POISON - INTO THE ABYSS


Label:MIDIAN CREATIONS
Jahr:1987 / 1993
Running Time:32:47
Kategorie: Classics
 

POISON bandDas Wort Poison weckt bei Metallern viele Assoziationen: Der Alice Cooper-Song, der Venom-Song, die Glamrockband aus den USA, …usw. Bei diesen Poison handelt es sich jedoch um eine deutsche Thrash Metalband, die von 1982 bis 1987 existierte und in dieser Zeit vier Demos veröffentlichte: „Sons Of Evil“ (1984), „Bestial Death“ (1985), „Awakening Of The Dead“ (1986) und „Into The Abyss“ (1987). Während man die ersten drei Demos im Proberaum mitgeschnitten hatte, ist man für „Into The Abyss“ in ein richtiges Studio gegangen. Das Tape wurde in Eigenregie vertrieben. Zu einer Vinylveröffentlichung kam es aber erst ganze fünf Jahre später. Woran hat es gelegen? Das ist heute nur sehr schwer nachzuvollziehen, vor allem, wenn man bedenkt, wie viele deutsche Thrash Metalbands zu dieser den großen Durchbruch geschafft haben. Aber ähnlich wie Outrage, die zur selben Zeit aktiv und in derselben Region ansässig waren, haben auch Poison kaum Beachtung gefunden. Heute reden viele Black Metaller über die Combo und suchen ihre Demos. 1987 hatten sich Poison jedenfalls zusammen gerauft und vier Songs mit besserem Sound in einem richtigen Studio verewigt. Der Opener „Alive (Undead)“ war bereits auf ihrem zweiten Demo „Bestial Death“ und landete später zusammen mit „Yog-Sothoth“ auf dem dritten Demo „Awakening Of The Dead“. Die beiden Tracks „Slaves Of The Crucifix“ und „Sphinx“ waren neu. Die Tracks waren auf dem 1987er Tape in einer anderen Reihenfolge enthalten als auf der LP. Ich halte mich mal an die LP, die heute rar und teuer ist und auf Metalbörsen um 200 € kostet. „Alive (Undead)“ wird von dem kurzen Akkustikintro „Requiem“ eingeleitet und verheißt noch nichts Böses. Aber dann bricht die Hölle los. Schnelle Gitarren und ungestümes Gerumpel lassen die holprigen Anfangstage von Kreator, Sodom und Kreator fast vergessen, was aber nicht heißen soll, dass das hier schlecht ist. Wild und ungestüm, roh und ungeschliffen ballert man sich mit purer Besessenheit durch die vier Songs. Der sehr krasse, hart phrasierte Gesang erinnert fast an Sarcofago oder Tormentor. Das Tempo ist auch bei über sieben Minuten Spielzeit fast durchgehend hoch. Erst beim Refrain begibt man sich ins Midtempo, drückt den Hörer aber trotzdem völlig an die Wand. Auch „Slaves Of The Crucifix“ beginnt zunächst ruhig, nur um dann wieder von den Toten zu erwachen. Lange geht es im Midtempobereich weiter. Das beschwörende Riff lullt den Hörer ein. Auch dieser Song ist mit neuneinhalb Minuten richtig lang. Es gibt viele Breaks, die Spannung erzeugen und natürlich wieder viel hohes Tempo und völlig kranken Gesang. Das mitreißende Headbangerriff in der Mitte erinnert an Sodom zu „Agent Orange“-Zeiten, die aber erst zwei Jahre später rauskam. Beim achtminütigen „Sphinx“ gibt es kein Intro, sondern sofort auf die Glocke. Wieder fühlt man sich an Sodom erinnert. Das messerscharfe Riff erzeugt unheimlich viel Druck. Es folgt ein Kreator-mäßiges Break und wieder Uptempo. Das abschließende „Yog-Sothoth“, das natürlich wie viele andere Poison-Songs auch auf H.P. Lovecraft basiert, macht den Abschluss. Auch dieser Track besticht mit über sieben Minuten, wie alle anderen enthaltenen Songs, mit Überlänge. Es beginnt doomig und schwer. Der Gesang ist wieder völlig irre. „Yog-Sothoth“ bleibt von allen Songs eigentlich am besten hängen. Er beginnt als typischer Thrasher und enthält im Refrain ein sehr rockiges Riff, das mich total an „Sirens“ von Savatage erinnert. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, wie extrem Poison ansonsten zu Werke gingen. Das gesamte Mini-Album, das weit über eine halbe Stunde hinaus dauert, besticht durch räudigen Undergroundsound, Untightness, Brutalität und Schnelligkeit, die nicht zuletzt natürlich auch durch die Überlänge aller Songs (sieben bis neun Minuten) besticht. Poison haben einen unsterblichen Klassiker abgeliefert, der sowohl Black- als auch Thrash Metalfans gefallen sollte. Warum heute kaum einer mehr über Poison redet, ist absolut unverständlich!

Tracklist:
Alive (Undead)
Slaves Of The Crucifix
Sphinx
Yog-Sothoth

Armin "Virgin Slaughter" Weber - Vocals
Uli "Angel Of Death" Hildenbrand - Guitars
Andy "Incubus Demon" Krampute - Bass
Alex "Witchhammer" Gilliar - Drums

 

 

 

 

 

 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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