INFECTUS 13 - So lange es noch geht!


Alte Haudegen wie Fans von Overkill der ersten Stunde werden sich noch an Schlagzeuger Sid Falck erinnern, der bei den New Yorkern in der Zeit der Alben „Under The Influence“ (1988) bis „Horrorscope“ (1991) an der Schießbude tätig war. Sid Falck ist ein echtes Metalheart, und hat mit Infectus 13 eine neue Band am Start, welche hier bei CROSSFIRE das weltweit erste Interview gibt.

INFECTUS 13 LogoBernd: Du bist zurück mit Infectus 13. Wie kam es dazu und wer ist mit Dir in der Band?

Sid: Nun, wie vielleicht bekannt ist, wurden bei mir vor 1½ Jahren Herzprobleme diagnostiziert. Bis dahin habe ich nicht viel darüber nachgedacht, wieder zu Trommeln. Ich dachte immer, ich könnte das ja mal wieder machen, wenn ich irgendwann mal will. Nachdem ich im letzten Jahr zwei Herzoperationen hatte, die mein Problem nicht beseitigten, musste ich einsehen, dass ich bald vielleicht keine Zeit habe, es später noch zu tun. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass ich mich besser beeile und es noch tue, solange ich noch kann. Zu den Partnern: An den Vocals und allgemeiner Körperverletzung habe ich Mr. Bob Barnak, der mir von den bekannten Speed\Kill/Hate aushilft. Er ist absolut brillant. Ehrlich gesagt hat die Chance mit ihm zu arbeiten und aufzunehmen dabei entscheidend geholfen, die Dinge endlich in Angriff zu nehmen. An der Gitarre habe ich Janna Jordan-Squires. Sie war vorher Teil einer Band mit dem Namen Down For Five. Alles was ich wirklich über Janna sagen kann ist, dass sie eine der meist talentierten Musiker ist, mit denen ich jemals spielen durfte. Sie haute mich jedes mal um, wenn sie ihre Gitarre einstöpselte. An der Bassgitarre habe ich Eric Rose. Er ist ein regional bekannter Spieler in der Thrash- und Hardcoreszene und ein Multiinstrumentalist.

Bernd: Den ersten Song, den Du uns zum Abchecken des Sounds von Infectus 13 gegeben hast, war eine sehr heavy klingende Coverversion des Rolling Stones Hits “Paint It Black”. Warum habt Ihr diesen Song gewählt?

Sid: Hmm…es ist ein schön dunkler Song mit dem man beginnen kann (über eine Beerdigung eines Mädchens), welcher zu mir passt. Außerdem wollte ich etwas Unerwartetes machen, weil jeder von mir eine Art Overkill Song erwartet, was ich auch verstehe und begrüße. Wie auch immer, dieses Projekt ist nicht zuletzt für mich auch eine Chance, genau das zu tun, wonach ich mich gerade fühle. Genau darum geht es mir, so egoistisch es auch klingen mag. Ich tue dies, um mir und anderen zu zeigen, dass es eine Möglichkeit über den Tellerrand zu schauen gibt. Das Unerwartete zu tun. Das Hauptkriterium für alles was wir tun ist, dass die Songs unbedingt heavy sein müssen. Deswegen wählten wir “Paint It Black”, denn das ist beides, nämlich unbarmherzig und heavy.

INFECTUS 13 SidBernd: Ist denn eine komplette CD mit neuen Infectus 13 Songs in Arbeit?

Sid: Ja! Es hat etwas länger gebraucht als ich erwartet habe, mit den Schreiben zu beginnen, aber es läuft gerade gut! Wir streben es an, am Ende zehn Songs zu haben, die wir im Juli aufnehmen, dass das Album im Herbst fertig zur Veröffentlichung ist.

Bernd: Wie würdest Du den Sound von Infectus 13 beschreiben, und wie läuft Euer Songwriting ab?

Sid: Ich bin mir nicht sicher wie man unseren Sound beschreibt. “Paint It Black” hat schon eine Menge von dem Umfang, den ich mir in diesem Projekt wünsche. Darüber hinaus möchte ich schon sagen, dass der Albumsound ein bisschen heavier sein wird, als das Stones Cover. Der Schreibprozess läuft sehr traditionell ab. Im Moment schreiben wir alle an Songs, Songideen und Songparts. Und mit der heutigen Technik können wir über das Internet Ideen austauschen, statt Stunden im Studio zu verbringen um zu versuchen, seine Ideen vorzuzeigen. Wenn wir ins Studio gehen, tauschen wir unsere Ideen aus und wissen bereits, welche Parts schon fertig sind, welche ausgetauscht werden sollten, und welche noch fertig gestellt werden müssen. Ich muss Dir nicht sagen, dass ich von der neuen Arbeitsweise angetan bin, aber ich gebe zu, dass es die alte Arbeitsweise schlägt, als noch Tapes mit FedEx quer durch Land gesendet wurden.

Bernd: Wann können wir Infectus 13 auf der Bühne sehen, gibt es Pläne für eine Tour?

Sid: Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Pläne für Shows oder einer Tour. Unglücklicherweise erlaubt mir mein Herzproblem keine Möglichkeit, um die Strapazen einer Tour mitzumachen. Infectus 13 ist derzeit nur ein Studioprojekt.

Bernd: Lass uns etwas über Deine Vergangenheit sprechen. Hast du lustige oder verrückte Erinnerungen an die Touren mit Overkill in Deutschland?

