JULIAN ANGEL´S BEAUTIFUL BEAST - Hair Metal mit sämtlichen Klischees


Seit Jahren erlebt die Poser-, Sleaze- und AOR-Szene ungeahnten Aufschwung. Leider sind es aber wieder die Altstars der 80er-Jahre, die neuen Bands aus Skandinavien und natürlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, die erneut die Nase vorn haben. Der Prophet im eigenen Lande zählt auch beim zweiten Frühling des Genre nicht ungemein viel. Das finde ich mehr als schade, denn Acts wie Julian Angel`s Beautiful Beast können nicht nur posen, sondern sie haben lupenreine Chartbreaker im Programm, als auch Musiker mit exzellenten Fähigkeiten im Line-Up. Die Fans der Musikrichtung einfach mal wachzurütteln, war ein Grund für dieses Interview. Es wird Zeit, dass die Fans von Bonfire, Steel Panther und Reckless Love über den Tellerrand hinausschauen und unsere eigenen „neuen“ Stars entdecken wie Hollywood Burnouts, Miracle Master, Human Zoo und natürlich Julian`s Angel Beautiful Beast.

logoSteve: Erzähle doch bitte so ungefähr die wichtigsten Punkte deines Werdegangs.

Julian: Nein, lieber nicht. Das würde mich selbst beim Lesen langweilen. Ich bin überzeugter Hair Metaller, egal ob auf der Bühne, im Studio oder im Schlafzimmer – oh, oh, oh, das nimmt jetzt der eine oder andere wieder bierernst. Ja, so meine ich es ja auch. Ich lebe diesen Stil einfach und ziehe die Cowboystiefel nicht nur für das Plattencover an. Ansonsten, zwei Soloalben, drei mit Beautiful Beast, Platz 8 in Österreich als Songwriter, ein paar Instrumentalstücke in Hollywood Filmen platziert, unter anderem mit Dolph Lundgren, gestern zu schnell in der Tempo 30-Zone gefahren...

Steve: Warum der lange Bandname und nicht nur "Julian Angel" oder "Beautiful Beast"?

Julian: Beautiful Beast ist eindeutig eine Hair Metal Sache. Daher soll das Beast auch seinen eigenen Namen haben, während ich mir vorbehalte, als Julian Angel auch einmal etwas anderes zu machen – ich stehe nebenher auch auf Funkiges und auf Industrial Rock. Meinen Namen habe ich deshalb vorangestellt, da es in der dünn besiedelten Hair Metal Musiker Landschaft sehr wenige fähige Mitstreiter gibt, und sich bei ihnen sehr häufig noch das Problem der Verfügbarkeit ergibt, da die meisten Musiker heute in mehreren Bands spielen. So wäre ich dann als Kopf der Sache die einzige Konstante. Wie bei Yngwie Malmsteen eben auch.

Steve: Im Laufe der kompletten Alben...gab es da Dinge, die Du musikalisch verändert hast?

Julian: Ich denke schon. Während das erste Beautiful Beast Album, „Adult Oriented Candy“, noch einen gehörigen AOR Touch hatte, diente dann Nummer zwei, „California Suntan“, als eine Art Bindeglied zum aktuellen „Kick Down The Barricades“, das eben deutlich sleaziger herüberkommt. Ich konnte zum Zeitpunkt der Aufnahmen einfach keine Keyboards mehr hören...

julian angelSteve: Du bedienst alle Klischees. Gibt es Sachen, mit denen Du besonders bei den Kritikern aneckst?

Julian: Natürlich ecke ich besonders bei den Kritikern an, die Anhänger härterer Metal Gattungen sind. Warum diese dann allerdings die Kritik nicht jemandem überlassen, der etwas mit der Musik anfangen kann, verstehe ich bis heute nicht. Mir ist auch schleierhaft, warum man sich selbst innerhalb der Metal Familie gegenseitig bekämpft. Ich kenne viele Musiker, die Death Metal oder obskure Mischungen spielen, die auf „-core“ enden, aber muss ich sie deswegen meiden? Angeeckt wird aber auch, wenn die Kritiker merken, dass Du Deine Sache ernst nimmst. Wenn in Deinem Bandinfo mehr steht, als dass Du nur ein Garagenmusiker bist, greifen viele schon nach dem „Arroganz“ Stempel. Hast Du aber nichts vorzuweisen, nehmen sie Dich nicht ernst. Also, spielst Du eben ein bisschen Lotto und nimmst in Kauf, dass ein gereizter Schreiber 20.000 Lesern ohne weitere Erklärung sagt, dass Du ein Vollidiot bist. Bei manchen Kritikern hat man oft das Gefühl, als wollten sie einem den Erfolg von vorneweg vermiesen. Das geht dann sehr schnell ins Beleidigende über mit Bezeichnungen wie „größenwahnsinniger Deutscher“, „arrogante Selbstdarstellung“, „peinlich“, „scheiße“, „Schrott“. Das betrifft aber nicht nur mich. Auch viele meiner Musikerfreunde werden immer häufiger niedergemacht und beschimpft. Wenn zum Beispiel das Classic Rock Magazin aus England einen amerikanischen Musiker als „Yankee“ betitelt, weißt Du, was es geschlagen hat. Dabei ist es nämlich so, dass nicht nur die Bands die Medien brauchen, um bekannt zu werden, sondern auch die Medien brauchen die Bands zum Überleben, da sie für Interviews bezahlen und damit helfen, die Druckkosten zu tragen. Schlag ein Magazin auf, nimm ein Interview und suche dazu die passende Anzeige. Wam-Bam, ohne die hätten sie das Interview nicht bekommen. Und aus Dankbarkeit wirst Du dann niedergemacht, insbesondere, wenn Du das Angebot beim nächsten Mal höflich ablehnst. Thanxx Hardline!

Steve: Wer sind Deine Vorbilder an der Gitarre.

Julian: Früher hatte ich meine Gitarrenhelden wie Richie Sambora, wegen dem ich überhaupt angefangen habe, Gitarre zu spielen. Später kamen dann Gitarristen wie George Lynch, Nuno Bettencourt, Steve Stevens und Yngwie Malmsteen dazu. Mittlerweile interessiere ich mich aber mehr für den Rockstar im Allgemeinen, sowie für die kompletten Songs – immer öfter verpasse ich beim Musikhören das Gitarrensolo.

Steve: Poser als Trio...ist das live nicht ein bisschen actionarm?

Julian: Nein. Wir sind ständig in Bewegung, und ich singe wann immer es geht mit einem Headset, um nicht ständig hinter dem Mikroständer stehen zu müssen. Natürlich wäre auch ein zweiter Gitarrist nicht schlecht – aber wir haben nun mal alle unsere Egoprobleme.

julian angelSteve: Stell doch mal die anderen beiden Mitglieder vor.

Julian: Mit Bassist Frank McDouglas arbeite ich schon seit über fünfzehn Jahren zusammen. Wir harmonieren blind auf der Bühne und teilen die gleiche „Poservision“. Frank spielt übrigens auch Klavier und Schlagzeug. Über Drummer Ramy Ali braucht man nicht viel zu sagen. Man kennt ihn überwiegend als nimmermüden Doublebass Spieler von Bands wie Iron Mask und Freedom Call. Ramy freut sich aber unheimlich darüber, auch einmal groovig spielen zu können. Ich freue mich, dass Beautiful Beast so hochwertig besetzt ist. Ohne, dass es abwertend klingen soll, mag ich gerne sagen, dass es mir wichtig ist, dass sich Beautiful Beast von den Schrammel- und Gröl-Bands abhebt, die Dir leider ständig auf Facebook begegnen.

Steve:  Wenn Du Dir den Erfolg von Steel Panther und den skandinavischen Bands im Genre betrachtest...wo bleibst Du dann oder beziehungsweise was fehlt Dir, um an diesem Erfolg anzuknüpfen und deinen Bekanntheitsgrad zu erweitern?

Julian: Ich bleibe bewusst außen vor. Zwar halte ich Steel Panther zweifellos für eine der besten neuen Hair Metal Bands, mich stört allerdings der Parodiecharakter. Ich finde, diese Musik hat es verdient, ernst genommen zu werden. Schön, dass Du die Bands aus Skandinavien ansprichst. Mit denen werde ich persönlich überhaupt nicht warm, da deren „Sleaze“ für mich oft deutlich näher an den Böhsen Onkelz liegt als an Mötley Crüe. Daher freue ich mich über meine häufig attestierte „Amerikanische Prägung“

Steve: Würdest Du gerne was beantworten, was Dich noch nie jemand gefragt hat, aber Du immer loswerden wolltest? Dann ist jetzt die Gelegenheit....

Julian: Hmmhh, ich halte es eigentlich für eine Tugend, nicht unaufgefordert zu sprechen.

Steve: Einen Blick in die Zukunft bitte...

Julian: Gerne. Es steht für dieses Jahr einiges an. Musikalisch werde ich die Sache mit der Filmmusik vertiefen. Dazu organisiere ich gerade eben die zweite Ausgabe der MusicBiz Madness Konferenz, eine Musikbusiness-Konferenz für ungesignte Musiker, die ich im Alleingang auf die Beine stelle – und finanziere. Und da ich auch im Eventgeschäft mein Geld verdiene, geht bald ein neues „Event-Label“ an den Start mit dem coolen Namen SugarFlash. Mit einem neuen Album werde ich mir etwas Zeit lassen, mir schwebt aber etwas unter meinem eigenen Namen vor, das stilistisch irgendwo zwischen Stan Bush und House Of Lords liegen könnte.
Danke Dir sehr für das Interview, Poser der Redaktion....


http://www.beautifulbeastrock.com



Autor: Steve Burdelak