bühne! Es ist nur eine Show, mehr nicht.
Daniel: Apropos live, da gibt es noch ein ziemlich obskures Thema zu klären: Und zwar seid Ihr auf einem Doom Metal Festival in Malta bestätigt?! Ihr seid wohl die einzig Thrash Metalband der Welt, die das geschafft hat! Wie zur Hölle kam es denn dazu?
Frank: Auch das ist ganz witzig: Einer der Veranstalter aus Malta spielt in einer Band, die bei unserem Label unter Vertrag ist. Er findet Outrage gut und fragte mich, ob wir dort spielen wollten, obwohl es ein reines Doom Festival ist. Udo und ich mussten dann kurz mit unseren Altersheimen abklären, ob wir dort hin dürfen, weil unsere Ausgangszeiten doch sehr begrenzt sind. Aber mal im Ernst: Wir haben keine Sekunde gezögert! So eine Chance gibt es nicht mehr so schnell. Außerdem spielen wir im Ausland ja auch nicht jede Woche. Für die Band ist das eine geile Sache und wir freuen uns schon extrem darauf! Wie ich gehört habe, sind die Leute auf Malta auch sehr gespannt auf uns.
Daniel: Kommen wir mal zum neuen Album „We The Dead“, das im Mai 2014 erschienen ist. Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Frank: Wie es eigentlich immer so dauert: ca. ein Jahr, um die Songs zu schreiben. Bis auf die alten Titel natürlich. Die Aufnahmen waren in mehreren Monaten im Kasten, nicht dass wir zu langsam gewesen wären! Wir hatten eben die Zeit. Den Gesang habe ich wie immer in zwei Tagen aufgenommen. Ich kann das nicht über mehrere Wochen oder Monate verteilt. Kommen, Schreien, Gehen…
Daniel: Auch auf „We The Dead“ habt Ihr wieder ein bisschen in Eurer Vergangenheit gewühlt, denn es sind erneut drei Songs aus den Achtzigern vertreten: „Death From Behind“, das ursprünglich auf dem „Outrage I“-Demo von 1985 war, „Delos“ vom „Outrage II“-Demo (ebenfalls 1985) und „Spherical“, das schon auf dem vierten und letzten Demo „The Book Of The Seven Seals“ (1987) vertreten war. Warum habt Ihr sie nochmal berücksichtigt? Wolltet Ihr sie schon zu „Go To Hell“-Zeiten mit dabei haben?
Frank: Die Songs wollten wir auf der „Go To Hell“ schon mit drauf nehmen, aber wir haben uns dann entschieden, diese Songs erst auf der nächsten CD einzuspielen. „Death From Behind“ und „Spherical“ gehören zu meinen Lieblingstiteln. Ich wollte sie unbedingt neu eingespielt haben!
Daniel: Wird es in Zukunft noch weitere Neuaufnahmen von Songs aus den Achtzigern geben? Oder habt Ihr jetzt alles neu vertont, was Ihr Euch vorgenommen hattet?
Frank: Es wird definitiv noch eine EP mit einem alten Song plus Bonusmaterial von uns veröffentlicht. Da sind wir auch gerade dran. Dieser eine Song muss veröffentlicht werden, da er für mich aber auch für Udo zu den Besten gehört! Er ist Kult und kommt garantiert gut bei den Fans an. Es wäre geradezu dumm von uns, wenn wir den nicht neu veröffentlichen. Und er ist genau richtig für eine EP. Welcher Song das ist, verrate ich natürlich nicht. Ich hoffe aber, wir schaffen das bis Ende des Jahres/Anfang nächsten Jahres.
Daniel: Ich finde die Cover von „Go To Hell“ und „We The Dead“ voll geil! Wer hat sie gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler/der Künstlerin in Kontakt gekommen?
Frank: Die Cover hat Jowita von Metal On Metal gezeichnet. Sie ist ja nebenbei auch Künstlerin und zeichnet für diverse Bands Cover. Für uns ist das natürlich sehr gut, da wir jetzt auch jemanden haben, der zeichnen kann und genau auf unseren Stil hin diese Cover entwirft. Das ist schon ein Geschenk!
Daniel: Die Band wurde schon vor über 30 Jahren gegründet. Wie viele Alben stecken wohl noch in Euch? Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Outrage aus?
Frank: Ich denke, es wird noch viel von uns kommen. Udo ist ja immer fleißig am Schreiben und hat noch jede Menge Ideen. Wir konzentrieren uns auch auf mehr Livegigs, das ist wichtig. Ein Video ist auch in Planung. Also wir sind voll dabei….
Daniel: Na gut, Frank! Nun übergebe ich das Schlusswort an Dich!
Frank: Ja Daniel, ich danke dir für das Interview und hoffe, wir sehen uns mal wieder bei einem Konzert von Outrage. Vielleicht sogar mal im Pott, da wollen wir unbedingt mal spielen! Gruß an alle, bis dann…
Metallische Grüße,
Frank-The Voice Of Hell