Hell Over Hammaburg

Hamburg, Markthalle, 01.03.2014

Marx: BÖLZER, MANTAR, SATURNALIA TEMPLE, DEAD LORD, BEEHOVER, HETROERTZEN, FAUSTCOVEN.

Markthalle: CORSAIR, OMEGA MASSIV, SULPHUR AEON, THE RUINS OF BEVERAST, ATLANTEAN KODEX, SATAN.

Das Festival Hell Over Hammaburg fand am diesem ersten Tag im März 2014 zum zweiten Mal statt. Unkenrufe unter den Gästen am Vorabend, dass neben der gestrigen Warm-Up-Show im The Rock Cafe auch das Festival selbst ausverkauft sein sollte, bestätigten sich nicht. Der freundliche Security Mann am Eingang versicherte den Wartenden, dass es noch Tickets an der Abendkasse geben werde. So konnte man heute für 38 Euronen dreizehn hochwertige Bands sehen, die nicht an jeder Steckdose spielen. Das Venue besitzt zwei Auftrittsmöglichkeiten unter einem Dach, denn das kleine Marx, so schmal wie seine Bühne selbst, befindet sich mit im Hause der Markthalle. Das Billing sah allerdings ein paar Überlappungen der Spielzeiten vor, die jedoch durch kurze Wege zwischen den Stages eigentlich noch hinnehmbar sein sollten.

CORSAIREigentlich, denn schon bei der ersten Band, Bölzer aus Zürich, war es im Marx so voll, dass ein Mann der Security den Einlass regeln musste. Und war man dann endlich drin, musste man im Gedränge zusehen, um Säulen herum einen Blick auf die Bühne erhaschen zu können. Dort stand ein Gitarrist am Mikrofonständer, der allein mit einem Drummer Extremstmetal in den Raum warf. Trotz Minimalstbesetzung konnte sich niemand über zu wenig Bass beschweren. Da zog es mich doch in die große Halle, wo man in Ruhe und ohne Gedränge zu den Klängen von Steel Panther vom Back auf den Beginn von Corsair aus Virginia warten konnte. Die Hardrocker von Corsair legten mit einem Instrumentalstück los, und waren für zwei Gitarren sehr basslastig abgemischt, denn die Klampfen waren einfach zu leise. Deswegen konnte man sehen, dass die drei Frontleute inklusive Gitarristin Marie Landragin mit den Fingern mehr machten als man eigentlich hören konnte. Schade, denn so war es nur für Leute, die die Platte kannten, ein besseres Konzert. Leider spielten sie nur etwas über eine halbe Stunde, und wer jetzt auf Zack war, konnte sich noch schnell einen Platz im kleinen Marx ergattern, um wenigstens von hinten erkennen zu können, dass bei Mantar wieder nur ein Drummer und ein growlender, oberagiler Klampfenmann zu Rauch und Lichtblitzen über die Bühne flitzte. Um mehr erkennen zu können, als dass alles mehr Malmen als Brummen müsste, hätte man länger in der Enge aushalten müssen, war auch die Meinung von uns Bert Meierjürgen.

 

SATURNALIA TEMPLEIn der großen Halle machten sich derweil Omega Massiv startklar, der Menge ihren atmosphärischen Sludge Doom zu kredenzen. Und es herrschte nahezu Finsternis. Lediglich sechs starre blaue Strahler über der Bühne plus einer blauen Lampe am Bühnenboden sorgten für die perfekte Untermalung ihres Sounds, sehr zum Ärger der Fotografen, die sehr früh aufgaben, ein anständiges Pic zu schießen. Das aufgestellte Mikrofon diente nur für Ansagen ihrer Instrumentalmucke, zu der sie agiler unterwegs waren als ihre schleppenden Takte vorgaben, oft auch doppelt so schnell. Keine Ahnung, was grad im Marx passierte, aber den Sounds von Omega Massiv konnte ich mich grad unmöglich entziehen. Es war aber der Dreier von Saturnalia Temple, der grad eine volle Hütte begeisterte, wie wohl jede hier in der kleinen Halle spielende Band sich heute nicht über zu wenig Zuschauer beklagen konnte. Der Dreier on Stage warf Doomriffs mit vielen Wiederholungen in die Menge, und wenn mehr Platz und Luft gewesen wäre, hätte man sich auch mehr bewegen können.

 

DEAD LORDMit Spannung erwartet wurden Sulphur Aeon, welche mit ihrem letztjährigen Album „Swalllowed By The Ocean’s Tide“ auch beim Verfasser dieser Zeilen für große Ausrufezeichen sorgten. Ihr Auftritt auf dem 2013er Party.San Festival war noch in aller Munde, dass sie auch heuer mit ihrer Tiefseethematik die große Halle wegspülen sollten. Und so wars dann auch. Der Fünfer gab sich massiv schwer und gewaltig, und versetzte die Markthalle für eine dreiviertel Stunde musikalisch unter Wasser. Teile von Fischernetzen hingen an ihrer Kleidung, und Sulphur Aeon bewegten sich auch im Tempo ihres Ursounds. Und wenn man ihnen eine Dynamik wie auf dem Meeresgrund bescheinigte, dann war das ein großes Kompliment, das hatte hier heute jeder bestätigte. Im kleinen Marx machten sich grad ein schwedisches Quartett bühnenfertig. Weil Basser Tobias mit seiner Hauptband Enforcer zu viel um die Ohren hat, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis er bei Dead Lord ersetzt werden musste. Denn Dead Lord starten grad mit ihrem starken Debütlongplayer „Goodbye Repentance“ mächtig durch, und haben dafür jetzt dauerhaft einen ziemlich schlanken Martin am Bass dabei. Ihr pfurztrockener Rock ‚n’ Roll begeisterte, und zwar nicht nur Stallion Shouter Paul, der sich den Gig der Schweden nicht entgehen lassen wollte.

 

RUINS OF BEVERASTRuins Of Beverast begannen wegen technischer Probleme etwas später. Da wurde auf der großen Bühne noch an den Amps geschraubt, bis das Problem nach kleinen zehn Minuten behoben war. Ein Spoken-Word-Intro vorweg, begannen sie mit ihren kalten Krachfelsen die Halle einzunehmen, das war für die Aachener trotz gelegentlich verwendeter Cleanvocals und Synthieunterstützung ein von Erfolg gekröntes Unterfangen. Optisch untermalt durch mechanisch anmutendes Synchronbangen, minimaler Lightshow und fiesem Verstärkerbrummen zum Finale, dürften sie bis zum Verlassen der Bühne vorgeführt haben, um was es bei ihnen geht.

 

ATLANTEAN KODEXIm kleinen Marx groovte derweil eine Band alles weg, welche ich Verschiebung der Spielzeiten grad nicht erkannte, könnten aber Beehoover gewesen sein. Überraschenderweise war es hier grad nicht ganz so proppe, aber man benötigte dennoch etwas Zeit, so weit nach vorne zu kommen um zu sehen, dass hier nur ein Basser und ein Drummer zwischen zig Boxen ihr bestes gaben. Die Durchstarter von Atlantean Kodex spielten danach in der großen Halle auf, und lagen erstmal tonal etwas daneben. Nach dem Stimmen der Klampfe war das behoben, und die Markthalle verzieh alles, indem sie die Doublebasshymne „Sol Invictus“ laut mitsang. Mit ihrem bunten Strauß metallischer Melodien infizierten sie locker auch die Leute, die mit dem Sound ihrer Alben weniger konform gehen, denn hier und heute war alles wesentlich klarer. Notfalls konnte man sich ja noch die Lyrics vom Nebenmann ins Ohr brüllen lassen, wenn der nicht gerade bei den unzähligen „Kodex“ Rufen mitmachte. Die Halle stand kopf, klarer Sieg für die Süddeutschen. Wegen dringend benötigter Einholung einer Luftschnappung, sofern das im Raucherterrain am Eingang überhaupt möglich war, hab ich es mir geschenkt, noch das Treiben im Marx abzuchecken, und verpasste dadurch die Black Metaller Hetroertzen aus Chile.

 

SATANDoch dann kamen endlich Satan. Loslegend mit der Bandhymne „Trial By Fire“ hatten sie bei den Oldschoolern schon gewonnen. Goldkehlchen Brian Ross, gerade noch mit Blitzkrieg unterwegs und bestens bei Stimme, kündigte Songs vom 1983er „Court In The Act“ und vom neuen Album „Life Sentence“ an, und kam schon nach einer handvoll Songs in den Fotograben zum Abklatschen der ersten Reihen. Abgefeiert wurde alles, und „Satan“ Rufe bestätigen den Status der Band. Äußerst freudiges und sehenswertes Stageacting wurde vor allem bei Basser Graeme English auffällig, der bei seiner anderen Band Skyclad für gewöhnlich wesentlich bewegungsärmer agiert. Die Band hatte miteinander richtig Fun on Stage, womit sich auch die Klasse ihres neuen Albums erklären ließ. So war es ein Leichtes für das obermelodische „Twenty Twenty Five“, der Speedgranate „Testimony“ zusammen mit „Cenotaph“ und „Siege Mentality“ auf die Setlist zu rutschen. „Pull The Trigger“ fehlte, dafür war aber „Break Free“ dabei. „Alone In The Dock“ sollte letzter Song sein, und das Hallenlicht ging danach schon an, und auch gleich wieder aus, denn die New Wave Of Britisch Heavy Metal Legende kam noch einmal zurück für „Kiss Of Death“ von ihrem ersten Demo 1981. Klasse Auftritt, super Headliner. Danach gönnte ich mir noch die letzten Töne von Faustcoven im Marx, einem Quintett mit stramm nagelndem Bass und einem Shouter mit Henkersmütze, als wäre er von Sodom-Cover „In The Sign Of Evil“ entkommen. Doch auch hier wurde pünktlich die Bühne geräumt, und sich von den Fans verabschiedet. Damit ging das zweite H:O:H mit der Hoffnung zu Ende, im Jahre 2015 in die dritte Runde gehen zu können.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer