METAL INQUISITOR - Wir waren, sind und bleiben Underground!


Die Koblenzer Metalinstitution legt gerade seinen vierten Longplayer vor. Bislang hatte CROSSFIRE die Verfechter des klassischen Metals noch nicht im Gespräch, und bot dann gleich noch einen Grund mehr, das endlich mal in Angriff zu nehmen. Der Kontakt zu Bandgründer und Gitarrist Blumi war schnell hergestellt, obwohl er gerade sehr mit Interviews zur neuen Scheibe „Ultima Ratio Regis“ beschäftigt war. Doch tatsächlich meldeten sich fast alle Bandmembers zu Wort…

METAL INQUISITOR logoJoxe: Ihr habt ein neues Album am Start, das wieder einmal der Hammer geworden ist. Wie sind die ersten Reaktionen darauf?

Blumi: Ich habe den Eindruck, dass sich die Presse noch mehr als zuvor für uns interessiert. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass der Classic Metal wohl ziemlich angesagt ist?! Wie auch immer, man kann auf jeden Fall erkennen, dass sich die Meinungen zu unseren Alben nun sehr unterschiedlich ausfallen. Das erinnert mich doch sehr an die verschiedenen Meinungen zu den Iron Maiden Alben und bewerte das daher positiv.

T.P.: Bis jetzt sind die Reaktionen äußerst positiv, man muss allerdings erwähnen, dass die Scheibe erst in ein paar Wochen erscheinen wird (Ende Februar, Anm. d. Red.). Es gibt zurzeit auch noch keine Online-Reviews, aber die Reaktionen von Bekannten sind durch die Bank weg sehr gut. Einige meinen, es sei besser als die letzte Scheibe. Nun ja, das muss sich allerdings erst noch mit der Zeit bestätigen.

Joxe: Derzeit kann ich mich an dem Track „Servant Of State“ nicht satt hören, der kommt nah an unseren Clubhit „The Arch Villain“ von Eurem Vorgängeralbum. Welcher Song ist derzeit Euer Favorit auf dem Album?

El Rojo: Mir gefallen die Stücke auch sehr gut, aber sie haben doch  - angesichts der mir bekannten Reaktionen - Potential zum Polarisieren... Ich freue mich, dass die angestrebte Vielseitigkeit unserer Songs (natürlich innerhalb der Parameter des Heavy Metal versteht sich) nicht nur wahrgenommen, sondern auch geschätzt wird! Wenn es auch anderen so geht, bitte hindert Euch nicht daran, dies auch mitzuteilen! Im Ernst: Wir wissen oft nicht, wie unsere Songs ankommen und diskutieren gerade vor Live-Auftritten, welche Lieder wir spielen sollen. Und solche Stücke sind ja nicht unbedingt "Erste-Reihe-Matte-kreisen-Stage-Dive-Songs", daher fallen sie gerne dem Zensus zum Opfer - schließlich will man nicht am Publikum vorbei spielen...Aber wenn wir uns sicher wären, dass auch diese Songs gefallen, kämen die bestimmt öfter in die Playlist.

Blumi: Das ist schon interessant zu hören, da eben „The Arch Villain“ meistens live nicht so zündete. Ich habe in der Regel keinen Favoriten bei unseren Songs, da jeder Song auf eine andere Art den Metal der 80er Jahre widerspiegelt. Ich denke aber, dass „Confession Saves Blood“ ein ziemlich klassischer MI-Song ist, der unserer Art zu spielen am meisten entspricht.

T.P.: Das sind ja ausgerechnet die etwas „sperrigeren“ US-Metal-angehauchten Songs. Erstaunlich. Mir gefällt „Burn Them All“ sehr gut. Aber das ist eine momentane Ansicht, sie wechselt häufig. „Burn Them All“ hat sehr viel Drive und die Bridge enthält interessante Guitar-Vocals-Harmonien.

Joxe: Wie lange hat der Writingprozess für „Ultima Ratio Regis“ diesmal in Anspruch genommen?

Blumi: wir sind dieses Mal etwas flotter durch gekommen und haben, wenn ich mich nicht täusche, nur 2 ½ Jahre gebraucht. Das hängt halt immer damit zusammen, welche anderen Dinge im Leben so anstehen, wie Job usw.

Joxe: Wie schreibt Ihr Eure Songs, allein zu Hause, oder gemeinsam im Proberaum?

Blumi: Die Grundbasis entsteht in der Regel zu Hause. Man benötigt für musikalische Ideen schon etwas Muße und Ruhe. Wir wollen zukünftig die einzelnen Songs mehr gemeinsam erarbeiten und nicht immer vorgefertigt im Proberaum starr umsetzen. Ich denke, das wird unserer Musik ganz gut tun, indem man verschiedene Einflüsse vereinigt.

T.P.: Manchmal werden Songstrukturen der Band vorgestellt und eingeübt. Dann kann jeder seine Ideen einfließen lassen, sei es beim Arrangieren oder beim Ergänzen. Manchmal kommt Blumi auch schon mit fertigen Songs an, die letztlich noch etwas Feinschliff bekommen. Andermal werden Ideen per Homerecording aufgenommen und der Band präsentiert. Oft werden halbfertige Songs live im Proberaum aufgenommen, damit jeder sich zu Hause mit ihnen beschäftigen kann. Da wir nur einmal pro Woche proben, müssen wir versuchen, die effektivste Art des Songwritings  rauszufinden.

Joxe: Seid Ihr schon öfters darauf angesprochen worden, dass der Chorus von „Death On Demand“ an „The Sentinel“ von Judas Priest erinnert?

El Rojo: Nein, ehrlich noch nicht! Und da haben weder T.P. noch ich drauf geschielt, als wir die Gesangsmelodie entwickelt haben. Echt Zufall! Generell ist dazu zu sagen, dass es mir auch oft so geht: Man hört irgendwas und denkt: "Kenne ich das nicht?“ Angesichts der beschränkten Noten in der Tonleiter und der vielen Jahrzehnte, seit diese für Heavy Metal benutzt wird, ja auch nicht weiter verwunderlich. Wenn der Referenzrahmen für unsere Songs durch Judas Priest Kompositionen "in ihren besten Zeiten" definiert wird, nehme ich das als echtes Kompliment!

T.P.: Au weia, noch nie. Nun, bevor die Gesangsmelodie entstand, gab`s natürlich die Instrumentalversion des Chorus. Dann hatte ich eine Idee für den Gesang, habe diese auch aufgenommen und der Band vorgestellt. Was dann passiert ist, hat etwas mit „stiller Post“ zu tun. Da mein Gesang absolut schrecklich und die Aufnahme sehr undeutlich waren, muss ich mich eigentlich dafür bedanken, dass Rob sich so sehr damit auseinander gesetzt hat. Jedenfalls wurde die Phrasierung einen Tick geändert, und später, nachdem ein Text existierte, das Ganze auch nochmal ein wenig verändert, was auch völlig normal und gewollt ist. Aber an „The Sentinel“ hat zu keiner Zeit irgendeiner von uns gedacht

Joxe: Das Cover sticht ebenfalls ins Auge. Dafür verantwortlich war Dimitar Nikolov? Habt Ihr dem Künstler Vorgaben gegeben?

El Rojo: Ja, unser "Mascot" sollte  das "äußerste Mittel des Königs" bzw. die ultimative Waffe des Königs repräsentieren: Die übrigen "Werkzeuge" stehen "stramm", den Blick demütig geneigt vor der zentralen Figur, die so machtvoll ist, dass selbst der König im Grunde davor scheut, sie zu entfesseln. Denn dieser Mann ist letztlich nicht zu kontrollieren und es besteht immer die Möglichkeit, dass er selbst dem König gefährlich wird.....So wie der Krieg (dafür könnte er Symbol sein), der, einmal losgetreten, auch denen den Kopf kosten kann, die ihn zu verantworten haben! Daher war der Satz "Ultima Ratio Regis" auch in die preußischen Kanonen des 18. Jahrhunderts geprägt: Als Drohung und Warnung zugleich! Dumm, dass Kaiser Wilhelm sich 1914 dieser Mahnung nicht erinnerte.

METAL INQUISITORJoxe: Wo habt Ihr aufgenommen und wer war Produzent? Habt Ihr auch alles zusammen mit Olof Wikstrand eingespielt, der das Album gemixt und gemastert hat, oder habt Ihr die Aufnahmen selbst geregelt?

T.P.: Aufgenommen wurde das Album, wie auch seine Vorgänger von Wally im Toxostudio in Koblenz. Wir haben mittlerweile einige Studios für Probeaufnahmen im Raum Koblenz gecheckt und sind der Meinung, dass der Sound hier unseren Vorstellungen am Nächsten kommt. Olof hat die Aufnahmen dann abgemischt und gemastert. Mit dem Ergebnis sind wir äußerst zufrieden. Es ist eben wichtig, dass eine solche Arbeit jemand macht, der die Musik versteht und weiß, was er zu tun hat. So war die Zusammenarbeit mit ihm, zumindest für uns, sehr entspannt.

Joxe: Mit einem Bein habt Ihr produktionstechnisch den Underground verlassen. In wie weit hat es damit zu tun, dass Ihr nun bei einem anderen Label seid? Ich denke mal, ihr habt den Wechsel kritisch diskutiert…?

Blumi: In unserer Biografie hatte ein Label noch nie irgendeinen Einfluss auf unsere Musik oder Aufnahmetechnik gehabt! In der Hinsicht lässt man uns absoluten Freiraum, den wir uns auch nicht nehmen lassen würden. Es wäre ja auch ziemlich töricht künstlerische Arbeit zu verbiegen. Das geht nach hinten los. Für mich bedeutet „Underground“, Musik unabhängig von Reviews oder Trends zu kaufen und ebenso unabhängig selbst zu machen. Da sehe ich bislang keine Veränderung bei uns.

Havoc: Den Underground verlassen? Also wenn der Walli von Toxoplasma und Olof von Enforcer kein Underground sind, dann verstehe ich die Definition nicht ganz. Wir waren, sind und bleiben Underground. Der Wechsel zu Massacre war nötig und richtig. Hier waren wir uns völlig einig. Massacre unterstützt uns und nimmt keinen Einfluss, den wir nicht wollen. Auch das ist Underground.

T.P.: Produktionstechnisch hat sich nicht viel geändert, bis auf die Tatsache, dass der Mix in Schweden getätigt wurde. Das Album klingt aber doch nicht nach Mainstream! Ich finde den Sound weder glattgebügelt noch aufgeblasen. Ich höre hier und da sogar kleine Fehler. Der Labelwechsel hat auf den Sound also keinen Einfluss gehabt, zumal auch das Budget fürs Studio ähnlich dem des Albumvorgängers war. Uns war es wichtig, ein ausreichendes Budget für die Albumproduktion zur Verfügung zu haben, ohne selbst in Vorkasse treten zu müssen. Das war ein wichtiger Grund für unsere Entscheidung, zu Massacre zu gehen. Bis jetzt lief alles sehr professionell, und ich bin überrascht, wieviel Werbung schon Monate vor dem Release betrieben wird. Ich würde lügen würde ich sagen, dass mir das nicht gefällt.

Joxe: Sonst hat sich bei Euch ja nichts Grundlegendes geändert. Wie würdest Du denn Eure Entwicklung beschreiben, seit der Gründung mit Eurem damaligen Drummer Husky bis heute?

Blumi: Ich würde behaupten, dass wir schon mit „Seven Inches For The Second Attack“ unseren MI-Stil gefunden hatten. Waren wir doch auf unserem ersten Demo ziemlich ungehobelt. Aber das hat ja auch so seinen Charme. Vielleicht kann man aber „Doomsday For The Heretic“ als eine zweite Zäsur betrachten. Seit dem Zeitpunkt konnte man Die Hard-Anhänger des ausschließlich ersten Albums ausmachen.

Joxe: Blumi, Bei Eurem Auftritt im Essener Cafe Nova hast Du Euren wegen Erkrankung daheim gebliebenen Shouter El Rojo am Mikro ersetzt, was bei den Fans sehr gut ankam, weil das professioneller war, als man annehmen durfte. Hast Du zuvor schon einmal seinen Posten mit übernommen?

Blumi: So was werden wir nicht wieder machen, weil es die Leute zu sehr irritiert und unseren Sänger sicherlich auch. Mein Element bleibt die Gitarre. Punkt.

Joxe: Was liegt nun an bei Euch, nur Festivalauftritte oder eine ganze Tour?

Havoc: Wir werden einige Konzerte spielen und unseren Traum mal nach Japan zu kommen umsetzen. Mal sehen was sich noch so anbietet die nächste Zeit. Da unsere Möglichkeiten familiär und beruflich begrenzt sind, treffen wir hier gezielt eine Auswahl.

Joxe: Okay, wir nähern uns dem Ende des Interviews. Sagt uns doch bitte Eure fünf Albumfavoriten aller Zeiten!

T.P.:
METALLICA – “ Kill ‘em All”
METAL CHURCH – “Metal Church”
QUEENSRYCHE – “Operation Mindcrime”
NEVERMORE – “Dead Heart In A Dead World”
IRON MAIDEN – “Powerslave”

Blumi:
IRON MAIDEN – “Seventh Son Of A Seventh Son”
METALLICA – “ Kill ‘em All”
WITCHFYNDE – “Lords Of Sin”
TYGERS OF PAN TANG – “Wildcat”
BLACK SABBATH – “The Eternal Idol”

Joxe: Okay. Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Euch!

Blumi: Man sieht irgendwo mal bei 'nem Bierchen!

 

Klick hier zum Review der neuen Scheibe "Ultima Ratio Regis":  http://www.crossfire-metal.de/6713-0-METAL-INQUISITOR-ULTIMA-RATIO-REGIS.html



Autor: Joxe Schaefer