WHEEL, ENOJADO, POWERGAME

Werl, Bahnhof, 22.02.2014

POWERGAMEWieder einmal lud Else’s Metalecke zum metallischen Abend in das Kultur- und Eventzentrum Bahnhof Werl. Den Abend eröffneten die Bielefelder Metaller von Powergame. Ihr klassischer Stil erinnerte an alte Sacred Steel, und der Fünfer trat auch in seinen Kutten auf, zumindest trugen drei von ihnen ihr wertvollstes Stück. Überhaupt sollte hier heute auch gar nichts anbrennen, das sah auch die erste Reihe vor der Bühne so, denn auch hier rockte die Kuttenfraktion amtlich ab. Ihre Songs waren meist im Uptempo, und überzeugten so einige Male durch Doppelläufige, wenn auch ihr Shouter sometimes etwas daneben lag. Dafür sprang er auch mal bei längeren Instrumentalparts durch das Publikum und bangte bei den anderen Kutten vor der Bühne mit ab. Weil Veranstalter Else heute krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, widmete man ihm den Song „Beast On The Attack“. An der zweiten Gitarre wurde Henry begrüßt, der heute aushilfsweise mitzockte, und sich dafür extra das Programm von Powergame draufschaffte. Gleichzeitig wurde die Suche nach einem Gitarristen verkündet. Zum Schluss ihres satten Auftritts von fünfzig Minuten wurde von Demon „Night Of The Demon“ gecovert, bei dem leider nicht alle mitsingen konnten. Unter Rufen nach Zugabe war dann trotzdem Schluss.

 

ENOJADODann war es Zeit für die Grooveabteilung, denn der Dreier von Enojado betrat die Bretter. Bekannt sind sie für Stoner Rock, und man zeigte heute Abend, wie man den Bahnhof mit tiefen Tönen erzittern lassen konnte. Leider war es zunächst noch etwas leer vor der Bühne, doch das Trio aus Hamm brummte unermüdlich weiter, mit einem Sound, so ähnlich pfurztrocken wie alte Kyuss. Ihre Songs gingen durch die bratende Gitarre ineinander über, da blieb wenig Platz für Applaus, sofern man denn erkannte, wo die Übergänge waren. Das zunächst noch verhaltene Publikum taute aber langsam auf und breitete sich allmählich vor der Bühne aus. Die Frage des Shouters, ob Werne Bangen könne, wurde nicht beantwortet. Vielleicht hätte es Antworten gegeben, wenn nach Werl gefragt worden wäre, obgleich auch ein Großteil der Audienz von Außerhalb anreiste. Die Band drosch Song für Song straight in allen Tempi, wusste aber dennoch in der Gleichmäßigkeit zu variieren, denn sie hatten schon wenig Tempowechsel in den Songs am Start. Einem Zugabewunsch wurde noch entsprochen, dass man ebenfalls eine Spielzeit von fünfzig Minuten ausfüllte.

 

WHEELWheel aus Dortmund spielten hier schon einmal im Bahnhof Werl. Der Vierer brachte auch gleich als Opener den Titeltrack ihres neuen Albums „Icarus“, das inzwischen veröffentlicht wurde. Die Band steht für melodischen Doom, der nicht zuletzt durch die helle Stimme ihres Sängers nicht allzu grottig kam, sondern immer mit einem Schuss Melodie auftrumpfte. Einen besonderen Bonuspunkt vom Verfasser dieser Zeilen bekam ihr Gitarrist Benjamin, der im genialen Shirt von den Spaniern Iron Curtain auftrat. Der zunächst mit Kapuze loslegende Sänger entledigte sich dann seiner Oberbekleidung, und widmete „Eclipse“ den Alkis in der lustigen Audienz. Und überhaupt waren seine Ansagen sehr leise. Doch seine helle Cleanstimme, im Doom nicht gerade üblich, harmonierte hervorragend in den Songs und verfehlte seine Wirkung nicht. „Only God Knows“ war dann etwas zügiger, mit einem knarzigen Riff a la Saint Vitus. Weiter fiel noch ziemlich tighter Schlagzeuger auf, ein wahres Drumuhrwerk, der einmal seinen Drumstick verlor, was aber niemand wirklich bemerkte. Obwohl die Band mit ihrem Sound sehr ergreifend war und mitreißen konnte, mussten Zugreisende schon zeitig den Ort verlassen, um aus dem kleinen Örtchen Werl mit dem öffentlichen Nahverkehr noch nach Hause zu kommen. Viel plötzlicher kam dann nach knapp einer Stunde das Ende des Auftritts, und es war fast still in der Location. Wenn so ein Publikum erst einmal so richtig eingedoomt ist, sind auch keine ausgelassenen Begeisterungsstürme zu erwarten, die nach Zugabe gieren. An der Band lags jedenfalls nicht, denn die konnte überzeugend ihre Werke vorstellen. Tagessieger an erspielten Publikumsreaktionen waren daher die Reinmetaller von Powergame. Ein gelungener Abend mit drei völlig unterschiedlichen Bands ging zu Ende, die aber alle das Vermögen auf die Bretter legten, auf ihre Weise fett Eindruck schinden zu können.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer