Christmas Metal Symphony

Bochum, Ruhrcongress, 18.12.2013

CHRISTMAS METAL SYMPHONY flyerMit Chuck Billy, Michael Kiske, Udo Dirkschneider, Floor Jansen, Joacim Cans und Joey Belladonna, Metalforce und dem Magnus Opus Rockestra.

Wie der Name schon erahnen ließ, ging es an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht um ruhige und besinnliche Klänge. Zumindest nicht überwiegend. Wer vorab schon mal in die Liste der anwesenden Stimmgewalten schnupperte, wusste sehr schnell, dass es auch mal etwas lauter werden könnte. Auf die Kombination Metal meets Orchester waren viele gespannt. Zumal die Show in Bochum auch erst die zweite der Tour war und man nicht wirklich wusste, was einem nun erwartet. Recht pünktlich ging es dann los. Leider war der Bochumer Ruhrcongress nur mit knappen 350 Köpfen gefüllt und somit recht leer. Schade eigentlich. Vielleicht lag es daran, dass das Konzert an einem Mittwoch stattfand, und viele neben ihrem Alltagsstress mit den Vorbereitungen des unverhofft angaloppierenden Weihnachtsfestes beschäftigt waren.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY chuck billyNach einer besinnlichen Einführung mit dem Magnum Opus Rockestra und dessen unterstützenden Musikern Marcel Cohnen & Jord Otto an den Gitarren, Johan van Stratum am Bass, Arien van Weesenbeek an den Drums, sowie den beiden Keyboardern Ruben Wijga und Jeffery Revet, begrüßte das Publikum den ersten großartigen Gast des Abends, Mister Chuck Billy (Testament). Ich durfte Testament bereits im letzten Jahr auf dem Metalfest an der wunderschönen Loreley genießen, von daher war ich darauf vorbereitet, was Chuck uns bescherte. Aus dem Präsentkoffer des Abends zauberte er mit “More Than Meets The Eye” und “Souls Of Black” zwei schön verpackte und kraftvoll interpretierte Testament Kracher hervor. Somit war abzusehen wie der Abend musikalisch verlaufen würde, und die freudige Meute wurde schon mal eingestimmt. Die vom Weihnachtsstress geplagten Knochen musste man erst einmal wieder in Gange bekommen. Auch die Stimmbänder waren noch nicht wirklich gelockert. Bei dem ein oder anderen fehlte auch noch ein Bier. Trotz viel Platz in der riesen Halle standen jedoch die meisten Besucher mittig vor der Bühne verteilt und tummelten sich weniger hinten oder saßen auf dem Boden. Chuck erntete gebührenden Beifall, ehe er den nächsten Gast des Abends auf die Bühne bat, Michael Kiske.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY joacim cans & michael kiskeUnd welche Präsente hielt holy Michael Kiske (Unisonic, ex-Helloween, Foto rechts) für uns bereit? Natürlich ein paar erlesene Helloween Hits! “March Of Time” und “Longing” erreichten die Besucher schon ziemlich gut, die Post ging jedoch richtig ab, als Kiske “I Want Out” anstimmte. Stimmlich überzeugte Kiske wieder auf ganzer Bahn nach seiner Krankheit. Doch leider kam langsam die Frage auf, wofür eigentlich das Orchester mitgebracht worden sei. Wenige Songs wurden mit dem Orchester gespielt, vereinzelnd waren die Kontrabässe in Aktion, was wirklich für einen grandiosen Bass sorgte, aber so richtig war die Menschenschar auf der Bühne nicht beteiligt und wenn, dann etwas zu leise.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY johanDie aufgeheizte Stimmung, die Kiske erreichte, sollte jedoch nicht wieder abkühlen. Als nächsten Gast des Abends wurde Udo Dirkschneider (U.D.O., ex-Accept) regelrecht abgefeiert. Dieser genoss seinen Applaus und die Zurufe sichtlich und schmunzelnd mit bekannt kessen Sprüchen. Mit Songs wie U.D.O.’s “They Want War” und den Accept-Knallern “I’m A Rebel” und “Metal Heart”, das übrigens wundervoll von dem Orchester begleitet und umgesetzt wurde, gewann Udo fast jede Stimme im Raum für sich. Bevor der nächste Künstler auf die Bühne gerufen werden sollte, begrüßte das Publikum jedoch erneut Chuck Billy, der uns einen weiteren Testament Song namens “Practice What You Preach” schenkte. Das zweite Highlight des Abends neben “Metal Heart”. Als kleine Pauseneinheit durfte das Magnum Opus Rockestra einmal wieder in Aktion treten.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY floor jansenAn so einem Abend, zwischen den ganzen röhrenden Kerlen darf natürlich auch der Ladyfaktor nicht zu kurz kommen. Frauenquote muss sein. So durften die 350 Anwesenden als weiteren Gast die hübsche Floor Jansen auf der Bühne begrüßen. Diese entführte uns mit “My Pledge Of Allegiance” in ihre After Forever-Vergangenheit, bei der sie Gitarrist Jord Otto gesanglich unterstützte. Ein weiterer Ohrenschmaus dieses Abends präsentierte uns Floor mit dem Heart Cover “Alone”, und bewies damit mal wieder ihr unglaubliches Können, ehe sie uns mit dem Nightwish Klassiker “Nemo” in die Neuzeit entführte und anschließend das Mikro an Joacim von Hammerfall übergab.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY joacim cansAuf Joacim Cans war ich besonders gespannt. Die letzte Live-CD von Hammerfall “Gates of Dalhalla” schnitt bei mir stimmlich nicht so berauschend ab, drum war ich natürlich besonders neugierig, wie er sich heute Abend in dieser Reihe von Stimmgiganten behaupten würde. Und was tat der Mann? - Überzeugen auf ganzer Linie! Stimmlich voll da und ziemlich gut drauf performte er die Hammerfall Hits “Hearts On Fire” und “Last Man Standing” absolut professionell. Mein Eindruck wurde somit wieder relativiert. Joacim Cans kann’s! Durch waren wir an diesem Abend aber noch nicht.

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY belladonnaDer nächste Gast auf der Bochumer Ruhrkongress Bühne hatte es in sich: Joey Belladonna von Anthrax. Joey war mein Favorit des Abends. Was eine Show. Schon als der Black Sabbath Song “Heaven And Hell” anspielte, war das Publikum außer sich. Als Belladonna dann die ersten Zeilen “Sing Me A Song, You’re A Singer!” in Perfektion und Kraft schmetterte, war die Gänsehaut da und legte sich bei “Antisocial” und “Madhouse” auch keineswegs wieder ab. Als weiteren Ohrenschmaus bescherte uns Joey dann “Highway To Hell” von AC/DC. Was ein Typ! Für mich stand nach diesem Abend fest, ich muss Anthrax unbedingt noch mal live sehen. Alle Daumen hoch! Tiptop!

 

CHRISTMAS METAL SYMPHONY floor jansen & joacim cansAnschließend betrat nochmals Floor Jansen die Bühne. Diesmal im wunderschönen Abendkleid und den erklärenden Worten, dass nun ein etwas anderer Ton, sehr weit entfernt von “Highway To Hell” folgen würde. In Begleitung des Orchesters entführten uns Floor und Joacim Cans zu “The Phantom Of The Opera”. Nach diesem fesselnden Beitrag kamen wir dann auch schon zum letzten Song für den alle Künstler erneut die Bühne betraten und zusammen “Silent Night”, allerdings ohne Joey Belladonna sangen. Leider folgte keine Zugabe. Nach ganz knappen neunzig Minuten gingen die Lichter an und die Show war gelaufen. Und das war bei einem Abendkassenpreis von 50 € schon ziemlich happig und ernüchternd. Dennoch eine klasse Show und Idee, die aber, was die Umsetzung in Bezug auf die Beteiligung des Orchesters anging, durchaus verbesserungswürdig war. Kurz vor 22:00 Uhr wurden die letzten Besucher aus dem Ruhrcongress gefegt und die Türen verschlossen. Eine Uhrzeit, zu der die meisten Rock- und Metalkonzerte erst ihren Höhepunkt erreichen. Abräumer des Abends war eindeutig Joey Belladonna, der bei mir einen bleibenden Eindruck hinterließ.



Autor: Denise Schokolowski - Pics: Denise Schokolowski