LOUISE DISTRAS, THOMAS ALLAN

Essen, Anyway, 03.12.2013

Mit “Dreams From The Factory Floor”, dem aktuellen Werk von Frau Distras, kam die Lady in unserer Redaktion ins Gespräch. Kollege Joxe schrieb ein gefälliges Review und beschrieb die junge Dame als eine Mischung aus Joan Jett, Courtney Love und Janis Joplin. Hatte ich da was übersehen? Nun, da Louise im Club Anyway, den ich vorher noch nie betreten hatte und der sich in der Nähe (in Essen) befindet, auftreten würde, lag eine Akkreditierung nahe. Vor Ort angekommen, wurden wir gleich, am Eingang von der rauchenden Meute mit Blicken, aufgrund unserer Optik (sexy & cool, haha) ins Kreuzfeuer genommen. An der Tür des „berühmten“ Metropol-Venues musste ich gleich die ausgedruckte Akkreditierung vorweisen, die man sonst nur in der Lanxess-Arena braucht. Und schon stand ich in einer Gitarre. Vorsicht! Hier ist die Bühne, hieß es. Aha, auf diesem Quadratmeter?. Anyway ist eine Bar mit alten Revoluzzern, gestrigen Punks und Ewig-Hippies, wo einem der Geruch von Kopfsocken die auch ordentlich vorhanden waren) und feuchtem Parka, entgegenschlägt. L-förmig angelegt, so dass gerade mal vier Menschen die Musiker bewundern können.

 

thomas allanAuf die Frage was ich trinken möchte, antwortete ich: „ein Ruhrpott-Bier“, und wurde mit der zweiten Frage belohnt, ob es das überhaupt noch gibt. Aaaah…Fachpersonal! Es gab Bier aus Bremen, Hamburg und Flensburg. Nun ja, Essen war ja schon immer als berühmte Hansestadt bekannt. Mit einer halben Stunde Verspätung trat ein zwölfjährig aussehender Bursche, samt Klampfe die „Stage“, der sich Thomas Allan nannte, sich als Neuverwirklichung von Billy Bragg und Bob Dylon verstand und so etwas wie ein Lokal-Matador zu sein schien. Anders kann ich mir den Applaus für diese Darbietung nicht erklären. Die Songs des akustischen Sets waren mir nicht bekannt, was mir aber auch egal war, da Mister Allen stimmlich genau zwei Akzente zu setzen wusste: seine einseitige Gesangslinie und Schreigesang abzusetzen. Prima. Diese Laut-Leise-Taktik können Politiker auch. Mit Zugabe gab es satte fünfundfünfzig Minuten ohne große Aktion aber mit lustigen Ansagen. Warum allerdings der Sound so gewaltig laut war, konnte ich so gar nicht begreifen. Es war das erste Mal, dass ich auf einem akustischen Gig Kopfschmerzen bekam. Irre!

 

louise distrasEtwas Wartezeit musste bei dem immensen Umbau (Vorsicht…Ironie) doch noch akzeptiert werden, bis die Protagonistin zu meinem Erstaunen, auch lediglich mit einer Gitarre bestückt, durch die Zuschauer stakste. Von einem rein akustischen Gig war nirgendwo und zu keiner Zeit, jemals die Rede. Muss man so etwas nicht vorher „fanfreundlicherweise“ ankündigen? Da wäre ich zu Hause geblieben. Wiederum schien das hier niemanden zu wundern oder gar zu stören, denn Lousie Distras wurde mit Euphorie empfangen. Keine Ahnung, wo diese Menschen sonst noch verkehren, aber viel Niveau scheint man nicht gewohnt zu sein, denn Louise war stimmlich alles andere als beeindruckend. Genau wie ihr Vorgänger nutzte sie belanglose Vocals ohne Spannung und schrie sich im Refrain den Hals krumm. Dabei lag sie nicht selten tonal daneben. Dass dieses Vorgehen Kraft kostete, und auf die Stimmbändchen ging, war schnell klar, denn nach sage und schreibe dreißig (!!!) Minuten packte Madame ihre Koffer. Da war die Fahrt hier hin aber länger. Und der Opening-Act spielte um fünfundzwanzig Minuten länger. Absolutes No-Go!!! So ein Verhalten kennt man höchsten von Marilyn Manson. Peinlich berührt und fast sprachlos, was bei mir kaum denkbar ist, verließen wir samt fragenden Blick das Venue und schworen uns, niemals wiederzukommen.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak