Ich habe bereits etliche Biografien und Autobiografien von Musikern und Bands gelesen. Im Prinzip haben alles im Wesentlichen gemeinsam. Klein angefangen, als Bandmitglieder Freunde, Sex Drugs & Rock `n` Roll, endlich Erfolg, Exesse, Narrenfreiheit, da man mit guten Anwälten teilweise über dem Gesetz steht, Zerrüttung, Auflösung und in manchen Fällen ein Reunion oder der zweite musikalische Frühling. Bei Sänger Vince Neil und seiner Stammband Mötley Crüe ist es keine Ausnahme. Ob jetzt nun Bands wie Aerosmith, Led Zeppelin, die Van Halen Brüder oder gar Status Quo härter, schlimmer und schräger drauf waren? Wer will das beurteilen. Erstaunlich ist nur was Mensch dem Körper antun kann ohne dabei drauf zu gehen. Zum Thema Mötley Crüe gab es bereits das Buch „The Dirt“ das mir nicht geläufig ist aber in diesem Rahmen öfters zitiert wird und teilweise korrigiert wird. Verwunderlich ist wen Vince alles in seiner Lektüre zu Worte kommen lässt und dabei zu seinen Erzählungen konträre Aussagen stehen lässt. Die Wahrheit liegt halt in der Sicht des Betrachters…und die empfindet jeder anders. Leider wiederholen sich dadurch auch manche Themen und übereinstimmende Aussagen. Übrigens aufpassen. Es ist ein stilistischer Fehler geschehen: nach jedem Abschnitt einer anderen Person ist es Vince der dem Faden der Erzählung wieder aufnimmt. Das verwirrte mich Anfangs.

Übrigens ist damals passend zu Release des Buches eine CD mit dem gleichen Titel erschienen. Und Kirsten Borchardt hat sich mit der Übersetzung dieser 367 Seiten befasst. Cool gemacht, denn auch wenn viele Storys ein alter Hut sind und von anderen Stars in ähnlicher Form erzählt wurden, liest sich das Buch wie an einem Stück. Dazu ist es sehr interessant gelungen darzustellen wie viele Menschen im Umfeld des Sängers die Geschichte aus ihrer Betrachtungsweise sehen. Man hat halt den direkten Vergleich. Obschon ein paar wichtige Menschen aus dem engsten Umfeld eher nicht geneigt waren ein paar Statements abzugeben. Erstaunlich fand ich wie viele Ausreden oder in diesem Falle Verständnis von betroffenen Mitmenschen für viele extreme Fehlschritte des Shouters fanden. Für einen Normalsterblichen wäre viele Aktionen einfach nur unter der Gürtellinie, mehr als strafbar oder schlichtweg absolut „No Go“. Ich meinerseits hatte eher das Gefühl, das Vince trotz aller Beteuerungen seinerseits und der anderen eher ein gefühlskalter, absolut egoistischer Mensch ist, der nur die Fassade des Schüchternen spielt. Als Ausrede für seine hundertfachen Sex-Eskapaden nennt er seine Angst vor dem Alleinsein. Nicht schlecht. Für Verantwortungslosigkeit bis ins fortgeschrittene Alter, nennt er die Dummheit der Jugend, Aha! Wie dem auch sei, Vince berichtet über Themen die in anscheinend schwer trafen, wie der Tod von Razzle (damals Drummer bei Hanoi Rocks), dem Tod seiner Tochter Skylar oder dem Tod seiner Porno-Gespielin Savannah. Nur das er sich nie jemandem anvertraute, nie die Dinge an oder aussprach und man überhaupt nicht nachvollziehen kann, was ihn wirklich bewegte oder einfach nur scheißegal war. In vielen Situationen in die er sich pausenlos manövrierte, sucht er die Schuld bei anderen, fühlt sich missverstanden, lügt bis zur Selbstaufgabe und sieht sich als Opfer. Selbst jetzt wo er endlich Themen von vergangenen Zeiten anspricht ist er nicht felsenfest von seinen Irrwegen überzeugt. Deshalb bleiben für viele DieHard-Fans sicherlich einige Fragen offen. Oder es wird sie nicht interessieren, da es ja in diesen Seite auch schließlich um die Musik und dem Business an sich geht. Tja und da gibt es ein paar interessante Stories de vom Wesentlichen ablenken. FAZIT: So viel dieses Werk mit anderen gemeinsam hat, komme ich nicht von dem Gefühl weg das Neil nur halbherzig mit der Wahrheit umgeht und einiges an Fakten, wie für sein Leben üblich war und ist, bewusst weglässt und immer noch erfolgreich verdrängt.

ISBN-10: 9783854453352
ISBN-13: 978-3854453352

Note: Keine Wertung
Autor: Steve Burdelak

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