BULLDOZING BASTARD - ...fackeln nicht lange!


Die Metal-Welt ist ein Dorf… Ich sollte zeitgleich die neuesten Outputs von Bulldozing Bastard und Quintessenz für CROSSFIRE besprechen. Einen Monat später habe ich erfahren, dass Bulldozing Bastard sogar mit meiner Band Black Horizonz in Northeim bei Göttingen spielen würden. Und dort wiederum habe ich erfahren, dass Stefan Genözider, seines Zeichens Gitarrist und Sänger von Bulldozing Bastard und Einzelkämpfer von Quintessenz, sogar den Marius, einen meiner besten Freunde, kennt und mit ihm seine Fanzines gegen Tonträger getauscht hatte! Dieses Interview zwang sich also geradezu auf, hehe! Auf jeden Fall finde ich beide Horden total geil und lasse Herrn Genözider natürlich gerne an dieser Stelle ausführlich zu Wort kommen!

BULLDOZING BASTARD logoDaniel: Hallo Genözider! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Bulldozing Bastard!

Genözider: Zwischen der Gründung der Band im Sommer 2012 und der Aufnahme der „Disco Destructors“ EP liegen ganze vier Wochen. Wir wollten nicht lang fackeln, von vornherein richtig loslegen. Die Marschrichtung war für Irön Kommander und mich von Anfang an gesteckt. Jetzt galt es nur noch, keine Kompromisse mehr zu machen. Die EP kam dann auch im Sommer über unser eigenes Label Heavy Metal Sturmtrupp Records raus und war relativ schnell ausverkauft. Anfang 2013 gab's dann die erste LP “Bulldozing The Vatican” mit CD-Release von Go Fuck Yourself Productions und Vinylrelease von Heavy Forces Records. Während der Aufnahmen dazu kam die Anfrage von Whipstriker Mastermind Victor für den Release einer Split-7“. Die erschien Anfang Januar über Evil Spell Records. Wir sind in den letzten Monaten unfassbar viel unterwegs gewesen und arbeiten gerade am Songwriting zum neuen Album.

Daniel: Welche Bands haben Euch beeinflusst?

Genözider: Das ist schnell gesagt. Von Anfang an waren unsere Einflüsse Motörhead, Venom, Tank und Bathory. Daran hat sich bislang nichts geändert und daran wird sich auch glaube ich nie etwas ändern. Street Metal, Rock 'n' Roll, Power!

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es hauptsächlich um die Erfüllung der typischen Klischees? Oder steckt auch eine bestimmte „Botschaft“ dahinter?

Genözider: Hauptsächlich besingen wir unsere eigene Musik und die damit einhergehenden Verhaltensmuster, hehe! Eine bestimmte Botschaft haben wir nicht. Pseudo-politischen Bullshit à la „Krieg ist Scheiße“ machen andere. Bei uns geht's um Rock 'n' Roll, Bulldozer, Frauen und das Konsumieren von Mariacron.

Daniel: Ihr spielt im Moment auch ziemlich viel live. Im Dezember habt Ihr mit Black Horizonz in Northeim (bei Göttingen) und im Januar mit Bursting Out in Eindhoven/Holland gespielt. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen und nicht nur gelegentlich das Studio zu entern?

Genözider: Bei der Musik, die wir machen, sind Gigs das A und O. Wir sind momentan in der Tat gut unterwegs, haben in den letzten zwei oder drei Monaten über zehn Konzerte gespielt. Das Konzert in Holland war Teil unserer „Bulldozing Europe 2014“-Tour mit unseren Kameraden von Burstin' Out und Hellhunt. Aber jetzt kehrt erst einmal wieder Ruhe ein und wir können uns aufs Songwriting konzentrieren.

Daniel: Mit welchen Bands habt Ihr denn noch so zusammen gespielt? Waren das nur unbekannte Underground-Bands oder waren auch schon etwas größere Namen darunter?

Genözider: Wir sind momentan natürlich noch im tiefsten Underground unterwegs, was aber nicht sehr verwunderlich ist bei der Musik, die wir machen. Im Sommer stehen aber dann die ersten Open Airs an. Zum Einen sind wir für das Metalheadz Open Air in Bayern bestätigt, bei dem Bands wie Nocturnal und Portrait zugegen sind. Das zweite Open Air ist das berühmt berüchtigte Metal Magic Festival in Dänemark. Das beste Festival weit und breit. Hier spielen unter anderem Aura Noir, Nunslaughter und Infernö. Was will man mehr?

Daniel: Kommen wir nun mal zu Dir, denn Du bist ja im Underground ziemlich aktiv. Du hast noch ein Soloprojekt namens Quintessenz, von denen auch 2013 ein Album, „Back To The Kult Of The Tyrant“, gab. Wo liegen Deiner Meinung nach genau die Unterschiede zwischen Bulldozing Bastard und Quintessenz? Beim ersten Hören ähneln sich beide Bands ja erst mal sehr…

Genözider: Findest du? Ich finde die Unterschiede sehr groß! Aber das merke wohl immer nur ich, haha! Quintessenz ist purer First Wave Black Metal, Bulldozing Bastard ist Speed Rock 'n' Roll. Es gibt kein Riff bei Quintessenz, das ich bei Bulldozing Bastard hätte verwenden können. Naja, mit dem jeweils zweiten Album werden die Unterschiede dann mehr als deutlich. Versprochen. Sowas hat viel mit Stimmung und Feeling zu tun. Hör dir mal „Die In Fire“ von Bathory an: purer Black Metal. Wäre das Ding auf Motörhead´s „Orgasmatron“ gelandet, wäre das niemandem aufgefallen.

Daniel: Das Cover des Quintessenz-Albums sieht ja erst mal aus, als ob das Projekt wie Sarcofago, Blasphemy oder Beherit klingt. War das von Dir so beabsichtigt? Die Mucke klingt ja doch etwas anders…

Genözider: Das Cover ist bewusst sehr auf Black Metal getrimmt. Klar, der Baphomet mag vielleicht an die typischen War Metal Bands erinnern, ich finde das Cover aber mehr als passend. Ich wollte den Ausspruch „Reinflame The Stake!“ („Besinnt euch auf die alten Tage und Rituale des Heavy Metals zurück!“) gezeichnet sehen. Das ist gelungen.

BULLDOZING BASTARD genöziderDaniel: Wer hat das Cover eigentlich gemalt? Und wie bist Du mit dem Künstler in Kontakt gekommen?

Genözider: Der Künstler, der auch verantwortlich für das Cover der „Bulldozing The Vatican“ sowie für beide Bandlogos ist, heißt Christoph Breit und kommt aus dem Saarland. Er ist unter anderem für das alte Cruel Force Logo, das Witching Hour Logo und noch vieles mehr bekannt. Kennen tue ich ihn aus den alten Thrashers Germany Zeiten. Für 80er Heavy Bandlogos gibt's in Deutschland keinen Besseren.

Daniel: Beide Bands haben ihre aktuellen Scheiben auch auf Vinyl veröffentlicht. Wie kam es dazu? Habt Ihr das Ding verschickt und auf Reaktionen gewartet? Oder kam die Anfrage durch die Labels?

Genözider: Heavy Forces hat den Release einer LP für Bulldozing Bastard vorgeschlagen, noch bevor die erste EP überhaupt draußen war. Wir hatten einen Teaser hochgeladen, der ihm so gut gefiel, dass er gleich Nägel mit Köpfen machen wollte. Bei Quintessenz lief das etwas anders. Ich hatte gerade mein „Über Metal“-Demo veröffentlicht und Kontakt zu Hades von Omega hergestellt, der zu dieser Zeit bereits bei Evil Spell Records unter Vertrag war. Er war von dem Demo so begeistert, dass er ES Records gleich drängte, einen Vertrag mit mir zu machen. Das kam dann auch zustande. Danke dafür, Hades! Generell ist Vinyl das von uns bevorzugte Medium. Nicht aus billigen nostalgischen Gründen, sondern einfach weil´s unserer Musik und unserer „Art“ (das Wort „Image“ zu vermeiden fällt mir hier nicht leicht) weitaus dienlicher ist.

Daniel: Unterscheiden sich musikalische Einflüsse und Texte von Bulldozing Bastard und Quintessenz sehr? Und wenn ja: Inwiefern?

Genözider: Ja, auf jeden Fall. Die Bulldozing Bastard Themen habe ich dir ja eben schon genannt. Quintessenz, eine pure Hommage an die alten Tage des Heavy Metals, befasst sich auch lyrisch hauptsächlich mit dem Phänomen der First Wave. Natürlich gibt es einige Ausreißer, gerade für die Zukunft des Projekts lege ich mich auch noch überhaupt nicht fest, aber hauptsächlich geht es um Heavy Metal, Satan und die Apokalypse. Diejenigen, die das mit einem müden Gähnen abtun, für die ist diese Musik auch nicht gemacht. Black Metal Holocaust. Nicht mehr, nicht weniger.

Daniel: Stimmt es, dass die Band zuvor GenozideRichards Quintessenz hieß? Wie kam es zu diesem seltsamen Namen?

Genözider: Die Demo ist noch unter dem Namen GenozideRichards Quintessenz veröffentlicht worden. Ich habe mir bei dem Demo an sich nicht viel gedacht, hatte keine Zukunftspläne und wollte meinen damaligen Künstlernamen einfach mit ins Logo einbauen. Als das ganze dann richtig losging, habe ich davon aber Abstand genommen. Ein Bandname muss „catchy“ sein.

Daniel: Könntest Du Dir vorstellen, auch mit Quintessenz live zu spielen, obwohl es Dein Soloprojekt ist? Du müsstest Dir dann ja Session-Musiker suchen…

Genözider: Bereits seit 2012 spiele ich mit Quintessenz regelmäßig live. Barrage Beast (Horn, Licht Erlischt..., Zerstörer, Cross Vault), Grave Persecutor (Cross Vault) sowie Irön Kommander (Bulldozing Bastard) helfen mir hier mit den Instrumenten aus, sodass ich mich nur aufs Singen konzentrieren kann. Die Zukunft der Auftritte ist aber, ob des extremen Zeitmangels, ungewiss. Ich denke, dass man 2014 nicht mit vielen Auftritten rechnen kann.

Daniel: In Holland hast Du außerdem noch bei Hellhunt Schlagzeug gespielt. War das eine Aushilfe als Freundschaftsdienst? Oder bist Du da tatsächlich auch noch Mitglied?

Genözider: Jau, ich habe über die gesamte Tour hinweg bei Hellhunt Schlagzeug gespielt. Da es zur Personalsache da noch keine offizielle Mitteilung gibt, halte ich mich hier etwas bedeckt, kann aber versprechen, dass es nicht die letzten Auftritte waren, die ich mit den Jungs gespielt habe. Hellhunt ist einer der besten Newcomer aus Deutschland und ich bin stolz auf der Tour ein Teil von ihnen gewesen zu sein. Eine Band mit eigenem Stil, eigenen Ideen und ausnahmslos geöffneten Türen vor ihnen.

Daniel: Du spielst auch noch bei Obsessör, die auch Black-/Thrash Metal spielen. Hast Du nicht Angst, Dich ständig zu wiederholen? Die Bands klingen doch alle recht ähnlich… Oder ist Dir das egal, weil das genau die Musik ist, die Dir am meisten bedeutet?

Genözider: Puh, also wenn du jetzt Obsessör Ähnlichkeiten zu den beiden anderen unterstellen willst, fange ich langsam an zu zweifeln, haha. Obsessör ist purer Black Thrash-/Speed Metal. Finde mir eine Thrash-Nuance in Bulldozing Bastard oder Quintessenz, und du bekommst ein Release-Abonnement auf Lebenszeit. Daher habe ich in diesem Punkt keine Angst mich zu wiederholen!

BULLDOZING BASTARDDaniel: Wie kommt es eigentlich, dass Du auch Mitglied bei Omega aus Griechenland bist (die ebenfalls Black-/Trash spielen)? Und wo probt Ihr? Probt Ihr überhaupt? Oder schickt Ihr Euch nur MP3-Dateien hin und her, wenn Ihr ein Album in Angriff nehmt?

Genözider: Hades hat mich 2012 gefragt, ob ich willens wäre, ihm als Gitarrist auszuhelfen. Da die „Second Coming, Second Crucifixion“ damals zu meinen absoluten Dauerbrennern aufm Plattenteller zählte, habe ich da nicht lange gefackelt. Wir haben bislang zwei Gigs gemeinsam gespielt: Death Doomed The Age in Bayern und eine Clubshow in Sofia, Bulgarien. Die Proben haben jeweils einen Tag vorher stattgefunden. Ich habe mir vorher in aller Ruhe die Songs drauf geschafft, sodass das alles kein großes Problem war. Wir proben mit keiner Band regelmäßig. Meist nur einmal vor einem Konzert. Beim Songwriting und Aufnahmen war ich bislang noch nicht beteiligt. Auch hier ist die Zukunft ungewiss, mal sehen wie es weitergeht. Hades wohnt mittlerweile in Norwegen und hat dort gut zu tun. Bislang ist es ja noch recht ruhig um Omega was Auftritte angeht. Sollten in nächster Zeit viele Konzerte anstehen, muss man gucken wie man sich arrangiert. Ich kann mir dann auch gut vorstellen, dass er einen passenden und vor allem erreichbareren Ersatz in Norwegen findet.

Daniel: Eine Band von Dir, die völlig aus dem Rahmen fällt, ist Beer Pressure, sehr amerikanisch klingen und Thrash Metal mit Crossover-Einflüssen spielen. Seit 2012 ist dieses 2007 gegründete Projekt allerdings auf Eis gelegt. Was ist los bei den Jungs? Warum geht es erst einmal nicht weiter?

Genözider: Beer Pressure kann man mittlerweile, mit etwas Abstand betrachtet, als Vorreiter Bulldozing Bastards ansehen. Was als Crossover-/Thrash anfing, entwickelte sich aber ab 2010 deutlich in die Speed 'n' Roll Ecke. Die letzten beiden Releases „Alcoholic War Commander“ und „In The Name Of Steel, Slaughter & Scumfuc“ sind dem Stil Bulldozing Bastards nicht so fremd, wie man vielleicht vermuten möchte. Wir haben sogar ein komplettes Album aufgenommen, das eigentlich über Abyss Records veröffentlicht werden sollte, aber im Zuge der Aufnahmen haben wir festgestellt, dass die Luft einfach raus ist. Ich höre die Scheibe immer wieder gerne und kann mir gut vorstellen, dass wir das Ding mal raushauen. Ansonsten wird´s von Beer Pressure nichts mehr geben.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass Du Genözider mit „ö“ schreibst? Ist das Dein persönlicher Tribut an Motörhead, sieht es einfach nur gemeiner aus? Oder gibt es vielleicht einen ganz anderen Grund dafür?

Genözider: Gemeiner? Heavy Metal Umlaut halt!

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Bulldozing Bastard aus? Und was planst Du demnächst noch so mit Quintessenz?

Genözider: Für Bulldozing Bastard haben wir im April einen Studiotermin, um unsere zweite Platte aufzunehmen. Wir sind mitten im Songwriting und ich verspreche, dass wir aufs letzte Album noch mal ´ne ordentliche Schippe drauflegen, vor allem in Sachen Sound. Für Quintessenz arbeite ich auch am zweiten Album. Aber da lass' ich mir Zeit. Das Glück zu haben, dass man für niemanden mitverantwortlich ist, sich um nichts kümmern muss, sollte man stets ausnutzen und sich mit allem Zeit lassen. Die „Back To The Kult Of The Tyrants“ habe ich im Laufe eines halben Jahres aufgenommen. Mal sehen wie ich es diesmal mache.

Daniel: Na gut, Genözider! Die letzten Worte gehören Dir!

Genözider: Danke fürs Interview, Chef! Straight From The Gutter! Street Metal Force!

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Autor: Daniel Müller