COBRA - Wir wollen Euch das Genick brechen!


Peru hat in der Metalszene so etwas wie Exotenbonus. Kaum eine Band von dort ist bekannt. Es tummelt sich dort jedoch eine große Undergroundszene. Die meisten Horden, die man von dort kennt, gehören der Black- und Death Metalszene an. Die einzige Ausnahme, die mir geläufig ist, ist Cobra, eine Band, die klassischen, schnörkellosen Heavy Metal der alten Schule spielt. Ihr zweites Album „To Hell“ ist soeben erschienen. Beide Alben sind sogar auf dem deutschen Label Ván Records auf Vinyl erschienen. Also wird es auch Zeit, sie in Deutschland zu Wort kommen zu lassen. Ich sprach mit Gitarrist und Gründungsmitglied Nito Mejía, der ausführlich Rede und Antwort stand.

logoDaniel: Hallo Nito! Erzähl uns doch bitte zunächst etwas über die Entstehung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Cobra!

Nito: Grüße von Periu Nito, der Dir aus seiner Höhle in Lima schreibt! Cobra wurden 2005 von Schlagzeuger Pochuck und mir gegründet. Die erste stabile Besetzung festigte sich dann erst 2007. Heute besteht die Band aus Augusto (Bass), Harry (Gesang), Andrés (Gitarre), Pochuck und mir. Das „Demo I“(2005) war eine CD-R, die wir gratis auf unseren ersten Konzerten verteilt haben. Das „Demo II: The Highland Warrior“ (2007) ermöglichte es uns, einen Kontakt zum peruanischen Label Austral Holocaust herzustellen. Es ist bis heute unser hauptsächliches Label geblieben. Mit ihnen machten wir unsere ersten Erfahrungen mit professionellen Aufnahmen. Das war die Split mit der kolumbianischen Band Skull. Sie hieß „Poison In The Bones“ und erschien 2009. Nach dieser Veröffentlichung tourten wir durch Ecuador und Kolumbien, und begannen mit den Aufnahmen zu unserem Debüt „Lethal Strike“, das 2011 erschien. Dann verbrachten wir die Hälfte des Jahres 2012 mit der Vorproduktion unseres zweiten Albums. Die Aufnahme und der Mix wurden im Jahr 2013 abgeschlossen und im Februar 2014 erblickte „To Hell“ schließlich das Licht der Welt.

Daniel: Welche Bands haben Euch hauptsächlich beeinflusst?

Nito: Da könnte ich tonnenweise Bands in die Liste aufnehmen, aber die wichtigsten sind wohl Judas Priest, Saxon, AC/DC, Motörhead, Manowar, Running Wild, Iron Maiden, Angel Witch, Satan, Metalucifer und Sabbat aus Japan.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es Euch nur um die Erfüllung der typischen Metalklischees, oder steckt auch eine Art Botschaft dahinter?

Nito: Es gibt eigentlich keine bestimmten Themen in unseren Texten. Wir sind der Meinung, dass Heavy Metal aggressiv sein sollte und die Texte dazu passen müssen. In vielen unserer Songs wettern wir gegen die Gesellschaft. Häufig geht es aber auch einfach nur um Hard Rock und Heavy Metal, oft aber auch um Hetzjagd, Rache, höllische Pfade usw.

Daniel: Ihr habt zunächst drei Demos veröffentlicht. Das erste wurde aber nicht offiziell verkauft und das dritte wurde nur der Sampler-CD des Morbid Zine #1 beigelegt. Werden wir eines Tages die Chance erhalten, alle drei Demos zusammen auf einer Compilation auf CD oder LP zu bekommen? Ich weiß, dass von allen drei Demos bereits eine Compilation auf Kassette mit dem Titel „Kamikaze Tapes: The official Bootleg“ gab, aber ich denke, dass sie für Sammler schwierig aufzutreiben sein dürfte...

Nito: Eigentlich war „Demo I“ nur eine CD-R mit einem schwarz-weiß kopierten Cover, das wie eine Schachtel gefaltet war. Ich habe die Masterbänder noch. Wir könnten das Demo also noch einmal zugänglich machen, aber bis jetzt hat uns noch niemand danach gefragt. Dasselbe gilt auch für „Promo 2008“. Das war kein richtiges Demo, sondern eine Ansammlung von Proberaumaufnahmen und alten Songs, die Harry nach Chile geschickt hat, um sie Freunden und Labels zu präsentieren. Wie Du bereits erwähntest, haben Deathrash Armageddon alle Demos bereits unter dem Titel „The Kamikaze Tapes“ veröffentlicht, damit unsere Aufnahmen in Japan erhältlich wurden. Das Teil dürfte aber sehr schwierig aufzutreiben sein. Wenn das Interesse an diesen Aufnahmen besteht, sind wir gerne bereit, sie noch einmal zu veröffentlichen.

cobraDaniel: 2009 habt Ihr die Split-EP mit Skull aus Kolumbien mit dem Titel „Poison In The Bones“ veröffentlicht. Wie kam es dazu? Haben sie mit Euch Kontakt aufgenommen oder Ihr mit ihnen? Oder war es die Idee des Labels? Und in welchen Format ist das Teil überhaupt erschienen?

Nito: Erick Neyra, (Austral Holocaust-Besitzer und Goat Semen-Sänger) hat viele Freunde und Kontakte in Kolumbien. Und die Jungs von Skull gehören dazu. Auf einer Reise (von Hernán, dem Chef von Skull) nach Peru, haben wir gemeinsam einen getrunken und da kam es dann zu der Idee mit der Split. Bislang ist sie nur auf CD erschienen, aber ich hoffe, dass es davon eines Tages auch eine Vinylversion geben wird.

Daniel: Ich weiß, dass Eure beiden Alben bei einem deutschen Label, Ván Records, auf Vinyl erschienen sind. Wie seid Ihr denn mit ihnen in Kontakt gekommen?

Nito: Vor der Veröffentlichung von „To Hell“ haben wir ohne Ende E-Mails an alle Leute geschickt. Und einer von ihnen ist mit den Leuten von Ván Records befreundet und hat den Kontakt hergestellt. Sie mochten unsere Musik und haben uns angeboten, beide Alben auf Vinyl zu veröffentlichen. Alles was wir tun mussten war, sie mit Austral Holocaust in Verbindung zu setzen. Und so kam der Deal zustande.

Daniel: Wie wichtig ist es Euch, diese alten Kultformate wie Kassetten und Vinyl aufrecht zu erhalten? Ist es nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, als bloß leblose MP3-Dateien?

Nito: Natürlich hat Vinyl viel mehr Spirit als MP3-Dateien, aber ich will digitale Dateien heute dennoch nicht missen! Sieh es doch mal so: Ohne MP3s würde ich gar nicht so viele geile Bands von früher kennen, weil wir hier in Peru weder vernünftige Plattenläden noch eingesessene Altmetaller haben, die uns bei der Beschaffung dieser Alben helfen könnten. Außerdem hätte eine peruanische Band ohne MP3's kaum eine Chance, an den europäischen Markt heran zu treten. Ich finde deshalb, dass Vinyl vor allem wegen der hohen Qualität, sehr wichtig ist und auch der beste Weg, ein Album zugänglich zu machen. Aber auch MP3s spielen heutzutage eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen, vor allem in der heutigen Zeit der Globalisierung.

Daniel: Spielt Ihr auch live? Und weißt Du, ob wir jemals die Chance erhalten werden, Cobra hier in Deutschland oder zumindest generell in Europa live zu sehen zu bekommen?

Nito: Ich denke, dass wir live sehr viel besser sind als im Studio. Nächstes Jahr werden wir auf dem Keep It True spielen. Wir suchen aber auch noch zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten in Europa. Wir sind gerade dabei, ein paar Konzerte zu buchen. Falls also jemand das hier liest und jemanden kennt, schreibt uns ruhig an. Wir können es kaum erwarten, Eure Stadt mit Heavy Metal in Schutt und Asche zu legen!

cobraDaniel: Lass uns mal über die Metalszene in Peru reden, OK? Ich kenne nämlich nur brutale Bands von dort, als da wären: Anal Vomit, Black Angel, Goat Semen, Hadez, INRI, Levifer oder Nahual. Kennst Du alle diese Bands? Hast Du Kontakt zu ihnen? Und was meinst Du, woran das liegt, dass Peru hauptsächlich so viele krasse Metalbands hat?

Nito: Natürlich kenne ich die alle! Das sind die Bands, die hauptsächlich Metal aus Peru der Welt repräsentieren. Die peruanische Metalszene ist von diesen Bands nahezu geprägt. Wir haben auch mal mit den peruanischen Legenden Mortem und Hadez zusammen gespielt. Wir fühlen uns sehr wohl zwischen diesen extremen Bands, weil Du in der extremen Szene hier nur aufrichtige Leute triffst, die sich mit Metal identifizieren und keinen Trends hinterher laufen. Sie sind keine Poser. Ich weiß nicht genau warum, aber es ist wirklich so, dass die guten Bands hier alle ziemlich extreme Musik machen.

Daniel: Gibt es denn auch ein paar gute klassische Heavy Metalbands bei Euch? Kannst Du uns ein paar aufzählen?

Nito: Ja, es gibt schon ein paar aus den Achtzigern, aber die sind für mich alle nicht wirklich relevant. Ich finde, sie haben einfach nicht genug Power. Ich kann mich daran erinnern, dass nach der Jahrtausendwende Heavy Metal hier als softe Musik abgetan wurde. Ich kann mich noch an den Adrenalinkick erinnern, den Bands wie Anal Vomit und Disinter mir gegeben haben. Heavy Metalbands klangen dagegen lahmarschig. Als ich Heavy Metal für mich entdeckt habe, konnte ich es gar nicht fassen. Bands wie Angel Wich oder Tank waren Otto-Normal-Metaller hier nicht bekannt. Deshalb haben wir unser „Demo I“ auch gratis verteilt, um die Leute vom Gegenteil zu überzeugen. Deshalb sind wir hier bei den extremen Bands im Underground wohl auch so populär.

Daniel: Gibt es denn eine richtige Metalszene in Peru? Unterstützen sich Bands gegenseitig, wenn es z. B. um die Organisation von Konzerten gibt? Gibt es da einen Zusammenhalt?

Nito: Ja, es gibt schon eine Metalszene in Peru, aber sie ist nicht sonderlich gut organisiert. Das Problem ist, dass bei den gut organisierten Konzerten nur Scheißbands spielen (die aber natürlich gut verkaufen). Die schlechtesten Bands spielen vor vielen Leuten, die aber fast alle Alkoholiker oder Drogenabhängige sind und auf der Straße leben. Sie repräsentieren die dreckige Seite Limas. Aber bei Metal geht es nicht darum, nur abgefuckt zu sein. Es geht viel mehr darüber hinaus. Deshalb denke ich, dass ein bisschen Licht ins Chaos gar nicht schlecht wäre, um uns in der Welt zu präsentieren.

Daniel: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit Cobra?

Nito: Wir schreiben gerade neue Songs und buchen Konzerte in Europa für das nächste Jahr. Wir touren im Juni noch einmal durch Equador und Kolumbien und hoffen, dass wir vor Jahresende noch etwas veröffentlichen werden.

Daniel: OK Nito! Die letzten Worte gehören Dir!

Nito: Danke für das Interview! Und danke an alle Heavy Metal Maniacs, die diese Zeilen lesen! Wir hoffen, dass wir eine komplette Tour in Europa zusammen bekommen und Euch das Genick in Eurer Stadt brechen können! Cheers!

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http://soundcloud.com/cobraheavymetal

http://cobraheavymetal.bandcamp.com/



Autor: Daniel Müller