Sid: Deutschland? War ich mal in Deutschland? Haha. Da gibt es zu viele Stories von den Touren mit Overkill. Ich weiß aber eine, die hat mit uns zu tun, als wir an einem Day-Off betrunken waren, oder nach einer Show. Wir gingen von Bar zu Bar irgendwo in Deutschland, als ich zusammen mit Blitz (Overkill Sänger, Anm. d. Red.) versuchte, Autos an der hinteren Stoßstange anzuheben. Als ich am nächsten Tag aufwachte, beschwerte ich mich über Rückenschmerzen und ich wusste nicht, warum. Und Blitz lachte sich den Arsch ab und erzählte mir, dass ich versucht hatte, Superman zu spielen. Wie ich schon sagte, gibt es zu viele Stories, aber Europa und speziell Deutschland war immer das Highlight einer jeden Overkill Tour.

INFECTUS 13 BobBernd: Welches ist Dein Favorit der Overkill Alben, auf denen Du spielst?

Sid: Du versuchst mich in Schwierigkeiten zu bringen, was? Ich muss “Horrorscope” nennen, was mein Spiel angeht.

Bernd: Vermisst Du das Gefühl, als Musiker On The Road zu sein?

Sid: Ja, meistens schon. Ich glaube nicht, dass man Musiker sein kann, ohne das Touren zu mögen. Du magst Dich vielleicht nach acht oder zehn Monaten unterwegs beschweren, aber nach ein paar Wochen zu Hause fängst Du an es zu vermissen.

Bernd: Hast Du noch Kontakt zu Overkill Leuten, und hast Du sie in letzter Zeit live gesehen?

Sid: Ja, habe ich beides. Ich weiß, dass es eine ganze Menge Geschichten über irgendwelche Verfeindungen von mir und Bobby gibt. Ich habe sie alle gehört. Aber das ist nicht der Grund. Wir hatten keinen Kontakt für ein paar Jahre, aber ich besuchte sie auf der “Immortalis” und der “Ironbound” Tour, und wenn möglich auch auf der nächsten 2014er Tour. Ich werde nicht in Details gehen, aber ich kann sagen, dass Dave Linsk und Bobby Blitz sich um mich kümmerten, als ich meine Herzprobleme hatte. Blitz meldete sich alle paar Tage als ich im Krankenhaus lag, und wir wollen in Kontakt bleiben. Das ist sehr wertvoll und sehr speziell für mich. Ich habe nichts als Respekt und Bewunderung für Blitz und DD, so wie auch für Dave, Derek und Ron. Die Tatsache, dass sie noch immer Jahr für Jahr ihr Ding machen und sich verweigern eine Pause einzulegen, verdient nichts als Respekt und spricht Bände über ihren Einsatz, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Fans.

Bernd: Du benutzt Facebook. Denkst Du, dass das Internet eine gute Sache für neue Bands ist?

Sid: Haha, ich denke schon. Ich verkaufe mich nicht komplett an die sozialen Netzwerke. Ich denke es ist ganz schön krank, wenn ich einen Furz lasse, und die ganze Welt weiß es. Aber mal ernsthaft: Ich denke für eine Band ist Facebook ein Muss. Ich habe kein Management hinter mir und ich habe keinen Vertrag mit einem Label (bis jetzt). Ich habe also niemanden, der für mich Publicity macht. Aber mit Facebook bin ich in der Lage, alle über Infectus 13 Up-To-Date zu halten. So konnten wir also auch “Paint It Black” veröffentlichen, und 3000 Hörer allein in der ersten Woche erreichen. Also ja, ich denke, dass Facebook und soziale Netzwerke für Bands heutzutage essenziell sind.

Sid 1988 bei OverkillBernd: Was tust Du in Deiner Freizeit, bist Du noch aktiv in der Metal Szene, oder knuddelst du nur mit Deinen Hunden?

Sid: Ich habe keine Freizeit. Wenn ich nicht auf der Straße bin und meinen regulären Job mache (ja, auch ich muss arbeiten), bin ich im Studio oder im Krankenhaus. Da bleibt nicht genug Zeit, mit meinen Hunden zu kuscheln. Ich bin ziemlich raus, was die Metalszene heutzutage betrifft. Es kamen in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren nur wenige Bands raus, die mich wirklich interessieren. Ich glaub die letzten Bands, die mich echt beeindruckt und meine Aufmerksamkeit bekommen haben, waren Rammstein und Speed\Kill/Hate. Nenn mich alt, arrogant oder was auch immer, aber es sieht so aus, dass Bands heutzutage vergessen haben, dass es um die Songs geht, und nicht darum, wer wen ausspielen kann.

Bernd: Vielen Dank für das Interview mit uns. Alles Gute für die Zukunft von Infectus 13. Die letzten Worte gehören Dir!

Sid: Ich möchte sehr aufrichtig Thank You an alle sagen, die sich noch immer um mich sorgen, die mir beistanden und die an mich glaubten und zeigten, dass sie mich liebten, wo ich doch für so viele Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Und besonders an alle Skullkrushers weltweit, welche die Musik lebendig halten. Prost!

http://www.infectus13.com/

https://www.facebook.com/Infectusband

http://www.youtube.com/watch?v=-IzSberiEw8



Autor: Bernd Henksmeier, Übersetzung: Joxe Schaefer