PRETTY MAIDS, DIRTY PASSION

Osnabrück, Lagerhalle, 07.05.2014

dirty passionZwei fette Staus auf der Autobahn hinderten den Verfasser an einem pünktlichen Eintreffen. Halb so wild, denn die Supportband hatte gerade erst begonnen. Das waren Dirty Passion aus Malmö, so stand es auch fett auf den beiden Bassdrums. Die Schweden passten stilistisch gut zu den Pretty Maids. Vier Mucker mit Poseroutfit spielten hochmelodischen Hardrock und einer angemessenen Portion Arschtritt auf den Brettern des Saales der Lagerhalle. Ein sehr gediegenes Venue übrigens, mit Parkettboden und Bruchsteinwänden. Noch cooler war nur das weiße "Jailbreak" Shirt von Thin Lizzy ihres Gitarristen, der auch ein paar Backings übernahm. Sie schöpften aus dem Fundus ihrer beiden Longplayer "Different Tomorrow" und "In Wonderland", und agierten auch alles andere als steif. Doch gegen Ende war zu "Daughter Of The Reaper" noch immer viel Platz vort der Bühne. Die Schweden legten einen amtlichen Auftritt hin, jedoch ohne viel Ausstrahlung ihres Frontmanns, so ging wohl auch der Mitsingpart in das sprichwörtliche Beinkleid.

 

pretty maidsNach einer sehr kurzen Umbaupause war es Zeit für die Dänen von Pretty Maids. Sie gehören zu den Phänomenen der achtziger Metalbands, denn bis heute veröffentlichten sie regelmäßig Studioalben, auf der sich auch noch eine handvoll erstklassiger Songs befanden. Welche ihrer Mitstreiter können das noch von sich behaupten? Ihr neues Album "Louder Than Ever" ist mal eine Compilation von Songs ihrer jüngeren Vergangenheit, und um genau diese Art Song ist die Rede, welche auch das Eröffnungstriple bestimmten, in dem sich schon sehr früh ein gelungener Mitsingpart befand. Natürlich auch auf einen der bescheidensten und trotzdem (oder gerade deswegen) besten Frontleute im ganzen Bereich Metal zurückzuführen, Ronnie Atkins. Wie zu erwarten auch heute wieder ohne Tadel. Zunächst noch mit Ledermantel bekleidet und bestens bei Stimme, dirigierte er die Fans nach Belieben. Sein Partner und Bandmitgründer an der Gitarre, Ken Hammer, verteilte fleißig Plektren und Getränke in die ersten Reihen, und punktete fett wie auf den Alben mit erdig fiesem Gitarrensound, den man bei einer Metalband mit Keyboard sonst kaum hört. Und zwar noch eine Spur dominanter, als noch auf dem erstklassigen, letzten regulären Studioalbum "Motherland". Nebenbei bemerkt ist der gemeine Metaller eh kein großer Fan von Tasteninstrumenten, doch bei den Maids stehen sie meist weiter im Back und lassen die eh schon eingängigen Songs dominieren. Dann sind sie unangreifbar.


pretty maidsRonnie gab an, seit den Achtzigern zum ersten Mal wieder in Osnabrück zu sein, und sagte bei bester Stimmung "Red, Hot And Heavy" an, dem ersten Stück aus ihrer Anfangszeit heute Abend. Es folgte "My Soul To Take" vom neuen Album, gefolgt von "I.N.V.U.", das von einem gelungenen Pink Floyd Intro von "Another Brick In The Wall" eingeleitet wurde. Über das Pro und Kontra von Drumsoli können sich meinetwegen die Gelehrten streiten, doch bei dem Enthusiasmus, den Drummer Alan hinter seinem Kit an den Tag legte, war man nicht abgeneigt, ein kurzes Trommelfeuer auf sich einwirken zu lassen. Nach dem "Who What Where When Why" vom "Motherland"-Album warf Ronnie ein Drumskin ins Publikum, und man legte "I See Ghost", "Yellow Rain" und "Rodeo" nach. Ronnie gab an, einen Zuruf "Jump The Gun" vernommen zu haben, dem stattliche Zurufe für den Opener des Albums "Lethal Heroes" folgten, doch sie zockten von der Platte mit "Savage Heart" auch die erste echte Ballade des Abends. Ein Song, an dem man nicht vorbei kam, wenn auch etwas weniger Keyboardgeklimper hier mehr gewesen wäre. Bei Pretty Maids sind die Zeiten vorbei, als man Speednummer, Midtempotrack und Ballade im sich wiederholenden Wechsel brachte. "Little Drops Of Heaven" und "Back To Back" beschlossen einen grandiosen Auftritt, der mit der Zugabe "Mother Of All Lies" noch nicht beendet wurde. Ronnie fragte die Audienz, ob sie noch ein Stück vom aktuellen Album spielen sollten, oder lieber einen Track aus den Achtzigern. Die Antwort war klar. Man ballerte also noch die 1987er Granaten "Love Games" und den größten Bandhit "Future World" nach. Ein etwas jähes Ende, denn als der Monty Python Abspann sofort nach dem letzten Ton sehr laut eingespielt wurde, verhinderte das auf jeden Fall noch weitere Rufe nach Zugabe. Sei es drum, denn die Stagetime war schon nicht zu kurz bemessen. Über 95 Minuten manifestierten Pretty Maids ihre besondere Stellung, für die sie besonders in Sachen Gitarrensound, Frontmannqualitäten und Hitdichte besser überall Höchstnoten erhalten sollten.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer