21 OCTAYNE - Bis wir umfallen


21 Octayne ist eine neue Band um Axxis Gitarrist Marco Wriedt, der sich international erfahrenes Personal ins Boot geholt hat, um sich einen Traum zu verwirklichen. Das Debüt “Into The Open” ist soeben erschienen und hat eingeschlagen wie eine Bombe. Und Marco stand erhobenen Hauptes ausführlich Rede und Antwort.

21 OCTAYNE logoDaniel: Hallo Marco! Erzähl uns doch zunächst einmal, wie es zu der Gründung von 21 Octayne kam!

Marco: Im Frühling 2008 hatte ich die Vision und das Verlangen, eine eigene Band zu gründen, die nicht auf irgendeinen Stil beschränkt ist. Ich habe mich dann mit mehreren Musikern getroffen, aber es hat nie wirklich richtig musikalisch gefunkt. Die Band sollte Jamie´s Gone Crying heißen, aber nach zwei/drei Monaten, ohne wirklich die richtigen Leute zu finden, habe ich mich dann erstmal weiter auf Axxis konzentriert. Im Sommer 2008 spielte dann Alex Landenburg bei Axxis als neuer Drummer vor. Wir haben uns sofort sehr gut verstanden und waren auch auf einer musikalischen Ebene. Dieses Element hat mir vorher sehr gefehlt und ich war damals sehr froh, als dann Alex auch bei Axxis eingestiegen ist. Nach seinem ersten Vorspiel hat er mir dann bei Myspace eine Mail geschrieben, dass egal was passiert, wir irgendwann eine eigene Band gründen sollten! Ich fand die Idee großartig, weil ich es ja eh vorhatte, und bei Alex sofort wusste, dass er der richtige ist, mit dem man so eine wichtige Sache durchziehen kann. Alex kannte von früher unseren Bassisten Andrew Lauer, von dem ich direkt sehr beeindruckt war. Ich hatte bis dato noch nie mit so einem Bassisten gespielt. Ich erinnere mich immer gern an die ersten Jam Sessions, wo wir drei einfach stundenlang gejammt haben. Alles war musikalisch möglich und jeder Jam klang immer anders. Das war ein neues Gefühl und musikalisch unglaublich erfrischend! Wir brauchten dann eine gewisse Zeit, um das letzte Puzzlestück zu finden. Andrew erzählte uns von Hagen Grohe, der zu dem Zeitpunkt gerade mit Aerosmith Legende Joe Perry auf US Tour war. Wir konnten es erst gar nicht glauben, aber es stimmte. Hagen wurde damals von Joe Perrys Frau auf Youtube entdeckt und hat danach Joe Perrys Soloalbum eingesungen und danach ging es dann auf Tour. Alex und ich haben uns dann wiederum auch einige Clips von Hagen angeguckt und wussten sofort, dass wir ihn haben mussten! Eine so großartige Stimme mit internationalem Format findet man extrem selten. Und dass er dann noch in der Nähe von Alex und Andrew wohnte, war dann nur noch verrückt…vielleicht aber auch einfach Schicksal. Wir vier haben uns dann im August 2010 das erste mal getroffen, und nach einem kurzen Jam war alles klar. Die Band hatte sich gefunden!

Daniel: Wie seid Ihr miteinander in Kontakt gekommen? Die Musiker leben ja überall verteilt. Sänger Hagen Grohe singt auch bei Joe Perry Project (Gitarrist von Aerosmith), Bassist Andrew Lauer spielt auch bei Paul Gilbert (Mr. Big) und Schlagzeuger Alex Landenburg trommelt bei den Italienern Rhapsody.

Marco: Wie bereits oben erwähnt, muss man immer bedenken, dass wir uns ja schon 2008/2010 kennengelernt haben. Alex, Andrew und Hagen wohnen nicht weit auseinander. Ich bin eigentlich der, der etwas weiter weg wohnt. Und 2010 spielte Alex noch nicht bei Rhapsody, Andrew noch nicht mit Paul Gilbert. Dieser Wunsch, etwas eigenes zu machen, alle Songs selber zu schreiben und stilistisch offen zu sein, war das Wichtigste für uns, seit dem ersten Tag, und so weit wohnen wir ja jetzt auch nicht voneinander entfernt.

Daniel: War es Dir wichtig, dass Du die anderen Bands der beteiligten Musiker magst, um besser mit ihnen auf einen Nenner zu kommen? Oder war Dir das nicht so wichtig?

Marco: Ich bin ein sehr offener Musiker, der sehr viele Stile mag. Lustigerweise bin ich mit Aerosmith als Kind aufgewachsen. Ich hatte damals als Elfjähriger schon ca. 40 Aerosmith CDs im Schrank stehen und Joe Perry war damals mein Held! Hätte ich damals gewusst, dass zwanzig Jahre später mein Sänger mit Joe Perry auf Tour war, ich hätte es wohl nicht für möglich gehalten. Das Gleiche gilt übrigens auch für Rhapsody. Ich habe Rhapsody 2000 in Wacken gesehen. Da war ich fünfzehn und hab mir sofort die beiden Alben, die es damals gab, gekauft. Ich werde nie vergessen, dass ich im Herbst 2000 mit der Schule in der Toskana war und mir in Florenz die „Legendary Tales“ von Rhapsody und „Twilight Time“ von Stratovarius gekauft habe. In beiden Bands hat Alex Landenburg ja auch gespielt. Verrückt! Mr. Big und Paul Gilbert fand ich auch immer großartig und mir fällt beim Schreiben dieser Zeilen mal wieder auf, mit was für großartigen Musikern ich in einer Band bin. Für mich ist das echt immer wieder ein Erlebnis! Schlussendlich sind wir aber auch einfach vier Freunde aber auch mit viel Respekt gegenüber jedem Einzelnen!

Daniel: Was bedeutet der Bandname überhaupt?

Marco: Die „21“ steht für das 21. Jahrhundert, in dem wir leben und „Octayne“ soll Ausdruck und Kraft darstellen.

21 OCTAYNEDaniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Marco: Die Songs sind sehr natürlich im Proberaum entstanden. Das, was in dem Moment rausgekommen ist, wurde dann ein Song. Ich könnte gar keine einzelnen Bands wirklich nennen. Wir finden so viele Sachen gut. Jeder in der Band hat, so nenne ich es immer gern, seine eigene DNA. Andrew kommt aus dem Funk- und Soul Bereich, Hagen aus dem Mainstream Pop/Rock, Alex ist wohl der proggige Metalhead unter uns und ich bin sehr im Progressive Rock und in der Klassik verwurzelt, aber wir sind, wie gesagt, auch alle sehr offen für andere Stile und finden auch das gut, was der jeweils andere verkörpert. Anders wäre es auch gar nicht möglich, diese verschiedenen Stile, die wir auf dem Album haben, authentisch rüberzubringen.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Und steckt eine bestimmte Botschaft in ihnen? Oder geht es eher um die Erfüllung diverser Rock Klischees?

Marco: Der einzige Song, der meiner Meinung nach sehr „Rock & Rollig“ ist von den Lyrics, ist wohl „She´s Killing Me“. Der Rest handelt über Themen, die wohl jeder Mensch schon mal erlebt hat. Hagen hat auf dem Album alle Texte geschrieben und ich finde, er hat einen großartigen Job gemacht, weil man sich sehr gut mit den Texten identifizieren kann!

Daniel: Wer schreibt bei Euch die Songs? Macht das einer alleine und der Rest tut sich das drauf? Oder arbeitet Ihr als Team zusammen?

Marco: 21Octayne ist eine richtige Band und kein Projekt! „Into The Open“ ist Teamarbeit. Die meisten harmonistischen Ideen, Riffs und Licks stammen von mir, allerdings haben wir jeden Song zusammen als Band im Proberaum ausgearbeitet, wie die Bands es in den späten Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern gemacht haben. Also kein E-Mail-Album mit MP3-Files, die man hin und her schickt und dann von irgendeinem Produzenten zusammen gemischt werden. Unser Debüt Album ist wirklich ein echtes Rockalbum und das hört man, finde ich, auch sehr gut.

Daniel: Wie lange habt Ihr gebraucht, um die Sogs zu schreiben und aufzunehmen? Und wo und mit wem habt Ihr das Album überhaupt produziert?

Marco: Wir haben uns immer in Blöcken getroffen. Das waren immer drei Tage. Wir haben uns dann fünf oder sechs mal getroffen und dann waren die Songs fertig.  Produziert hat das Album Hagen. Er hat das in Mannheim studiert und ich finde, das Album klingt großartig: organisch, warm und mit viel Druck! Hagen hat das Studio in seinem Keller. So hatten wir keinen Druck oder niemanden, der auf die Uhr schaut.

Daniel: Wie probt Ihr eigentlich? Probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch nur ganz bequem MP3-Dateien hin und her, damit jeder weiß, was er machen muss?

