Heavy X-Mas Metal Festival

Dietikon (Schweiz), Stadthalle, 13.12.2013

Mainstage : Devils Rage, Death Angel, Pain, Sabaton, Accept, Bullet

2nd Stage: Crown Of Glory, Broken Fate, Dew-Scented, Waco Jesus, Marduk, Grave, Valkyria, Inhume

HEAVY X-MAS FESTIVAL flyerDas letzte große Konzert dieses Jahres fand für mich wieder einmal im Ausland statt (für jeden Basler ist die Reise in die Region Zürich eine Auslandsreise). Ausnahmsweise, und dank des freien Tages, kamen wir vor Türöffnung an der Stadthalle in Dietikon an. Die Veranstalter haben sich wirklich Mühe gegeben, und haben sowohl ein anständiges und variantenreiches Billing, als auch ein gutes und vielfältiges Futtersortiment zusammengestellt. Die Stadthalle in Dietikon erwies sich dabei als ideale Location für dieses Festival. Die Stadthalle ist eigentlich eine Sporthalle mit kleiner Tribüne (die allerdings an diesem Abend nicht zugänglich war), wo normalerweise wohl eher Handball als Metal gespielt wird. Aufgrund der Tatsache, dass die Bühne auf der Gegentribünenseite liegt, hat man eigentlich von überall in der Halle optimale Sicht auf die Bühne. Sehr gute sanitäre Anlagen, das bereits erwähnte gute Futtersortiment, die Größe der Halle und der Bühne und eine geforderte aber mehrheitlich freundliche Security Crew, machten diesen Abend zu einem sehr angenehmen. Da das Festival auf zwei unterschiedlichen Bühnen, der Hauptbühne und einer zweiten im Kellergeschoss stattfand, war es sehr schwierig alle Bands zu sehen, vor allem da sie meist parallel zueinander gespielt haben.

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL devils rage Den Anfang auf der Hauptbühne machte die Berner Band Devils Rage. Als wir in die Halle kamen, hatte die Band ihren Set bereits eröffnet, und die ersten Klänge, die ich zu Gehör bekam, erinnerten mich etwas an Amon Amarth. Glücklicherweise erwies sich der sympathische jedoch manchmal etwas bewegungsarme Opener nicht als Vikinger Kopie, und mochte mit dem thrashlastigen Death Metal sehr wohl zu gefallen. Für mich waren die berndeutschen Ansagen zwischen den Songs zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Band machte ihre Sache recht gut. Es ist immer etwas undankbar, ein solches Festival eröffnen zu müssen, da man kaum bekannt ist, man lediglich 20 bis 30 Minuten Spielzeit hat und die Leute erst am Eintrudeln sind. Daher Daumen hoch für die fünf Jungs, die hier bereits ihren sechzigsten Gig absolviert haben. Ein guter Auftakt, wobei ich die Band gerne wieder mal auf einer Bühne sehen würde.

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL death angelNach einer cirka dreißigminütigen Umbaupause, die wir zur Nahrungsaufnahme und Sichtung des Merchandise Standes im Obergeschoss nutzten, war dann die Reihe an Death Angel, die mich neben Accept hier hergelockt hatten. Ich hatte die Bay Area Thrasher nach dem Release von „The Art Of Dying“ (2004 erschienen) etwas aus den Augen verloren, und ehrlich gesagt hatte ich die Band nach den Besetzungswechseln der letzten Jahre bereits etwas abgeschrieben. Weit gefehlt! Die Kalifornier waren für mich eines der wenigen Highlights des Festivals und bei mir einer der klaren Gewinner. Das Quintett um Schreihals Mark Osegueda und Gitarrero Rob Cavestani bretterte sich mit viel Energie und Aggression durch ihren knapp 60 minütigen Gig, wobei Mark sich mehrfach ausführlich für die Unterstützung über die Jahre hinweg bedankte. Die Songs des bärenstarken neuen Albums „The Dream Calls For Blood“ fügten sich nahtlos in den Set ein und mussten sich in keinster Weise vor den Klassikern wie „The Ultra-Violence“ oder „Mistress of Pain“ verstecken. Der sehr kurzweilige Gig wurde mit dem Bandklassiker „The Ultra-Violence“ abgeschlossen und im Anschluss wurde die Bühne für Pain frei gegeben. Setlist: Left For Dead, Son Of The Morning, Mistress Of Pain, Fallen, Claws In So Deep, The Dream Calls For Blood, Seemingly Endless Time, Thicker Than Blood, Sonic Beatdown, Caster Of Shame, Thrown To The Wolves, The Ultra-Violence.

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL dew-scentedFür Dew-Scented begaben wir uns dann erstmals in den Keller. Eigentlich sah es hier mehr aus wie in einer Zivilschutzanlage, der Sound war jedoch recht gut, und auch eine eigene Bar war vorhanden, so dass man nicht immer nach oben musste, um sich mit Getränken zu versorgen. Die Deutschen lieferten einen amtlichen Gig ab, der sowohl der Band wie auch dem Publikum mächtig Spaß machte. Da die Band sich gewohnt tight, jedoch schneller als geplant durch ihren Set prügelte, blieb sogar Zeit für einen zusätzlichen Song. Dem Publikum war es recht, und so ging ein weiterer kurzweiliger Gig in den Katakomben zu Ende.

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL painAls wir dann die Haupthalle wieder betraten, hatten Pain ihren Set bereits begonnen. Die musikalischen Ergüsse der Band sind in der Vergangenheit komplett an mir vorbei gegangen, und seit diesem Abend weiß ich auch weshalb. Ich hatte in der Vergangenheit echt nix verpasst. Keine Power, keine Bewegung auf der Bühne und eine Mucke zum Einschlafen. Gäääähhhnnnn! Das Spannendste während des Auftritts von Pain spielte sich an Eingang zum Backstagebereich ab: Die Türe sprang auf, herausgeflogen kam ein Typ, gefolgt von zwei Security Leuten. Als dann ersterer auf einen der beiden Kleiderschränke losging, war endgültig vorbei mit lustig und der Provokateur durfte den Rest des Abends an der frischen Luft verbringen.

 

Sabaton sind ein Phänomen, das sich mir nicht richtig erschließen will. Spielte die Band vor fünf Jahren noch im Rock City in Uster vor maximal dreißig Nasen, so füllt sie mittlerweile die größeren Hallen. Wie ich früher an diesem Abend bereits anhand der Anzahl Sabaton-Shirtträgern feststellen musste, war die Mehrheit des Publikums wegen den Schweden nach Dietikon gereist. Wie bereits angemerkt, meine Baustelle ist die nordische Schose nicht. Gingen sie mir bereits in Singen diesen Sommer als Support von Maiden mächtig auf den Zeiger, so haben sie mich auch an diesem Abend innerhalb von zwei bis drei Songs aus der Halle gespielt. Dem Publikum schien es jedoch sehr zu gefallen, und die Stimmung war gar euphorisch, auch wenn ich der Meinung bin, dass das Intro (Europe’s „The Final Countdown“), ihr bester Songs an diesem Abend war. Von der Publikumsreaktionen her ganz klar der Gewinner des Abends. Setlist: Intros (The Final Countdown, The March Of War), Ghost Division, Panzerkampf, White Death, The Price Of A Mile, Gott Mit Uns, Cliffs Of Gallipoli, Carolus Rex, Screaming Eagles, Swedish Pagans, 40:1, The Art Of War, Primo Victoria, Metal Crüe, Outros (Dead Soldier’s Waltz, Masters Of The World).

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL mardukWas tut man in der Not? Man schaut sich Marduk an! Diese spielten parallel zu Sabaton im Untergeschoss der Halle. Auch Marduk sind nicht wirklich meine Baustelle, aber wenn man schon mal da ist, kann man ja mal ein Auge und zwei Ohren drauf werfen. Nach drei Songs hatte ich auch das gesehen. Mit der Frage, warum vereinzelt Leute mit einem Hakenkreuz auf ihrer Kutte dem Gig der nordischen Panzerdivision beiwohnten, möchte ich mich jetzt nicht näher beschäftigen. Schade, dass man solches Gesocks auch an Metalkonzerten ertragen muss. Als dann Sabaton ihren Set endlich beendet hatten, leerte sich die Halle doch zügig. Das mag einerseits damit zusammenhängen, dass es bereits 23:30 Uhr war, und man mit den öffentlichen Verkehrmitteln bald nicht mehr aus Dietikon weg kam, andererseits wohl auch an der Ignoranz gewisser Zuschauer. Hey, ohne Bands wie Accept würde es Combos wie Sabaton gar nicht geben!

 

HEAVY X-MAS FESTIVAL acceptHätte mir jemand vor ein paar Jahren erzählt, dass Accept ohne Udo Dirkschneider funktionieren können, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Seitdem ich die aktuelle Besetzung mit Mark Tornillo am Mikro das erste Mal im Jahre 2010 live gesehen hatte, bin ich jedoch Feuer und Flamme. Der Jersey Boy macht einen verdammt guten Job, sowohl als Sänger als auch als Frontmann! So auch heute. Der ein oder andere verdaddelte Einsatz sei dem sympathischen Sänger an diesem Abend verziehen. Nach einer nie enden wollenden Umbaupause nach Sabaton, stieg das Quintett mit zwanzig Minuten Verspätung wie gewohnt mit „Hung, Drawn and Quartered“ vom aktuellen Album „Stalingrad“ in ihren Set ein. Der Sound war gut, die Lautstärke auch vorne erträglich und die Band legte wie immer eine natürliche Spielfreude an den Tag, so dass man im Publikum eigentlich nur zufriedene Gesichter im Publikum sah. Angetrieben von Stefan’s Powerdrumming hämmerte sich die Band gewohnt souverän durch ihren 90 minütigen Set, bestehend aus einer sehr guten Mischung an Klassikern und neueren Nummern, die sich alle nicht hinter den Hits der 80ern verstecken müssen. Generell fällt mir kaum eine andere Band ein, die mit ihrem Comeback wirklich nahtlos an die Klassiker der Bandgeschichte anknüpfen konnte. Zeitgemäße Songs zu schreiben, die sich mit den Klassikern messen können, ist ein schwieriges Unterfangen, das dem Duo Hoffmann/Baltes jedoch ausgezeichnet gelungen ist. Respekt! Speziell die beiden Hauptsongwriter zogen mit ihren Showeinlagen immer wieder die Augen auf sich. Die Zeit verging in den HEAVY X-MAS FESTIVAL acceptersten Reihe wie im Fluge und so wurde nach gut einer Stunde der offizielle Set mit „Fast As A Shark“ beendet. Obwohl sich die Halle zur nachmitternächtlichen Stunde bereits amtlich geleert hatte (kopfschüttel...), konnte die verbleibende Menge die Band zu drei weiteren Songs auf die Bühne locken. Nach dem obligaten „Balls To The Wall“ war dann endgültig Feierabend, die Band ließ sich gebührend feiern und verabschiedete eine zufriedene und ausgepowerte Fangemeinschaft. Für mich, neben den überraschenden Death Angel, das erwartete Highlight des Abends. Die Band ist und bleibt das deutsche Metalurgestein, das man sich immer wieder gern anschaut. Wobei man nie enttäuscht wird! Ich hoffe, dass bei der nächsten Tour auch wieder mal andere ältere Songs (z.B. Songs von „Russian Roulette“) zum Zuge kommen werden. Jegliche Kritik an der Setlist bliebe allerdings Jammern auf sehr hohem Niveau. Setlist: Hung, Drawn and Quartered, Hellfire, Restless and Wild, Losers and Winners, Stalingrad, Breaker, Shadow Soldiers, Bucket Full Of Hate, Bulletproof, Pandemic, Princess Of The Dawn, Up To The Limit, Fast As A Shark, Metal Heart, Teutonic Terror, Ball To The Wall.

 

Wer nach Accept auf die Bühne muss, hat es nie leicht. Wenn es dann auch noch nach um halb zwei Uhr morgens geschieht, die Halle fast leer und die verbliebende Meute bereits ausgepowert ist, wird es doppelt schwierig. Na ja, die Schweden von Bullet gaben ihr bestes (wie immer), aber auch uns konnten sie nicht mehr halten, hatten wir doch noch eine einstündige Heimfahrt vor uns. Das war nicht weiter schlimm, da ich die Band bereits einige Male gesehen hatte und auch kein hartgesottener Anhänger der Nordlichter bin. Wie dem auch sei, die Band hätte trotzdem etwas mehr Beachtung verdient gehabt. Setlist: Rush Hour, Turn It Up Loud, Full Pull, Stay Wild, Rolling Home, Highway Pirates, Rambling Man, Dusk ‘til Dawn, Bite The Bullet. Alles in allem ein schönes Festival, das hoffentlich nächstes Jahr mit einem ähnlich variablen und guten Billing eine Fortsetzung finden wird. Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder keine Frage.



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann