SAXON / CRIMES OF PASSION

Bochum, Zeche, 11.12.2011

Auf der Homepage der Zeche in Bochum wurden für heute Saxon mit ihrem aktuellen Album „The Inner Sanctum“ angekündigt. Keine Ahnung, wie aktuell die beiden Nachfolgealben dann erst sein müssen, besonders „Call To Arms“. Nichtsdestotrotzdem war die Zeche sehr gut gefüllt. Allerorts wurde über die Absage von Anvil gesprochen, so dass die Zahl derer, die wegen den Kanadiern hier waren, auch über 50% gelegen haben konnte. Warum sie auch immer nicht hier waren, bestritten jedenfalls die Engländer von Crimes Of Passion das Vorprogramm alleine, und bekamen etwas mehr Spielzeit zugesprochen.

CRIMES OF PASSION live 2011-12 bochum zecheUnd Crimes Of Passion legten auch munter los, mit ihrem Adult-Oriented-Hardrock. Als Support für eine Heavy Metal Band ernteten sie jedoch nicht den grössten Applaus, trotz einer anständigen Performance. Basser Simon, der seinen Sechssaiter aus der Hüfte abfeuerte, und fast permanent seine Haupthaare fliegen lies, ist neben Sänger Dale (Foto rechts) der Aktivposten der Briten. Gewinner des inoffiziellen Shirtkontestes war jedoch der Gitarrist mit dem Malmsteenshirt „Rising Force“. Beim letzten Track ihres Sets waren dann zum ersten mal ein Paar Arme im Publikum zu sehen, offensichtlich konnten doch einige der Anwesenden mit der softeren Mucke etwas anfangen. Nach 40 Minuten wurde das Licht in der Halle wieder angeknipst, und der Umbau für den Hauptact begann. Die Merchandisemeilen bei den Konzerten wachsen stetig zu kleinen Supermärkten heran. Ausser reichlich Shirts und CD’s gab es noch Schlüsselanhänger, Schweissbänder, Trommelstöcke, Drumskins, Tassen, Kopftücher und Portemonnaies zu erwerben. Für ein „Call To Arms“ Shirt wurden 15 Euro veranschlagt, für ein „Heavy Metal Thunder“ Shirt mit auswählbaren Landesflaggen von Schweden, Spanien, Gross-Britanien bis Deutschland schon 25,-€. Da fehlten für die Girlies nur noch ein Paar Saxon-Armstulpen mit iPhone-Halterung, analog zum Albumtitel, aber damit war wohl etwas anderes gemeint. Die Shirts von Crimes Of Passion gab es schon ab 10,- Euronen.

SAXON-doug biff LIVE 2011Schon das Intro der Sachsen wurde mit lauten Saxon-Rufen begleitet, und immernoch drängten einige Besucher zwischen Mischpult und Thresen hindurch, um weiter nach vorn zu gelangen. Erfahrungsgemäss stehen in der Zeche gerade hier die Leute gedrängt, während weiter vorn immernoch etwas Platz ist. So verhielt es sich auch heute an diesem Nadelöhr, als Saxon mit „Hammer Of The Gods“ loslegten. Bassist Nibbs befand sich schon bei seinen ersten Anschlägen voll in Aktion, während eine Geste von Biff (Foto rechts) ausreichte, um alle Hände gereckt zu sehen, bis in die letzten Reihen. Nach „Heavy Metal Thunder“ begrüsste Biff die Audienz und bedankte sich für einen weiteren Sold-Out-Event. Für einen Film namens „Hybrid Theory“, der im nächsten Jahr erscheint, wurde der Song „When Doomsday Comes“ geschrieben, der mit ähnlichen Keyboards wie Deep Purple’s „Perfect Strangers“ aufwartet. „Never Surrender“ schliesst sich an, und „Chasing The Bullet“ vom aktuellsten Album „Call To Arms“. Biff erklärte, dass dies die letzte Show auf dem Europäischen Festland sei, bevor es wieder nach England geht. Bei „Motorcycle Man“ dreht Originalgitarrist Paul Quinn völlig ab. Saxon sind eine von den Bands, bei denen man kein Bier holen gehen kann. Man kommt einfach nicht weg. Beim neuen Song „Back In 79“ versuche ich es trotzdem, und komme zu „Solid Ball Of Rock“ zurück. Ein kurzes wie unterhaltsames Mitsingspiel hält die Laune oben, fast wie „To Hell And Back Again“ vom 80er Album „Strong Arm Of The Law“. „Got To Rock To Stay Alive“ fand den Weg auf die Setlist, bis das Titelstück des aktuellsten Albums vorgetragen wurde, auf das ich besonders gespannt war. Paul schenkte uns wunderbare Klänge aus seiner zwölfsaitigen Hälfte seiner doppelhalsigen Gibson, die nur noch von Biffs unvergleichlicher, leiserer Stimme getoppt wurde. Drummer Nigel Glockler lies sich an seine Fellen zu „Rock The Nations“ aus, und nach „Deamon Sweeney Todd“ gab Biff zwei Songs zur Auswahl: „Broken Heroes“ oder „The Eagle Has Landed“. Die Anwesenden sprachen sich für beide aus, da lies man sich nicht lange bitten und spielte beide. Leider waren die Keyboards für den Hintergrund von „Broken Heroes“ zu laut. Mit dem bereits sechsten Track des aktuellsten Albums wurde „Mists Of Avalon“ gebracht, womit ich alle meine Faves dieser Scheibe live erleben durfte.

SAXON biff LIVE 2011Nach „Power And The Glory“ bedankte sich Biff (Foto) beim Support Crimes Of Passion, bekam eine Kutte mit „Forever Free“ Backpatch auf die Bühne gereicht, welche er zu „Denim And Leather“ auch anzog und darin performte. Immer wieder gesellten sich die Gitarristen Doug and Paul zusammen, ihre Riffs in die Menge zu Feuern. Biff während dessen, nicht uncool, zog die Kutte wieder aus, signierte und gab sie zurück. Dann solierte Doug bis in „Wheels Of Steel“ hinein, wo Biff die letzten Wasserflaschen in die Audienz warf und die Singspiele startete, die jeder in diesem Song erwartete. Nach 105 Minuten verliessen die NWoBHM-Helden erstmalig die Bühne. Natürlich durfte „Crusader“ nicht fehlen. In dieser ersten Zugabe war eine Textzeile in ‚Warlords Of Deutschland’ abgeändert. Danach wurden die Fans vor eine weitere Wahl gestellt: Entweder „747“ oder „And The Bands Played On“. Obwohl wieder beide gefordert wurden, beliess man es bei Ersterem und verschwand noch einmal von den Brettern. Schon kurz danach kehrte Nibbs solierend zurück, wodurch jedem klar war, dass nun der Titel ihres dritten Albums „Strong Arm Of The Law“ folgte. Biff titulierte Deutschland als sein zweites Zu Hause, und raunzte an der Seite von Paul: „You Know Wich Song Is Coming Up Now“ und flachste „Smoke On The Water!“ Seiner Aufforderung an Paul, das Riff zu spielen, nahm dieser wörtlich, und kloppte das „Smoke On The Water“ Riff. „No, the other one“ korrigierte er, und einer der wohl grössten Metalsongs ever, Princess Of The Night“, konnte die Zeche in ein Tollhaus verwandeln. Zu guter Letzt wurde der Song noch einmal zum Mitsingen angestimmt, und beendete nach 140 Minuten abermals einen furiosen, fanfreundlichen Saxongig, der wirklich keine Wünsche offen lies.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer, Jürgen Gredel