UNLIGHT - Politik hat im Black Metal nichts verloren


Unlight werden volljährig! Achtzehn Jahre sind die satanischen Black Metaller aus Baden-Württemberg jetzt schon in der Szene umtriebig und haben soeben ihr sechstes Album “The Katalyst Of The Katharsis” veröffentlicht, welches der Hammer geworden ist. Vier Jahre sind seit dem letzten Album “Sulphurblooded”, das 2010 erschien, ins Land gezogen. So lange musste man bislang noch nie auf eines neues Album von Unlight warten. Grund genug, mal nachzuhaken...

logoDaniel: HELL-o Blaspherion! Welche Bands haben Euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren verändert?

Blaspherion: Vor allem kann man da Bathory, Motörhead, aber auch Bands wie Sodom, Destruction oder Sarcofago nennen. Solche Einflüsse waren von Anfang an präsent und werden es auch immer sein. Verändert hat sich da nicht viel über die Jahre. Wir selber haben dazugelernt und uns weiterentwickelt, aber die Einflüsse bleiben eigentlich immer dieselben.

Daniel: Etwa zeitgleich mit Euch gründete sich ebenfalls eine deutsche Band namens Unlight (aus Speyer), die Death´n´Roll gespielt hat. Hast Du jemals von dieser Band gehört? Und gab es da mal Verwechslungsprobleme?

Blaspherion: Nein, von denen habe ich nichts gehört. Wer soll das sein? Also Verwechslungsprobleme hatten wir noch nie.

Daniel: Wie ich gelesen habe, wohnen Eure Mitglieder sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz. Wie macht Ihr das mit den Proben? Probt Ihr regelmäßig oder schiebt Ihr Euch nur MP3-Dateien auf dem PC hin und her?

Blaspherion: Ein Mitglied bei Unlight kommt aus der Schweiz, das ist korrekt. Die Fahrtzeiten zu unserem Proberaum sind für alle mit ca. einer Stunde Fahrtzeit erträglich. Geprobt wird eigentlich recht regelmäßig. Wenn über einen längeren Zeitraum keine Möglichkeit besteht, sich zu treffen, dann haben wir alle die Noten unserer Songs und können auch alleine für uns üben. Wenn neue Stücke komponiert werden, dann machen wir das genauso old school mit Noten.

Daniel: Zwischen Euren letzten beiden Alben “Sulphurblood” (2010) und dem neuen Werk “The Katalyst Of The Katharsis” (2014) ist so viel Wartezeit vergangen wie noch nie. Was waren die Gründe dafür? Warum hat es dieses Mal so lange gedauert?

Blaspherion: Nachdem zwischen „Death Consecrates With Blood“ und „Sulphurblooded“ nur ein Jahr lag, wollten wir ganz bewusst einen größeren Zeitraum bis zum nächsten Output verstreichen lassen. Nun, die letzte Veröffentlichung „Sulphurblooded“ war im September 2010. In den zwei folgenden Jahren haben wir keinen einzigen Ton zu Blatte gebracht und uns nur auf der Bühne musikalisch ausgelebt. Somit sind dann schon mal zwei Jahre nach der Veröffentlichung ins Land gezogen. Nach dieser kreativen Pause haben wir dann Anfang 2013 beschlossen, uns in diesem Jahr ausschließlich um das Songwriting zu kümmern. Wir haben uns also bewusst auf das Komponieren neuen Materials konzentriert. Hinzu kam, dass uns 2013 keine wirklich vernünftigen Angebote für Liveshows gemacht wurden. In der Retrospektive war das dann aber auch nicht wirklich schlimm, da wir ja alles an Zeit und Energie in die Erschaffung neuer Songs stecken wollten. So waren wir nicht abgelenkt und konnten uns vollkommen fokussieren. Es sind dann auch mehr Stücke als üblich dabei herausgekommen. Man darf dabei nicht vergessen, dass nicht nur das Komponieren, sondern auch der nachgelagerte kreative Prozess im Tonstudio einen nicht unerheblich großen Zeitaufwand bedeutet. Auch hierfür nehmen wir uns immer mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate Zeit.

Daniel: Ihr habt hauptsächlich satanische Texte. Geht es Euch dabei nur um die Erfüllung der typischen Black Metal Klischees, oder steckt mehr dahinter? Seht Ihr Euch als satanische Band? Oder ist das alles nur Image?

Blaspherion: Kein Image – kein Klischee!!! Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, was diese Frage soll. Natürlich steckt da mehr hinter. Die musikalische Spielart des Black Metal funktioniert nur so! Satanismus und Okkultismus sind die Essenz dieser Musik! Andernfalls handelt es sich schlicht und einfach nicht um Black Metal!

Daniel: Hast Du Dich auch mit okkulter Literatur von LaVey oder Aleister Crowley befasst? Es gab ja einige Black Metalbands, die eine Zeit lang gegen LaVey gewettert haben, während viele Leute der Meinung sind, dass Crowley nur ein drogenabhängiger Idiot war. Wie ist da Dein Standpunkt? Kannst Du mit ihren Weltanschauungen etwas anfangen? Oder ziehst Du lieber Deine eigene Schlüsse aus verschiedenen Quellen?

Blaspherion: Über diese beiden Autoren bin ich seit Jahrzehnten hinaus. Viele Ansätze von LaVey kann ich unterschreiben, aber Crowley ist nicht auf meiner Wellenlänge. Natürlich ziehe ich meine eigenen Schlüsse. Etwas anderes kommt ja gar nicht in Frage. Ich studiere nun schon sehr lange unterschiedlichste Literatur aus dem okkulten und satanischen Themenbereich und mache mir dazu natürlich meine eigenen Gedanken. Würde ich das nicht so machen, könnte ich mich ja auch einer Religion und deren Doktrin unterwerfen. Dort wird nicht selbständig gedacht und in Freiheit gelebt.

unlightDaniel: Was beeinflusst Dich noch zu Texten? Gibt es da bestimmte Autoren, die Du magst, Filme, eigene Erfahrungen?

Blaspherion: Wie bereits eben erwähnt, beeinflussen mich seit Jahren verschiedenste Veröffentlichungen der okkulten Literatur. Von Filmen als Inspirationsquelle halte ich nichts. Das wäre wohl auch eindeutig zu wenig an Material, denn Filme sehe ich nur sehr wenige. Eigene Erfahrungen spielen sicherlich auch eine Rolle, wenn es um Texte geht, aber an erster Stelle steht die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen, für mich relevanten und interessanten, okkulten satanischen Strömungen.

Daniel: Ihr spielt recht häufig auch live. Wie wichtig ist es Euch, nicht nur regelmäßig neue Alben aufzunehmen, sondern auch auf der Bühne zu stehen?

Blaspherion: Das ist uns schon wichtig. Von dieser Atmosphäre erhalten wir so viel an Energie. Das sind eigentlich jedes Mal einzigartige Momente und Erlebnisse, die wir keinesfalls missen möchten.

Daniel: 2006 gab es von Euch eine Split-7” mit Nordafrost aus meiner Nachbarstadt Dortmund. Wie kam das zustande? Seid Ihr persönlich mit ihnen in Kontakt? Oder war das eine Entscheidung des Labels?

Blaspherion: Nordafrost haben wir über unser damaliges Label kennengelernt. Ja, wir stehen seit damals in Kontakt und es hat sich eine langjährige Freundschaft entwickelt.

Daniel: Der Titel dieser 7-Inch war “To Our Forefathers”. Nun sind Worte wie “Forefather” natürlich auch Begriffe, die politisch unkorrekte Bands gerne verwenden, weil sie sich auf das Heidentum beziehen. War das eine bewusste Provokation oder habt Ihr Euch dabei eigentlich gar nicht so viel gedacht? Schließlich seid Ihr ja eigentlich Gegner von Politik im Black Metal (dazu kommen wir gleich noch.)...

Blaspherion: Wenn Du es so willst, dann haben wir uns da nichts bei gedacht. Wieso sollten wir provozieren wollen, wenn wir eine Split rausbringen, mit der wir unseren Respekt unseren Vorfahren gegenüber ausdrücken? Weißt Du… die linke Seite ist mindestens genauso schlimm wie die rechte. Mich kotzt das regelrecht an. Jeder sucht einen Grund, um rumzupissen, aber mich interessiert in der Musik die Politik einen fetten Scheiß! Ganz einfach! Wie Du bereits erwähnt hast, denke ich, dass im Black Metal Politik nichts verloren hat. Versucht man es doch, ist es augenblicklich kein Black Metal mehr!

Daniel: Wie wichtig ist es Euch eigentlich, das gute alte Vinylformat am Leben zu erhalten? Ist ein physischer Tonträger nicht viel schöner als nur leblose MP3-Dateien? Und wie stehst Du überhaupt zu diesem neuen MP3-Medium? Eine 7-Inch macht man ja nicht mal einfach so...

Blaspherion: Ich hasse dieses moderne MP3-Zeugs! Ich verstehe ein Album als ein Gesamtkunstwerk, welches auch eine optische Seite hat. Das Artwork ist die optische Umsetzung der musikalischen Atmosphäre und deren Botschaft. Diese durchdachten und künstlerisch sehr wertvollen Gesamtkunstwerke gehen durch den Konsum von Alben im MP3-Format komplett verloren. Kultur wird durch Kommerz und angeblichen Fortschritt vernichtet.

Daniel: Gibt es Eure Alben eigentlich auch alle auf Vinyl? Oder gibt es Pläne, das mal nachzuholen?

Blaspherion: Leider gibt es bis heute nur das aktuelle Album und die 7“ auf Vinyl. Vielleicht wird irgendwann mal eine Box entstehen, die all unsere Alben auf Vinyl enthält. Schön wäre es schon. Ob das aber wirklich irgendwann passiert, steht in den Sternen.

unlightDaniel: Gibt es, Deiner Meinung nach, noch eine Black Metal Szene in Deutschland, in der sich Bands noch gegenseitig unterstützen, z. B. beim Organisieren von Konzerten? Mit welchen deutschen Black Metalbands seid Ihr neben Nordafrost noch in Kontakt?

Blaspherion: Das sind einzelne Bands. Die große Masse interessiert sich nur für sich selbst und arbeitet auch nicht mit anderen zusammen. Hin und wieder trifft man sehr anständige Bands, mit denen man sich dann auch sehr gut versteht. Ständig in Kontakt sind wir mit keiner Band. Kontakte nach außen haben wir allgemein nur sporadisch. Aber außer zu Nordafrost haben wir ein sehr gutes Verhältnis zu Bands wie z. B. Haradwaith, Imperium Dekadenz oder Atritas.

Daniel: 2007 wart Ihr auf dem CD-Sampler “Burning Roots Volume One” von Euronydead Records vertreten, auf dem meine Band Black Horizonz ebenfalls am Start war. Die CD erschien über ein ostdeutsches Label, das den Sampler veröffentlicht hat, um ein Zeichen gegen NS Black Metal zu setzen. Wie wichtig ist es Euch das Distanzieren von politischen Inhalten in der Musik?

Blaspherion: Wir haben das damals einfach nur als Chance begriffen, auf einem Sampler vertreten zu sein und etwas Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Wie gesagt, hat meiner Meinung nach Politik im Black Metal nichts verloren!

Daniel: Ihr seid mittlerweile bei War Anthem Records unter Vertrag, bei denen auch viele größere Bands am Start sind. Wie kam der Kontakt zustande? Und seid Ihr nicht der Meinung, dass Eure Musik nicht viel zu undergroundig für ein solches Label ist?

Blaspherion: Den Kontakt hat unser Management hergestellt und War Anthem haben uns schon seit Jahren „beobachtet“. Zu undergroundig für ein solches Label??? Wir waren die letzen paar Jahre bei Massacre Records. Ich meine, die sind ja noch kommerzieller als War Anthem. Unser Wechsel zu War Anthem war ja damit begründet, dass wir damit wieder näher am Underground sind und somit unserer Basis näher. Auch und vor allem vom ideologischen Aspekt her, welcher die Philosophie und die Essenz des Black Metal im Ganzen ausmacht.

Daniel: Du bist das einzige noch verbliebene Urmitglied von Unlight. War Dir von Anfang an immer klar, dass die Band unter dem alten Namen weitermachen würde, trotz zahlreicher Besetzungswechsel?

Blaspherion: Ich habe Unlight damals ins Leben gerufen. Wenn sich das Besetzungskarussell dreht, dann ändere ich doch nicht gleich den Bandnamen. Und wenn doch, wo stecke ich da die Grenze? Wenn sich eine Position verändert oder erst ab zwei?

Daniel: Was ist eigentlich aus Deiner alten Band The Foreshadowing geworden? Und inwiefern unterschied sich die Musik dieser Band mit der von Unlight?

Blaspherion: Diese Band hat sich schon vor sehr langer Zeit aufgelöst. Ich war damals dort am Bass tätig. Lord Grond hat damals dort auch die Drums gespielt, bevor er zu Unlight kam. Irgendwie haben wir damals den Sänger und Gitarristen aus den Augen verloren; hauptsächlich durch die Verlagerung seines Lebensmittelpunktes. Thematisch war The Foreshadowing nicht so sehr an die okkulte Thematik gebunden. Stilistisch konnte man von einer Black Metalband mit Death Metal Einflüssen sprechen. Die Songs hat der damalige Sänger und Gitarrist geschrieben. Alleine deshalb ist rein musikalisch schon ein deutlicher Unterschied zu Unlight bemerkbar.

Daniel: Welche Zukunftspläne habt Ihr noch mit Unlight?

Blaspherion: Wir wollen jetzt erstmal mit dem neuen Album auf die Bühnen und dann wird sich bestimmt wieder einiges an Kreativität anstauen, um in den nächsten Jahren wieder einen weiteren Output veröffentlichen zu können.


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Autor: Daniel Müller