Marco: Da wir die Songs ja alle im Proberaum ausgearbeitet haben, weiß natürlich jeder, was er zu spielen hat. Vor Konzerten treffen wir uns immer ein, zwei Tage vorher, um tight zu werden. Auch hier: MP3-Files bringen Dir als Band gar nichts für das Zusammenspiel! Bei uns kommt auch live nichts vom Band. Wir haben kein Mac Book auf der Bühne. Was du hörst, sind vier Musiker! That´s it! Da hilft nur gemeinsames Proben und nichts anderes. Ich finde die Technik spielt heutzutage eine zu große Rolle auf der Bühne. Teilweise kommen bei manchen Bands sogar Gitarren vom Band! Chöre sind ja schon fast Standard! Das killt den Rock & Roll. So was hat dann schon was von „Mini Playback Show“. Da wollen wir eine Gegenreaktion darstellen!

Daniel: Ihr spielt auch live, soweit ich weiß. Wie wichtig ist es Euch, nicht nur gemeinsam ins Studio zu gehen, sondern auf der Bühne Gas zu geben?

Marco: Das Allerwichtigste! Es gibt nichts schöneres, als vor Fans zu spielen; die Interaktion zwischen Band und Publikum! Das ist es! Wir spielen so viele Konzerte wie nur möglich! Im November/Dezember geht es auf Tour mit Uriah Heep!

21 OCTAYNEDaniel: Du spielst ja seit 2007 auch bei Axxis. Kannten Deine neuen Mitmusiker Axxis, als Ihr 21 Octayne gegründet habt?

Marco: Alex sowieso, weil wir beide uns ja durch Axxis kennengelernt haben. Hagen und Andrew kannten Axxis, glaube ich, vorher nicht. Ich bin mir da aber nicht so wirklich sicher... Ich muss sie mal fragen, haha!

Daniel: Handelt es sich bei 21 Octayne eigentlich nur um ein Projekt oder eine richtige Band? Ich meine, Du warst ja auch gerade erst mit Axxis auf großer Jubiläumstour. Da ist es doch bestimmt nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen, oder?

Marco: 21 Octayne ist zu 100% eine richtige Band für die nächsten 30+ Jahre!  Bei den Bands, in denen wir noch spielen, gibt es teilweise einen großen Altersunterschied. Bei 21 Octayne sind wir alle in einem Alter und das Ziel ist es, die Band so lange zu machen, bis wir umfallen. Das ist bei Projekten ja eher nicht so der Fall. Mit Planung kriegt man alles hin. Tourneen auf dem Level werden ja nicht zwei Wochen vorher gebucht. Deswegen ist das alles eine Sache der Organisation.

Daniel: Wie bist Du eigentlich mit Axxis damals in Kontakt gekommen? Warst Du vor Deinem Einstieg schon ein Fan der Band? Oder hast Du den Einstieg einfach nur als neue Herausforderung gesehen?

Marco: Ich kannte Axxis schon vorher, ja. Wie ich zu Axxis kam, ist schon eine längere Geschichte, aber letztendlich habe ich damals als 21jähriger vorgespielt. Ich glaube, insgesamt waren es 30 Gitarristen und man hat sich dann für mich entschieden. Ich habe Axxis viel zu verdanken. Harry und Bernie sind starke Persönlichkeiten, die so viel erlebt und erreicht haben in diesem Business. Als damals 21jhriger in diese Welt rein zu kommen, war schon unglaublich in jeder Hinsicht! Drei Monate nach meinem Einstieg haben wir direkt an dem damals neuen „Doom Of Destiny“-Album gearbeitet. Ich bin noch immer sehr stolz auf das Album. Alles was man von mir als Gitarrist auf „Into The Open“ hört, ist schon bei „Doom Of Destiny“ zu 75% vorhanden, obwohl ich damals noch sehr jung war. Aber ich glaube, ich habe damals zur richtigen Zeit meinen Stil gefunden, als wir mit Axxis „Doom Of Destiny“ aufgenommen haben. Vor Axxis war ich ein unbekannter, junger Gitarrist. Ein Jahr später war ich dann auf meiner ersten Europa-Tour! Mein Leben hat sich damals schon sehr schnell verändert. Ich kann mich noch erinnern, dass Harry mir bei meinem Einstieg geraten hat, trotzdem immer weiter zu üben und mich nicht auszuruhen. Daran habe ich immer auch gehalten.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit 21 Octayne aus?

Marco: Nächsten Monat starten wir mit dem Songwriting für Album Nummer Zwei! Ich freu mich da sehr drauf! Ein paar Ideen sind schon da und bin sehr gespannt auf das Ergebnis! Danach kommt dann die Tour mit Uriah Heep und im Januar geht es zur NAMM Show nach Los Angeles. Jetzt geht es richtig los!

Daniel: OK, Marco! Die letzten Worte gehören Dir!

Marco: Ich möchte allen Musikfans für das Interesse danken! Und falls ihr noch nichts von 21 Octayne gehört haben solltet, holt euch unser Debütalbum “Into The Open” und lasst euch überraschen!

http://www.21octayne.com/home.htm



Autor: Daniel Müller