XX Years Of Power

Solingen, Getaway, 02.05.2014

Das Label und Mailorder Invictus Productions aus Dublin feierte zwanzig Jahre Gospel Of The Horns. Twenty years of sin, Satan and slaying, wie sie selbst sagen. Dazu wurden für den Rahmen der Feierlichkeiten fünf heftigere Bands eingeladen: Ketzer, Bölzer, Possession, Death Fist und natürlich Gospel Of The Horns..

death fistEine lange Schlange am Einlass hinter sich gelassen, hatten die Thrasher von Death Fist bereits begonnen. Ihr Superdebüt "Too Hot To Burn" ist tatsächlich schon vier Jahre alt. Wir warten alle sehr gespannt auf ein neues Album. Das erste Mal hat der Verfasser dieser Zeilen die Band auch in Solingen live gesehen, allerdings im Cobra. Das Quartett trat heute mit einem aushelfenden Bassisten an, nämlich Thorben von den Gummersbacher Thrashern Diabolical Imperium, sonst wäre ihr Auftritt heute, so die sympathische Shouterin Corinna Becker, nicht möglich gewesen. Das Quartett zockte noch "Prey", "Too Hot To Burn", "Deathfist", "Slay Her" und noch "Booze Brigade", bevor man zu den Feierlichkeiten übergehen wollte. Death Fist legten heute als reine Thrashband den amtlichen Grundstein für das, was noch kommen sollte.

 

possessionBei Possession aus Belgien schieden sich die Geister, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Black Deather, welche gerade mit ihrer Single "Anneliese" von sich Reden machten, nahmen rituell das Getaway für die nächsten 40 Minuten für sich ein. Es wurde vorm Drumkit ein Altar aufgebaut, mit allerhand Kerzen und Schädeln, zusätzlich hatte man sich mit blutroten Facepaintings versehen. Passend dazu beschränkte sich die Beleuchtung weitgehend auf etwas rotes Licht. Und überhaupt ging der Lichtmeister sehr sparsam mit den Beleuchtungseinrichtungen um, sehr zur Herausforderung der Fotografen. Das sollte sich auch erst zum Headliner ändern. Ihr Sound mit schnellen und rumpeligen Drums erreichte die Meute, welche derbstes Gemosche im Pit entfachte. Im letzten Jahr veröffentlichte die sehr junge Band ihr Demo als Tape über Iron Bonehead und als CD über Invictus, und konnten damit auch bei CROSSFIRE für erste Ausrufezeichen sorgen. Possession beendeten ihren Gig mit einem amtlichen "Uargh", Kirchenorgel und Glockengeläut.

 

bölzerDoch jetzt wurde es noch ernster. Bölzer aus der Schweiz, bestehend aus HzR an den Drums und KzR an Gitarre und Vocals, wussten sich live schon auf dem Hell Over Hammaburg Festival in Szene zu setzen. Laut gebellte Vocals mit einem hohen Anteil von Uh's, Ah's und anderen Schreien aus dem Abgrund, waren ein Highlight in ihrem Sound. Alles andere leisteten Drums und Gitarre. Bölzer entfachten mit nur zwei Leuten ein unheilvolles Getöse, dessen brachiale Urgewalt sich auf die Audienz übertrug. Daran änderten auch ein paar Soundprobleme nichts. Daumen hoch für Bölzer. Der Tisch mit den Schädeln und Kerzen der Vorband blieb während des gesamten Gigs der Eidgenossen an seinem Platz.

 

ketzerKetzer hatten für die nächste Dreiviertelstunde den Posten des Co-Headliners. Ihr Shouter mit dem Pseudonym Infernal Destroyer" bediente nebenbei einen Schellenkranz, ein recht seltener Anblick für eine finstere Thrashband. Im Publikum war es nicht ganz so voll wie zuvor bei Bölzer, dafür gab es aber Bewegung bis in die letzten Reihen. Die Band performte etwas agiler als noch im Vormonat auf der kleinen Kellerstage im Oberhausener Helvete, wo die Bühne auch recht eng war. Heute stand mehr Platz zur Verfügung, dass Ketzer nicht nur permanent vorn an der Bühnenkante Gas gaben, sondern flexibel quer über die Bühne liefen. Soundtechnisch war die Welt in Ordnung; der Bass war permanent heraus hörbar.

 

gospel of the hornsDas blieb auch bei Gospel Of The Horns so, dem heutigen Headliner aus Melbourne, plus Drummer Mersus, der hier eine lokale Größe ist. Ihre 2012er EP "Ceremonial Conjuration" EP war bislang ihr letzter Output, bis nun die neue Box erschien. Der Vierer war heute die erste Band mit kräftiger Lichtausbeute, wie das auch für den Headliner sein sollte. Warum aber noch immer in Gläsern auf Konzerten ausgeschenkt wird, muss wohl ein Rätsel bleiben. Diese Feststellung hatte heute jeder, der den verletzten Stagediver sah, welcher beim Erklimmen der Bühne in zwischen den Monitorboxen stehende Gläser stürzte. Das Verletzungsrisiko ist bei Platikbechern doch um einiges geringer. Doch besonders mutig war der Mann im Rollstuhl in der ersten Reihe, dem es nichts ausmachte, mitten im Geschiebe zu stehen, dem Aktionsradius der Banger ausgesetzt zu sein, die zu Songs wie "Vengeance Is Mine", "Slaves", "Eve Of The Conqueror" und "Strike The Fear" steil gingen. Und weil ja heute eine besondere Party anstand, durften andere Sänger je für ein Stück ans Mikro, als da wären der Shouter von Vomitor, der in der Vergangenheit schon bei Gospel Of The Horns am Mikro stand, und noch Darragh von Invictus. Nach neunzig Minuten war Konzertende, doch die Feierlichkeiten sollten noch weitergehen...



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer