VERTEUFELTER HEAVY METAL - Skandale und Zensur in der neueren Musikgeschichte

von Reto Wehrli


„Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit netten Leuten, die es alle nur gut meinten!“ Alice Cooper (It´s Much Too Late). Blendwerk des Leibhaftigen, dem Heavy Metal, wird seit je her eine gefährliche Konspiration zwischen Musik und dem Bösen nachgesagt. Die Folgen dieser Allianz sollen sich in der Verrohung und einem Werteverfall der Westlichen Jugend widerspiegeln. Was für den einen nur harmlose Unterhaltung ist, erzeugt auf der anderen Seite Unbehagen oder gar Angst und ruft seine Gegner auf den Plan. Seien es christliche Gruppierungen, oder die 1985 gegründete PMRC (Parents Music Resource Center), die Reihen all jener, die es sich zum Ziel gemacht haben, die Rock und Metal Musik offen anzuprangern und aktiv gegen sie vorzugehen, ist lang. Folgen des vermeintlich moralischen Kreuzzuges waren mehr oder weniger wissenschaftliche Abhandlungen über Formen der neueren Populärkultur, moderne Hexenprozesse gegen Künstler und öffentliche Verbrennungen von Schallplatten oder die Zensur.

Der Autor Reto Wehrli gibt in seinem Werk „Verteufelter Heavy Metal“ einen fundierten und weitreichenden Einblick in diese Thematik. Im ersten Teil des Buches werden Grundlagen und Geschichte erörtert. Hierbei wird ein Fundus rangezogen, der immer wieder Vergleiche zulässt und klar macht, dass die Opposition gegen Musik und Kunst einen weiten Radius einnimmt. Sei es der geschichtliche Exkurs zur „Entarteten Musik“ im Nationalsozialismus, oder die aktuelle Zensur von Filmen.

Hierbei werden auch die Mechanismen der Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt, die Indizierung und Beschlagnahmung von Medien. Der Einblick in die Psychologie des christlichen Fundamentalismusses leitet das Kapitel „Der Satan kommt von hinten: Backward Maskings“ ein, und thematisiert die Rückwärtsbotschaften auf Tonträgern. Ab Seite 145 folgt eine Auflistung von Büchern wie etwa „Pop-Musik und christliche Lebenshaltung“ oder „Die okkulte Seite des Rock“, die einen kritischen und wissenschaftlichen Diskurs unterzogen werden. Im zweiten Teil des Buches folgen zahllose Falldarstellungen wie etwa Slayer, Ozzy Osbourne, Twisted Sister oder W.A.S.P., neben Heavy Metal Künstlern und Bands finden sich auch hier einige, im Hinblick auf Zensur, relevante Interpreten aus Rock und Pop wieder, wie etwas Chuck Berry, Prince oder Michael Jackson. Abgerundet wird dieses Buch noch durch zahlreiche Bilder von Künstlern oder Plattenmotiven. Sehr gelungen ist auch das Bild auf dem Cover des Buches, eine Interpretation zum „Holy Diver“ Cover von Ronnie James Dio. Das Buch selber ist sehr lesenswert und gibt einen kritischen Einblick, ohne hierbei Dinge zu verklären, so führt es auch die Schattenseiten des Metal auf, wie etwa NS-Black Metal oder sozialdarwinistische Positionen einiger Bands.

 

Buch, 741 Seiten

Verlag: Telos Verlag Münster

Jahr: 2005 (Erweiterte Neuausgabe)

ISBN 3-933060-15-X

 

Fabian Bläckout