Daniel: Hallo Eddie! Quasi aus dem Nichts ist ein neues Fastway-Album mit dem Titel “Eat Dog Eat ” erschienen. Bitte erzähl uns doch etwas darüber!
Eddie: Toby Jepson und ich haben uns 2007 zusammen getan, um ein paar Festivals mit John McManus am Bass und Steve Strange am Schlagzeug zu absolvieren. Wir spielten insgesamt zehn Shows und waren sogar in Japan. Und da alles gut funktionierte, haben Toby und ich 2008 damit angefangen, neue Songs zu schreiben. Wir hatten etwa elf Songs geschrieben, mit denen wir aber nicht hundertprozentig zufrieden waren. Und deshalb haben wir das Projekt dann vorerst ad acta gelegt. Erst im Sommer 2010 haben wir uns wieder zusammen gerauft und uns dazu entschlossen, das Album aufzunehmen. Matt Eldridge sollte es eintrommeln und Toby den Bass einspielen und das Album produzieren. Wir haben im September mit den Aufnahmen begonnen und waren schon im Oktober damit fertig.
Daniel: Euer erstes Album „Fastway“ kam 1983 raus. Damals war auch UFO-Bassist Pete Way mit dabei. Der Bandname wurde aus Euren beiden Namen zusammen gesetzt, soweit ich weiß. Aber Fastway haben später ohne ihn weiter gemacht. Warum?
Eddie: Pete und ich haben Fastway 1982 gegründet. Leider hatte Pete rechtliche Probleme mit dem UFO-Label Chrysalis. Und als Sharon Osbourne ihn fragte, ob er bei Ozzy einsteigen wolle, hat er sofort zugesagt. Ich habe den Namen beibehalten, weil ich immer dachte, dass er irgendwann zur Band zurück kommt. Aber natürlich hat er das nicht getan. Zu dem Zeitpunkt war es auch schon spät, den Namen noch zu ändern. Also haben wir einfach zu dritt weiter gemacht, bis das Album fertig war und uns einen Session-Bassisten gesucht.
Daniel: Wie bist Du mit Pete Way in Kontakt gekommen? Kanntet ihr euch schon, als ihr die Band gegründet habt? Und bist Du überhaupt ein großer UFO-Fan?
Eddie: Irgend jemand im Motörhead-Büro hat mir vorgeschlagen, mich mit Pete Way in Verbindung zu setzen, als er UFO und ich Motörhead verließ. Wir kannten uns aber nur flüchtig. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nie ein UFO-Fan war, was aber nicht automatisch heißt, dass sie deswegen auch eine schlechte Band sind.
Daniel: Der originale Fastway-Sänger Dave King ist ja nach Fastway bei der Irish Folk-/Punk-Band Flogging Molly eingestiegen. Kennst Du die Band? Und magst Du ihre Musik überhaupt?
Eddie: Ja, ich kenne Flogging Molly. Dave wollte immer schon dieses Irish Folk-Ding machen. Demnach hat sich sein Traum wohl auch erfüllt.. Die Musik ist absolut nicht mein Ding. Aber ich wünsche der Band weiterhin viel Glück.
Daniel: Im Jahre 1986 erschien Euer viertes Album „Trick Or Treat“, das auch der Soundtrack zu dem gleichnamigen Film war (Der deutscher Titel lautet übrigens “Ragman”, hehe!), bei dem auch Ozzy Osbourne und Gene Simmons kleine Nebenrollen spielten. Der Film hat in der Metal-Szene Kultstatus. Wie ist das Label für den Soundtrack auf Euch zugekommen? Und wie findest Du den Film überhaupt?
Eddie: Unser Management schlug vor, dieses Projekt anzugehen. Das war das letzte Mal, dass Dave und ich jemals zusammen gearbeitet haben. Er wollte etwas anderes machen. Ich fand den Film echt geil. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, an einem Soundtrack zu arbeiten.
Daniel: Was hast Du zwischendurch denn so gemacht? Warst Du zwischen 1990 und 2007 (also der Pause von Fastway) immer musikalisch aktiv?
Eddie: In den 90ern war ich völlig ausgelaugt und habe kaum etwas gemacht. Ich habe 1993 ein Solo-Album aufgenommen, was aber keine Beachtung bekommen hat. Ich zog für einige Jahre nach Cornwall und habe auf der faulen Haut gelegen, aber ich habe immer Musik gemacht; nur eben zu Hause für mich.
Daniel: Ich muss Dir auch Frage zu Motörhead stellen, weil sie meine absolute Lieblingsband sind. Du hast ja in dem „klassischen“ Line-Up von 1976 bis 1982 gespielt, die viele Fans immer noch für die beste Motörhead-Besetzung aller Zeiten halten. Fühlst Du Dich geehrt, wenn Du so etwas hörst? Oder ist Dir das egal?
Eddie (Foto links): Ja, ich bin sehr stolz auf meine Zeit bei Motörhead von 1976 bis 1982! Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn Leute mich danach fragen.
Daniel: Stimmt es eigentlich, dass das Solo von “Capricorn” eine Art “Unfall” war? Lemmy hat in seiner Biographie „White Line Fever“ geschrieben, dass Du eigentlich nur Deine Gitarre gestimmt hast und der Produzent das spontan mitgeschnitten hat. Und als Du sagtest, dass Du bereit wärst, sagte er dann, dass bereits alles im Kasten wäre. War das wirklich so? Oder hat Lemmy da vielleicht etwas übertrieben?
Eddie: Ja, das stimmt tatsächlich! Ich saß im Studio und habe meine Gitarre gestimmt, um einen bestimmten Sound zu bekommen. Jimmy hat es einfach mitgeschnitten, und dann war es leider schon im Kasten. Er war ein großartiger Produzent! Er hat immer den richtigen Riecher gehabt, wenn es darum ging, einen bestimmten Moment passend einzufangen. Dann hat er einen Rough Mix gemacht und ihn mit nach Hause genommen. Wir haben noch weitere Takes aufgenommen. Aber keiner war so gut wie der erste. Also haben wir das Solo dann einfach so gelassen. „Capricorn ist einer meiner Lieblingssongs von Motörhead. Ich glaube, wir haben Jimmy Miller nicht einmal die Credits dafür gegeben, obwohl er es echt verdient gehabt hätte! Er hat bei Motörhead beste Arbeit abgeliefert. Danach haben sie nie wieder einen so guten Produzenten in ihren Reihen gehabt.
Daniel: Wie kam es den eigentlich dazu, dass Du bei „Step Down“ auf dem „Bomber“-Album den Gesang übernommen hast? Ich meine, Lemmy’s Stimme ist ja immerhin das Markenzeichen von Motörhead, wenn Du verstehst, was ich meine…
Eddie: Es war einer dieser Songs, die Lemmy zu dem Zeitpunkt nicht gefielen. Er fragte mich, warum ich es nicht versuchen würde zu singen, und ich habe zugesagt. Ich weiß schon, was Du mit dem Markenzeichen meinst. Aber warum soll man nicht auch einmal etwas Anderes ausprobieren? Ich weiß auch, dass ich nicht gerade ein Sangesgott wie Barry Manilow bin. Aber hey: Das ist Lemmy glücklicherweise auch nicht!
Daniel: „No Sleep ´Til Hammersmith“ war 1981 auf Platz 1 in den Album-Charts. Warum wurde mit “Iron Fist“ nur ein Jahr später auf einmal alles immer schlimmer? Und war das auch der Grund für Deinen Ausstieg bei Motörhead?
Eddie: Das ist auf jeden Fall schwer zu sagen. Als „No Sleep…” draußen war, waren wir gerade mit Ozzy auf US-Tour. Danach ging es dann nach Europa, und die Plattenbosse schrien auf einmal nach einem neuen Album. Ich denke, wir hätten einfach mehr Zeit gebraucht. Aber die Plattenfirma wollte schnell Kohle scheffeln. Dieser Zeitdruck hat große Spuren bei der Band hinterlassen. Phil weigerte sich, mit Vic Maile zusammen zu arbeiten. Allerdings aus Gründen, die wohl nur er wusste. Dann gab es noch einen Mord in Lemmys damaligen Haus. Also sind wir alle zusammen in ein Haus gezogen, was aber definitiv keine gute Idee war. Ich produzierte gerade ein Tank-Album, was Lemmy auch gegen den Strich ging, und das Label überredete mich, die Produktion für „Iron Fist“ ebenfalls zu übernehmen, womit Lemmy aber auch nicht einverstanden war. Phil war der einzige, der es gut fand, dass ich unser Album produzieren sollte. Ich habe mich nicht darum gerissen, ein Album zu produzieren, auf dem ich selber spiele. Das Album wurde ein großes Problem für uns, die Tour wurde ein Desaster und, Du ahnst es schon, das neue Album stand nicht in den Läden. Zu allem Überfluss wollte Phil auch noch die Band verlassen, wenn wir live nicht schon sechs neue Songs spielen würden. Wir haben dann zwar zugestimmt, aber das Publikum kannte die Songs natürlich noch nicht. Das waren die schlimmsten Gigs, die wir jemals gespielt haben. Phil und ich waren auch angepisst, als wir diese blöden Aufnahmen mit Wendy O´Williams machten. Als ich sagte, das ich ausstiegen würde, wenn wir diese miesen Aufnahmen machten, haben sie es einfach so hingenommen. Und dann bin ich halt gegangen.
Daniel: Sind die Gerüchte eigentlich wahr, das Lemmy viel trinkt? Oder ist das mittlerweile so eine Art Klischee, das er sich selbst erarbeitet hat? Sein Arzt soll ihm ja bereits 1980 davon abgeraten haben, Blut spenden zu gehen, weil sein Körper komplett toxisch ist.
Eddie: Lemmy hat immer gern einen Drink zu sich genommen. Ich glaube aber nicht, dass er heute noch so viel säuft wie damals… Lemmy kannte aber immer sein Limit! Phil und ich hatten da nicht so viel Glück und hatten auch den ein oder anderen Abschiss. Nur Lemmy stand immer noch aufrecht, hehe! Möge er uns noch lange erhalten bleiben!
Daniel: Tut Dir die Trennung von Motörhead heute leid? Und hättest Du jemals die Chance bekommen, zu Motörhead zurück zu kehren?
Eddie: Leid tun trifft es nicht ganz. Aber manche Dinge passieren halt, und Du musst lernen, damit umzugehen. Zu der Zeit war ich total am Ende. Ich habe meine besten Freunde verloren und die Band, von der ich dachte, dass ich mit ihr auf der Bühne sterben würde. Aber hey: So ist das Leben nun einmal. Ich wurde nie gefragt, ob ich in die Band zurück kommen würde. Ich denke, das erste Mal hat ihnen gereicht.
Daniel: Hast Du den Werdegang von Motörhead nach Deinem Ausstieg denn noch verfolgt? Kennst Du alle ihre Alben? Was denkst Du über die heutigen Motörhead?
Eddie: Nein, ich habe Motörhead nicht mehr verfolgt. Nach der Trennung war das für mich echt viel zu schmerzhaft! Ich trage immer noch die Wunden davon. Ich bin die ganzen Jahre über immer mal wieder mit ihnen auf der Bühne gewesen und habe es immer genossen. Ich bevorzuge das klassische Eddie, Phil und Lemmy Line-Up, aber was soll ich auch schon sagen?
Daniel: Einer Deiner Nachfolger bei Motörhead - Philip „Würzel“ Burston - ist leider kürzlich gestorben. Seid Ihr Euch jemals persönlich begegnet?
Eddie: Würzel war ein toller Mensch. Wir haben uns im Laufe der Jahre sehr oft die Kante gegeben. Ich war sehr traurig, als ich von seinem Tod hörte. Er war einer von den guten Jungs.
Daniel: Bist Du noch mit einigen (Ex-) Motörhead-Mitgliedern in Kontakt?
Eddie: Ich sehe Lemmy immer noch häufig, wenn er bei uns in der Stadt auftritt. Er lebt in L.A. und ich in London. Von daher sehen wir uns nicht mehr so oft wie früher. Aber ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr wieder sehen, wenn wir mit Fastway auf einigen Festivals unterwegs sind. Phil sehe ich auch hin und wieder. Wir sind immer noch gute Freunde und telefonieren ab und an...
Daniel: Motörhead und Fastway klingen völlig unterschiedlich. Welche Bands haben Dich beeinflusst? Hattest Du damals in den 70ern und 80ern andere Einflüsse als heute?
Eddie: Motörheads Sound war sehr direkt. Wir drei spielten zusammen und hatten unseren eigenen Sound. Ohne die beiden habe ich im Prinzip noch die selbe Musik gemacht, aber durch die anderen Leute klingt sie halt auch anders. Meine Einflüsse liegen in den 60ern: The Yardbirds mit Eric Clapton, John Mayall mit Eric, Jimi Hendrix, den ich sogar dreimal live erleben durfte, er war großartig!
Daniel: Kommen wir nochmal schnell zu Fastway: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit der Band?
Eddie: Wir werden hoffentlich viel auf Tour sein. Wir wollen so viele Festivals in Europa wie möglich spielen. Wir werden sehen, wie das Album einschlägt und dann sehen, ob sich eine Tour rentieren wird.
Daniel: OK, Eddie! Die letzten Worte gehören Dir!
Eddie: Ich weiß, dass es ewig gedauert hat, aber glaubt mir: Es hat sich gelohnt, so lange auf das neue Fastway-Album zu warten!