MIDNIGHT ODYSSEY - Bis die Zeit reif ist


Vor ziemlich genau zwei Jahren, als ich gerade neu bei CROSSFIRE war, wurde mir ein Interview mit Midnight Odyssey aufgeschwatzt, nachdem ich das „Funerals From The Astral Sphere“-Album gehörig abgefeiert hatte. Seitdem tummelte sich Alleinunterhalter Dis Pater in zwei weiteren Projekten, die nun mit der Hauptband eine 3er-Split-CD veröffentlicht, und direkt danach das Zeitliche gesegnet haben. Wieso Dis Pater gleich drei Soloprojekte hatte, die alle Ambient Black Metal spiel(t)en und warum er einfach keine Menschen mag, erfahrt ihr hier:

MIDNIGHT ODYSSEY logoDaniel: HELL-o Dis Pater! Knapp zwei Jahre ist unser Interview für CROSSFIRE nun schon her. Wie die Zeit vergeht… Lass uns mal Revue passieren, was nach der Veröffentlichung von „Funerals From The Astral Spheres“ so alles passiert ist. Zunächst hattest Du ja ein Album mit Tempestuous Fall gemacht („The Stars Would Not Awake You“). Wieso hast Du damals gesagt, dass das Dein „Geheimprojekt“ war?

Dis Pater: Zu dem Zeitpunkt wollte ich noch nicht mehr darüber preisgeben. Es hat sich zu sehr von Midnight Odyssey unterschieden. Ich behalte meine Musik lieber für mich, bis alles vollendet ist und auch über meine Entscheidungen, egal ob thematisch oder musikalisch, bewahre ich Stillschweigen, bis ich der Meinung bin, dass die Zeit reif ist.

Daniel: Sowohl mit The Crevices Below, als auch mit Tempestuous Fall hat es jeweils nur zu einem Album gereicht. Warum?

Dis Pater: Rein musikalisch gesehen wäre noch weitaus mehr drin gewesen, aber drei Projekte gleichzeitig am Laufen zu halten, war doch zu zeitaufwendig und hinderlich für die künstlerische Freiheit bei Midnight Odyssey. Ich mag es, viele verschiedene musikalische Einflüsse auf meinen Alben zu verarbeiten und ich habe gemerkt, dass ich das eine oder andere Riff verwerfen musste, weil es den anderen Projekten zu sehr ähnelte. Ich mag die Freiheit beim Komponieren. Und allein daran zu arbeiten, vereinfacht da vieles. Aber ein Teil dieser Freiheit ist es auch, zu erkennen, wann man zu viel auf einmal macht.

Daniel: In diesem Jahr erschien dann die Split-CD von Midnight Odyssey und Aeon Winds, bei denen Du auch mal aktiv gewesen sein sollst. Welche Funktion hattest Du bei diesem Projekt? Und wie kam der Kontakt überhaupt zustande? Immerhin kommt der Herr Svarthen ja nicht wie Du aus Australien, sondern aus der Slowakei…

Dis Pater: Ich kam durch den Emperor-Tribute-Sampler mit Svarthen in Kontakt, weil wir beide mit unseren Projekten darauf vertreten waren. Tryzna Productions, die den Sampler veröffentlicht haben, haben ihren Sitz in der Slowakei. Sie haben eine Menge Arbeit darin investiert, zwei Jahre lang oder so, aber das Mindeste, was ich tun konnte war, ihnen und auch Svarthen zu danken, dass sie dieses Split-Album ermöglicht haben. Als alles schon längst beschlossene Sache war, vergingen noch Monate, bis das Teil endlich draußen war. Offiziell war ich gar kein Mitglied bei Aeon Winds, sondern nur Gastsänger. Im Gegenzug hat Svarthen dafür einen Gastauftritt als Sänger für Midnight Odyssey beigesteuert. Ich habe ihn Anfang des Jahres mal in der Slowakei besucht, was für mich auch eine tolle Erfahrung war!

Daniel: Ebenfalls in diesem Jahr gab es die 3er-Split-CD mit Midnight Odyssey, The Crevices Below und Tempestuous Fall. Hierbei soll es sich um ein Konzeptalbum handeln. Worum geht es genau? Wie kamst Du überhaupt auf die Idee, quasi mit drei Combos an nur einem Konzeptalbum zu arbeiten?

Die Pater: Das Konzept des Albums basiert auf den traditionellen Griechischen und Lateinischen Flüssen der Unterwelt, vermischt mit einigen Einflüssen von Dante. Die Idee war, zu jedem dieser Flüsse einen Song zu schreiben; außerdem auch einen für Charon, der sie befahren hat. Die Idee, alle drei Projekte zu involvieren, kam daher, dass jedes Projekt für etwas Anderes steht, und ich wollte mal probieren, ob ich es schaffe, etwas Gescheites mit allen drei Projekten auf die Beine zu stellen. I, Voidhanger Records fanden die Idee klasse; also habe ich mich an die Arbeit gemacht.

MIDNIGHT ODYSSEY dis paterDaniel: Diese Split-CD erweist sich bei genauem Hingucken als Mogelpackung! Denn alle drei vertreten Bands sind Deine Soloprojekte, die Du alle im Alleingang führst! Worin liegen für Dich genau die Unterschiede zwischen allen drei Projekten, mit denen Du ja, streng genommen, ausschließlich Ambient Black Metal machst?

Dis Pater: Haha! Ja, richtig: Streng genommen ist es natürlich keine Split-CD mit drei verschiedenen Bands, sondern es ist lediglich ein Konzeptalbum, an dem gleich alle drei meiner Projekte involviert sind. Die groben Unterschiede könnte man kurz so zusammenfassen: Midnight Odyssey ist eine Mischung aus Ambient und Black Metal. Textlich geht es um spirituelle Dinge, den Kosmos und die Zerstörung durch den Sternenhimmel. The Crevices Below behandelt dagegen eher das Abgründige. Die Texte sind aus der Perspektive eines Hauptcharakters in der Musik geschrieben, der den Himmel noch niemals in seinem Leben gesehen hat. Das Projekt hat auch weniger Schlüssel und Blastbeats, dafür aber mehr Bass und cleane Gitarren. Tempestuous Fall Funeral Death-/Doom, zwar atmosphärisch, ja, aber eher um ein irdisches Grab herum heimisch.

Daniel: Die Split-CD bedeutete gleichzeitig auch den Tod von The Crevices Below und Tempestuous Fall. Warum mussten beide Projekte nun daran glauben? Und was macht Midnight Odyssey, Deiner Meinung nach, stärker als den Rest?

Dis Pater: Seit ich mit dem Schreiben der Songs für die Split-CD begonnen habe, steht eigentlich schon fest, dass es das Ende beider Projekte einläuten würde. Ja, es stimmt schon, dass es ungewöhnlich ist, nach nur einem Album und einem Konzeptalbum aufzuhören, aber ich glaube, beide haben ihren Zweck erfüllt und erlauben mir nun, etwas anderes zu tun. Midnight Odyssey haben einfach nur deshalb überlebt, weil es das älteste dieser drei Projekte war. Stilistisch war es auch immer offener als die anderen. Ich war dort nie so eingeschränkt und konnte meine kreativen Ideen dort einfach besser ausleben.

Daniel: Wie kommt es eigentlich, dass Du alles immer im Alleingang betreibst? Kommst Du mit anderen Menschen im Proberaum nicht zurecht? Oder findest Du einfach nicht die Leute, mit denen Du auf einen gemeinsamen Nenner kommen kannst?

Dis Pater: Ich mag einfach keine Menschen… Nein, im Ernst: Mir geht es vor allem um die Spontanität. Ich habe alles Nötige bei mir zu Hause. Wenn ich also eine spontane Idee habe, greife ich mir einfach die Gitarre oder das Keyboard und lege los. Die Effekte sind vom jahrelangen Spielen automatisch richtig eingestellt. Ich weiß einfach, wie es für mich am besten funktioniert. Ich muss es niemandem zeigen und ihn nach seiner Meinung fragen. Ich muss nicht darauf warten, bis der Schlagzeuger endlich alles spielen kann und ich muss auch nicht viel Zeit und Geld in Proben und Studioaufnahmen investieren. Weil, wenn ich eine Idee habe, kann ich sie sofort aufnehmen und so viel Zeit dafür investieren, wie ich will, bis ich der Meinung bin, dass alles richtig ausgearbeitet ist. Ich will da so unabhängig wie nur möglich sein, und das funktioniert halt echt am besten, wenn ich allein an meinem Soloprojekt arbeite.

Daniel: Wie sehen Deine Zukunftspläne mit Midnight Odyssey aus? Wie lange wird man auf ein komplettes neues Album warten müssen? Und planst Du wieder mal weitere Soloprojekte für zwischendurch?

Dis Pater: Neue Projekte sind jederzeit möglich. Ich habe schon wieder ein paar Ideen. Ob ich dafür aber ein neues Projekt gründen muss, weiß ich noch nicht genau. Es könnte aber sein. Zudem arbeite ich gerade hart am nächsten Midnight Odyssey-Album. Es wird auch wieder ein Doppelalbum werden und wird auch einige Fragmente meiner soeben zu Grabe getragenen Projekte beinhalten. Ein Datum für die Veröffentlichung kann ich zwar noch nicht festlegen, denn ich habe damit noch alle Hände voll zu tun!

Daniel: OK, Dis Pater! Die letzten Worte gehören Dir!

Dis Pater: Danke nochmal für Deine jahrelange Unterstützung!

http://www.midnight-odyssey.com/





Autor: Daniel Müller