MÖRCHENS METAL MEETING

Oer-Erkenschwick, Joe, 16.05.2014

Zum siebten Mal fand nun Mörchens Metal Meeting statt, und das mit dreizehn Bands an zwei Tagen. Am heutigen Freitag sollten das Skapa Flöw, Cryptic Lane, Erzfeint, Masters Of Disguise und Custard sein. Am folgenden Samstag erwartete man Solar Fragment, Iron Fire, Iron Fate, Pictura, Gloryful, Fairytale, Javelin und Thy Spellcraft. Leider konnte der Verfasser dieser Zeilen nur am ersten Tag teilnehmen, und der hatte es schon in sich, gleich von Beginn an.

 

skapa flöwEine Band mit dem Namen Skapa Flöw ging heute als erstes auf die Bühne. Ihr Gitarrist, der mit der Aufschrift "More Beer" auf der Klampfe, ist übrigens Jan Mörchen, welcher sich auch als Veranstalter des Metal Meetings verantwortlich zeichnete. Den Style ihres Sounds nennen sie 'Naughty Rock 'n' Roll', andere wiederum sagten dazu einfach 'Poser'. Sie gaben gut Gas, und legten ein sehr agiles Acting auf die Bretter, wo jeder bis auf ihr Schlagzeuger so häufig wie möglich die Bühnenseite wechselte, dass man sich fast in die Quere kam. So geile Riffs wie das in "Love Without Love" hatten sie einige, und vor der Bühne wurde es immer voller. Viele Arme waren oben und es gab mehr als Anstandsapplaus. Das war ein gelungener Auftritt mit viel Gepose und einer garantiert funktionierenden Nebelmaschine.



cryptic laneSeit 2009 werden Cryptic Lane als Heavy Rock aus Castrop Rauxel angezeigt, doch dafür waren sie hier aber ganz schön metallisch unterwegs. Es waren eingängige Refrains dabei, aber auch erdige Gitarrenarbeiten, dass im zweiten Song schon mächtig mitgeklatscht wurde. Das war schon mal nicht schlecht. Sie hatten auch Sinn für Kabinettstückchen. Ihr Sänger Renè griff dem Gitarrist Timo in die Saiten, und beide spielten je mit einer Hand die Gitarre und teilten sich dabei eine Flasche Bier mit der anderen Hand. Und weil ja heute der 16. Mai war, gedachte man Ronnie James Dio an seinem vierten Todestag. Einen neuen Song "What The Fuck" hatte der Fünfer aus Castrop Rauxel auch im Gepäck. Zur Beendigung ihrer Stagetime verabschiedeten sie sich bei ihrem Publikum und kloppten noch "Sharp Dressed Man" von ZZ Top raus.

 

erzfeintErzfeint bestritten ihren Gig gewohntermaßen einheitlich in Tarnhosen, und droschen mit dem Opener "Erzfeind" schon mal alles weg. Sie begrüßten ihr Publikum mit: "Willkommen in der Lindenstraße". Der Spruch kam nur mäßig an, aber recht hatten sie, denn die Location war tatsächlich in der Lindenstraße. Wenn auch 'bloß' in Oer Erkenschwick. Mit ihrem Thrash waren sie am heutigen Abend die härtesten Metaller; in Sachen Tempo und Melodie sollten im Laufe des Abends noch größere Vertreter ihrer Zunft auftreten. Bei Erzfeint übernahm derweil ein 'Vatta' für einen Song den Bass, eine Sache zwischen Kumpels, prangten ja auch neben dem Spruch auf ihren Aufstellern "Ruhrpottgeballer" die Fördertürme. Dem Publikum gefiel das, offensichtlich standen die Türen offen für härtere Bands.



masters of disguiseMasters Of Disguise kamen heute ohne Knutson und Gefolge zum Event. Allerdings auch ohne ihren Gitarristen Roger, der durch einen Knochenbruch ausfiel. Wohl aber brachten sie die Uniformhemden der Californian Highway Patrol. Gitarrist Kalli, auch Shouter bei Abandoned, unterstützte nicht nur Shouter Alex mit Backings, sondern hatte heute wegen fehlendem Roger den Job beider Gitarren, was den Sound im Punkte Fettheit geringfügig schmälerte. In Sachen Geschwindigkeit spielten sie aber für Fünf. "Aber ich hab dafür zwei Kilo zugenommen", kommentierte Kalli den Umstand himself. Am Merchandisestand boten sie heute ein Shirt plus CD für 15 Euro an, fanfreundlicher gehts nicht. Von den Achtziger Savage Grace Werken brachten sie "After The Fall From Grace" und natürlich zum Abschluss "Bound To Be Free", bei dem ihr Basser ins Publikum kletterte. Schon verabschiedet, bekamen sie dann doch noch Zeit für einen Song, der da hieß "Princess Of The Night " von Saxon. Ein Song aus dem Repertoire von der New Wave Of British Heavy Metal Tribute Band Roxxcalibur, wo 75% der heutigen Bühnenmannschaft ebenfalls zockt. Ein so grandioser Auftritt, dass sich ein Fan wünschte, dass Masters Of Disguise die Umbaupause auch noch durchspielen sollte ...



custardAls Headliner des heutigen Freitags waren Custard aus Herne dran, oder auch 'Kasstat', wie man im Ruhrpott sagt. Ihr powermetallischer Stoff war hochmelodisch und auch zum Mitgrölen geeignet. Zu "300" wurde der spartanische Schlachtruf abgefragt, ein Showelement, welches das Publikum sehr wohl kannte, schließlich hatte die Band hier quasi ein Heimspiel. Ein Geburtstsgsständchen für einen befreundeten Gast gehörte ebenfalls dazu. Weil es im Heavy Metal um das Abschlagen von Köpfen ginge, wurde dazu aufgerufen, man könne die tättowierte Person zur Linken und die langhaarige Person zur Rechten ruhig mal umarmen, denn Heavy Metal wäre auch Liebe. Teile des Publikums kamen dem tatsächlich nach. Über die Sprüche in den Ansagen von Shouter Oliver könnte man Romane schreiben, wie er erst alle in der Audienz animierte, die Pommesgabel zu recken und dann anmerkte, dass man ihnen auch gut Heizdecken verkaufen könnte. Dennoch war die Party groß, so groß, wie ihr Basser an Körperlänge misst. Ihr Gitarrist spielte mal aus dem Zuschauerraum heraus, und kehrte erst zur Speednummer "For My King" wieder zurück auf die Bühne. Grandios auch der Sound bei allen fünf Bands des Abends, dass man sich ärgern durfte, wenn man am zweiten Tag des Events nicht dabei sein konnte.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer