SEPULTURA, LEGION OF THE DAMNED, FLOTSAM AND JETSAM, MORTILLERY

Bochum, Matrix, 07.02.2014

MORTILLERY caraDie fünf Kanadier von Mortillery starteten gut zehn Minuten vor Beginn. Die Matrix in Bochum war zu dieser recht frühen Zeit schon gut gefüllt, und setzte damit ein Zeichen für Interesse an Thrash Metal aus verschiedenen Generationen. Die eröffnenden Kanadier kamen aus Edmonton in Alberta, und waren durch eine Shouterin mit kräftiger Brüllstimme gesegnet, bei der man auch hören darf, dass die Vocals von einer Frau kommen. Cara McCutchen war mit Metallkutte im Kettenminirock nicht die einzige Weiblichkeit in der Band, denn zusammen mit Bassistin Miranda Wolfe kamen sie auf eine Quote von 40%. Eingepackt und im Programm integriert hatten sie ihren Zweitling „Origin Of Extinction“, und sie bekamen für ihren zackigen Thrash mit einer halben Stunde Spielzeit deutlich mehr als Höflichkeitsapplaus. Da wurde sich anständig von der Audienz verabschiedet und noch einmal Gitarrenhälse in die ersten Reihen gehalten. Diese klassischen Thrasher sollte man sich nicht entgehen lassen, sobald sich wieder eine Gelegenheit bietet, sie in unseren Gefilden wieder sehen zu können. Ein cooler Auftritt, wenn auch Facebookkumpel Karl Laschnikow sie als Nightwish des Thrash Metal bezeichnete, und dann sogar noch auf sein namentliches Zitat bei CROSSFIRE bestand.

 

FLOTSAM AND JETSAMBei den Urgesteinen von Flotsam And Jetsam, die mit ihren Outputs jüngeren Datums nicht mehr den Biss ihrer ersten 80er Scheiben wie „Doomsday For The Deceiver“ und dem grad neu eingespielten und heute im Fokus stehendem „No Place For Disgrace“ vorlegten, konnten sich auch live schon mal die Geister scheiden. Während doch in dem Punkt, es hier mit einem alt-eingeschworenen Bandgefüge zu tun zu haben, sich alle einig waren und das honorierten. Die Flots hatten wieder die alte Mannschaft zusammen, das Line-Up nach Jason Newsted’s ausstieg. Shouter Eric, der sein Publikum nicht nur zu „Motherfuckery“ mit Motherfuckers anredete, sprach bei einem sich weiter füllenden Venue von den selben Flotsam & Jetsam „…fucking thirty years ago“. Zwar sind sie bereits ältere Herren, performten aber alles andere als statisch. Dementsprechend war auch der Altersdurchschnitt des Publikums, doch glücklicherweise waren auch einige sehr junge Besucher auszumachen. Nach vierzig Minuten beendete die Einheit aus Arizona ihren Auftritt, der auf keinen Fall mit zu wenig Bass gesegnet war.

 

LEGION OF THE DAMNEDNach dem aktuellen Album von Black Sabbath in der Umbaupause, ballerten Legion Of The Damned los. Aus Occult hervorgegangen, waren sie seit Umbenennung 2005 omnipräsent. Oft war der Fünfer der Kritik ausgesetzt, zu mechanisch zu klingen und Songs mit zu wenig Wiedererkennungswert zu haben. Doch heute standen sie im Billing vor Sepultura. Das passte in so fern recht gut, dass beide Bands auf Rhythmik und Groove viel Wert legen. Jedoch kann man den Holländern auf keine Fall Faulheit vorwerfen, denn sie veröffentlichten regelmäßig Alben und es gab genügend Möglichkeiten, sie live sehen zu können. Mit „Son Of The Jackal“ im Eröffnungsdoppel wurde unter Rauch und vielen Lichtblitzen eindrucksvoll bewiesen, das sie auch Songs haben, die man sehr wohl wiedererkennen kann. Sonst gaben sie sich aber recht bewegungsarm, wenn nicht gerade die drei brettumgeschnallten Frontmähnen sich die Rübe abschraubten. Doch der Aktivposten war Shouter Maurice, der alleine während „Death’s Head March“ sechs mal auf der anderen Bühnenseite zu sehen war. Schenkte man der Temperaturanzeige einer bierbewerbenden Digitalazeige im Thekenbereich Glauben, so näherte sich der Celsiuswert in der Tube den dreißig Grad. Daran kanns gelegen haben, dass auch die Audienz nicht durchweg wild abfeierte. Legion Of The Damned waren nicht meine Band, aber sie lieferten heute für fünfzig kurzweilige Minuten einen fetten Auftritt, dem noch der Song „Twilight Zone“ von ihren Landsleuten Golden Earring aus der Konserve folge, bevor man in der Umpause die Anwesenden mit Grand Magus unterhielt.

 

SEPULTURA andreasNachdem die Brasilianer auf dem Rock Hard Festival im letzten Jahr so fürchterlich abgeräumt hatten, bekam man es hier in Bochum mit einer vollen Tube in der Matrix zu tun. Das muss sich wohl herum gesprochen haben, und so standen die Zeichen nun auf Sepultura. Die Zusatztrommel für Shouter Derrick Green wurde vor dem Drumkit aufgebaut, und dann enterten Andreas Kisser und Co die Bühne. Spätestens nach den beiden ersten Tracks ihres aktuellen Albums, zog das Quartett mit „Kairos“ als Drittes die Menge auf seine Seite. Derricks Ansagen waren mit „Wie geht’s“ und ein paar anderen Floskeln auf Deutsch geprägt, und punktete vor allem mit seiner Aussage „We Are All Sepultura Tonight“. Gespielt wurde „Manipulation Of Tragedy“, dem später noch „The Age Of The Atheist” folgte, beide von ihrem aktuellen Album mit dem knappen Titel “The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart“. Sepultura legen noch immer ihr Hauptaugenmerk bei der Songauswahl auf Tracks neueren Datums, die ebenfalls nicht minder Brummen können. Besonders bei den vielen trommelbestimmten Slowparts aus Richtung der feuerrot und gelb beleuchteten Bühne beklagte sich niemand über zu wenig Bässe, vor allem nicht die Besucher weiter hinten in der Tube. Andreas Kisser erinnerte mit seiner Ansage noch einmal an das vergangene Jahr, in dem man das zwanzigjährige Jubiläum ihre Albums „Chaos A.D.“ feierte, und sagte von dem Album das Cover von New Model Army „The Hunt“ an, welches frisch Bewegung in die Menge brachte. Es  mussten sich noch Pflichtklassiker wie „Refuse/Resist“, „Arise“ und „Roots“ in die Setlist mischen, auch um gegen Ende des Thrashabends für ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Oldschoolsachen und neuerem Material gesorgt zu haben, ohne die auch das jüngere Publikum ihre Heroes nie von der Bühne lässt.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer