TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA

Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle, 16.01.2014

TSO index LIVE 2014Das Jahr 2014 beginnt schon mal recht gut, würde ich behaupten. Nachdem TSO in der Silvesternacht live am Brandenburger Tor das neue Jahr mit ihrer atemberaubenden Show begrüßen durften, zieht die Musikerschaft nun seit dem 10. Januar weiter auf großer Tournee durch England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Tschechien, Österreich und der Schweiz. Und siehe da, sogar bei uns machten sie für sechs Shows auf ihrer Winter Tour halt. Ja, leider nur sechs Shows. Die siebte Show in Kerpen wurde leider aus organisatorischen Gründen abgesagt. TSO begeisterte in den vergangenen fünfzehn Jahren mehr als zehn Millionen Besucher mit 1.500 Konzerten und einer sagenhaften Show. Hinter diesem Projekt stecken die kreativen Savatage-Köpfe Jon Oliva und Produzent Paul O'Neill, die mit der perfekten Mischung aus fesselnden Broadwaymusical und Rockmusik gepaart mit Klassik, Folk und R&B eine gewaltige Show auf die Beine gestellt haben, die vergeblich ihres Gleichen sucht. Natürlich sollte auf diesem Wege auch das frisch im Oktober 2013 veröffentlichte Album „Tales Of Winter“ gebührend gefeiert werden. CROSSFIRE besuchte TSO in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle, um sich das Spektakel der Extraklasse einmal live anzusehen.

 

TSO erica jerrySchon auf dem Weg zur Halle konnte man die Savatage Shirts unter den Jacken und Mänteln hervorblitzen sehen. Die Spannung war natürlich groß, wie viele der alten Songs es mit auf die Setlist geschafft hatten. Auf Grund der Masse, der Savatage T-Shirts konnte ich jedoch nicht das Vorurteil bestätigen, dass viele Savatage Fans dem TSO Projekt kritisch gegenüber standen. Aber nicht nur erwartungsvolle Savatage Anhänger waren angereist, sondern auch Menschen, die TSO im Fernsehen beobachtet hatten und begeistert waren, oder sich von den Beethoven und Mozart Kompositionen locken ließen. Und gerade diese Menschen gingen teilweise höchst neugierig und interessiert auf die Geschichte von Savatage und dem Trans-Siberian Orchestra auf die Savatage gekennzeichneten Fans zu. Pünktlich zum Beginn war die Halle mit ca. 1900 Seelen gefüllt. Als Redakteur tanzt man ja des Öfteren auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig. Da passiert es dann und wann, dass man an einem Abend alles alleine an der Backe hat. Fotos, Interviews, Showbericht und am besten alles vollständig und Detailgetreu. Nun, das Interview blieb heute aus, dafür robbte ich im mittleren Gang neben der ersten Reihe auf dem Fußboden herum, hoffte der Boden sei ordentlich gewienert und meine Kamera den Lichtverhältnissen gewachsen.

 

TSO jeff scott sotoDas Licht ging aus, die Show begann und für einen Moment lang vergaß ich fast, dass ich fotografieren wollte. Der Sound und die Lichttechnik bzw. Lasershow waren wirklich atemberaubend! Chris Caffery und Band machen ordentlich Show und posten um die Wette, und mittendrin und immer wieder im Vordergrund die hübsche, spitzbübische Violinistin Asha Mevlana. Des Weiteren der tolle Chor, dessen Mitglieder alle nachfolgend mal den Leadgesang übernehmen durften. Nach zwei instrumentalen Stücken, der Begrüßung und Einführung des Erzählers, trat der erste Sänger auf die Bühne: Jeff Scott Soto (Talisman, ex-Yngwie Malmsteen). Mit seiner gewohnt lockeren Art und Entertainerqualitäten beglückte er das Publikum mit dem ersten Savatage Klassiker des Abends, namens „This Is The Time“. Die Freude war groß! Wenig später folgte ihm Erica Jerry mit kraftvoller Stimme und einer sagenhaften Performance von „Handful Of Rain“, sowie der gutaussehende Nathan James mit dem Hit „Gutter Ballet“. Die Mischung aus den alten Savatage Kanonen und den reinen TSO Stücken war genial umgesetzt worden, und absolut ausgewogen. Genau so wie der Sound, Metal Meets Classic, auch hier war alles genau auf dem Punkt und harmonierte wunderbar zu einem tollen Klangerlebnis. Ein weiteres Highlight war der Auftritt von Jeff Scott Soto mit „Misery“. Das Biest trat auf die Bühne und spielte seine Rolle mit dem Feuer (in Form von jeder Menge Pyrotechnik) perfekt. Und dieses fiese, düstere Gelächter dabei. Jeff, das war der Hammer. Wenig später folgte Kayla Ross mit „Someday“. Was eine Stimme! So kraft- und ausdrucksvoll. Ich zitiere eine anwesende Freundin mit den Worten „Die singt Dir die Klamotten vom Leib!“ Getoppt hat das für mich nur noch Robin Borneman mit meinem persönlichen Savatage Hit „Believe“. Der junge Herr muss definitiv jeden morgen einen Bass zum Frühstück verspeisen und mit Louis Armstrong verwandt sein, ganz großes Kino, was uns da geboten wurde.

 

TSO al pitrelliMit der Stimme fesselte er spürbar den gesamten Saal an den Stühlen. Stühle, richtig, da war doch noch etwas. Der gesamte Saal war leider nur bestuhlt, was nun aber nicht so schlimm war. Ziemlich häufig animierte Caffery das Publikum zum Aufstehen und Mitfeiern, was recht häufig auch ohne seine Hilfe geschah. Die älteren Herrschaften freuten sich dann, wenn sie wieder sitzen duften, die Jüngeren, mit Metal in den Venen, wenn sie wieder aufstehen und bangen durften, so ist das eben. Man machte halt das Beste draus. Ein Hingucker für die männlichen Gäste war sicherlich der Auftritt der hübschen und im tollen Abendkleid gehüllten Chloe Lowery mit dem Titel „After The Fall“, den sie auch noch, wie sollte es auch anders sein, mit Bravour sang. Schlechte Sängerinnen oder Sänger gab es an diesem Abend nicht. Hier stand wirklich eine Elitetruppe auf der Bühne. Der letzte Savatage-Beitrag kam von Nathan James und hieß „All That I Bleed“. Am Ende des Songs kommentierte ein Fan lautstark aus dem Publikum den Abend mit „Ich raste aus! - Geil“ und sprach damit sicherlich jedem Besucher aus der Seele. Der Applaus ließ nicht lang auf sich warten. Nach dem gesanglichen letzten Vortrag von Rob Evan und „Epiphany“ wurde es zum Ende hin dann noch mal eine Runde klassischer. Der Erzähler bedankte und verabschiedete sich, sowie die Band. Jane Mangini und Vitalij Kuprij duellierten noch mal ordentlich an den Pianos, Asha fegte über ihre Violine und Chris Caffery und Co. hauten in die Saiten und Becken. Die deutsche National Hymne, das beliebte „Beethoven, „Requiem“ und natürlich „Sarajavo 12/24“ durften absolut nicht fehlen, und rissen die Leute ein letztes Mal von den Stühlen.

 

Was für ein gelungenes Spektakel. Was ein verzauberter Abend. Es lebe Jon Oliva. Ganz großes Tennis, das ich mir garantiert noch mal ansehen werde. Nicht zuletzt wegen der sehenswerten Umsetzung der Savatage Hits. Abschließend sei noch zu sagen, die Magie des Trans-Siberian Orchestra muss man definitiv live erlebt haben! Wer noch etwas Pepp in den müden Knochen hatte, stellte sich an die zumutbare Schlange an und traf die gesamte Belegschaft zum Miniplausch und Autogramme jagen in der Vorhalle. Danke, dass wir dabei sein durften!



Autor: Denise Schokolowski - Pics: Denise Schokolowski